Baumgartenschneid (1448 m) und Gindelalmschneid
Winterwanderung am Tegernsee
Zwischen Tegernsee und Schliersee liegen zwei echte Ganzjahresberge. Zur Baumgartenschneid und Gindelalmschneid kann man nämlich auch im Winter meist problemlos hinaufwandern. Trotz ihrer bescheidenen Höhe bieten die beiden einen traumhaften Rundumblick vom Alpenvorland über den Wendelstein bis zu den Tegernseer Bergen.
Stand:

Riederstein, Baumgartenschneid und Gindelalmschneid sind selbst im Winter keine einsamen Wanderziele. Viel los ist vor allem an den beiden beliebten Berggasthäusern beim Galaun und auf der Neureuth. Zu den normalen Winterwanderern gesellen sich dort bei guten Bedingungen noch Scharen von Rodelfans. Die leichte Erreichbarkeit hat eben ihren Preis. Deswegen die Gegend aber ganz zu meiden, wäre auch wieder schade.Denn die idyllische Winterlandschaft und das Panorama über den Tegernsee sind einfach unwiderstehlich.Vielleicht wählt man einfach einen Werktag außerhalb der Ferienzeit. Und nicht zuletzt bietet die Wanderung ja auch ruhigere Abschnitte.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Winterwanderung vom Tegernsee über die Baumgartenschneid und die Gindelalmschneid ist technisch einfach, jedoch ziemlich anstrengend. Immerhin sind die Wege fast immer gespurt. Nur unmittelbar nach frischem Neuschnee lohnt es sich, die Schneeschuhe mitzunehmen. Ansonsten lieber Grödeln einpacken, denn der Schnee kann sehr hart getrampelt sein. Stellenweise ist auch mit Vereisung zu rechnen.
Lawinengefahr kann bei sehr viel Schnee hinab zur Baumgartenalm sowie an den freien Südhängen der Gindelalmschneid bestehen, besonders bei Tauwetter. Abgesehen davon bewegt man sich entweder im Wald oder im schwach geneigten Gelände.
Wegbeschreibung
Von Tegernsee zum Pfliegeleck

Viele Wege führen vom Bahnhof Tegernsee zum Riederstein. Ich empfehle im Winter den angenehmen Aufstieg über das Pfliegeleck. Man bleibt dazu auf der Bahnhofstraße und ignoriert anderweitige Beschilderungen zum Riederstein. Nach dem Alpbach dann an der zweiten Abzweigung links in die Lärchenwaldstraße und gleich bei der ersten Gelegenheit wieder rechts. Über Stufen und neben einer Hecke geht es anschließend hinauf zum Pfliegelhof. Bei dem herrschaftlichen Anwesen beginnt ein Fahrweg, den man kurz darauf links verlässt. Nicht Richtung Lärchenwald weiterwandern. In einigen Serpentinen erreichen wir bald das Pfliegeleck1. Das große Lärchenholzkreuz stammt aus dem Jahr 2011. Die Aussicht hält sich noch in Grenzen.
Galaun und Riederstein

Vom Pfliegeleck zieht sich ein breiter Weg über den Kleinen Tegernseer Berg. Der bewaldete Höhenrücken besteht aus Flyschgestein. Er ist stetig in Bewegung und gilt als Gefahrenzone für Rutschungen. Hinter dem Kleinen Tegernseer Berg gelangt man mit geringem Höhenverlust zum Galaun2. Dort befindet sich das bekannte Gasthaus und es gibt den schönsten Blick auf den Felssporn des Riedersteins.
Vom Galaun leiten Stufen entlang eines Kreuzwegs zum Riederstein empor. In den Felsen fallen Nischen und Grotten auf. Solche Auswitterungshöhlen sind typisch für das Gestein der Rauwacke in den dort anstehenden Raibler Schichten, die den gesamten Riederstein aufbauen. Bei der Mariengrotte hängt an der Felswand eine Gedenktafel für den Wildschütz Leonhard Pöttinger. Angeblich wurden an der Stelle seine Gebeine gefunden, nachdem er lange verschollen war.
Oben auf dem Riederstein3 steht eine neugotische Kapelle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Aussicht ist prächtig.
Baumgartenschneid

Beim Riederstein steigt man nach Osten in einen kleinen Einschnitt hinab. Von rechts stößt eine eigentlich überflüssige Variante vom Galaun hinzu, die den Riederstein auslässt. Am Rücken zum Rohrkopf wird es dann recht steil. Manche nehmen im Winter gleich die Direttissima, um sich die ohnehin unter dem Schnee verborgene Zickzackführung zu sparen. Nach dem Rohrkopf quert der Weg ein Stück weit die Nordflanke. Zuletzt stapfen wir über den freien, nur mit einzelnen Fichten verzierten Westhang dem Gipfel der Baumgartenschneid4 entgegen.
Abstieg zum Sagfleckl
Vom Gipfel der Baumgartenschneid geht es nordwärts hinunter zur Baumgartenalm. Das Gelände ist durch zahllose Viehgangeln trassiert. Die Stufen stabilisieren den Schnee übrigens und schützen vor Lawinen. Auf der reizvoll gelegenen Baumgartenalm hielt sich der bekannte Schlierseer Wildschütz Georg Jennerwein (1848–1877) des Öfteren auf. Mit der Sennerin hatte er angeblich eine Tochter. Auf der Alm stehen zwei Kaser. Sie wurde 1348 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit eine der ältesten der Gegend.
Nach der Alm folgt ein Steilstück im Wald, unterhalb dessen man beim Sattel am Sagfleckl5 an eine Kreuzung kommt.
Gindelalmschneid

Vom Sagfleckl wäre es möglich, in ungefähr einer Stunde durch das Alpbachtal zurück nach Tegernsee zu wandern. In die entgegengesetzte Richtung käme man über den Hennererhof zum Schliersee. Beide Wege sind leider eine ziemliche Hatscherei.
Also lieber noch zur Gindelalmschneid! Die knapp 200 Höhenmeter Gegenanstieg sind zu schaffen. Dabei stapfen wir zuerst links am Kreuzbergköpfl vorbei zur Kreuzbergalm und von dort durch eine breite Waldschneise auf die langgezogene Kuppe der Gindelalmschneid6. Das Kreuz steht etwas unterhalb des höchsten Punkts. Die Aussicht wird von den hohen Fichten erheblich beeinträchtigt.
Rückweg über die Neureuth

Auf der meist breit ausgetrampelten Strecke zwischen der Gindelalmschneid und dem Berggasthof Neureuth7 kommt man schnell voran.
Für den weiteren Abstieg von der Neureuth nach Tegernsee ist es wegen der Rodler besser, nicht den präparierten Neureuthweg zu wählen. Stattdessen läuft man hinter dem Neureuthhaus noch über die Almlichte. Im Wald verzweigen sich später Bayernweg, Westerhofweg und Sommerweg8. Ich bevorzuge letzteren. Kurz vor Tegernsee treffen alle Varianten wieder zusammen.