1. Kaisergebirge
  2. Wilder Kaiser

Zettenkaiser (1968 m) über Normalweg

Einsamer Klettertour im Wilden Kaiser

Ganz im Westen des Wilden Kaisers liegt mit dem Zetten­kaiser ein eher unbekannter, für Erfahrene sehr interessanter Gipfel. Man kann direkt von Kufstein aus oder vom Hinter­steiner See hinauf­wandern. Der Berg bietet ein wenig Kletterei und eine fantastische Aussicht über das Kufsteiner Land. Trotzdem ist es am Zetten­kaiser normaler­weise ziemlich einsam.
Stand:

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Zettenkaiser Westgrat
Vom Gipfel lässt sich der interessante Aufstieg über den Westgrat schön überblicken.

Der Zettenkaiser steht ganz im Schatten des prominenteren Scheffauers. So hat man den Gipfel mit etwas Glück meist für sich allein, während drüben am Nachbar­berg kräftig was los ist. Das Panorama vom Zettenkaiser kann sich dabei durchaus sehen lassen. Vor allem der Blick hinunter ins Inntal begeistert. Nur im Osten versperrt der höhere Scheffauer den Blick zu den bekannten Gipfeln des Wilden Kaisers.
Der Riegensteig auf den Zettenkaiser wurde mit keinerlei Sicherungen oder Tritthilfen versehen. Das ist fast ein wenig ungewöhn­lich für das Kaiser­gebirge, wo doch sonst an jeder kleinen Kletter­stelle Draht­seile drinhängen. Es kann aber auch nicht schaden, wenn man sich mal ganz auf das eigene Können und seine Tritt­sicherheit verlassen muss.
Wer es darüber hinaus noch etwas alpiner und wilder mag, der könnte auch den kompletten Westgrat (III) über­klettern. Der Riegensteig verläuft nämlich erst am Schluss über den Grat.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1580 hm 22 km8:00 h

Anspruch ■■■■■ T5  II-
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die technischen Probleme beginnen auf dem Normalweg beim so genannten Kleinen Friedhof. Der Anstieg von dort zum West­grat bietet eine Mischung aus Erde, losem Gestein und brüchigen Felsen. Dies macht aus der an sich leichten Kletterei besonders bei Nässe ein heikles Unterfangen. In dem abschüssigen Gelände besteht Absturz­gefahr. Gut, dass man sich bisweilen an den Latschen festhalten kann.
Der darauffolgende ausgesetzte Westgrat mit seinem griffigen, meist trockenen Fels ist deutlich vergnüglicher. Der Warn­hinweis in roten Lettern oben am Grat müsste eigentlich weiter unten stehen, wo die unange­nehmere Passage noch vor einem liegt.

Dass gerade der unzuverlässige Fels auf der Route ein großes Problem darstellt, zeigt ein tragischer Bergunfall vom August 2022, bei dem ein 49-jähriger Mann beim Abstieg vom Zetten­kaiser auf Grund eines Fels­ausbruchs tödlich verunglückte. Er stürzte ab und wurden von dem abgebrochenen Felsbrocken begraben.

Wegbeschreibung

Mögliche Zustiege

Hintersteiner See
Auf der Südseite des Zettenkaisers liegt der idyllische Hintersteiner See.

Der Normalweg über den Riegensteig zum Zetten­kaiser beginnt an der Kaindl­hütte. Zu dem unten ausführlich beschriebenen Zustieg direkt vom Bahn­hof Kufstein über die Duxer­alm und das Brenten­joch, gäbe es folgende Alternativen:

  • Seit 2015 ist der Kaiserlift zum Brentenjoch nach einer Komplett­sanierung wieder in Betrieb. Die Fahrt mit dem Einer­sessel­lift dauert etwa eine halbe Stunde. Bei einer Anreise mit dem Zug muss man vom Bahn­hof erst eine halbe Stunde zur Tal­station laufen. Mit dem Stadtbus ist es auch nicht viel schneller. Doch selbst im ungünstigsten Fall spart der Lift verglichen mit dem Auf- und Abstieg über die Duxeralm mindestens zwei Stunden und natürlich 700 Höhenmeter.
  • Die Strecke bis zur Kaindlhütte lässt sich außerdem gut mit dem Mountain­bike zurück­legen. Am besten fährt man über das Aschen­brenner­haus. Das dauert gut eineinhalb Stunden. Achtung, im Kaiser­lift werden mittler­weile keine Räder mehr transportiert!
  • Von Süden aus kann man am Hintersteiner See oder der Steinernen Stiege starten. Der Aufstieg erfolgt in beiden Fällen über die Waller­alm und das Hochegg.

Duxeralm über den Kienberg

Bei einem Tourstart am Bahnhof Kufstein über­quert man erst den Inn und spaziert dann im Schatten der gewaltigen Festung über den historischen Stadt­platz. Danach geht es gerade­aus auf den Stadt­berg zu. Am Wald­rand hinten beginnen beim Kienbach die Wander­wege. Duxeralm und Brenten­joch sind ausgeschildert. Ein gut befestigter Fußweg führt in Serpentinen den Kienberg empor. Wenn es flacher wird, an der ersten Gelegen­heit rechts zur Duxeralm wenden. Der Steig passiert einige Rastplätze und zieht sich mäßig ansteigend oberhalb der Kienbach­klamm Richtung Duxeralm. Kurz vor der Duxeralm1 wird die von Hinterdux kommende Kies­straße gekreuzt, die weiter zum Brentenjoch verläuft.

Zum Brentenjoch

Wilder Kaiser
Blick vom Brentenjoch in den Wilden Kaiser.

An der Duxeralm die Wegweiser zum Brenten­joch beachten und nicht der Kies­straße folgen. Diese wird stattdessen links neben der Alm durch den Wald sowie zum Teil auf einer ehemaligen Skipiste abgeschnitten. Anschließen nur einige Hundert Meter auf der Kies­straße bleiben, bis zur zweiten Abzweigung rechter Hand. Dabei handelt es sich wieder um eine alte Skipiste. Auf ihr kann eine lange Schleife abgekürzt werden. Die Stelle ist beschildert. Später spaltet sich die Piste auf. Der rechte Ast bringt uns direkt zum Brentenjoch2.

Panoramaweg zur Kaindlhütte auf der Steinbergalm

Zettenkaiser
Unterwegs zur Kaindlhütte hat man eine schöne Perspektive auf den Zettenkaiser.

Vom Brentenjoch führt ein beliebter Panorama­weg weiter zur Kaindl­hütte. Auf der breiten Kies­straße wird zunächst etwas an Höhe abgegeben. Nach einem guten Kilo­meter gibt es eine Abkürzung über den Gaisbach zur Stein­berg­hütte3. Die Abkürzung sollte man möglichst nicht verpassen. Viele rennen einfach daran vorbei.
Von der Steinberghütte zieht sich anschließend ein stark erodierter Pfad durch die Weide­fläche zurück zur Kies­straße. Kurz darauf gelangt man auf dieser zur Stein­berg­alm, wo auch die 1903 erbaute, privat betriebene Kaindl­hütte4 steht.
Mit den zahlreichen Kasern und der Kapelle gleicht die Alm einem kleinen Dorf. Im 19. Jahr­hundert nennt die Tiroler Alm­statistik 15 Hütten, die meisten aus Holz. Auffällig sind die Klaub­stein­mauern der ehemaligen Almgärten.

Großer und Kleiner Friedhof

Großer Friedhof
Im so genannten Großen Friedhof liegen viele Felssturz­blöcke herum.

Südöstlich der Steinbergalm liegen ein paar große Fels­blöcke herum. Zwischen diesen steuert eine Pfadspur auf den Wald zu. Bei den ersten Bäumen zweigt links der Widauer­steig zum Scheffauer ab. Wir halten uns dagegen rechts an den Riegen­steig. Dieser quert unter einer düster wirkenden, von Tinten­strichen gekenn­zeichneten Wand ost­wärts zu einer Lücke in der Fels­barriere. Nach einem steilen Anstieg öffnet sich über der Kar­schwelle der Kar­kessel des Großen Friedhofs5, der mit Felssturz­blöcken übersäht ist.
Wildromantisch geht es nun unter einer Fels­wand entlang und über einen Minisattel zum versteckten Kleinen Friedhof, bei dem es sich ebenfalls um einen Karkessel handelt.

Normalweg auf den Zettenkaiser

Kleiner Friedhof
Am Kleinen Friedhof beginnt der schwierigste Abschnitt der Tour.

Man folgt im Kleinen Friedhof den deutlichen Markie­rungen durch das Geröll und gewinnt über fels­durch­setztes, erdiges Steil­gelände einen Absatz. Dort kommt mit einer etwa drei Meter hohen Wand (II-) die schwierigste Kletter­stelle. Sie ist mit einem roten Pfeil markiert. Rechts oben befindet sich ein hilfreicher Untergriff!
Über der Wand krabbelt man durch eine bei Nässe recht schmierige Rinne sowie über brüchige Schrofen zum West­grat hinauf. Auf Stein­schlag achten, wenn noch andere unter­wegs sind. Am Westgrat gibt es dann endlich festeren Fels. Das letzte Stück zum Gipfel6 verläuft am Grat entlang in leichter Einserkletterei.

Für die Legföhre (Pinus mugo), einer Unterart der Bergkiefer, existieren regional sehr verschiedene Bezeichnungen. Latschen werden sie in Oberbayern und Tirol genannt, zum Teil auch Zundern, denn dürres Föhrenholz ist wegen des hohen Harzgehalts ideal zum Feuer­machen. Im Inntal spricht man außerdem von Zetten, wohl verwandt mit dem mittel­hoch­deutschen Wort Zette für Staude bzw. zetten für verstreuen. Im Allgäu kennt man die Legföhre als Taufe, im Raum Berchtesgaden und Salzburg als Leckerstaude. Mehr Info

Vorsicht beim Abstieg

Beim Abstieg darf man sich nicht dazu verleiten lassen, den Spuren im Geröll rechts hinunter in die Nord­wand des Zetten­kaisers zu folgen. Der Normalweg kehrt zum Grat zurück, wo ein großer Block eingeklemmt ist.