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Sonnenwendwand und Bauernwand (1577 m)

Wilde Steige über dem Priental

Zu den stillen Touren im Priental gehört die Wanderung von Hainbach auf die Sonnenwendwand. Sie stellt sozusagen das Kontrast­programm zur überlaufenen Kampenwand dar. Und wem die abseitigen Steige gefallen, der kann sich gleich noch weiter bis zur Bauernwand durchschlagen.
Stand:

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Sonnenwendwand
Felsige Welt auf der Sonnenwendwand.

Wer von Hohenaschau ins Priental schaut, dem fällt linker Hand ein langer, felsiger Kamm auf, der aus dem dichten Wald herausragt. Am oberen Ende dieser so genannten Überhängenden Wand schließt sich die Sonnenwendwand an. Verkürzt wird sie oft auch Sonnwendwand genannt. Im Vergleich zur deutlich höheren Kampenwand ist die Sonnenwendwand weniger markant und nur Gebietskennern als eigenständiges Gipfelziel bekannt.
Nimmt man noch die Bauernwand und die Scheibenwand dazu, ergibt sich eine spannende Rundtour abseits der ausgetrampelten Wege. Vom Kamm genießt man zudem ein schönes Panorama, auch wenn der Fernblick natürlich nicht so weit reicht wie von der Kampenwand oder dem Geigelstein.

Geologisch betrachtet bilden die hellen Felsen von der Überhängenden Wand über die Sonnenwend­wand und die Scheibenwand bis bis zur Kampenwand eine Einheit. Sie bestehen alle aus Wetter­stein­kalk. Dieser liegt im Kampenwand­gebiet als massiver Riffkalk vor. Ob seiner Festigkeit eignet er sich besonders gut zum Klettern.
Der Wettersteinkalk ist in weichere Gesteinsschichten eingebettet, welche eher sanfte Hänge ausbilden und dadurch ideale Bedingungen für die Almwirtschaft bieten. Sehr schön ist das auf der Südseite der Sonnenwendwand zu beobachten, wo die Weiden der Hofbauernalm bis unter die Gipfelfelsen hinaufreichen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

990 hm 15 km4:30 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Bis zur Sonnenwendwand ist die Wanderung technisch einfach und verlangt nur ein wenig Orientierungssinn. Etwas schwieriger wird es beim Übergang zur Bauernwand wegen einiger Kletterstellen im ersten Grad. Das verwachsene, felsige Gelände ist außerdem ziemlich unübersichtlich. Zum Teil führt der Pfad mitten durch das Unterholz. Ausgesetzte Stellen gibt es dagegen kaum, aber trittsicher muss man trotzdem sein.

Wegbeschreibung

Von Hainbach zum Dalsensattel

Dalsenalm
Im Hochtal zwischen dem Geigelstein­gebiet und dem Kampenwand­gebiet erstreckt sich die heimelige Lichtung der Dalsenalm.

Wir steigen zunächst entlang des Klausgrabens von Hainbach Richtung Dalsenalm auf. Der Weg ist breit und befestigt. Nach dem ersten Kilometer steht links eine Diensthütte. Im 19. Jahrhundert befanden sich an dieser Stelle Kohlenmeiler. Damals wurden für die Eisenwerke in Hammberbach bei Aschau enorme Mengen an Holzkohle benötigt. Der Name Klausgraben lässt vermuten, dass es außerdem eine Triftklause gab.

Je höher man kommt, umso enger und wilder wird der Klausgraben. Von den Seiten stürzen Bäche über die Felswände herab. Nach ein paar Spitzkehren geht es schließlich hinaus auf die Weide der Dalsenalm. Alternativ könnte man dort auch links weiter dem breiten Kiesweg folgen.
Ein Stück vor den Hütten der Hinteren Dalsenalm liegt der Dalsensattel1. Aussicht gibt es auf der Almlichtung zwar kaum, doch dafür ist sie ein sehr heimeliger Platz. Am Sattel verzweigen sich einige Wanderrouten. Im Süden liegt der Weitlahnerkopf im Geigelsteingebiet, ebenfalls eine lohnende Tour. Wir wenden uns nordwärts zur Hofbauernalm ins Kampenwandgebiet.

Hofbauernalm über Dalsen-Diensthütte

Dalsen-Diensthütte
Unterwegs zur Hofbauernalm kommt man an der putzigen Dalsen-Diensthütte vorbei.

Unser nächstes Ziel ist die einfach bewirtete Hofbauernalm. Vom Dalsensattel läuft man wie beschildert nach links durch die Weide. Im Wald wird kurz darauf der Fahrweg zur Hofbauernalm erreicht.
Nach lediglich 200 Metern auf dem Fahrweg kann man rechts auf einen untergeordneten Weg abzweigen. Er passiert die putzige Dalsen-Diensthütte und verjüngt sich bald zu einem Steig. Im Zickzack führt er eine steile Lichtung hinauf, über der er anschließend unter den Mehlbeerwänden nach links zum Fahrweg quert. Der Fahrweg endet wenig später an der Hofbauernalm2.

Bike & Hike: Über den Dalsensattel zur Hofbauernalm kann man auch mit dem Mountainbike hinauf­strampeln. Wer mit den Öffentlichen anreist, muss möglicherweise bereits in Aschau starten, weil zum Teil nur kleine Busse ohne Fahrrad­mitnahme eingesetzt werden.

Sonnenwendwand

Die Sonnenwendwand liegt genau im Norden der Hofbauernalm. Man holt etwas nach recht aus und läuft auf einem undeutlichen Trampelpfad oder einfach weglos durch die Weide. Oberhalb einer Baumreihe erstreckt sich eine längliche Mulde. Von da in einem Linksbogen um eine Baumgruppe herum und dann dort in den Wald hinein, wo die Bäume etwas lockerer stehen. Steigspuren leiten durch das felsige Gelände und ein Schild weist nach links zum Gipfelkreuz der Sonnenwendwand3.

Über das Schönfeld zur Bauernwand

Bauernwand
Ein einsamer Gipfel im Kampenwandgebiet, die Bauernwand.

Bis zur flachen Weidefläche des Schönfelds geht es immer mehr oder weniger am Kamm entlang. Meistens ist ein schwach ausgeprägter Pfad zu erkennen. Wirklich verlaufen kann man sich nicht. Im schlimmsten Fall muss man halt durch das Unterholz schlüpfen. Die kleinen Felsköpfe werden teils umgangen, teils überklettert.
Am Schönfeld4 öffnet sich das Gelände. Der Ort macht seinem Namen alle Ehre. Überall blühen dort typische Alpenblumen, so dass man aufpassen muss, keine zu zertreten.
Wir wandern nun erst einmal geradeaus weiter über das Schönfeld, bis ein breiter Durschlupf zwischen den Latschen auftaucht. Von der Freifläche dahinter schauen wir direkt auf die Bauernwand. Der nächste Durchschlupf ist schmäler und vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen. Anschließend leitet uns der Steig links an den Felsen der Bauernwand vorbei und über ein paar einfache Stufen auf den sympathischen kleinen Gipfel5.

Rückweg via Kampenwandbahn

Kampenwand
Unterwegs an der Scheibenwand mit Blick zur Kampenwand.

Hinter der Bauernwand zieht sich der rutschige Steig steil durch das Krummholz hinab und peilt mit Gegenanstieg die Scharte rechts neben der Scheibenwand an. Von der Scharte sind es nur ein paar Meter zum Gipfel, dem höchsten Punkt für heute mit einer tollen und ungewohnten Perspektive auf die Kampenwand. Danach müssen wir wieder zur Scharte zurück. Von dieser führen Spuren durch ein kleines Geröllfeld. Dann kommen erneut Latschen und schon stehen wir unten an der Bergstation der Kampenwandbahn6.Sehr Ausdauernde möchten vielleicht zusätzlich noch die Kampenwand von Süden erklimmen, weil sie gar so einladend herüberlacht.
Wer mit dem Zug fährt, könnte außerdem über die Schlechtenbergalm und die Maisalm nach Aschau absteigen.
Für Hainbach nehmen wir zurück nun den markierten Wanderweg zur Hofbauernalm. Etwa auf halber Wegstrecke fallen rechts die Mauerreste einer Almhütte auf. Sie gehörte zur Hofbauernalm, ist aber wohl schon lange verfallen.

Abstecher zur Schoßrinn

Schoßrinn
Von Hainbach kann man noch einen Abstecher zum Schoßrinn-Wasserfall machen.

Im Priental gibt es einige sehenswerte Wasser­fälle. Am spekta­kulärsten ist zweifellos der Schoßrinn-Wasserfall, besonders im Frühjahr während der Schnee­schmelze. Doch auch im Sommer lohnt sich ein Besuch, um sich an der kühlen Gumpe abzufrischen.
Etwa 75 Meter stürzt das Wasser über eine Felswand aus Alpinem Muschelkalk herab, die vom Prientalgletscher übersteilt wurde.
Der Wasserfall liegt nur wenige Minuten von Hainbach entfernt auf der anderen Seite der Prien. Schilder weisen den Weg.
Über den Namen wird immer wieder spekuliert. Er lässt sich aber recht einfach erklären. Als Schoßrinn wird nämlich ein Bauteil am Wasserrad bezeichnet, und zwar die hölzerne Schussrinne, über welche das Wasser auf die Schaufeln herabstürzt.