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Wildalpjoch (1720 m) von Bayrischzell

Rundwanderung mit Geheimtipp

Weil die Wanderung vom Sudelfeld zum Wildalpjoch viel auf Fahrwegen verläuft, startet man statt­dessen besser so wie hier beschrieben in Bayrischzell. Von dort geht es über zauberhafte kleine Steige auf den wunderbaren Aussichts­gipfel. Dass von Bayrischzell etwas mehr Höhenmeter zu bewältigen sind, lässt sich angesichts dessen leicht verkraften.
Stand:

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Wildalpjoch
Rückblick zum Wildalpjoch beim Abstieg in die Seescharte.

Zunächst ein Hinweis an alle, die den Rat, markierte Wege nicht zu verlassen, ganz strikt auslegen. Bei dieser Tour wird nämlich zwischen der ehemaligen Holzer­hütte und der Lacheralm ein unbezeichneter Schleich­weg genutzt. Schwer zu finden ist das nicht. Erst dadurch ergibt sich von Bayrischzell aus eine richtige Rund­wanderung. Sonst wären Hin- und Rückweg identisch.
Wer dagegen doch lieber die übliche Route nehmen will, wandert vom Sudelfeld über die Lacheralm zum Gipfel.

Wegen seiner räumlichen Nähe zu Bayrischzell möchte man das Wildalpjoch auf den ersten Blick dort verorten. In Wirklichkeit gehört der Berg aber zu dem weiter entfernten Talort Oberaudorf.Ursprünglich wurde die Gegend nämlich vom Inntal her in Besitz genommen und nicht aus dem abgelegenen Leitzachtal.Wer den Verlauf der Almzubringer studiert, wird feststellen, dass sie alle ihren Ausgangs­punkt im Osten haben. Wildalm, Lacheralm und Schwein­steiger­alm werden von Oberaudorf und Nieder­audorf aus bewirtschaftet. Die Familie Schwein­steiger stammt ja auch aus Oberaudorf, wie allen Fußballfans sicher bekannt sein dürfte.
Das Wildalpjoch hat seinen Namen von der Wildalm. Vermutlich heißt diese wegen der für die Beweidung ungünstigen Steilhänge so. Nur die Almhütte selbst steht auf einem flachen Absatz. Wo das Almvieh nicht hinkam, wurde auf der Wildalm früher Wildheu gemäht, wie Victor von Malaisé in seiner Dissertation berichtet.
Viele Hoch­almen am Sudelfeld gehören ebenfalls den Bauern aus dem Inntal. Man beachte diesbezüglich den Namen der Nieder­audorfer Waldalm am Unteren Sudelfeld. Erst im westlichen Teil des Wendelsteingebiets beginnt mit der Wendelstein­alm der Bereich der Bayrischzeller Bauern.

Tourcharakter und Schwierigkeit

970 hm 11 km4:00 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die Wanderung auf das Wildalpjoch stellt selbst weniger Erfahrene vor keine nennenswerten Schwierigkeiten. Einzig am Westgrat gibt es ein etwas felsiges und leicht ausgesetztes Stück.
Der oben erwähnte Schleichweg zur Lacheralm erfordert ein Minimum an Orientierungssinn.
Wegen der Südexposition eignet sich die Wanderung besonders gut für das Frühjahr oder den Herbst. Die Strecke ist oft schon zeitig im Jahr schneefrei und bleibt das meistens auch bis in den Spätherbst hinein.

Wegbeschreibung

Aufstieg Richtung Wendelstein

Zur Lacheralm muss man an dieser Stelle geradeaus in den abgesperrten Weg.

Man verlässt den Bahnhof in Bayrischzell am besten gleich nach Norden und wendet sich in der Kranzerstraße bei der ersten Gelegen­heit rechts. Sofort nach Überqueren des Leger­wald­grabens geht es spitz links. Vorerst gilt die Beschilderung zum Wendelstein über den König-Maximilian-Weg. Dieser führt ein paar Minuten an der Deutschen Alpenstraße entlang. An schönen Tagen dröhnen auf ihr schon in aller Früh die Motor­räder vorbei. Zum Ärger von Touristen und Anwohnern. Tragischerweise verunglücken auf der gefährlichen Strecke über das Sudelfeld immer wieder Motorrad­fahrer.
Für uns wird es im Weidegebiet der Peter­bauernalm1 bald ruhiger. Schnell taucht der Weg in einen lichten Wald ein. Er kreuzt noch einen Forstweg, dann heißt es aufpassen. An der folgenden Gabelung darf man nicht weiter Richtung Wendelstein wandern, sondern muss geradeaus in den steinigen Fahrweg mit der improvisierten Holzschranke. Das ist die oben erwähnte unbezeichnete Verbindung zur Lacheralm. In alten Karten ist an dieser Stelle eine längst abgegangene Holzerhütte2 eingetragen.

Schleichweg zur Lacheralm

Hirtenhütte der Lacheralm
Zur Lacheralm gehören insgesamt acht verstreut liegende Gebäude. Diese reizvolle Hirtenhütte von 1826 ist das am höchsten gelegene.

Nach der ersten Kurve auf dem steinigen Fahrweg scheint an einem Jägerstand bereits Schluss zu sein. Doch linker Hand zieht sich am Rand einer kleinen Aufforstung ein undeutlicher Trampelpfad bergauf. Nicht direkt durch die Aufforstung laufen. Um die jungen Bäume zu schützen, ist das Betreten verboten!
Der Trampelpfad dreht ein Stück höher nach rechts in einen Graben. Auf der anderen Grabenseite wird der Weg schnell breiter und leitet hinaus auf die Weidefläche der Lacheralm3. Dort treffen wir auf einen geteerten Almweg, der vom Unteren Sudelfeld heraufkommt.

Wildalpjoch

Wendelstein
Über dem Kessel der Soinalm ragt der Wendelstein empor. Dazwischen liegt die von hier nicht einsehbare Zeller Scharte.

Zwischen den mittleren und den oberen Hütten der Lacheralm kann der letscherte Teerweg abgeschnitten werden. Er endet schließlich an einer feuchten Mulde mit typischer Lägerflur. Bei der Mulde orientiert man sich entsprechen dem Wegweiser zum Wildalpjoch bergwärts, zweigt jedoch schon kurz darauf an einer süßen Hirtenhütte4 rechts ab. Obwohl dieser Steig nicht markiert ist, macht er einen gepflegten Eindruck. Durch Fichtenwald, Latschen und zuletzt im Freien wird der grasbewachsene Kamm gewonnen. Oben wird man mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Rechts steht die Kaserwand, links das Wildalpjoch5, zu dessen Gipfel es nun gar nicht mehr weit ist.

Lacherspitz

Der Steig an der Westflanke des Wildalpjochs ist steil und ein wenig felsig. An der Seescharte6 unter dem Seewandköpfl verzweigen sich mehrere Wege. Wir halten uns westwärts und passieren das Seewandköpfl an seiner Südseite. In einem moderaten Gegenanstieg wird die idyllische Hochfläche des so genannten Lacherangers erreicht. Wer Lust auf einen zweiten Gipfel hat, könnte praktisch en passant beim Lacherspitz7 vorbeischauen.

Abstieg über die Wendelsteinalm

Gumpen und Wasserfälle im Legerwaldgraben oberhalb von Bayrischzell.

Den Wendelstein vor Augen gelangt man über den flachen Lacheranger in den Lachersattel8. Dieser liegt unterhalb der Kesselwand, die aus dieser Perspektive mit ihrer senkrechten Felswand recht abweisend wirkt. Von Norden her führt aber ein einfacher Trampelpfad zum Gipfelkreuz. Auch die Soinwand hinter der Kesselwand wäre nur einen Katzensprung entfernt.
Vom Lachersattel geht es dann an der Zeller Scharte vorbei zur Wendelsteinalm hinab. Dabei genießt man einen tollen Blick in die Schlierseer Berge, vor allem auf den Seeberg und zum Hochmiesing, beides ebenfalls sehr lohnende Touren.
An der Wendelsteinalm9 nicht vergessen, noch einmal zum Wendelstein zurückzuschauen. Denn gleich danach verschwinden wir im Wald und treffen bald auf den Hinweg.
Ganz unten, kurz vor Bayrischzell, lohnt sich zum Schluss noch der kleine Umweg über die Wasserfälle im Legerwaldgraben mit den türkisgrünen Gumpen. Die Abzweigung ist beschildert.