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Baumgartenschneid (1448 m) und Gindelalmschneid

Winterwanderung am Tegernsee

Zwischen Tegernsee und Schliersee liegen zwei echte Ganz­jahres­berge. Zur Baum­garten­schneid und Gindelalm­schneid kann man nämlich auch im Winter meist problem­los hinauf­wandern. Trotz ihrer bescheidenen Höhe bieten die beiden einen traum­haften Rundum­blick vom Alpen­vorland über den Wendelstein bis zu den Tegernseer Bergen.
Stand:

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Baumgartenalm
Das Gebiet der Baumgartenalm erstreckt sich bis auf den Gipfel. Über­weidung und die Angewohn­heit der Kühe, parallel zum Hang zu laufen, führten zu der gerippten Oberfläche.

Riederstein, Baumgartenschneid und Gindel­alm­schneid sind selbst im Winter keine einsamen Wander­ziele. Viel los ist vor allem an den beiden beliebten Berggast­häusern beim Galaun und auf der Neureuth. Zu den normalen Winter­wanderern gesellen sich dort bei guten Bedingungen noch Scharen von Rodel­fans. Die leichte Erreichbarkeit hat eben ihren Preis. Deswegen die Gegend aber ganz zu meiden, wäre auch wieder schade.Denn die idyllische Winterlandschaft und das Panorama über den Tegernsee sind einfach unwiderstehlich.Vielleicht wählt man einfach einen Werktag außerhalb der Ferien­zeit. Und nicht zuletzt bietet die Wanderung ja auch ruhigere Abschnitte.

Tourcharakter und Schwierigkeit

970 hm 16 km5:00 h

Anspruch ■■■■■■ WT3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Winterwanderung vom Tegernsee über die Baumgarten­schneid und die Gindelalm­schneid ist technisch einfach, jedoch ziemlich anstrengend. Immerhin sind die Wege fast immer gespurt. Nur unmittelbar nach frischem Neuschnee lohnt es sich, die Schnee­schuhe mitzunehmen. Ansonsten lieber Grödeln einpacken, denn der Schnee kann sehr hart getrampelt sein. Stellenweise ist auch mit Vereisung zu rechnen.

Lawinengefahr kann bei sehr viel Schnee hinab zur Baum­garten­alm sowie an den freien Süd­hängen der Gindelalm­schneid bestehen, besonders bei Tau­wetter. Abgesehen davon bewegt man sich entweder im Wald oder im schwach geneigten Gelände.

Wegbeschreibung

Von Tegernsee zum Pfliegeleck

Ochsenkamp
Der Ochsenkamp mit seinem schönen Karkessel im Morgenlicht.

Viele Wege führen vom Bahnhof Tegernsee zum Rieder­stein. Ich empfehle im Winter den angenehmen Aufstieg über das Pfliegeleck. Man bleibt dazu auf der Bahnhof­straße und ignoriert ander­weitige Beschil­derungen zum Rieder­stein. Nach dem Alp­bach dann an der zweiten Abzweigung links in die Lärchen­wald­straße und gleich bei der ersten Gelegen­heit wieder rechts. Über Stufen und neben einer Hecke geht es anschließend hinauf zum Pfliegel­hof. Bei dem herr­schaft­lichen Anwesen beginnt ein Fahrweg, den man kurz darauf links verlässt. Nicht Richtung Lärchenwald weiter­wandern. In einigen Serpentinen erreichen wir bald das Pfliegel­eck1. Das große Lärchen­holz­kreuz stammt aus dem Jahr 2011. Die Aussicht hält sich noch in Grenzen.

Galaun und Riederstein

Galaun
Vom Riederstein schaut man über den Galaun und den Kleinen Tegernseer Berg bis zum Tegernsee.

Vom Pfliegeleck zieht sich ein breiter Weg über den Kleinen Tegernseer Berg. Der bewaldete Höhen­rücken besteht aus Flysch­gestein. Er ist stetig in Bewegung und gilt als Gefahren­zone für Rutschungen. Hinter dem Kleinen Tegernseer Berg gelangt man mit geringem Höhenverlust zum Galaun2. Dort befindet sich das bekannte Gasthaus und es gibt den schönsten Blick auf den Felssporn des Riedersteins.
Vom Galaun leiten Stufen entlang eines Kreuz­wegs zum Rieder­stein empor. In den Felsen fallen Nischen und Grotten auf. Solche Aus­witterungs­höhlen sind typisch für das Gestein der Rauwacke in den dort anstehenden Raibler Schichten, die den gesamten Rieder­stein aufbauen. Bei der Mariengrotte hängt an der Felswand eine Gedenk­tafel für den Wild­schütz Leonhard Pöttinger. Angeblich wurden an der Stelle seine Gebeine gefunden, nachdem er lange verschollen war.
Oben auf dem Riederstein3 steht eine neugotische Kapelle aus der Mitte des 19. Jahr­hunderts. Die Aussicht ist prächtig.

Baumgartenschneid

Baumgartenschneid
Erst das letzte Stück zum Gipfel der Baumgarten­schneid verläuft im Freien.

Beim Riederstein steigt man nach Osten in einen kleinen Einschnitt hinab. Von rechts stößt eine eigentlich über­flüssige Variante vom Galaun hinzu, die den Riederstein auslässt. Am Rücken zum Rohr­kopf wird es dann recht steil. Manche nehmen im Winter gleich die Direttis­sima, um sich die ohnehin unter dem Schnee verborgene Zickzack­führung zu sparen. Nach dem Rohrkopf quert der Weg ein Stück weit die Nordflanke. Zuletzt stapfen wir über den freien, nur mit einzelnen Fichten verzierten West­hang dem Gipfel der Baumgartenschneid4 entgegen.

Abstieg zum Sagfleckl

Vom Gipfel der Baumgartenschneid geht es nordwärts hinunter zur Baum­garten­alm. Das Gelände ist durch zahl­lose Vieh­gangeln trassiert. Die Stufen stabilisieren den Schnee übrigens und schützen vor Lawinen. Auf der reizvoll gelegenen Baum­garten­alm hielt sich der bekannte Schlierseer Wild­schütz Georg Jennerwein (1848–1877) des Öfteren auf. Mit der Sennerin hatte er angeblich eine Tochter. Auf der Alm stehen zwei Kaser. Sie wurde 1348 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit eine der ältesten der Gegend.
Nach der Alm folgt ein Steilstück im Wald, unterhalb dessen man beim Sattel am Sagfleckl5 an eine Kreuzung kommt.

Gindelalmschneid

Gindelalmschneid
Blick von der Baumgartenschneid zur Gindelalm­schneid. Unten liegt die Baumgartenalm und weiter drüben die Kreuzbergalm.

Vom Sagfleckl wäre es möglich, in ungefähr einer Stunde durch das Alp­bach­tal zurück nach Tegernsee zu wandern. In die entgegen­gesetzte Richtung käme man über den Hennerer­hof zum Schlier­see. Beide Wege sind leider eine ziemliche Hatscherei.
Also lieber noch zur Gindelalmschneid! Die knapp 200 Höhen­meter Gegen­anstieg sind zu schaffen. Dabei stapfen wir zuerst links am Kreuzbergköpfl vorbei zur Kreuzberg­alm und von dort durch eine breite Wald­schneise auf die lang­gezogene Kuppe der Gindelalm­schneid6. Das Kreuz steht etwas unter­halb des höchsten Punkts. Die Aussicht wird von den hohen Fichten erheblich beeinträchtigt.

Rückweg über die Neureuth

Gindelalmschneid
Abstieg von der Gindelalmschneid Richtung Neureuth.

Auf der meist breit ausgetrampelten Strecke zwischen der Gindel­alm­schneid und dem Berg­gasthof Neureuth7 kommt man schnell voran.
Für den weiteren Abstieg von der Neureuth nach Tegernsee ist es wegen der Rodler besser, nicht den präparierten Neureuth­weg zu wählen. Statt­dessen läuft man hinter dem Neureuth­haus noch über die Almlichte. Im Wald verzweigen sich später Bayernweg, Wester­hofweg und Sommer­weg8. Ich bevorzuge letzteren. Kurz vor Tegernsee treffen alle Varianten wieder zusammen.