Grünkopf-Überschreitung (1587 m)
Einsame Schneeschuhtour bei Mittenwald
Im Winter erwartet einem am Grünkopf eine wirklich einsame Schneeschuhtour. Die Route verlangt jedoch etwas Erfahrung. Beim Rückweg nach Mittenwald kann man anschließend noch am malerischen Lautersee vorbeischauen, wo es auch Gelegenheit zur Einkehr gibt.
Stand:

Die Gegend um Mittenwald bietet einige reizvolle Ziele zum Winterwandern. Beliebt sind unter anderem die Umrundung von Lautersee und Ferchensee sowie der Hohe Kranzberg.
Wer es ein wenig ruhiger mag, sollte sich stattdessen den Grünkopf vornehmen. Ab der Ederkanzel ist man dort meistens allein.
Wie der Name schon erahnen lässt, ist der Grünkopf ein rundlicher, dicht bewaldeter Berg. Erst auf der weitläufigen Gipfelkuppe treten die Bäume zurück. Für das schroffe, felsige Wettersteingebirge ist der Grünkopf eher untypisch und einer der wenigen Gipfel, die man im Winter problemlos besteigen kann.
Genau über den Grünkopf verläuft die deutsch-österreichische Landesgrenze.Diese Grenzlinie ist schon sehr alt. Bis 1802 grenzten dort die Grafschaften Werdenfels und Tirol aneinander. Das Werdenfelser Land gehörte früher nämlich nicht zu Bayern, sondern war ein reichsunmittelbares Territorium im Besitz des Hochstifts Freising.
Lange war der Grenzverlauf zwischen den Grafschaften Werdenfels und Tirol umstritten. Ursprünglich beanspruchten die Werdenfelser auch das Leutaschtal für sich, konnten sich aber gegen die mächtigeren Tiroler letztlich nicht durchsetzen.
Auf dem so genannten Franzosensteig kommen wir an einer restaurierten Grenzmarkierung vorbei, die noch aus dieser Zeit stammt. Sofern die alten Werdenfelser und Tiroler Grenzzeichen auf der heutigen Landesgrenze liegen, sind sie weiterhin gültig.
Museumstipp: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begründete der einheimische Handwerker Matthias Klotz den Mittenwalder Geigenbau. Das Traditionshandwerk wird bis heute ausgeübt. Näheres dazu erfährt man im Geigenbaumuseum Mittenwald, das im Zentrum neben der Kirche in einem schönen alten Haus untergebracht ist.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wintertour über den Grünkopf bedarf etwas Übung im Schneeschuhwandern. Denn es gilt dabei das ein oder andere Steilstück zu überwinden. Der Steig auf der Westseite ist tendenziell heikler und scheint im Winter deshalb sehr wenig genutzt zu werden. Gefährlich ist vor allem die Querung auf dem Franzosensteig oberhalb der Ferchenseewände, bei der man sich keinen Ausrutscher erlauben darf.
Da die Route hauptsächlich durch den Wald verläuft, hält sich die Lawinengefahr normalerweise in Grenzen. Bei sehr viel Schnee wäre es möglich, dass von der Wettersteinspitze Lawinen über den Franzosensteig abgehen.
Wegbeschreibung
Ederkanzel
Vom Bahnhof geht es zunächst nach Süden durch Mittenwald hindurch. Am besten meidet man dabei die laute Innsbrucker Straße und überquert sie erst kurz vor der Isarbrücke. Anschließend einige Meter die Leutascher Straße hinauf, bis links der Fußweg zur Ederkanzel abzweigt. Der Weg kreuzt gleich nochmals die Leutascher Straße und führt durch lichten Wald gemütlich bergauf. Nach etwa einer halben Stunde wird das Berggasthaus Ederkanzel1 erreicht. Es steht kurioserweise genau auf der Grenze. Von der Terrasse hat man eine schöne Aussicht.
Auf den Grünkopf

Wenige Meter unterhalb der Ederkanzel zweigt der Steig zum Grünkopf links vom Fahrweg ab. Es kommen noch ein paar Wegweiser. Dann müssen die knapp gehaltenen Markierungen ausreichen. Immerhin wird die grobe Richtung durch den Rücken vorgegeben.
Im mittleren Abschnitt gibt es eine steile Passage, an der jeder Tritt sitzen muss. Gegen Ende flacht das Gelände immer mehr ab.
Die Lichtung auf dem geräumigen Gipfel des Grünkopfs2 ist gerade groß genug, um im Osten das Karwendel mit der nördlichen Kette zu sehen. Im Rücken erhebt sich die formschöne Wettersteinspitze. Die Besteigung der Oberen Wettersteinspitze ist im Sommer eine lohnende Tour, im Winter dagegen nicht ratsam. Der Blick ins Tal wird leider von den Bäumen beeinträchtigt.
Abstieg über den Franzosensteig

Der Abstieg über die Westseite des Grünkopfs erfolgt anfangs schnurgerade durch eine schmale Waldschneise. Der Grenzstreifen wird offenbar freigehalten. An einem kleinen Abbruch wie markiert links ausweichen. Unter dem Abbruch wird es ein Stück weit flacher. Bald darauf trifft man auf den Franzosensteig3. Dieser wagt sich gefährlich nah an die Oberkante der Ferchenseewände heran und quert weiter Richtung Westen.
Wenn das Gelände einfacher wird, taucht eine markante Felswand mit der oben erwähnten Grenzmarkierung auf. Kurz danach mündet der Franzosensteig in den quer verlaufenden Schützensteig.
Im Jahre 1805 gelangten französische Truppen mit Hilfe ortskundiger Mittenwalder über den Franzosensteig nach Tirol, wo sie die Leutascher Schanz in einem Handstreich eroberten. Bayern kämpfte damals im Dritten Koalitionskrieg an der Seite Napoleons gegen Österreich. Das Werdenfelser Land gehörte bereits zu Bayern. Mehr Info
Lautersee und Laintal

Am Ende des Franzosensteigs wenden wir uns rechts. Ein holpriger Steig führt dort am Fuße der Ferchenseewände entlang. Mit Schneeauflage ist er etwas mühsam und zum Teil auch schlecht zu erkennen. Auf der Ferchenseehöhe4 fädeln wir uns wieder in das Netz der Winterwanderwege ein und erreichen gleich darauf den Lautersee.
Der schönste Weg vom Lautersee nach Mittenwald ist derjenige durch das Laintal. Dazu kann man entweder direkt am Nordufer entlang oder erst noch rechts um den See herumlaufen. Hinter der Kapelle Maria Königin (erb. 1993/94) beginnt dann das romantische Laintal5 mit Mariengrotte und einigen netten Wasserfällen. Unten in Mittenwald gelangt man auf der Laintalstraße ins historische Ortszentrum. Von dort sind es nur wenige Minuten bis zum Bahnhof.