Zettenkaiser (1968 m) über Normalweg
Einsamer Klettertour im Wilden Kaiser
Ganz im Westen des Wilden Kaisers liegt mit dem Zettenkaiser ein eher unbekannter, für Erfahrene sehr interessanter Gipfel. Man kann direkt von Kufstein aus oder vom Hintersteiner See hinaufwandern. Der Berg bietet ein wenig Kletterei und eine fantastische Aussicht über das Kufsteiner Land. Trotzdem ist es am Zettenkaiser normalerweise ziemlich einsam.
Stand:

Der Zettenkaiser steht ganz im Schatten des prominenteren Scheffauers. So hat man den Gipfel mit etwas Glück meist für sich allein, während drüben am Nachbarberg kräftig was los ist. Das Panorama vom Zettenkaiser kann sich dabei durchaus sehen lassen. Vor allem der Blick hinunter ins Inntal begeistert. Nur im Osten versperrt der höhere Scheffauer den Blick zu den bekannten Gipfeln des Wilden Kaisers.
Der Riegensteig auf den Zettenkaiser wurde mit keinerlei Sicherungen oder Tritthilfen versehen. Das ist fast ein wenig ungewöhnlich für das Kaisergebirge, wo doch sonst an jeder kleinen Kletterstelle Drahtseile drinhängen. Es kann aber auch nicht schaden, wenn man sich mal ganz auf das eigene Können und seine Trittsicherheit verlassen muss.
Wer es darüber hinaus noch etwas alpiner und wilder mag, der könnte auch den kompletten Westgrat (III) überklettern. Der Riegensteig verläuft nämlich erst am Schluss über den Grat.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die technischen Probleme beginnen auf dem Normalweg beim so genannten Kleinen Friedhof. Der Anstieg von dort zum Westgrat bietet eine Mischung aus Erde, losem Gestein und brüchigen Felsen. Dies macht aus der an sich leichten Kletterei besonders bei Nässe ein heikles Unterfangen. In dem abschüssigen Gelände besteht Absturzgefahr. Gut, dass man sich bisweilen an den Latschen festhalten kann.
Der darauffolgende ausgesetzte Westgrat mit seinem griffigen, meist trockenen Fels ist deutlich vergnüglicher. Der Warnhinweis in roten Lettern oben am Grat müsste eigentlich weiter unten stehen, wo die unangenehmere Passage noch vor einem liegt.
Dass gerade der unzuverlässige Fels auf der Route ein großes Problem darstellt, zeigt ein tragischer Bergunfall vom August 2022, bei dem ein 49-jähriger Mann beim Abstieg vom Zettenkaiser auf Grund eines Felsausbruchs tödlich verunglückte. Er stürzte ab und wurden von dem abgebrochenen Felsbrocken begraben.
Wegbeschreibung
Mögliche Zustiege

Der Normalweg über den Riegensteig zum Zettenkaiser beginnt an der Kaindlhütte. Zu dem unten ausführlich beschriebenen Zustieg direkt vom Bahnhof Kufstein über die Duxeralm und das Brentenjoch, gäbe es folgende Alternativen:
- Seit 2015 ist der Kaiserlift zum Brentenjoch nach einer Komplettsanierung wieder in Betrieb. Die Fahrt mit dem Einersessellift dauert etwa eine halbe Stunde. Bei einer Anreise mit dem Zug muss man vom Bahnhof erst eine halbe Stunde zur Talstation laufen. Mit dem Stadtbus ist es auch nicht viel schneller. Doch selbst im ungünstigsten Fall spart der Lift verglichen mit dem Auf- und Abstieg über die Duxeralm mindestens zwei Stunden und natürlich 700 Höhenmeter.
- Die Strecke bis zur Kaindlhütte lässt sich außerdem gut mit dem Mountainbike zurücklegen. Am besten fährt man über das Aschenbrennerhaus. Das dauert gut eineinhalb Stunden. Achtung, im Kaiserlift werden mittlerweile keine Räder mehr transportiert!
- Von Süden aus kann man am Hintersteiner See oder der Steinernen Stiege starten. Der Aufstieg erfolgt in beiden Fällen über die Walleralm und das Hochegg.
Duxeralm über den Kienberg
Bei einem Tourstart am Bahnhof Kufstein überquert man erst den Inn und spaziert dann im Schatten der gewaltigen Festung über den historischen Stadtplatz. Danach geht es geradeaus auf den Stadtberg zu. Am Waldrand hinten beginnen beim Kienbach die Wanderwege. Duxeralm und Brentenjoch sind ausgeschildert. Ein gut befestigter Fußweg führt in Serpentinen den Kienberg empor. Wenn es flacher wird, an der ersten Gelegenheit rechts zur Duxeralm wenden. Der Steig passiert einige Rastplätze und zieht sich mäßig ansteigend oberhalb der Kienbachklamm Richtung Duxeralm. Kurz vor der Duxeralm1 wird die von Hinterdux kommende Kiesstraße gekreuzt, die weiter zum Brentenjoch verläuft.
Zum Brentenjoch

An der Duxeralm die Wegweiser zum Brentenjoch beachten und nicht der Kiesstraße folgen. Diese wird stattdessen links neben der Alm durch den Wald sowie zum Teil auf einer ehemaligen Skipiste abgeschnitten. Anschließen nur einige Hundert Meter auf der Kiesstraße bleiben, bis zur zweiten Abzweigung rechter Hand. Dabei handelt es sich wieder um eine alte Skipiste. Auf ihr kann eine lange Schleife abgekürzt werden. Die Stelle ist beschildert. Später spaltet sich die Piste auf. Der rechte Ast bringt uns direkt zum Brentenjoch2.
Panoramaweg zur Kaindlhütte auf der Steinbergalm

Vom Brentenjoch führt ein beliebter Panoramaweg weiter zur Kaindlhütte. Auf der breiten Kiesstraße wird zunächst etwas an Höhe abgegeben. Nach einem guten Kilometer gibt es eine Abkürzung über den Gaisbach zur Steinberghütte3. Die Abkürzung sollte man möglichst nicht verpassen. Viele rennen einfach daran vorbei.
Von der Steinberghütte zieht sich anschließend ein stark erodierter Pfad durch die Weidefläche zurück zur Kiesstraße. Kurz darauf gelangt man auf dieser zur Steinbergalm, wo auch die 1903 erbaute, privat betriebene Kaindlhütte4 steht.
Mit den zahlreichen Kasern und der Kapelle gleicht die Alm einem kleinen Dorf. Im 19. Jahrhundert nennt die Tiroler Almstatistik 15 Hütten, die meisten aus Holz. Auffällig sind die Klaubsteinmauern der ehemaligen Almgärten.
Großer und Kleiner Friedhof

Südöstlich der Steinbergalm liegen ein paar große Felsblöcke herum. Zwischen diesen steuert eine Pfadspur auf den Wald zu. Bei den ersten Bäumen zweigt links der Widauersteig zum Scheffauer ab. Wir halten uns dagegen rechts an den Riegensteig. Dieser quert unter einer düster wirkenden, von Tintenstrichen gekennzeichneten Wand ostwärts zu einer Lücke in der Felsbarriere. Nach einem steilen Anstieg öffnet sich über der Karschwelle der Karkessel des Großen Friedhofs5, der mit Felssturzblöcken übersäht ist.
Wildromantisch geht es nun unter einer Felswand entlang und über einen Minisattel zum versteckten Kleinen Friedhof, bei dem es sich ebenfalls um einen Karkessel handelt.
Normalweg auf den Zettenkaiser

Man folgt im Kleinen Friedhof den deutlichen Markierungen durch das Geröll und gewinnt über felsdurchsetztes, erdiges Steilgelände einen Absatz. Dort kommt mit einer etwa drei Meter hohen Wand (II-) die schwierigste Kletterstelle. Sie ist mit einem roten Pfeil markiert. Rechts oben befindet sich ein hilfreicher Untergriff!
Über der Wand krabbelt man durch eine bei Nässe recht schmierige Rinne sowie über brüchige Schrofen zum Westgrat hinauf. Auf Steinschlag achten, wenn noch andere unterwegs sind. Am Westgrat gibt es dann endlich festeren Fels. Das letzte Stück zum Gipfel6 verläuft am Grat entlang in leichter Einserkletterei.
Für die Legföhre (Pinus mugo), einer Unterart der Bergkiefer, existieren regional sehr verschiedene Bezeichnungen. Latschen werden sie in Oberbayern und Tirol genannt, zum Teil auch Zundern, denn dürres Föhrenholz ist wegen des hohen Harzgehalts ideal zum Feuermachen. Im Inntal spricht man außerdem von Zetten, wohl verwandt mit dem mittelhochdeutschen Wort Zette für Staude bzw. zetten für verstreuen. Im Allgäu kennt man die Legföhre als Taufe, im Raum Berchtesgaden und Salzburg als Leckerstaude. Mehr Info
Vorsicht beim Abstieg
Beim Abstieg darf man sich nicht dazu verleiten lassen, den Spuren im Geröll rechts hinunter in die Nordwand des Zettenkaisers zu folgen. Der Normalweg kehrt zum Grat zurück, wo ein großer Block eingeklemmt ist.