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Wandern am Chiemsee-Uferweg

Von Übersee zum Beobachtungsturm Lachsgang

Die Feldwieser Bucht bei Übersee am Chiemsee ist wunderbar zum Wandern geeignet. Vom Dampfer­steg verläuft am Ufer entlang ein netter Weg zum Beobachtungs­turm Lachsgang mit Aussicht zum einzigartigen Achendelta. Knorrige alte Eichen säumen die Promenade. Immer wieder blickt man weit hinaus über das Bayerische Meer bis zur Herreninsel und Fraueninsel. Im Süden erstreckt sich die Silhouette der Chiemgauer Alpen vom Hochfelln über den Hochgern zur Kampenwand.
Stand:

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Der Uferweg zum Aussichtsturm Lachsgang ist sehr idyllisch.

Dort, wo wir heute am Chiemseeufer wandern und radeln können, schwammen vor nicht allzu langer Zeit noch die Fische herum. Beim Blick in historische Land­karten ist man überrascht, wie schnell die Verlandung des Chiemsees vonstattengeht. Insbesondere im Südosten an der Mündung der Tiroler Achen schiebt sich das Flussdelta immer weiter in den See hinaus. Feldwies, Grabenstätt und Hirschau lagen einst direkt am Ufer. Die Hirschauer Bucht verlandete innerhalb von gerade einmal 200 Jahren nahezu komplett. Sie liegt östlich des heutigen Achendeltas.
Der Achenzipf im Westen der Achenmündung, zu dem diese Wanderung führt, ist das ältere Delta. Das alte Flussbett der Tiroler Achen schlängelte sich mitten durch Übersee und Feldwies.Wegen der häufigen Überschwemmungen in Übersee leitete man schon vor Jahrhunderten den Flusslauf zwischen dem Westerbuch­berg und dem Osterbuch­berg an mindestens zwei Stellen nach Osten um.Fortan mündete die Tiroler Achen in die Hirschauer Bucht. Bis in 19. Jahrhundert war der Altlauf der Achen aber noch ein wenig aktiv. Inzwischen erinnern nur mehr ein paar Teiche und Gräben an ihn.

Der Chiemsee verlandet deshalb so rasch, weil er nicht sonderlich tief ist. Ursprünglich besaß er einmal fast das Dreifache der heutigen Fläche. Sein Becken entstand während der Würm-Kaltzeit durch den Chiemsee-Gletscher, der sich aus dem Achental ergoss.
Nach dem Abschmelzen der Gletscherzunge begannen die Tiroler Achen, die Bernauer Achen und die Prien den Urchiemsee von Süden her mit Geschiebe aufzufüllen. Im Norden grub die Alz währenddessen einen Durchbruch in den Kranz aus Moränen­wällen, der den Urchiemsee aufstaute. Dadurch lief er teilweise aus. In den flachen Uferbereichen setzte die Moorbildung ein. Im Lauf der Jahrtausende entstanden die viele Quadrat­kilometer großen Hochmoore im Süden des Chiemsees, schön zu erleben bei einer Wanderung durch die renaturierten Kendlmühlfilzen.

Museumstipp: Kaum ein anderer Maler war so eng mit der Landschaft am Chiemsee verbunden wie Julius Exter (1863–1939). Bis heute begeistern seine farbenfrohen expressionistischen Bilder. Exter erwarb in Feldwies bei Übersee das Bauernhaus Stricker und baute es zum Atelier aus. Das Künstlerhaus Exter mit Garten kann im Sommerhalbjahr besichtigt werden. In den Räumen werden auch einige seiner Werke präsentiert.

Tourcharakter und Schwierigkeit

12 km2:30 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die gesamte Wanderung ist sehr einfach und verläuft auf überwiegend breiten, befestigten Wegen. Es stehen überall Schilder, doch unter manchen Ortsangaben wie Gamer Zipf oder Beckerscheibe kann man sich als Fremder nicht wirklich viel vorstellen. Die sind auch in keiner Landkarte verzeichnet.

Bitte beachten, dass der Chiemsee bei Hochwasser manchmal über die Ufer tritt und die Wanderwege überfluten kann.

Wegbeschreibung

Nach Feldwies zum Dampfersteg

Dampfersteg mit Kampenwand
Vom Hafen bei Feldwies hat man einen wunderbaren Blick zur Kampenwand.

Der Weg von Bahnhof Übersee durch Feldwies zum Dampfersteg verläuft hauptsächlich auf Straßen. Falls es vom Anschluss her passt, nimmt man am besten den Bus der Chiemseeringlinie. Er hält direkt beim Dampfersteg an der Feldwieser Bucht.
Ansonsten muss man beim Bahnhof erst einmal durch die Unterführung und folgt dann der Feldwieser Straße einen Kilometer lang. Anschließend links in die Dornau, so heißt die Straße, und nach ein paar Schritten rechts auf den Fußweg am Überseer Bach wechseln. In Feldwies1 geht es wieder auf Straßen weiter, immer mehr oder weniger nach Norden. Die Beschilderung weist Richtung Dampfersteg, Chiemseepark und Strandbad. Gleich nach der Autobahn­unterführung gelangen wir zur Feldwieser Bucht.

Uferweg zum Achenzipf

Uferweg bei Feldwies
Knorrigen alten Eichen säumen den Uferweg von Feldwies zum Achenzipf.

Beim Hafen an der Feldwieser Bucht ist meistens viel los. Nach dem zweiten Parkplatz fällt ein vom See abgetrennter Weiher auf. Er bildet den letzten Rest einer großen Einbuchtung, die bis zu den Häusern von Baumgarten reichte. Wir kommen dort später noch vorbei.
Man passiert nun den Dampfersteg und spaziert an der Seepromenade durch eine kleine Parkanlage. Beim Seewirt, dem Hochseilgarten und dem Strandbad muss man kurz auf die geteerte Julius-Exter-Promenade ausweichen. Nach dem letzten Parkplatz beginnt der schönste Abschnitt. Von alten Eichen gesäumt schlängelt sich der Weg immer am Ufer entlang.
Auf der Halbinsel am so genannten Gamer Zipf oder Gammerzipf gibt es einen beliebten Badestrand. Über den Strandbogen der Beckerscheibe wird schließlich der nördlichste Punkt am Achenzipf2 erreicht. Ein paar Meter weiter steht die Nikolauskapelle. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts an Stelle der ursprünglich hölzernen Kapelle von 1808 errichtet.
Um 1800 floss durch den Altarm beim Achenspitz noch ein Teil des Achenwassers in den Chiemsee. An dem landeinwärts wachsenden Schilf merkt man, dass das Delta relativ jung ist.

Beobachtungsturm Lachsgang

Achendelta
Beim Aussichtsturm am Achendelta zeigt sich der natürliche Uferbewuchs des Chiemsees mit einem breiten Schilfgürtel und der vorgelagerten Schwimmblattzone.

Nach der Nikolauskapelle führt der Uferweg bald am Beobachtungsturm Lachsgang3 vorbei. Er dient vor allem der Vogelbeobachtung. Der Mündungs­bereich der Tiroler Achen gilt als eines der letzten natürlichen Binnen­deltas in Mittel­europa und ist aus Naturschutz­gründen ganzjährig gesperrt. Die Plattform soll die Möglichkeit bieten, wenigsten aus der Ferne etwas zu sehen. Also unbedingt das Fernglas mitnehmen.
Der Turm steht direkt im Schilfgürtel, an den sich die Schwimm­blattzone aus Weißen Seerosen und Gelben Teichrosen anschließt. Am festen Ufer wachsen Weiden. Dieser natürliche Aufbau der Ufer­vegetation kommt am Chiemsee noch an vielen Stellen vor.

Rückweg über Seethal und Baumgarten

Ein großes Schilfgebiet, das häufig unter Wasser steht, markiert Teile der ehemaligen Bucht von Feldwies.

Hinter der Naturbeobachtungs­station Lachsgang entfernt sich der Weg vom Ufer. Vom Anwesen bei Lachsgang wandern wir mit herrlichem Blick auf die Chiemgauer Alpen über den Heinrichwinkel nach Baumgarten und Seethal4 im so genannten Unterland. Die beiden kleinen Orte sind völlig miteinander verschmolzen. Man begibt sich in die Parallelstraße westlich zu derjenigen mit der Fischerkapelle. Bei den letzten Häusern rechts wenden. Diese Abzweigung ist nicht beschildert. Ein schmaler Fußweg leitet über eine Wiese und durchquert anschließend ein verschilftes Niedermoor. Auf der anderen Seite kommt man wieder bei der Feldwieser Bucht heraus. Wer die Abzweigung verpasst, kann weiter vorne auf der Seestraße zurücklaufen.