1. Karwendel

St. Georgenberg und Wolfsklamm

Wanderung bei Stans im Karwendel

Diese kurzweilige Wanderung führt von Stans hinauf zum Felsen­kloster St. Georgen­berg, das in einer imposanten Lage über dem Inntal steht. Unter dem Kloster tost der Stanser Bach durch die Wolfs­klamm, in der sich das Karwendel von seiner wild­romantischen Seite zeigt. Ausdauernde können zusätzlich noch bei Tratzberg vorbei­schauen, wo es eines der schönsten Schlösser Tirols zu besichtigen gibt.
Stand:

Zur Galerie (9)
Hohe Brücke
Der Unterbau der Hohen Brücke, über die man zum Kloster St. Georgen­berg gelangt, wurde gegen Ende des Mittelalters errichtet. Das Torhaus ist neugotisch.

Das Kloster St. Georgenberg thront spektakulär auf einem exponierten Fels­kegel hoch über dem Ort Stans im Karwendel. Nur über eine hölzerne Rund­brücke kann die Anlage überhaupt erreicht werden. Im blutigen Bauern­aufstand von 1525 half die geschützte Lage jedoch nichts. Das Kloster wurde damals von den Berg­knappen aus Schwaz geplündert.
Sehenswert sind in St. Georgenberg die prächtige barocke Wallfahrts­kirche sowie die alte gotische Lindenkirche, die in ihrer Schlichtheit große Ruhe ausstrahlt. Ein Gasthaus hat es ebenfalls. Von der Terrasse bietet sich ein herrliches Panorama über das Inntal.

Direkt unterhalb des Klosters liegt die beein­druckende Wolfs­klamm. Sie zählt neben der Gleirsch­klamm bei Scharnitz zu den heraus­ragendsten Besucher­klammen im Karwendel. Besonders im späten Frühjahr, wenn noch Schmelz­wasser aus dem Hochgebirge herab­strömt, oder nach starken Regen­fällen lohnt sich die Klamm. Aus Sicherheits­gründen ist sie erst ab Mai geöffnet. Im Winter wäre die Gefahr durch Vereisung und Lawinen zu hoch.

Etwa eine Wanderstunde vom Kloster entfernt gibt es mit Schloss Tratzberg ein weiteres Highlight. Die sowohl außen wie auch innen fast vollständig original erhaltene 500 Jahre alte Anlage gilt als eines der schönsten Renaissance­schlösser im Alpenraum.Das Schloss wirkt so authentisch, dass man das Gefühl hat, die einstigen Bewohner könnten jederzeit durch die Tür spazieren.Der Gang durch die prunkvollen und doch behaglichen Räume gleicht einer Reise durch die Jahr­hunderte. Der älteste Flügel stammt noch aus der Spätgotik. Seine Blütezeit erlebte Tratzberg in der Renaissance. Die Schloss­besitzer wechselten mehrmals. Zeitweise gehörte es dem Augsburger Kaufmanns­geschlecht der Fugger.
Tratzberg kann von April bis Anfang November im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Der Rund­gang dauert eine Stunde.

Tourcharakter und Schwierigkeit

450 hm 13 km3:20 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Die Strecke von Stans über Tratzberg nach St. Georgenberg ist durchwegs einfach und bestens beschildert. In der Wolfsklamm sollte man wegen der rutschigen Holzstege tritt­sicher unter­wegs sein. Länge und Höhen­meter sind überschaubar, aber die Gegen­anstiege brauchen vertragen. Insgesamt eine wirklich gemütliche Halb­tages­wanderung, die auch an trüben Tagen eine sinnvolle Option darstellt.

Wegbeschreibung

Durch Stans zum Ortsteil Heimwald

Vom Bahnhof muss man zunächst durch Stans hindurch. Der Ort steht auf dem Schwemm­kegel des Stanser Bachs, früher Stanerbach genannt, zu Füßen des Karwendels. Am nördlichen Ortsrand befindet sich der Parkplatz Wolfsklamm. An der Gabelung beim Park­platz dann rechts nach Tratzberg wenden.Man könnte die Wanderung aber natürlich auch anders herum machen und zuerst die Wolfs­klamm besuchen oder Tratzberg ganz auslassen.Es geht nun hundert Meter eine steile Straße hinauf. An der nächsten Kreuzung, wo links der Weg nach Maria Tax abzweigt, nehmen wir geradeaus den Fußweg. Er leitet durch ein Wald­stück zum Ortsteil Heimwald1. Am Ende der Heimwald­straße liegt ein kleiner Parkplatz. Von dort erst einmal der schmalen Teerstraße Richtung St. Georgenberg folgen.

Schloss Tratzberg

Schloss Tratzberg
Der Schlosshof von Tratzberg ist im Stil der Renaissance gestaltet.

Nach den letzten Häusern von Stans öffnet sich bei der Rodungs­fläche von Kreit ein kurzer Blick über das Inntal. Anschließend geht es lange durch den Wald. Bald wechseln wir an einer Links­kurve auf einen netten Wander­weg. Genau zu dieser Stelle sollte man nach der Schloss­besichtigung wieder zurück.
Etwa eine halbe Stunde dauert es noch bis Schloss Tratz­berg2. Der Weg verläuft mit etwas Auf und Ab durch einen wunder­baren, fast märchen­haften alten Buchenwald. In dem totholz­reichen Wald leben viele Spechte, deren Gehämmer nicht zu überhören ist. Weil derart intakte Buchen­wälder inzwischen selten sind, wurde das Gebiet zum geschützten Land­schafts­teil erklärt.

St. Georgenberg über Maria Tax

Buchenwald
Schloss Tratzberg ist von bemerkens­wert schönen Buchen­wäldern umgeben.

Auf dem Weg von Schloss Tratzberg nach St. Georgen­berg aufpassen, dass man sich nicht von der Beschil­derung zu der langen, letscherten Teer­straße über die Einöden Durrach und Heuberg leiten lässt.
Zu Fuß ist die Strecke über Maria Tax deutlich besser. Dazu auf dem Hinweg bis zu der vorhin erwähnten Stelle zurück­wandern. Dort muss man dann kurz rechts die Teer­straße hinauf, von der man schon nach ein paar Hundert Metern links auf einen Forstweg abzweigt.

Kloster St. Georgenberg
Das spektakulär gelegene Felsen­kloster St. Georgen­berg ist Ziel vieler Wall­fahrer und Wanderer.

Nach einer Weile nehmen wir statt des Haupt­wegs, der oben herum­führt, schöner links die Variante unten über die Wallfahrts­kapelle Maria Tax3. Die innen reich bemalte Kirche ist leider häufig geschlossen.
Von Maria Tax läuft man noch einige Zeit im Wald bergauf. Dann beginnt der Weg etwas abzufallen und plötzlich ragt hinter einer Biegung vis-a-vis das Felsenkloster St. Georgen­berg4 auf. Vom Ziel trennt uns eine imposante Schlucht, welche von der so genannten Hohen Brücke überspannt wird. Die Schlucht ist nicht zu verwechseln mit der Wolfs­klamm, durch die der Stanser Bach erst weiter unten fließt.

Rückweg durch die Wolfsklamm

Wolfsklamm
Der Weg durch die Wolfsklamm verläuft dicht am tosenden Stanser Bach.

Den krönenden Abschluss der Wanderung bildet die wild­romantische Wolfsklamm, die der Stanser Bach in Jahr­tausenden aus dem Fels herausarbeitete.
Wie auch in der Großen Wolfs­schlucht in den Tegern­seer Bergen sollen sich in ihrer Umgebung angeblich Wölfe aufgehalten haben. Belegt ist das nicht und in unmittel­barer Nähe zum Kloster, den Hochweiden und dem Dorf auch recht unwahr­scheinlich. Da der Name erst Ende des 19. Jahr­hunderts auftauchte, handelt es sich wohl eher um eine touristische Benennung. Eröffnet wurde die Klamm bereits 1901. Der Ausbau erfolgte auf Initiative des Verschönerungs­vereins von Stans, der damit dem beginnenden Tourismus Auftrieb verlieh. Viele Menschen kamen damals im Rahmen von Kneipp­kuren zum Wasser­treten ans untere Ende der Wolfsklamm.

Wolfsklamm
Die Schneeschmelze im Karwendel sorgt für reichlich Wasser in der Wolfsklamm.

Man zweigt zur Wolfsklamm5 gleich nach der Hohen Brücke rechts ab. Am Bach unbedingt noch einmal zum Kloster umdrehen, das nun schon weit oben steht.
Hinter einer Staumauer führen Stufen in die Klamm hinein, die sich dort auf kaum zwei Meter zusammen­zieht. Die Steig­anlage in der Wolfsklamm wechselt mehrmals die Seite. Vorsicht, die Holz­bretter können rutschig sein. Nach dem unteren Ausgang kommt kurz vor Stans noch die unbesetzte Mautstelle, an der man selbst­ständig für den Klamm­besuch zahlt.

Häufige Fragen

Wie lange läuft man durch die Wolfsklamm?

Der Besuch der Wolfsklamm dauert etwa eine halbe Stunde, der Weiterweg bis St. Georgenberg dann noch einmal genauso lange.

Warum heißt die Wolfsklamm so?

Die allgemeine Erklärung lautet, dass Wölfe im Umkreis der Wolfsklamm lebten, was allerdings nicht belegt ist. Frühere Berichte über Wölfe gibt es vor allem aus dem Achental. Als Wolfsklamm taucht die Stanser Klamm erst im 19. Jahrhundert auf. Möglicherweise erfand der örtliche Verschönerungs­verein, auf dessen Initiative die Klamm erschlossen wurde, damals den eingängigen Namen.