Westerbuchberg bei Übersee
Kleine Wanderung im Süden des Chiemsees
Die entspannte Wanderung über den Westerbuchberg bei Übersee begeistert mit einem fantastischen Blick auf die Silhouette der Chiemgauer Alpen. Zu Füßen des kleinen Hügels liegen die renaturierten Kendlmühlfilzen, eines der schönsten Moore des Chiemgaus. Zurück geht es dann entlang der Tiroler Achen. Damit ergibt sich eine nette kleine Runde durch die liebenswerte Kulturlandschaft im Süden des Chiemsees.
Stand:

Der Westerbuchberg und der kleinere Osterbuchberg auf der anderen Seite der Tiroler Achen ragen aus einer ansonsten im Umkreis von mehreren Kilometern nahezu brettelebenen Landschaft heraus. Beide Erhebungen gehören geologisch zur Faltenmolasse. Irgendwie widerstanden sie den eiszeitlichen Gletschern und wurde bloß rundgeschliffen.
Vor vielen Tausend Jahren waren sie noch keine Hügel, sondern Inseln im Urchiemsee, der nach dem Ende der Würm-Kaltzeit das Dreifache seiner heutigen Größe besaß. Der Wasserspiegel war um 20 Meter höher.
Mit der Zeit grub sich die Alz immer tiefer durch die Moränenwälle im Norden, so dass der Chiemsee teilweise auslief.
Die Entstehung von Mooren in den flachen Uferbereichen und die permanenten Kiesablagerungen der Tiroler Achen trugen zur weiteren Verlandung des Chiemsees bei.Allein in den letzten 200 Jahren verschob sich die Uferlinie im Bereich des Achendeltas um mehr als einen Kilometer. Übersee lag ursprünglich direkt am Chiemsee.Die Schwemmflächen der Tiroler Achen boten festen Untergrund für Dörfer wie Übersee und Mietenkam, während das riesige Gebiet der südlichen Chiemseemoore bis Ende des 19. Jahrhunderts noch nahezu unberührt war. Nur die Eisenbahnlinie teilte die Filze seit 1860 in zwei Teile.
Im 20. Jahrhundert wurden die Hochmoore, deren Entstehung 10 000 Jahre brauchte, innerhalb weniger Jahrzehnte durch Entwässerung und exzessiven Torfabbau fast zerstört. Mittlerweile stehen sie unter Naturschutz. Dank umfangreicher Renaturierungen können sie sich langsam wieder erholen, wie wir in den Kendlmühlfilzen auf der Südseite des Westerbuchbergs sehen werden.
Museumstipp: Kaum ein anderer Maler war so eng mit der Landschaft am Chiemsee verbunden wie Julius Exter (1863–1939). Bis heute begeistern seine farbenfrohen expressionistischen Bilder. Exter erwarb in Feldwies bei Übersee das Bauernhaus Stricker und baute es zum Atelier aus. Das Künstlerhaus Exter mit Garten kann im Sommerhalbjahr besichtigt werden. In den Räumen werden auch einige seiner Werke präsentiert.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die kurze Halbtageswanderung auf den Westerbuchberg, durch die Kendlmühlfilzen und entlang der Tiroler Achen eignet sich das ganze Jahr über. Alle Wege sind gut beschildert, befestigt und sehr gemütlich. An heißen Sommertagen bitte bedenken, dass die Strecke relativ wenig Schatten bietet. Wegen der schönen Aussicht möglichst nicht bei trübem Wetter unternehmen.Wegbeschreibung
Hinweg durch Übersee
Wir verlassen den Bahnhof in Übersee Richtung Westen zum Kreisverkehr, folgen dann mehrere Hundert Meter der Grassauer Straße und biegen kurz nach der evangelischen Kirche rechts in die Ringstraße ein. Schon nach wenigen Schritten steht ein Wegweiser zum Westerbuchberg. Dort links, anschließend jedoch nicht den Hügel Hocherlach1 hinauf, sondern unten auf einem Feldweg an seiner Nordseite entlang. Wie die anderen Hügel auch ist der Hocherlach Teil der bereits erwähnten Faltenmolasse, gehört geologisch also zum Westerbuchberg.Der Feldweg mündet bald in eine Nebenstraße, auf der wir ein Stück südwärts laufen. An einer Gabelung unter dem Westerbuchberg wie beschildert rechts die Strecke über das Kirchenwegerl einschlagen. Geradeaus zum Kreuzbichl wäre ebenfalls richtig.
Westerbuchberg

Beim Waldkindergarten zweigt das gekieste Kirchenwegerl von der Wessener Straße ab. Es geht über ein Bächlein und schnurstracks bergauf. Am Nordhang des Westerbuchbergs wachsen tatsächlich zahlreiche Buchen, außerdem Birken und natürlich Fichten, der einstige Brotbaum der Forstwirtschaft, der die Laubbäume verdrängte. Nach einem etwas steilen Anstieg wird schnell die Anhöhe erreicht. Oben am Westerbuchberg2 rechts zur Kirche halten. Davor sollte man allerdings beim Alpenhof vorbeischauen. Denn von der Terrasse genießt man eine hervorragende Aussicht über die Kendlmühlfilzen ins Kampenwandgebiet.
Die gotische, in ihrem Kern sogar romanische Kirche St. Peter und Paul ist ein Chiemgauer Kleinod. Sehenswert in ihrem schlichten Inneren sind das Kreuzrippengewölbe und die Fresken.
In die Kendlmühlfilzen

Nach der Kirche wandert man noch ein Stück westwärts über den Höhenrücken. Bei der Gabelung im Wald geradeaus weiterlaufen, nicht rechts dem Rundweg folgen. Vor dem Sicherheitsbereich der Justizvollzugsanstalt Bernau muss man links bergab. Mehrere Jahrzehnte lang bis 1971 wurden die Häftlinge der JVA Bernau übrigens zu den schweren Arbeiten in den Torfstichen der Kendlmühlfilzen herangezogen, zuerst in Handarbeit, später mit Baggern.
Unten auf der Südseite des Westerbuchbergs wenden wir uns links, also zum Ewigkeitsweg nach Mietenkam. In die andere Richtung ginge es zum Moor- und Torfmuseum im ehemaligen Torfbahnhof Rottau.Diese Wanderung streift das Moor letztlich nur am Rande. Um mehr davon zu sehen, macht man besten den großen Rundweg durch die Kendlmühlfilzen mit Lehrpfad, Aussichtsturm und Museen.
Ewigkeitsweg zur Kendlmühl

Bald schon tauchen wir in den lichten, abwechslungsreichen, recht idyllischen Moorwald ein. Typisch für ein Filz wäre eigentlich ein eher niedriges Buschwerk aus Latschen und Spirken, beides Unterarten der Bergkiefer. Wegen dieses teils undurchdringlichen Gestrüpps spricht man ja auch von einem Filz. Durch die Trockenlegung konnten sich aber auch Baumarten ansiedeln, die in einem stark durchnässten Hochmoor nicht vorkommen, darunter Birken, Waldkiefern und Faulbäume.
Zum Ewigkeitsweg3 muss man an der nächsten Abzweigung rechts. Er heißt so, weil die lange Strecke zu den Torfstichen den Arbeitern wie eine Ewigkeit vorkam. Der Ewigkeitsweg leitet schließlich ostwärts aus dem Moor hinaus nach Mietenkamp4. Am Ortsrand steht die Kendlmühl, von der das Moor seinen Namen hat.
Rückweg an der Tiroler Achen

Wer eine Abkühlung braucht, am Erlenweg in Mietenkamp gibt es ein Wassertretbecken. Im Übrigen halten wir uns an die Beschilderung zum Achendamm und verlassen das Dorf über den Erlenweg. Auf Nebenstraßen wird schnell die Tiroler Achen5 erreicht, an der es nun 2,5 Kilometer bis zur zweiten Brücke entlanggeht.
Die Altwasser hinter den Dämmen erinnern daran, dass der Fluss früher einmal deutlich mehr Platz beanspruchte. Schon lange vor den Begradigungen wurde die Tiroler Achen nach Osten umgeleitet. Sie sorgte nämlich in Übersee und Feldwies häufig für Überschwemmungen. Bis ins 19. Jahrhundert führte der Altarm noch Wasser. Er mündete am Achenspitz, dem alten Flussdelta, in den Chiemsee. Der Achenspitz ist sehr idyllisch zum Wandern. Vom Beobachtungsturm Lachsgang lässt sich das heutige Achendelta betrachten.
Auf der anderen Seite des Achentals sieht man das Hochgerngebiet mit dem Hochlerch, einer fantastischen Aussichtsloge. Ansonsten ist die Passage entlang des begradigten und eingedämmten Flusses leider eher eintönig. An der Brücke beim Osterbuchberg verlässt man den Achendamm nach links. Die letzte halbe Stunde geht es dann auf Feldwegen über die Weiler Almfischer und Stegen wieder zurück nach Übersee.