Zwölferköpfl (1656 m) über Mineckergrat
Weglose Bergtour
Der Aufstieg über den Mineckergrat zum Zwölferköpfl ist eine der einsamsten Routen im Estergebirge. Echte Wildnisfans kommen bei dieser anspruchsvollen, weglosen Gratwanderung voll auf ihre Kosten. Genusswanderer dürften das Ganze dagegen eher als Schinderei empfinden.
Stand:

Tourcharakter und Schwierigkeit
Die größte Herausforderung dieser Bergtour liegt in der Orientierung. Zwar gibt der Mineckergrat die grobe Richtung vor, doch die kleinräumige Geländebeurteilung bedarf viel Erfahrung mit weglosen Touren. Bewaldung, Gestrüpp, Felsstufen sowie Steilgrasschrofen führen dazu, dass man oft keinen rechten Überblick hat, wie es hinter der nächsten Ecke weitergeht. Einzelne kurze Kletterstellen am Mineckergrat erreichen den II. Grad und sind durchaus ausgesetzt. Das Absturzrisiko in den steilen Passagen ist hoch. Deshalb keinesfalls bei Nässe oder gar Schnee unternehmen!
Technisch etwas einfacher als der Mineckergrat ist die sich daran anschließende Überschreitung des Zwölferköpfls mit Abstieg ins Pustertal. Die Ier-Stellen dort sind unproblematisch und es gibt zumindest teilweise einen deutlichen Steig.
Bitte unbedingt beachten, dass es bei dieser Tour besonders wichtig ist, zu Hause jemanden über die geplante Route zu informieren und zwischendrin auch mal Rückmeldung zu geben. Außerdem möglichst nicht allein machen.
Wegbeschreibung
Zum Parkplatz an der Urlaine
Wir begeben uns zunächst auf der Bahnhofstraße ins Dorfzentrum von Eschenlohe und überqueren die Loisachbrücke. Drüben dann geradeaus in die Krottenkopfstraße und kurz vor dem Wengererhof rechts in die Schellenbergstraße. Am Waldrand hinten befinden sich ein Wanderparkplatz neben einem großen Holzlagerplatz1. Dort nicht weiter zur Urlaine laufen, sondern spitz links auf die Forststraße ins Estergebirge abzweigen.
Einstieg zum Mineckergrat

Am einfachsten folgt man ab dem Holzlagerplatz einen guten Kilometer dem beschilderten Weg ins Pustertal. An der nächsten Gabelung erst einmal rechts. Das ist die Route über den Hahnbichlsteig. Bald schneidet der Wanderweg eine Forststraßenschleife ab. Gleich danach muss man rechts auf einen untergeordneten Forstweg wechseln, der durch den Hang quert.Etwas kürzer, jedoch kaum schneller, wäre der weitgehend weglose Aufstieg direkt vom Holzlagerplatz durch den Wald.Wenn sich der Forstweg aufspaltet, den unteren Ast nehmen. Er verjüngt sich schnell zu einem Trampelpfad, der aber nach ein paar Schritten an der Abbruchkante zum Archtal endet. Also wieder ein Stück zurück bis zum Forstweg.
Mineckergrat

Am Ende des erwähnten Forstwegs geht es links den locker bewaldeten, grasbewachsenen Hang hinauf. Der Rücken ist noch recht breit, so dass man den steilen Stellen rechts oder links ausweichen kann. Zum Teil sind spärliche Spuren zu sehen. Wer bereits am Anfang Probleme hat, sollte besser umkehren. Über dem ersten Aufschwung präsentiert sich der Mineckergrat2 zunächst von seiner sanften Seite. An einem mit Farn und Bärlapp bewachsenen Platz hat man einen guten Blick hinüber zum Zundereck und Zunderkopf, zwei ebenfalls sehr einsame Gipfel. Kurze Zeit später zieht sich der Grat plötzlich zusammen, wodurch er zusehends luftiger wird. Nun kommt die schwierigste und gefährlichste Passage. Zwei kleine Felsstufen (II) müssen abgeklettert werden. Die erste Stufe ist mehrere Meter hoch, die zweite nur mannshoch.Es gäbe zu dieser Kletterei alternativ einen von Frank Steiner entdeckten Wildwechsel in der Südflanke, der jedoch kaum weniger gefährlich erscheint.Auf die Kletterstellen folgt felsdurchsetztes, heikles Steilgras. Bald wird der Grad dann einfacher. Gestrüpp und umherliegende Stämme machen das Vorankommen allerdings bis zuletzt beschwerlich.
Zwölferköpfl

Bei der versteckten, heimeligen Lichtung der verfallenen Mineckhütte3 weitet sich das Gelände und gibt den Blick frei auf die zerklüftete Archtalwand, die über dem Kistenkar emporragt.
Von links taucht ein regelmäßig genutzter Steig auf, der bis zum Gipfel führt. Er kommt vom Hahnbichlsteig herauf, über den wir später zurückwandern. Gleich hinter der Lichtung versperrt ein Felskopf den Weg. In der Mitte besitzt er einen Spalt, durch den man problemlos nach oben schlüpft. Danach schlängelt sich der Steig bei bester Aussicht im Krummholz um ein paar Ecken herum zum Gipfel des Zwölferköpfls4.
Ins Pustertal

Am latschenbewachsenen Südgrat des Zwölferköpfls gibt es einen freigeschnittenen Steig, der in eine markante Scharte zu Füßen der Hohen Kisten hinableitet. In der Scharte drängt uns eine aufschießende Wand aus Hauptdolomit in brüchiges Schrofengelände ab. Nach der kurzen Kraxeleinlage wird es schnell wieder einfacher.
Über jede Menge Geröll kann man nun ins Pustertal absteigen. Nicht vergessen, vorher nach der besten Route Ausschau zu halten. Ein kleiner, manchmal ausgetrockneter Tümpel neben dem unscheinbaren Hinteren Kopf5 dient als Orientierungspunkt. Das Latschenfeld rechts unbedingt meiden. Der Richtung treu bleibend geht es anschließend durch den Wald. Nach einem Bachbett wird dann der markierte Wanderweg erreicht, der in wenigen Minuten zum Pustertal-Jagdhaus6 führt. Früher war das eine Alm, die zum Weiler Wengwies gehörte.
Abstieg auf dem Hahnbichlsteig
Bald nach dem Pustertal-Jagdhaus kann man links den markierten Hahnbichlsteig7 nehmen.Der alternative Abstieg geradeaus über die Forststraße wäre etwas weiter, jedoch bequemer und letztlich sogar schneller.Entgegen seinem Namen kann der Hahnbichlsteig die vielen Forststraßen am Schellenberg nicht komplett vermeiden. Bei Nässe sind einzelnen Stellen unangenehm morastig. Die Wegführung ist ab dem Gebiet der ehemaligen Schellenbergalm unter dem Elferköpfl recht verwirrend, aber zum Glück stehen an den vielen Abzweigungen überall Schilder. Sonst wäre glatt noch der ein oder andere Verhauer möglich. Unten kommt man wieder beim Holzlagerplatz heraus.