Staufen-Überschreitung (1782 m)
Bergtour vom Zwiesel zum Hochstaufen
Die Überschreitung der Staufengruppe vom Zwiesel zum Hochstaufen ist eine der spannendsten Bergtouren in den Chiemgauer Alpen. Fast könnte man sich auf dem felsigen Kamm mitten im Hochgebirge wähnen, wäre da nicht der freie Blick hinaus auf das hügelige Alpenvorland.
Stand:

Schon von Weitem beeindruckt die Staufengruppe mit ihrem wuchtigen Erscheinungsbild und den felsigen Gipfeln. Gut 1300 Höhenmeter ragt sie über dem Chiemgauer Alpenvorland empor. Für eine Bergkette der ersten Reihe ist das beachtlich.
Die Hauptgipfel der Staufengruppe sind aus hellem Wettersteinkalk aufgebaut. Der bewaldete Sockel besteht überwiegend aus Alpinem Muschelkalk. Dieser ansonsten vor allem im Karwendel verbreitete Aufbau verleiht der Gebirgsgruppe einen recht alpinen Charakter.
Die steilen, felsigen Hänge boten wenig Raum für die Almwirtschaft, so dass es im zentralen Teil abgesehen von den wenigen Steigen kaum menschliche Eingriffe gibt.
Die sicher interessanteste Möglichkeit, um das Staufenmassiv zu erleben, ist die Überschreitung vom Hinterstaufen über den Mittelstaufen zum Hochstaufen. Wegen des tiefen Einschnitts zwischen Hinterstaufen und Mittelstaufen wird die Überschreitung allerdings nicht sehr häufig unternommen. Knapp 350 Höhenmeter muss man zur Roßscharte abgeben. Da fallen die anderen Gegenanstiege kaum mehr ins Gewicht. Wenn einem das viele Auf und Ab aber nichts ausmacht, dann darf man sich über eine wirklich vielseitige und aussichtsreiche Bergtour freuen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Bei der Staufen-Überschreitung handelt es sich um eine ausgesprochen anstrengende Bergtour, die über mehrere Stunden trittsicheres, konzentriertes Gehen erfordert. Die ersten Drahtseile und Eisenklammern hat man bereits am Gamsknogel zwischen den Fingern. Es folgen mehrere klettersteigartige Passagen sowie kurze ungesicherte Kletterstellen. Mitunter ist es ein bisschen luftig, aber nie wirklich heikel.
Bei dem vielen Auf und Ab fällt die korrekte Berechnung der Höhenmeter schwer. Wie Manfred Bromba richtig anmerkt, könnten die tatsächlichen Höhenmeter die oben berechneten sogar noch übersteigen.
Bitte unbedingt beachten, dass es am Kamm kaum Rückzugsmöglichkeiten gibt, wenn das Wetter umschlägt. Also keinesfalls bei Gewitterneigung unternehmen.
Wegbeschreibung
Von Inzell nach Einsiedl
Wir begeben uns von der Bushaltestelle in den Ortskern von Inzell, wo es bei der Kirche eine Unterführung gibt. Auf der anderen Seite geht es neben der Adlgasser Straße Richtung Osten aus dem Ort hinaus. Später an einer Linkskurve geradeaus nach Breitmoos halten und hinter Breitmoos den Feldweg links nach Einsiedl einschlagen. Das pittoreske Gehöft von Einsiedl1 mit der gotischen Nikolauskirche ist der eigentliche Ausgangspunkt für die Staufen-Überschreitung. Der hatscherte Anmarsch von Inzell wäre damit geschafft.
Zur Kohleralm

In Einsiedl wenden wir uns zum Waldrand und folgen der Beschilderung zum Gamsknogel. Es sticht ein gelbblaues Symbol ins Auge, das eine so genannte SalzAlpenTour bezeichnet und uns bis zur Kohleralm begleitet. Etwa auf halber Höhe läuft die markierte Strecke eine lange Forststraßenschleife aus, die abgeschnitten werden kann. Danach stehen zwei Steige zur Auswahl, wobei der westliche kürzer ist. Der Wald wird lichter. Zwischen den Felsen wachsen unzählige Himbeersträucher. Relativ unvermittelt steht man dann vor der Kohleralm2. Die felsige Flur um die Alm weist Karsterscheinungen mit mehreren Dolinen auf. Vermutlich entwässert das Gebiet ins Weittal zum Falkensee und der Weißbachquelle am Wasserloch.
Gamsknogel und Zwiesel am Hinterstaufen

Über der Kohleralm erhebt sich der latschenbewachsene Gamsknogel. Dieser gehört zusammen mit dem Zwiesel und dem Zennokopf zum Hinterstaufen. Bei dem nun anstehenden felsdurchsetzten, teils gesicherten Aufstieg zum Gamsknogel3 gibt es gleich Gelegenheit, das raue Gelände am Staufenkamm kennenzulernen.
Hinter dem Gamsknogel führt der Weg im Wesentlichen am felsigen Grat entlang. Einmal ist kräftiges Zupacken gefragt. Ansonsten gelangt man ohne Probleme nur etwas holprig und mit kleinem Gegenanstieg hinüber zum Zwiesel4. Dieser Gipfel markiert den höchsten Punkt in der Staufengruppe und ist entsprechend beliebt.
Überschreitung zum Hochstaufen

Einige Meter südöstlich des Zwiesels beginnt am Zennokopf mit dem Mittelstaufensteig der abenteuerlichste Teil. Über schrofiges Gelände steigt man südseitig zum Roßkar ab. Der Grat wäre zu alpin. Das letzte Stück ins Kar ist sehr steil und mit Drahtseil gesichert. Anschließend quert der Steig im Geröll zu einem Schwachpunkt im Grat hinüber. In ausgesetzter Kletterei wird der letzte Felszacken vor der Roßkarscharte5 überwunden.
Der Gegenanstieg von der Roßkarscharte zum Mittelstaufen präsentiert sich zunächst einfacher als der gerade überwundene Abstieg. Doch bald dominieren erneut Fels und Stahl. Das bleibt so, bis wir östlich des Hendelbergskopfs mit dem breit ausgebauten Weg von der Padingeralm zusammentreffen. Von da ist es nicht mehr weit auf den Hochstaufen6. Wenige Meter unterhalb des Gipfels steht das vom DAV betriebene Reichenhaller Haus.
Bartlmahdweg zur Padingeralm
Die logische Fortsetzung der Tour wäre eigentlich der Fuderheuberg über die Steinernen Jäger. Ich konnte für weitere Klettereinlagen allerdings keine Motivation mehr aufbringen und wählte den gemütlichen Abstieg über die Bartlmahd zur ehemaligen Padingeralm7. Man muss dazu ein Stück Richtung Mittelstaufen zurück. Der Weg ist mit vielen Stufen befestigt, so dass man auf ihm flott vorankommt.
Über Nonn nach Bad Reichenhall

Gleich nach dem inzwischen gesperrten Parkplatz an der dauerhaft geschlossenen, nur mehr privat genutzten Padingeralm zweigt von der Zufahrtsstraße ein Fußweg ab. Es gelten die Wegweiser zum Nonner Unterland bzw. der Nonner Kirche. Wir kreuzen nochmals die Zufahrtsstraße der Padingeralm und erreichen bald die ehrwürdige Nonner Kirche8. Sie wurde 790 erstmals urkundlich erwähnt und dürfte damit eine der ältesten Kirchen der Gegend sein.
Von Nonn geht es anschließend hinab zur Saalach und über die Fußgängerbrücke. Auf der anderen Seite links und dann nach Bad Reichenhall hinein. Der Bahnhof befindet sich nördlich des Stadtzentrums, also nach Überqueren der Gleise linker Hand.