1. Karwendel

Zäunlkopf (1746 m) und Gleirschklamm

Ruhige Wanderung bei Scharnitz

Die vielseitige Wanderung von Scharnitz über den Zäunlkopf beeindruckt vor allem durch die gewaltige Bergkulisse ringsum. An der so genannten Schönen Aussicht bietet sich der wohl beste Blick ins Karwendeltal. Beim Rückweg kann man die wilde Gleirschklamm besuchen und gemütlich auf der Oberbrunnalm einkehren.
Stand:

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Zäunlkopf
Der Rastplatz an der Schönen Aussicht am Zäunlkopf wird seinem Namen mehr als gerecht.

Für Karwendelverhältnisse ist der Zäunlkopf ein ziemlich untypischer Gipfel. Kratzt er doch gerade einmal an der Krummholzzone. Die große Masse der Wanderer lässt die bewaldeten Erhebungen südlich von Scharnitz rechts liegen. Schließlich locken das Karwendeltal, der Isarursprung und viele imposante Gipfelziele.
Bis zur Oberbrunnalm darf man sich daher auf eine zwar nicht völlig einsame, doch immerhin recht ruhige Wanderung freuen. Mit etwas Glück kann man den großartigsten Brotzeitplatz im Karwendel an der Schönen Aussicht vielleicht sogar allein genießen.

Mehr Betrieb als am Zäunlkopf herrscht natürlich in der wildromantischen Gleirschklamm. Streng genommen ist sie eigentlich eine Schlucht, die sich nur an wenigen Stellen klammartig verengt.Die geologisch interessante Gleirschklamm liegt im Übergang zweier Gesteins­formationen aus der Trias.Die sehr variablen Raibler Schichten dominieren den oberen Teil der Klamm, der eher eintönige Hauptdolomit den unteren. Das manchmal erwähnte Vorkommen von Raibler Rauwacke kann ich dagegen nicht bestätigen. Die für das Gestein typischen arkadenartig angeordneten Halbhöhlen, wie man sie etwa aus der Finzbachklamm im Estergebirge kennt, fehlen völlig. Auch die geologische Karte weist in dem Gebiet keine Rauwacke aus.
Die Gesteine der Klamm sind überwiegend spröde, was die stark zerklüfteten Wänden hervorbringt. Während sich der Gleirschbach in die Tiefe gräbt, trägt die Frost­sprengung das Gestein seitlich ab und öffnet die Schlucht nach oben hin. Bei einer Klamm im eigentlichen Sinne müssten die Felswände nahezu senkrecht emporragen.Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde durch die Gleirschklamm Holz getriftet.Der heutige Wanderweg ging aus dem ehemaligen Triftsteig hervor. Bei genauer Betrachtung offenbart die AV-Karte einen kleinen Schatz. Entlang der Klamm sind nämlich Flurnamen aus den Zeiten der Trift eingezeichnet. Beispielsweise gibt es da den Wasserwirbel beim so genannten Torggl oder die Stelle am Zwisele, bei der sich der Bachlauf aufteilt.

Museumstipp: Das liebevoll gestaltete Museum Holzerhütte am Parkplatz Länd befasst sich mit der Holz­nutzung früher und heute. Besonders im Fokus steht die Holz­bringung im Gleirschtal. Die vier Ausstellungs­räume sind in einer original erhaltenen Holzer­hütte aus dem Gleirschtal untergebracht.

Tourcharakter und Schwierigkeit

900 hm 19 km5:30 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Abgesehen von der Gleirschklamm sind die Wege einfach. Streckenweise müssen auch hatscherte Forststraßen akzeptiert werden.
Der urtümliche Steig durch die Gleirschklamm verlangt nach Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Die Holzstege können rutschig sein. Seilsicherungen wurden nur sehr sparsam verwendet. Aufpassen bei Gegenverkehr! Man kommt oft kaum aneinander vorbei.

Wegbeschreibung

Auf den Mühlberg

Brunnensteinspitze
Direkt über Scharnitz erhebt sich der Doppelgipfel von Brunnensteinspitze und Rotwandlspitze.

Vom Bahnhof in Scharnitz folgt man der Innsbrucker Straße ins Dorfzentrum. Dort nach der Kirche links und auf dem Langackerweg am Bahngleis entlang. Kurz nach der Piste am Brandlift zweigt man links Richtung Bärenklamm und Mühlberg ab. Der Zäunlkopf wird auf den Schildern seltsamerweise noch nicht erwähnt. Die so genannte Bärenklamm1 ist auf einem netten Bergweg bereits nach ein paar Minuten erreicht. Sie ist nicht wirklich spektakulär – nur ein kleiner, felsiger Graben. Leider mündet der Bergweg schon bald in eine Forststraße, auf der es nun den Mühlberg hinaufgeht. Eine ehemalige Skipiste sorgt für erste Ausblicke. Bei der verwahrlosten Bergstation am Schlag oben endet dann die Forststraße.

Zäunlkopf über Mittagskopf

Arnspitze
Der bewaldete Große Mittagskopf im Vordergrund bildet einen schönen Kontrast zur felsigen Arnspitze.

Beim Lifthäuschen oben am Mühlberg schließt sich ein Steig an. Über einem ersten Steilstück flacht das Gelände am Luchstalkopf ab. Der Wald wird lichter und am Großen Mittagskopf2 beginnen die Latschen. Der Große Mittagskopf ist eine sonnige, mit Heidekraut bewachsene Kuppe. Von da hat man eine schöne Sicht auf die Arnspitze sowie den wuchtigen Doppel­gipfel von Rotwandl­spitze und Brunnenstein­spitze, auf die es eine spannende, sehr einsame Route über das Feichtl gibt.
Hinter dem Mittagskopf kommt eine kleine Senke, aus der eine Latschengasse zum Zäunlkopf emporleitet. Der Ziel­punkt ist allerdings nicht der Gipfel des Zäunlkopfs selbst, sondern der Rastplatz an der Schönen Aussicht3 ein wenig unterhalb.

Zur Oberbrunnalm

Nach der Schönen Aussicht ist als Nächstes die Oberbrunnalm dran. Dem Wegweiser folgend wird der eigentliche Gipfel des Zäunlkopfs südseitig umgangen. Eine Überschreitung wäre problemlos möglich, aber lohnt sich nicht wirklich. Durch lichten Wald führt uns der Steig bergab zur Oberbrunnalm4.

Abstieg durch das Isertal

Moräne
Im Isertal ist eine eiszeitliche Moräne aufgeschlossen.

Ab der Oberbrunnalm gibt es zunächst wieder eine Kiesstraße, die im Isertal anfangs abgekürzt werden kann. Der exzellente Blick auf den Hohen Gleirsch entschädigt für diesen eher langweiligen Abschnitt. Auf der gegenüber­liegend Talseite ist zwischendrin eine gewaltige, eiszeitliche Moräne zu sehen, die von mehreren Erosionsgräben zerfurcht wird. Das Geröll sammelt sich weiter unten am Grieß.
An der Isertalhütte5 gibt es eine Abzweigung über den Hochwald nach Scharnitz. Bald danach wechseln wir spitz links auf einen untergeordneten Forstweg. Er kreuzt einen Seitenbach und schließlich gelangen wir auf einem Steig hinab zum Gleirschbach.

Gleirschklamm

Gleirschklamm
Wilde Felslandschaft aus Hauptdolomit in der Gleirschklamm.

Mit der Gleirschklamm6 folgt nun der aufregendste Abschnitt der Wanderung. Etwa einen Kilometer lang geht es durch die tosende Schlucht Richtung Isar. Der Steig verläuft meist ganz nah am Gebirgsbach. Darüber ragen schroffe Felswände auf. Die luftigen Holzstege sind originell, aber vielleicht nicht jedermanns Sache. Wie es wohl für die Triftknechte gewesen sein mag? Bestimmt war der Steig damals viel schlechter.
Gegen Ende zieht sich die Schlucht klamm­artig auf wenige Meter zusammen, bevor sich hinter dem Austritts­tor unvermittelt eine breite Kiesfläche auftut.

Gleirsch hängt vermutlich mit dem lateinischen Wort GLAREA bzw. dem ladinischen GLIRA zusammen, was Kies, Schotter und Geröll bedeutet. Von welcher Örtlichkeit der Name genau stammt, lässt sich angesichts der vielen Geröllreisen im Gleirschtal nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Mehr Info

Rückweg an der Isar

Gleich nach dem unteren Ende der Gleirschklamm kommt eine Gabelung. Der schnellere Rückweg nach Scharnitz führt links über den breiten Nederweg. Wer sofort die junge Isar sehen möchte, müsste rechts. Der Nederweg weicht ein wenig nach oben aus und nähert sich erst bei der Scharnitzer Alm7 der Isar. Das letzte Stück wandert man dann auf dem Isarsteig nach Scharnitz hinaus. Schöne Kiesbänke laden dort noch zum Verweilen ein.