Schildenstein (1613 m) und Wolfsschlucht
Rundtour bei Wildbad Kreuth
Bei der Wanderung auf den Schildenstein genießt man eine tolle Fernsicht und erlebt in der Großen Wolfsschlucht die wilde Seite der Tegernseer Berge. Besonders an heißen Tagen ist die Wolfsschlucht ideal für den Rückweg. Verspricht der frische Bergbach unten im Talgrund doch eine willkommene Abkühlung.
Stand:

Der Schildenstein zählt völlig zu Recht zu den bekanntesten und beliebtesten Tegernseer Bergen. Er bietet ein sehr schönes Panorama mit einem beeindruckenden Blick auf den Guffert im Süden. Darüber hinaus begeistert die Wanderung vor allem mit ihren landschaftlichen Gegensätzen. Sie führt uns über blühende Almweiden aber auch durch die raue Felslandschaft der Großen Wolfsschlucht.
Kein Wunder also, dass der Schildenstein an manchen Tagen recht überlaufen ist. Doch das gehört in den Blaubergen irgendwie mit dazu.
Vom Achensee über den Schildensteinsattel und durch die Wolfsschlucht verlief seit alters ein Saumpfad. Die Klöster St. Georgenberg und Tegernsee pflegten darüber einen regen Austausch und betrieben Handel. Man wählte diese gefährliche Route wohl wegen ihrer Kürze. Oder der Steig war damals besser. Der Name des Schildensteins, erstmals 1200 als Schiltenstain erwähnt, hängt möglicherweise mit einem Grenzschild am Übergang zusammen. Ebenfalls denkbar wäre, dass mit Schild eine in Vergessenheit geratene runde Flur in der unmittelbaren Umgebung oder die Bergform selbst gemeint war.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Schilder, welche den felsigen Steig über der Großen Wolfsschlucht nur für Geübte empfehlen, sollten durchaus ernst genommen werden. Im Zweifelsfall besser hin und zurück den Weg über die Geißalm nehmen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind obligatorisch. Immerhin wurden ausreichend Drahtseilsicherungen angebracht. Die Kletterstellen erreichen kaum den I. Grad. Trotzdem ist der Abschnitt nicht ganz ungefährlich, vor allem, weil es in der nordseitigen Wand nie wirklich trocken wird. Die Bergwacht ist dort immer mal wieder gefordert und leider bleiben selbst schwere Bergunfälle nicht aus.
Falls weitere Wanderer unterwegs sind, muss mit Steinschlag gerechnet werden. Und natürlich sollte man auch selbst umsichtig sein, um keinen Stein loszutreten.
Bei starkem Regen, Gewittergefahr oder wenn noch Schnee drin liegt, meidet man die Wolfsschlucht am besten ganz.
Abgesehen davon verläuft die Wanderung auf einfachen, ungefährlichen Steigen.
Wegbeschreibung
Wildbad Kreuth
Autofahrer starten am besten beim Parkplatz Siebenhütten an der Gernbergbrücke. Bei einer Anreise mit dem Linienbus ist die Haltestelle Wildbad Kreuth dagegen oft günstiger, weil die Haltestelle Siebenhütten seltener angefahren wird.
Wer beim großen Wanderparkplatz von Wildbad Kreuth startet, läuft wie beschildert erst ein Stück an der Weißach entlang Richtung Westen. Der befestigte Kiesweg macht dabei einen Bogen um den Gebäudekomplex von Wildbad Kreuth1, welcher sich am Hochufer hinter den Bäumen versteckt.
Mindestens seit Ende des Mittelalters ist die schwefelhaltige Heilquelle am Hohlenstein bekannt. Das dort errichtete Wildbad mit der Kapelle zum Heiligen Kreuz gehörte bis zur Säkularisation dem Kloster Tegernsee. 1818 erwarb es König Maximilian I. und ließ es zu einem noblen Kurbad ausbauen. Neben dem Heilwasser verwendete man bei der Kur auch Ziegenmolke. Kurhaus und Sanatorium wurden 1973 geschlossen. Wildbad Kreuth befindet sich bis heute im Besitz der Wittelsbacher. Mehr Info
Zur Geißalm

Im Süden von Wildbad Kreuth liegt die Herzogliche Fischzucht. Dort trennen sich nach der Brücke über die Hofbauernweißach die Aufstiegsrouten.
Wer lieber über die Große Wolfsschlucht aufsteigt, schlägt den Weg nach Siebenhütten ein. Zur Geißalm geht es dagegen rechts. Nach nur wenigen Metern zweigt dann links der markierte Wanderweg über die Geißalm zum Schildenstein ab. Er wird schnell schmäler und steigt westwärts im Wald höher. Nach einer Biegung tritt man unvermittelt ins Freie und sieht voraus bereits die Geißalm2 mit ihrer stattlichen, langgezogenen Hütte liegen.
Ursprünglich war die Geißalm eine kleine Kälberalm. Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ließ man auf ihr dann aber Geißen weiden. Für den Kurbetrieb in Wildbad Kreuth wurden nämlich große Mengen an Ziegenmolke benötigt. Die Ziegenmolke galt als Heilmittel und wurde bei der Kur sowohl äußerlich angewendet als auch getrunken. Heute grasen auf der Alm wieder Kälber.
Schildenstein via Graseck

Bei der Geißalm nimmt man den linken Ast, der am Waldsaum einen breiten Rücken hinaufführt. Rechts ginge es zur Königsalm hinab. Bald wird das Graseck3 erreicht. Das ist ein schöner Aussichtspunkt mit Bank oberhalb der Königsalm.
Der Steig bleibt nach dem Graseck noch etwas am Waldsaum und schlängelt sich dann zielstrebig dem Schildenstein entgegen. Währenddessen weicht der Wald langsam den Latschen. Am Schildensteinsattel flacht das Gelände ab. Von dort steigt man über losen Schotter und einfache Schrofen in wenigen Minuten auf den Gipfel4.
Abstieg in die Große Wolfsschlucht

Vom Schildensteinsattel verläuft unser Weiterweg anschließend nach Osten auf den Blaubergkamm zu. Im Sattel vor dem Predigtstuhl verzweigen sich die Wege. Wir nehmen den Steig in die Wolfsschlucht. Zuvor wäre noch ein Abstecher zur urigen Einkehr in der nahen Blaubergalm möglich.Die lange, sehr lohnende Kammwanderung zum Halserspitz ist zusammen mit dem Schildenstein an einem Tag nicht wirklich sinnvoll, außer vielleicht für Trailrunner. Alle anderen übernachten in diesem Fall besser auf der Blaubergalm.Beim Abstieg in die Wolfsschlucht beginnt hinter einem Buchenwäldchen der wilde Teil. Gleich am Anfang muss man durch eine abschüssige, sandige Runse. Ein Drahtseil hilft bei dieser heiklen Querung. Es folgen noch einige gesicherte Stellen in etwas lockerem und meist auch feuchtem Fels. Nach den letzten Felsstufen, die an kleinen Gumpen und Wasserfällen vorbeiführen, steht man unten in der Großen Wolfsschlucht5.
Im Tal der Felsweißach

Wildromantisch schlängelt sich der Wanderweg zunächst mehr oder weniger durch das Bachbett der Felsweißach. Nach den ersten paar Hundert Metern kann man rechts beim Wasserfall in der Kleinen Wolfsschlucht vorbeischauen.
Im Bereich der Königshütte wird das Tal breiter. Die Königshütte erinnert ebenso wie die Königsalm auf der anderen Seite des Schildensteins an die Zeit, als König Maximilian I. in der Gegend um Wildbad Kreuth auf die Jagd ging.
Ab der Königshütte gibt es einen Fahrweg. Er leitet über die Oberhofer Weißachalm talauswärts Richtung Wildbad Kreuth.
Rückweg über Siebenhütten

Datenquelle: Foto von alter Postkarte (Eigenbesitz)
An einer Schleife der Hofbauernweißach liegt das malerische Siebenhütten6. Von den einst tatsächlich sieben Hütten der ehemaligen Pförneralm, die sieben Kreuther Bauern gehörten, stehen noch vier, wobei eine davon eine Doppelhütte ist. Der 2015 neu erbaute kleine Getreidekasten integriert sich so, als ob er schon immer dagewesen wäre. König Maximilian I. erwarb einst die Pförneralm, um dort Geißen zu halten, so wie oben auf der Geißalm. Der Molkebedarf in Wildbad Kreuth war offenbar hoch. Siebenhütten blieb im Besitz der Wittelsbacher und wandelte sich von einer Alm schließlich zu einer reinen Wandereinkehr.
Von Siebenhütten geht es entlang der Hofbauernweißach wieder zurück nach Wildbad Kreuth. Der kalte Gebirgsbach lädt mit seinen Kiesbänken und Felsen zum Schluss noch zu einer Rast oder vielleicht sogar einem eiskalten, erfrischenden Bad ein.