Paterzeller Eibenwald und Zellsee
Rundwanderung bei Wessobrunn
Auf dieser netten Wanderung durch die schöne Voralpenlandschaft zwischen Wessobrunn und Paterzell westlich von Weilheim dreht sich alles um Bäume. Bei Kloster Wessobrunn können wir die tausendjährige Tassilolinde bestaunen und in dem verwunschenen Paterzeller Eibenwald erfahren wir auf einem verschlungenen Pfad Interessantes über diese faszinierende Baumart.
Stand:

Eiben kennt man heute praktisch nur noch aus Parks und Gärten. Dabei waren sie früher einmal auch in unseren Wäldern weit verbreitet. Doch vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit wurden für die Produktion von Armbrüsten und die englischen Langbogen enorme Mengen des besonders elastischen Eibenholzes benötigt. Das gipfelte fast in der Ausrottung der europäischen Bestände.
Da Eiben sehr langsam wachsen, werden sie kaum aufgeforstet. Wildverbiss verhindert außerdem das Nachwachsen junger Eiben. Rehe und Rothirsche scheinen für das Gift der Eibe nämlich unempfindlich zu sein, während beim Menschen schon geringe Mengen zum Tod führen.
Der Paterzeller Eibenwald gilt als der bedeutendste seiner Art in Mitteleuropa. Über 2000 Bäume sollen es sein. Der Wald wurde bereits 1908 vom Bayerischen Landesausschuß für Naturpflege in die Liste der Schutzgebiete aufgenommen und steht seit 1939 unter gesetzlichem Naturschutz. Völlig intakt ist er allerdings nicht mehr. Das Kloster Wessobrunn ließ vermutlich nur die unbrauchbaren Bäume stehen. Die Waldverjüngung wurde zudem lange Zeit durch den Wildverbiss stark beeinträchtigt, bis man schließlich entsprechende Schutzmaßnahmen ergriff.
Man sieht es ihnen vom Umfang her nicht an, doch die ältesten Eiben bei Paterzell könnten durchaus an die Tassilolinde heranreichen. Die mächtige Winterlinde mit einem Umfang von über 13 Metern entspricht allerdings besser dem Bild, das wir von einem uralten Baum haben. Das tatsächliche Alter der Tassilolinde ist unbekannt, dürfte aber deutlich unter 1000 Jahren liegen. Als maximales Alter für Winterlinden werden 600 Jahre angenommen.
Kulturtipp: Das im 8. Jahrhundert gegründete Kloster Wessobrunn blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Nachdem 2012 die letzte Schwester der Missions-Benediktinerinnen das Kloster verlies, wird es seitdem säkular genutzt. Über diese neue Chance für Wessobrunn berichtete der Bayerische Rundfunk in der Sendung Zwischen Spessart und Karwendel. Das mit reichhaltigem Stuck ausgestaltete Kloster kann im Rahmen einer Führung auch von Innen besichtigt werden.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderwege sind an einigen Stellen unklar ausgewiesen. Vor allem auf dem Rückweg vom Paterzeller Eibenwald nach Wessobrunn muss man aufpassen. Also am besten eine digitale Orientierungshilfe nutzen, um nicht Zeit mit der Suche oder Verhauern zu vergeuden.Außerdem an festes Schuhwerk denken. Denn obwohl es sich nur um eine leichte Flachlandwanderung auf befestigten Wegen handelt, kann die Strecke teilweise recht batzig sein.
Weil es mehrmals auf und ab geht, kommen insgesamt an die 300 Höhenmeter zusammen, fast wie bei einer kleinen Bergtour also.
Wegbeschreibung
Kloster Wessobrunn und Tassilolinde

Die Tour beginnt beim Kloster Wessobrunn. Bevor man loswandert, lohnt ein Blick in die freundliche, helle, im Stil des Rokoko erbaute Pfarrkirche. Die Klosterkirche steht nicht mehr. Sie wurde im Zuge der Säkularisation abgerissen. Hinter der Pfarrkirche liegt das Brunnenhaus mit drei Bassins. Das klarer Quellwasser wird für die Forellenzucht genutzt.
Wir kommen noch an einer Mariengrotte vorbei und verlassen dann das ummauerte Klostergelände. Dort steht gleich die Tassilolinde1. Der hohle Baumriese erfüllt einen unweigerlich mit Ehrfurcht. Ein schöner Ort zum Rasten und Nachdenken!
Im Mühlgraben nach Zellsee

Unterhalb der Tassilolinde kommt eine Brücke. Kurz darauf endet der Fußweg an der Schmuzerstraße. Auf dieser nun links aus dem Ort hinaus. Nach einem knappen Kilometer tauchen am Mühlbach ein paar Häuser auf. Hinter diesen weist die Beschilderung Richtung Zellsee nach rechts in die Wiese am Hang. Einige Meter bergab schlängelt sich am Waldsaum ein schlecht erkennbarer Trampelpfad entlang. An den Viehzäunen gibt es Durchlässe für Wanderer.
Nach einem Pferdehof wandern wir auf einem Feldweg weiter, später einer Nebenstraße und gelangen so zum Weiler Zellsee2. Dort gibt es an der Staatsstraße eine Unterführung.
Wegsperrung: Bitte beachten, dass der kurze Feldweg vom Weiler Zellsee zum See bzw. Richtung Eibenwald vom Grundbesitzer zurückgebaut wurde. Man kommt dort nicht mehr durch, auch wenn der Weg auf vielen Karten noch verzeichnet ist.
Über Schönwang zum Eibenwald
Da die direkte Verbindung vom Weiler Zellsee zum Eibenwald und zum See seit 2022 nicht mehr existiert, muss man einen Umweg laufen, entweder auf der Kreisstraße oder besser oben herum über Schönwang3. Von Schönwang dann links hinunter zur Kreisstraße, der man 200 Meter bis zum Parkplatz am Eibenwald folgt.Eibenpfad

Der Paterzeller Eibenwald4 ist ein zauberhafter Ort. Was für ein Unterschied zu den eintönigen, geradlinigen Fichtenforsten, die sonst im Alpenvorland dominieren! Idyllisch schlängelt sich der Eibenpfad durch das Gelände. Nette Bächlein plätschern neben ihm dahin. Ihr Quellgebiet werden wir später noch sehen.
Zehn Infostationen entlang des Lehrpfads vermitteln Wissenswertes über die Eibe. Ein ungewöhnlicher drehwüchsiger Stamm, der wie ein Korkenzieher aussieht, weckt das Interesse. Drehwuchs ist genetisch veranlagt. Er verleiht dem Stamm eine größere Widerstandskraft gegen Stürme. Die Forstwirtschaft sortiert stark drehwüchsigen Bäume aus, weil sie minderwertiges Nutzholz liefern, reduziert damit aber leider auch die genetische Vielfalt.
Dass man gerade die schlecht verwertbaren, krummen, hohlen und zwieseligen Bäume stehen ließ, macht den Eibenwald so abwechslungsreich. Die mächtigste Eibe wurde leider Opfer von Brandstiftung.
An der Ostseite des Naturschutzgebiets gibt es eine Forststraße. Sie leitet links zum Zellsee, den ich sehr empfehlen kann. Ansonsten rechts Richtung Paterzell abkürzen.
Zellsee

Am Zellsee5 passieren wir zu Beginn einen der Dämme, die den See in sehr verschieden große Fischteiche unterteilen. Der Zellsee wurde einst vom Kloster Wessobrunn für die Fischzucht aufgestaut. Auffällig sind die großen Schilfflächen. Viele Vögel, Insekten und Amphibien finden am Zellsee ihren Lebensraum. Bitte das Betretungsverbot beachten und auf dem Wanderweg bleiben, um das wertvolle Biotop nicht zu stören.
Am Südende des Zellsees verläuft eine Straße. Auf dieser nach rechts wenden und schon nach ein paar Metern bei der Moosmühle6 erneut rechts. In nordwestlicher Richtung nähern wir uns so wieder dem Paterzeller Eibenwald.
Durch den Eibenwald nach Hanslehen

Während der Eibenpfad nur durch den Ostteil verläuft, setzt sich der Eibenwald jenseits der Straße fort. Dazu nicht den Weg zum Parkplatz nehmen, sondern denjenigen 200 Meter weiter südlich. Beschildert ist das nicht. Drüberhalb der Straße führt ein Weg geradeaus in den Wald. Schon nach wenigen Schritten zweigt links ein Pfad ab, der sich den Hang hinaufzieht. Bald mündet der Pfad in einen breiteren Weg, dem wir spitz rechts folgen.
Es kann dort ziemlich batzig sein. Teilweise tritt direkt aus dem Waldboden Quellwasser aus. Das Wasser ist sehr kalkhaltig und lässt Kalktuff bzw. Quellkalk entstehen, der früher in mehreren Steinbrüchen abgebaut wurde. Der wuchtige Wehrturm von Kloster Wessobrunn ist nur eines von vielen Bauwerken und Gebäuden der Gegend, die man aus Kalktuff errichtete.
Nach einer Biegung kommt ein Längsweg. Nun erneut spitz rechts. Wir passieren noch ein Wasserschutzgebiet mit Brunnen, bei dem wir links müssen und gelangen dann vor Hanslehen7 ins Freie.
Rückweg nach Wessobrunn

Die Strecke von Hanslehen bis Wessobrunn ist gut beschildert.
Zunächst geht es über eine Wiese und anschließend von Hanslehen die Zufahrtsstraße hinab. Danach schnurstracks in den Wald hinein. Gleich darauf bei der ersten Gabelung links halten. Gemütlich wandert man dann einige Zeit auf einem Forstweg westwärts, bis dieser endet und ein Steig in den Schlittbachgraben abtaucht. Auf der anderen Grabenseite muss man noch ein wenig bergauf und erreicht so wieder Wessobrunn. Zurück zum Kloster einfach geradeaus laufen.