Wallberg (1723 m) von der Kistenwinterstube
Ruhiger Aufstieg über die Ostseite
Von den Bergen rings um den Tegernsee ist der Wallberg der auffälligste. Mit seinen 1723 Metern überragt er alle anderen deutlich. Durch seine Höhe und die zentrale Lage in den Tegernseer Bergen bietet er ein großartiges Panorama. Das macht ihn zu einem beliebten Ausflugsziel und einem echten Wanderklassiker, den jeder Bergliebhaber auf der Wunschliste hat.
Stand:

So schön die Aussicht vom Wallberg auch ist, die direkten Aufstiegswege sind etwas eintönig, egal ob man wie hier beschrieben an der Kistenwinterstube startet oder an der Talstation der Wallbergbahn. Landschaftlich reizvoller, jedoch deutlich weiter wäre die Strecke von Wildbad Kreuth über den Setzberg.
Die Kistenwinterstube hat vor allem den Vorteil der reduzierten Höhenmeter, da die Wanderung dort bereits auf etwa 950 Metern Höhe beginnt. Außerdem verläuft diese Strecke mehr im Freien als diejenige über die Westseite.
Auf den ersten Blick wirkt der Wallberg sehr touristisch. Seilbahnfahrer drängen sich um das Kircherl und am Gipfel, Gleitschirmflieger heben im 10-Minuten-Takt ab. Bei genauerer Betrachtung ist der Wallberg aber vor allem almwirtschaftlich geprägt. Allein von der Kistenwinterstube bis zum Gipfel kommen wir an einer Handvoll Almen vorbei. Früher gab es auf der Nordseite noch vier weitere. Wegen ihrer unwirtlichen, steilen Lage wurden sie allerdings schon Mitte des 19. Jahrhunderts aufgegeben. Die Lichtungen wuchsen zu. Das darf man nämlich nie vergessen, die parkähnliche, offene Landschaft zwischen Setzberg und Wallberg mit freier Sicht nach allen Seiten existiert so nur dank der Almen.
Filmtipp: Aus der Sendung Zwischen Spessart und Karwendel des Bayerischen Rundfunks gibt es einen interessanten Beitrag über die Almen auf dem Wallberg und wie die Almgemeinschaft trotz vieler Begehrlichkeiten ihr Erbe verantwortungsvoll bewahrt, damit der Wallberg in einheimischen Händen verbleibt.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die beschilderten Wanderwege am Wallberg sind ausgesprochen einfach, leider aber auch recht hatschert. Am Gipfel gibt es etwas Felskontakt. Ausgesetzte Stellen kommen keine vor. Höhenmeter und Weglänge entsprechen einem normalen Tagespensum. Weniger Trainierte könnten bei Bedarf bergab die Wallbergbahn nehmen.Wegbeschreibung
Zum Siebli-Wasserfall

Wir überqueren an der Kistenwinterstube, auch Hufnagelstube genannt, die Rottach und folgen dem beschilderten Teersträßchen bergauf Richtung Wallberg. Bald kommt eine Gabelung, bei der ein zweigeschossiges altes Holzhaus steht. Der stattliche Blockbau ist neben der kleineren Hufnagelstube eine weitere ehemalige Winterstube der Holzknechte.
Direkt vor der Siebli-Winterstube kann man rechts in wenigen Minuten auf einem Steig zu dem wirklich außergewöhnlich schönen Siebli-Wasserfall1 laufen. Etwa 15 Meter stürzt er über eine Wandstufe aus dickbankigem Oberrhätkalk herab, einem Gestein aus der Oberen Trias. Die Szenerie um den Sieblifall mit den bemoosten Sturzblöcken ist sehr romantisch.
Wallberghaus über Rottachalm

Nach dem Abstecher zum Wasserfall geht es zunächst auf dem Teersträßchen im dichten Waldschatten weiter. Im Bereich der Rottachalm2 werden die Bäume langsam weniger. Nacheinander tauchen nun der Roßkopf, der Blankenstein, der Risserkogel und schließlich der Setzberg auf, allesamt lohnende Gipfelziele.
Von der nach einem Lawinenabgang 1951 neu errichteten Hütte der Portnersalm sieht man oben schon das Wallbergkircherl. Es scheint zum Greifen nahe, doch es zieht sich noch eine Weile. Erst einmal erreichen wir den Wallbergsattel. Am Sattel steht das Alte Wallberghaus3. Erbaut wurde es 1899, brannte einmal ab und war lange Zeit eine einfache Unterkunft. Inzwischen ist es ein Berghotel.
Wallberggipfel

Vom Wallbergsattel führt eine steile Kiesstraße am Wallbergkircherl Heilig Kreuz vorbei zur Bergstation. Für das im Jahr 1909 vollendete Kircherl hätte man sich keinen besseren Platz aussuchen können. Als Vorbild diente angeblich das Wendelsteinkircherl.
Der Bau wurde von einem eigens dafür gegründeten Verein betrieben, der ihn aus privaten Mitteln stemmte. Die Geistlichkeit war damals von der Idee allerdings weniger angetan, weil sie zusätzliche Aufgaben durch Messfeiern an diesem abgelegenen Ort befürchtete.

Nach der Bergstation passiert der Weg eine kleine Bergwachthütte und die Hintermaueralm. Danach geht es schnurstracks in die Felsen, die von den Griffen zahlloser Hände speckig glänzen. Oben verläuft der Steig links um den Wallberggipfel4 herum. Unbedingt an die Markierung halten.
Neben der tollen Fernsicht sollte man auch dem Gestein ein wenig Aufmerksamkeit widmen. Der dickbankige Plattenkalk liegt schön horizontal da. Durch Frostsprengung zerfällt er in eckige Säulen. Im Lauf der Zeit modellierten Verwitterung und Erosion eine interessante Schlucht heraus, die sich auf der Südseite des Gipfels auftut.
Der Kartograf Apian kennt den Wallberg im 16. Jahrhundert als Walwer. Dahinter darf das bayerische Dialektwort Walber für die Heidelbeere vermutet werden. Andere Herleitungen sind weniger wahrscheinlich. Karl Puchner schlägt wegen der Gipfelform ein Walmdach vor. Vom Tegernsee aus betrachtet, erinnert der Wallberg auch tatsächlich an ein Walmdach mit seinen giebelseitig geneigten Flächen. Michael Heim sieht den Wallberg als Ort für Hexentänze und leitet ihn von Walpurgis ab. Mehr Info