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Widauersteig auf den Scheffauer (2111 m)

Plaisir-Klettersteig bei Kufstein

Der Widauersteig von der Kaindlhütte zum Scheffauer ist ein sehr reizvoller, einfacher Klettersteig. Angesichts der heute üblichen schweren Sportklettersteige hat er schon fast etwas Nostalgisches. Statt des maximalen Nervenkitzels sucht sich der Widauersteig lieber die günstigste Linie durch die zerklüftete Nordwand. So kann man unterwegs ganz entspannt die schöne Aussicht zum Zahmen Kaiser genießen.
Stand:

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Steinbergalm vom Scheffauer
Tief unten liegt die Steinbergalm und weiter hinten der Stadtberg.

Der Scheffauer zählt zu den am häufigsten bestiegenen Gipfeln im Wilden Kaiser. Sowohl der Südanstieg von der Steiner Hochalm als auch der hier beschriebene Widauersteig von der Kaindlhütte erfreut sich großer Beliebtheit.
Benannt wurde der Widauersteig nach dem Alpinisten Thomas Widauer (1839–1906), der am Hintersteiner See ansässig war. Der Felsenweg entstand einige Jahre nach seinem Tod. Widauer war der erste autorisierte Berg­führer des Kaisergebirges. In seinem Heimatgebirge gelangen ihm einige Erst­besteigungen, darunter die bekannte Ellmauer Halt.Der Scheffauer wurde allerdings nicht durch Thomas Widauer erstbestiegen, sondern 1794 durch Franz Berndorffer, Augustiner-Chorherr aus Herrenchiemsee.Berndorffer erreichte den Gipfel im Rahmen seiner botanischen Exkursionen. Dies gilt als die erste dokumentierte Besteigung des Scheffauers. Jäger und Hirten dürften aber wohl vorher schon oben gewesen sein. Denn woher sonst hätte Berndorffers Führer, ein einheimischer Uhrmacher, die Route gekannt?Doch war es überhaupt der Scheffauer, den Berndorffer erklomm?In seiner unpräzisen Tour­beschreibung erwähnte er die Steinbergalm, das Trümmerfeld des so genannten Friedhofs, viel Latschen­gestrüpp und einen langen Kamm mit Scharten. Das passt eigentlich eher zum Zetten­kaiser als zum Scheffauer, zumal sie für den Scheffauer die deutlich einfachere Route von Süden hätten wählen können. Andererseits bleibt rätselhaft, was Berndorffer mit den drei Boiden meinte. Böden vielleicht? Unter der Nordwand des Scheffauers gibt es mehrere Karmulden. Die Route des Widauersteigs ohne Sicherung wäre damals jedenfalls eine herausragende alpine Leistung gewesen.

Seinen Namen hat der Scheffauer übrigens von dem Ort Scheffau auf der Südseite. Scheffau bedeutete schiefe, bucklige Au. Bestimmt erfolgte die Erstbesteigung von dort aus durch Einheimische, auch wenn dazu keine historischen Belege existieren.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1080 hm 11 km5:30 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A/B
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Für den im oberen Abschnitt zum Klettersteig ausgebauten Widauersteig (siehe Topo) muss man trittsicher und schwindelfrei sein. Echte Kletter­schwierigkeiten sind nicht zu bewältigen. Im leichten Ier-Gelände wurde zum Teil auf Sicherungen verzichtet. Bergerfahrene können ihr Klettersteigset zu Hause lassen. Wegen der vielen Begeher ist mit Steinschlag zu rechnen. Also unbedingt den Helm einpacken und darauf achten, selbst keine Steine loszutreten. So schlimm wie in der Steinernen Rinne, wo ein Stein nach dem anderen fliegt, ist es zum Glück nicht.

Wegbeschreibung

Fußmarsch oder Kaiserlift zum Brentenjoch

Der Weg von Kufstein zum Brentenjoch ist lange und hatschert, so wie bei der Tour zum Zettenkaiser ausführlich beschrieben. Ich empfehle für den Scheffauer stattdessen den 2015 wieder­eröffneten Kaiserlift zu nehmen. Man hat so einfach mehr Muße für die eigentliche Tour.
Alternativ gäbe es auch die Möglichkeit, mit dem Mountainbike in etwa eineinhalb Stunden die Strecke über das Aschenbrenner­haus oder die Duxeralm hinaufzustrampeln.

Panoramaweg zur Kaindlhütte

Wilder Kaiser
Was für ein Anblick! Die saftig grünen Weiden der Steinbergalm vor der mächtigen Felsmauer des Wilden Kaisers.

Von der Bergstation müssen wir erst einmal hinab zum Brentenjoch. Wer gleich zu Beginn eine Stärkung benötigt, hat an der Brentenjochalm1 die Gelegenheit dazu.
Auf dem beliebten Panoramaweg geht es dann vom Brentenjoch in Richtung Kaindlhütte. Die breite Kiesstraße führt dabei zunächst noch weiter bergab. Nach einem guten Kilometer gibt es eine Abkürzung über den Gaisbach zur Steinberghütte2. Die Abkürzung sollte man möglichst nicht verpassen. Viele rennen einfach daran vorbei.
Von der Steinberghütte zieht sich anschließend ein ausgewaschener Pfad durch die Weidefläche zurück zur Kiesstraße. Kurz darauf gelangt man auf dieser zur Steinberg­alm. Dort steht neben zahlreichen Kasern auch die Kaindlhütte3. Erbaut hat das Schutzhaus 1903 der Bergführer und Bergretter Michael Kaindl (1870–1948). Der zweistöckige Blockbau südwestlich der Kapelle diente früher einmal als zusätzliches Schlafhaus.

Zum Widauersteig

Widauersteig
Der Einstieg in den Klettersteig rückt näher.

Südöstlich der zahlreichen Hütten der Steinbergalm liegen einige große Blöcke herum. Zwischen diesen steuert eine Pfadspur auf den Wald zu. Gleich bei den ersten Bäumen trennen sich Widauersteig und Riegensteig. Normalerweise nimmt man zum Scheffauer an dieser Stelle links den Widauersteig. Nach einem Steilstück geht es an einem Tümpel vorbei und im Freien direkt auf die Nordwand des Scheffauers zu.Die zweite Möglichkeit wäre, vorerst rechts dem Riegensteig bis zum Großen Friedhof4 zu folgen, einem interessanten Felssturzgelände. Dort muss man dann aber endgültig links. Die Verbindung zwischen dem Großen Friedhof und dem Widauersteig scheint kaum mehr begangen zu werden.

Klettersteig

Zahmer Kaiser
Auf der gegenüberliegenden Seite des Kaisertals erhebt sich der Zahme Kaiser.

Im Schatten der Scheffauer Nordwand quert der Widauersteig durch ein großes Geröllfeld zum Einstieg in den versicherten Abschnitt (siehe Topo). Wer im Klettersteig5 auf den ersten Metern keine Probleme hat, ist der Tour gewachsen. Schwieriger wird es nicht mehr. Kletterstellen und Gehpassagen wechseln sich ab. Die Route gewinnt durch eine Rinne schnell an Höhe. Danach helfen Klammern über eine glatte Rampe. Es folgt eine längere Querung nach Westen. Im letzten Abschnitt zieht sich der Widauersteig über gestuftes Gelände steil empor. Ganz am Ende muss man noch durch eine steinschlag­gefährdete Rinne. Unbedingt an die Markierungen halten. Sie leiten so gut wie möglich um die Gefahrenzone herum.

Scheffauer

Nach dem Ausstieg steht man in einem Sattel. Dort kommt auch ein Steig von der Steiner Hochalm im Süden herauf. Im Osten liegen die Hackenköpfe – eine schwere, weglose Tour im IIten Grad. Zum Gipfel des Scheffauers6 sind es nur mehr wenige Minuten.