1. Berchtesgadener Alpen

Zauberwald am Hintersee

Kleine Wanderung auf dem Naturlehrpfad

Der Name Zauberwald trifft es auf den Punkt. Das wildromantische, vom Wald überwucherte Berg­sturz­gelände am Hintersee bei Ramsau in den Berchtesgadener Alpen hat wirklich etwas Zauber­haftes und es ist eines der lohnendsten Wanderziele der Gegend. Wer gerne fotografiert, findet sehr schöne Motive und geologisch Interessierte erfahren auf dem Lehrpfad viele Details zur Entstehung des einzigartigen Naturwunders.
Stand:

Zur Galerie (8)
Zauberwald
Malerisch windet sich der Steig zwischen den Felsblöcken hindurch.

Der Ramsauer Zauberwald ist eines der größten und land­schaftlich reizvollsten Bergsturz­gebiete Bayerns, nur noch vergleichbar mit demjenigen am Eibsee bei Garmisch-Partenkirchen.
Die Radiokarbondatierung eines verschütteten Holzstücks ergab, dass sich der Bergsturz am Hintersee vor 3500 Jahren ereignete. Seine Abbruch­nische befindet sich zwischen dem Steinberg und der Schärtenspitze im Süden. Dort klafft eine gigantische Lücke.
Als Grund für die zahlreichen postglazialen Bergstürze werden oft die Gletscher gesehen oder besser gesagt ihr Verschwinden, weil Gesteins­pakete dadurch nicht mehr gestützt wurden und schließlich abbrachen. Im Fall vom Hintersee war aber wohl eine starke Verkarstung an der Schärtenspitze die Ursache.Das Sturzmaterial von der Schärtenspitze rutschte das Untere Blaueistal hinab und staute den Klausbach auf, wodurch der Hintersee entstand.Ursprünglich war der Hintersee um einiges größer, doch das Geschiebe des Klausbachs verfüllte ihn teilweise wieder. Nicht alle Trümmer des Bergsturzes schafften es übrigens bis ins Tal. Im Umkreis der Blaueishütte liegen viele weitere Felsblöcke verstreut.

Den beliebten Wanderweg durch den Zauberwald legte der Verschönerungs­verein Ramsau bereits 1896/97 an. Verschönerungs­vereine waren so etwas wie frühe Tourismus­vereine, die es sich zur Aufgabe machten, die jeweiligen Attraktionen der Gegend für die Sommerfrischler zugänglich zu machen. Der einprägsame Name Zauberwald kam in den 1920er Jahren auf.

Tipp: Im Sommer verkehrt auf dem Hintersee das kleine Motor­boot Annerl, mit dem man übersetzen kann. Außerdem werden Rund­fahrten mit Erklärungen zum See angeboten.

Tourcharakter und Schwierigkeit

2 km0:30 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■
Der Rundweg durch den Zauberwald ist ganzjährig eine sehr einfache Wanderung oder eigentlich eher ein kurzer Spaziergang. Die breiten, gekiesten Fußwege sind mit zahlreichen Rastbänken gesäumt.
Man kann für den Zauberwald auch gut einen eher trüben Tag wählen, falls man nicht unbedingt instagramtaugliche Fotos produzieren will.

Wegbeschreibung

Ramsauer Ache

Ramsauer Ache
An der Ramsauer Ache sieht man das Felssturzmaterial besonders gut.

Am Eingang zum Zauber­wald überbrückt die Hinterseer Straße den Klausbach, der ab da Ramsauer Ache heißt. Auf der anderen Straßenseite geht es auf einem Damm zum Kiosk am Zauberwald. Ursprünglich floss der Klausbach durch den Hintersee und entsprang als Ramsauer Ache aus der reizvollen, lang­gestreckten Bucht beim Kiosk. Heute fließt dort meistens nur noch ein Rinnsal aus dem See ab. Denn der Klausbach verfüllte den fischreichen, für die Bevölkerung wichtigen See zusehends mit Geröll. Deshalb leitete man ihn um, so dass er nun im Süden vorbeifließt. Gespeist wir der Hintersee noch von kleineren Zuflüssen an der Nordseite sowie einigen Quellen, die taleinwärts liegen.

Ach, Ache oder Achen ist eine alte Bezeichnung für Bäche und kleine Flüsse, wobei man beachten muss, dass Achen auch als Singular­form verwendet wird. Das Wort kommt vor allem in den Flur­namen des bayerisch-öster­reichischen Alpen­raums vor. Die Ach stammt vom althoch­deutschen Wort Aha ab und ist wohl auch mit dem lateinischen AQUA verwandt. Später wurde das Wort durch Bach abgelöst. Mehr Info

Durch den Zauberwald

Zauberwald
Es ist schon erstaunlich, wie die Bäume auf den Felsblöcken überhaupt Halt finden können.

Beim Kiosk wandern wir rechts in den Zauberwald hinein, der sogleich seinen ganzen Charme entfaltet. Die Bäume umklammern mit ihren Wurzeln die haushohen moos­bewachsenen Felsen. Ein richtiger Urwald eben.
Teils über Holzstege führt der Weg dicht an der schäumenden Ramsauer Ache entlang. Für Kinder bieten sich Gelegenheiten, um am Bach zu spielen.
Nach einem halben Kilometer kommt rechts eine Brücke. Wir wenden uns dagegen links bergauf zur Alten Hinterseer Straße. In diesem Bereich gibt es mehrere Quellen und kleine Bächlein durchziehen den Wald.
Auf der Alten Hinterseer Straße, die eigentlich ein Forstweg ist, gelangt man dann zurück zum Hintersee.

Am Hintersee

Hintersee
Ein natürlicher Damm aus Felssturz­blöcken staut den Hintersee auf.

Wer mag, kann den Hintersee nun gegen den Uhrzeiger­sinn in Richtung Seeklause umrunden. Allerdings muss man dabei relativ viel neben der Straße laufen. Also besser nach links.
Das von Felsblöcken gesäumte, gebuchtete Ufer ist sehr romantisch und ein beliebter Fotospot. An heißen Tagen würde man am liebsten gleich in den See springen. Mit maximal 14 °C Wasser­temperatur kommt aber kein wirkliches Bade­vergnügen auf. Die Füße reinzuhängen reicht völlig aus. Kurz bevor sich die Runde beim Kiosk wieder schließt, passiert der Weg noch den Anleger des Motorboots.

Ausflugstipp: Die Wimbachklamm gehört zu den geologischen Raritäten des Berchtesgadener Landes. Sie liegt gut erreichbar am Eingang zum Wimbachtal. Trotz ihrer bescheidenen Länge von gerade einmal 200 Metern ist sie sehr beeindruckend.