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Schleierfällen an der Ammer

Winterwanderung durch die obere Ammerschlucht

Über hundert Meter tief grub sich die Ammer in die Vorlandmolasse und schuf so die wildeste Flusslandschaft des bayerischen Alpenvorlands. Am besten lässt sich die Ammerschlucht zwischen Saulgrub und Bad Bayersoien erwandern. Dort liegen auch die einzigartigen Schleierfälle, welche als herausragendes Naturdenkmal unter strengem Schutz stehen.
Stand:

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Schleierfälle
Durch Ausfällung von Kalk wächst an den Schleierfällen ein Überhang aus Kalktuff.

Bei Schnee und Eis sind die Schleierfälle besonders romantisch. Während im Sommer in der Ammerschlucht meistens viel Betrieb herrscht, ist man in der kalten Jahreszeit oft ganz allein unterwegs. Gerade wenn sich die Ammergauer Gipfel mal wieder in dichte Wolken hüllen oder es Probleme mit der Lawinenlage gibt, bietet sich diese wundervolle Winterwanderung als Alternative an.

Die überhängenden Felsen der Schleierfälle bestehen aus Kalktuff bzw. Quellkalk. Dieses poröse Gestein entsteht durch Ausfällung von Kalk. Oberhalb des Wasserfalls liegt eine Quelle, aus der kalkhaltiges Wasser sprudelt. Der Moosbewuchs fördert den Prozess der Ausfällung, denn das Moos entzieht dem Wasser Kohlendioxid, so dass es weniger Kalk lösen kann. Deutlich sichtbar lagert sich der Kalk direkt auf dem Moos ab, wodurch dieses langsam versteinert und Teil des wachsenden Felsens wird.
Flussabwärts beim Kalkofensteg am Ammerknie bei Peiting gibt es übrigens weitere Kalktuff­vorkommen mit außerordentlich schönen Sinterterrassen und einer steinernen Rinne.

Im Kalktuff an den Schleierfällen gibt es außerdem zwei kleine, dafür aber umso ungewöhnlichere Höhlen. Es sind so genannte Primärhöhlen, weil sie zusammen mit dem sie umgebenden Gestein entstanden. Direkt unter dem überhängenden Wasserfall befindet sich der Eingang zur Schleier­wasserfall­höhle. An der Westseite der Schleierfälle liegt oben im Hang die 30 Meter lange Schleierfall­höhle. An dem gesamten Geotop gilt ein Wegegebot, so dass weder die Schleierfälle noch die Höhlen betreten werden dürfen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

460 430 hm 15 km4:50 h

Anspruch ■■■■■■ WT2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Für eine Winterwanderung ist die Strecke schon ordentlich weit. Zudem geht es fortwährend auf und ab. Nach frischem Neuschnee muss man an einigen Stellen achtgeben, um sich nicht zu verlaufen, denn die Beschilderung ist recht sparsam gehalten. Vorsicht wegen überfrierender Nässe! Bei starkem Frost zur Sicherheit besser die Grödeln einpacken.

Wegbeschreibung

Von Altenau nach Kammerl

Schwepbachgraben
Gegenüber von Acheleschwaig geht es in den Schwepbachgraben.

Nördlich des Altenauer Bahnhofs geht es durch eine Unter­führung und dann an der Kirche rechts. Wir orientieren uns an die Wegweiser Richtung Achele und wandern westlich des Altenauer Moors über offenes Gelände. An der Gabelung bei dem einzelnen Baum links wenden. Bald darauf verschwindet der inzwischen schmälere Weg im Wald. Über Stufen gelangt man sicher durch den Schwep­bach­graben1. Drüben links. Nach ein paar Hundert Metern kommt man an die Straße von Acheleschwaig, die an der Ammer unten endet.

Vom Parkplatz Kammerl zu den Schleierfällen

Ammer
Völlige Einsamkeit an der winterlichen Ammer.

Bei Kammerl gäbe es zunächst einen interessanten Abstecher zur Scheibum2. Dabei handelt es sich um einen spektakulären Felsdurchbruch aus Mergel- und Sandstein.
Anschließend überquert man die Ammer und steigt zum Stauwehr am Ammerkanal hinauf. Das historische Wasser­kraftwerk Kammerl3, das früher die Ammergau­bahn mit Strom versorgte, wurde 2013 stillgelegt. Ein leistungs­stärkeres Kraftwerk übernahm die Stromerzeugung.
Die Schleierfälle sind nun regelmäßig ausgeschildert. Der Fußweg folgt dem westlichen Hochufer über der Ammerleite und mündet irgendwann in einen Forstweg. An einer großen Infotafel zu den Schleierfällen spitz rechts. Der Steig ist recht steil und rutschig. Wenige Meter oberhalb der Ammer verzweigt er sich. Zu den Schleierfällen4 muss man rechts. Bitte das Naturdenkmal nicht betreten.

Wegänderung: Schon seit Jahren wird diskutiert, den bisherigen Wander­weg zu verlegen, so dass die Schleierfälle nicht mehr direkt erreichbar sind. Zum Ausgleich soll auf der gegenüber­liegenden Ammer­seite eine Aussichts­plattform entstehen. Geschehen ist bislang jedoch nichts.

Zur Soyermühle

Nun stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Bequemer ist es oben herum von der erwähnten Infotafel über Hargenwies zu wandern. Weitaus lohnender, jedoch mit viel Auf und Ab präsentiert sich der befestigte Steig durch den Uferhang. Vor der Soyermühle5 treffen beide wieder zusammen, bevor wir auf der einzigen Brücke weit und breit die Seite wechseln.

Rückweg über den Böhmer Weiher

Ammerschlucht
Aussichtspunkt am östlichen Hochufer.

Gegenüber der Soyermühle steigen wir zum Hochufer hinauf, wo der Rückweg beginnt. Bald gibt es an einem Aussichts­punkt noch einen schönen Abschiedsblick auf die Ammer. Dann entfernt sich der Fußweg langsam vom Fluss und trifft hinter einem Gehege auf einen Fahrweg. Entsprechend der Beschilderung für den Ammer­rundweg muss man nach rechts. Später geht es an einem Weidezaun zum letzten Mal aufwärts. Oben quert ein Fahrweg, dem wir ein paar Minuten folgen.
Auf der langen Lichtung vor dem Böhmer Weiher6, der sich hinter den Bäumen versteckt, kommt eine Verzweigung. Dort rechts durch den Gehölzstreifen am Schindelwiesgraben. Etwa zwei Kilometer weiter in Richtung Süden tauchen schließlich die Häuser von Acheleschwaig auf, wo man im Wirtshaus einkehren kann.

Wetzsteinweg nach Saulgrub

Zurück nach Saulgrub ist es besser, nicht die Straße zu nehmen, sondern den Wetzsteinweg7, der oberhalb durch den Hang verläuft. Er bietet eine ausgezeichnete Aussicht ins Ammertal und auf das nördliche Ammergebirge. Der Bahnhof liegt in Saulgrub unterhalb des alten Ortskerns und östlich der Hauptstraße.