Untersberg-Überschreitung (1972 m)
Berchtesgadener und Salzburger Hochthron
Die Überschreitung des Untersbergs vom Berchtesgadener zum Salzburger Hochthron zählt zu den schönsten Touren der Berchtesgadener Alpen. Der abwechslungsreiche Weg führt über das weitläufige Hochplateau mit seinen riesigen Dolinen – eine außergewöhnliche Landschaft, die ihresgleichen sucht.
Stand:

Der unheimliche Untersberg – der gefährlichste Berg der Ost-Alpen
titelte das Salzburger Fenster im Jahr 2014 und schrieb weiter: 18 Tote in 10 Jahren, 36 Menschen verschwanden in den letzten 100 Jahren am Berg.
Nun gibt es zwar weit gefährlichere Berge, wie etwa den nahen Watzmann, an dem allein in der Ostwand mehr als 100 Menschen den Tod fanden. Doch heimtückisch ist der Untersberg allemal. Jedenfalls sobald die markierten Wege verlassen werden. Schuld daran sind seine zahllosen Schachthöhlen auf der verkarsteten Hochfläche. Mit Schnee bedeckt oder vom Gestrüpp überwuchert, können Spalten und Löcher zur tödlichen Falle werden. Die Verunglückten sind im wahrsten Sinne des Wortes wie vom Erdboden verschluckt.
Höhlenforscher stießen 2014 auf die Knochen eines Skitourengehers, der 1929 verschwand. Manche Toten werden aber wohl für immer verschollen bleiben. Ein bisschen unheimlich kann es einem da schon werden. Kein Wunder, dass sich um den Untersberg so viele Sagen ranken. Er wird sogar als der sagenreichste Berg der Alpen bezeichnet.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Technisch bereitet die Untersberg-Überschreitung kaum Schwierigkeiten – von dem holprigen Untergrund im Karst und zwischen dem Krummholz einmal abgesehen. Auch die Weglänge hält sich in Grenzen. Das Problem sind halt die vielen Höhenmeter. Da ist die Versuchung groß, die Unterstützung der Untersbergbahn in Anspruch zu nehmen. Fragt sich nur, ob man die Tour an der Seilbahn beginnen oder enden lassen möchte. Knieschonender und besser für das Training ist jedenfalls letztere Option.
Vorsicht bei Schlechtwetter! Auf dem Karstplateau ist man den Elementen schutzlos ausgeliefert und kann sich im Nebel leicht verirren. Ein schneller Rückzug ist nicht möglich.
Wegbeschreibung
Winkl
Ein günstiger Ausgangspunkt für die Untersberg-Überschreitung ist der Bischofswiesener Ortsteil Winkl. Dort hält auch ein Bus. Wer stattdessen am Bahnhof Bischofswiesen starten möchte, kann auf dem Maximiliansreitweg am Waldsaum entlang nach Winkl wandern. Das dauert etwa eine halbe Stunde. Der Weg ist ab dem Bahnhof gut beschildert.Andere Aufstiegswege beginnen bei Maria Gern, Hallthurm oder Hinterettenberg. Kürzer sind diese aber alle nicht, teils sogar weiter.
Das zwischen dem Lattengebirge und dem Untersberg gelegene Bischofswiesen ist einer der ältesten Orte im Berchtesgadener Land. Ursprünglich befand sich das Gebiet im Besitz des Erzbistums Salzburg, was den Namen erklärt. Im Jahr 1155 wurde es von Erzbischof Eberhard I. an das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden übergeben. Mehr Info
Zum Reisenkaser

In Winkl führt beim Waldrand eine Forststraße bergauf. Von den großzügigen Zeitangaben auf den Wegweisern darf man sich nicht beeindrucken lassen. Bereits an der ersten Kehre zweigt man links auf einen schmäleren Weg ab. Nun heißt es erst einmal im schattigen Fichtenwald Höhenmeter abarbeiten. Hinter dem Minisattel beim Nierntalkopf stößt der Weg von Hallthurm hinzu. Bald darauf tauchen über uns Felswände auf, die freundlicherweise einen breiten Durchlass offen halten.
Oberhalb der Wände flacht das Gelände am Reisenkaser1 unvermittelt ab. Rechts gibt es einen netten Aussichtspunkt mit Kreuz und Bank. Der Almkaser existiert nicht mehr. Nur eine Diensthütte steht auf der Lichtung. Südlich der Hütte fällt eine kleine Doline auf. Wir befinden uns also bereits im Karst.
Berchtesgadener Hochthron über Stöhrhaus

Der Weg dreht beim Reisenkaser nach Nordosten und nähert sich bei moderater Steigung dem so genannten Gatterl2, wo Wanderer aus allen Himmelsrichtungen zusammentreffen. Der Anstieg vom Gatterl zum Stöhrhaus ist wieder steiler und im südexponierten Latschenfeld bei sonnigem Wetter arg schweißtreibend. Immerhin kann man dann bei dem vom DAV betriebenen Stöhrhaus gleich den Durst löschen. Kurz vor dem Stöhrhaus klafft linker Hand ein Höhlenschacht, in den eine Leiter führt. Dort kommt man beim Klettersteig durch das Mittagsloch heraus.
Von der DAV-Hütte geht es anschließend im Slalom um riesige Dolinen herum zum Gipfel des Berchtesgadener Hochthrons3.
Zur Mittagscharte

In leichtem Auf und Ab laufen wir dem gut markierten Steig folgend über die Hochebene Richtung Mittagscharte, wie sie korrekt heißt. Viele nennen sie aber auch Mittagsscharte. Die Strecke ist wegen der verkarsteten Felsen und der Latschenwurzeln recht uneben. Bis zur Mittagscharte gibt es nur eine einzige beschilderte Abzweigung. Das ist der Grenzsteig zum Hirschangerkopf. Danach wird es sehr einsam. In dem Labyrinth aus Einsturztrichtern, Karrenfeldern und Latschengestrüpp könnte man wegen der Gleichförmigkeit der Landschaft fast die Zeit vergessen. Vielleicht kommen daher die Geschichten von den Zeitanomalien am Untersberg, nach denen die Zeit an bestimmten Orten angeblich schneller oder langsamer vergeht.
Zur Mittagscharte4 geben wir dann ungefähr 150 Höhenmeter ab. Der Einschnitt bildet in der Silhouette des Untersbergs ein markantes Element. Von Norden aus betrachtet steht die Sonne mittags genau über der Scharte. Den Menschen diente das früher als natürliche Sonnenuhr.
Salzburger Hochthron
Ab der Mittagscharte sind wieder mehr Wanderer unterwegs. Sie kommen vor allem den Thomas-Eder-Steig von der Schellenberger Eishöhle herauf. In mühsamem Gegenanstieg geht es nun dem Salzburger Hochthron5 entgegen. Die Aussicht ist überragend, aber wegen der Seilbahn herrscht schon viel mehr Rummel als auf dem Berchtesgadener Hochthron.
Zur Bergstation der Untersbergbahn am Geiereck haben wir zuletzt noch einmal einen kleinen Gegenanstieg.