Sonnenberggrat zum Pürschling
Gratwanderung am Klammspitzkamm
Der spannendste Weg zum Pürschlinghaus ist zweifellos der exponierte Sonnnenberggrat. Vom Pürschling kann man die Gratwanderung anschließend noch über den Teufelstättkopf und den Hennenkopf Richtung Brunnenkopfhütte fortsetzen. Damit ergibt sich eine landschaftlich wunderschöne, vergleichsweise einsame Überschreitung von Oberammergau bis ins Graswangtal nach Linderhof.
Stand:

Der Sonnenberg, der Pürschling und der Teufelstättkopf liegen im östlichen Teil des Klammspitzkamms. Dieser lange, felsige Kamm zieht sich vom Kofel bei Oberammergau über viele Zacken, Türme und Gipfel bis zum Lobental in der Nähe von Halblech.Geologisch markiert der Klammspitzkamm den Übergang von der Flyschzone zu den Kalkalpen.Während in den nördlich vorgelagerten Trauchbergen und der Hörnlegruppe die Flyschgesteine sanfte, kuppige Berge hervorbringen, bildet das Kalkgestein am Klammspitzkamm schroffe Felszacken aus. Gerade dieser unterschiedliche Charakter der Berge um Oberammergau macht den besonderen Reiz der Landschaft aus.
Die Naturschönheit der Gegend blieb natürlich auch den bayerischen Königen nicht verborgen.König Maximilian II. besaß ein Jagdhaus am Pürschling sowie ein weiteres am Brunnenkopf. Sein Sohn, der Märchenkönig Ludwig II., verabscheute zwar die Jagd, besuchte aber ebenfalls gerne die beiden Berghäuser.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg übernahm die DAV-Sektion Bergland die Gebäude, sanierte sie und baute sie nach ihren Bedürfnissen um. Die Brunnenkopfhäuser sind in ihrer Substanz noch weitgehend original. Das heutige August-Schuster-Haus am Pürschling wurde dagegen Anfang der 1970er Jahre an Stelle der ehemaligen Wirtschaftsgebäude errichtet. Das alte königliche Pürschlinghaus oben auf dem Felssporn wird von der Sektion Bergland intern genutzt.
Zu Füßen des Klammspitzkamms liegt tief hinten im Graswangtal die Einöde Linderhof. Sie war ursprünglich ein Gutshof des Kloster Ettals, später ein Forsthaus. Wohl bei einer der zahlreichen Hofjagden seines Vaters lernte Ludwig II. den Linderhof kennen, der ihnen als Unterkunft diente. Er ließ ihn später in mehreren Phasen zum Schloss ausbauen.Linderhof ist die einzige größere Schlossanlage des Märchenkönigs, die komplett fertiggestellt wurde.Dass er einerseits die Schlichtheit seiner Berghäuser genoss und gleichzeitig einen derartigen Prunkbau verwirklichte, scheint nicht so recht zusammenzupassen. Man darf die Schlösser Ludwigs jedoch nicht als Nutzbauten verstehen, sondern als Stein gewordene Theaterkulissen seiner Fantasiewelt.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Steige am Klammspitzkamm sind vielerorts schmal, exponiert und anspruchsvoll. Insbesondere der Abschnitt über den Sonnenberggrat eignet sich nur für erfahrene, absolut trittsichere Bergwanderer. Nach drei tödlich Verunglückten sowie einer Schwerverletzten in den Jahren 2006 bis 2008 wurden Seilsicherungen angebracht. Trotzdem kam es weiterhin zu Abstürzen. Der Tote vom Zahn im Jahr 2011 war aber wohl abseits des Steigs unterwegs. Im März 2022 stürzten erneut zwei Männer tödlich ab. Sie waren dort unabhängig voneinander im Abstand weniger Tage unterwegs. Es herrschten noch spätwinterlichen Bedingungen.
Der zweite Teil ab dem August-Schuster-Haus gestaltet sich etwas einfacher und weniger gefährlich.Auf keinen Fall sollte man die Wanderung unternehmen, wenn Schnee liegt oder die Steige nass sind.Vorsicht ist außerdem bei Gewitterneigung geboten, denn man kann nicht überall problemlos vom Grat talwärts flüchten.
Bitte auch bedenken, dass die Strecke wirklich sehr weit ist und es fortwährend auf und ab geht. Zudem kommt man auf den holprigen Steigen eher langsam voran.
Im Zweifelsfall macht man einfach nur den Teufelstättkopf von Unterammergau aus. Das ist auch recht schön.
Wegbeschreibung
Zur Kolbenalm
Wir laufen vom Bahnhof Oberammergau knapp 200 Meter auf der Rottenbucher Straße ortsauswärts und dann links zur Talstation der Kolbensesselbahn. Von den Liftanlagen führt ein Fußweg im Waldschatten am Kolbenbach entlang. Man gelangt auf diesem nach wenigen Minuten an den Fahrweg, der sich über die Kolbenalm1 zum Kolbensattel hinaufschlängelt. Die Kolbenalm ist in Wirklichkeit ein stattlicher Berggasthof.Am Brunnberggraben

Bald nach der Kolbenalm zweigt links der steile Steig zum Sonnenberggrat ab. Die Beseitigung eines Windbruchs und die dafür nötigen Rückewege zerstörten den Steig im unteren Bereich zum Teil. Nach Überqueren eines hangparallelen Rückewegs wird es am Brunnberggraben besser.Alternativ nimmt man erst die nächste Gelegenheit. Das ist der besagte Rückeweg, der am Brunnberggraben als Sackgasse endet. Kurz davor beginnt rechts unser Steig.Im Zickzack geht es nun neben dem Brunnberggraben empor. Der Bach des Brunnberggrabens wird von einer Quelle gespeist, auf die der Name des Brunnbergs zurückgeht.
Etwa auf halber Höhe kreuzt bei einem Unterstand der Königssteig vom Kofel, der zum Kolbensattel verläuft. Wir halten uns stattdessen bergwärts. Der Wald locker nun mehr und mehr auf. Unter dem so genannten Zahn biegt der Steig nach rechts und nähert sich dem zackigen Sonnenberggrat.Früher wechselte die markierte Route östlich des Zahns über den Grat auf die gefährliche Südseite. Obwohl der alte Steig noch teilweise vorhanden ist, lässt man das besser bleiben. Er wurde aus gutem Grund verlegt.
Sonnenberggrat zum Pürschling

Knapp unterhalb des Sonnenberggrats windet sich der Steig nun in einer längeren Traverse romantisch an den Felsen entlang. Drahtseile helfen an ein paar ausgesetzten Stellen. Zwischendrin kann man den Gipfel des Sonnenbergs2 mitnehmen, was leicht zu übersehen ist. Gegen Ende stößt von unten ein Steig hinzu. Dort wechselt man in die Südflanke, auf der das extrem abschüssige Gelände äußerste Konzentration erfordert. Es gab schon tödliche Abstürze! Zuletzt geht es wieder zurück auf die Nordseite, wo kurz darauf das August-Schuster-Haus3 am Pürschling erreicht wird.
Teufelstättkopf

Am Pürschlinghaus gabelt sich der Weg Richtung Brunnenkopfhütte auf. Der Höhenweg links stellt die schnellere und bequemere Variante dar. Er wird vom Maximiliansweg genutzt. Für die Weitwanderer mit ihrem schweren Gepäck ist das natürlich sinnvoll. Sowohl Maximilian II. als auch Ludwig II. sind diese Strecke übrigens einst gegangen. Trotz allem, wir nehmen die vielseitiger, ein wenig anspruchsvollere Gipfelroute. Dazu geht es wie beschildert rechts an der Bergwachthütte vorbei zum Grat empor und dahinter in einen Sattel. Aufpassen, wann rechts der Abstecher zum Teufelstättkopf4 abzweigt. Der Aufstieg zum Gipfel ist unschwierig. Nur für die letzten Meter werden die Hände benötigt. Das Drahtseil möchte man angesichts der speckigen Felsen nicht missen.
Hennenkopf

Der Weiterweg vom Teufelstättkopf Richtung Brunnenkopf muss den Gipfeln ausweichen, da diese nicht überschritten werden können. Die Felswände des Laubenecks werden nordseitig passiert, der Hennenkopf später an seiner Südseite. Beide Gipfel könnten einfach bestiegen werden. Zum Laubeneck existieren nur schwache Trampelpfade. Der markierte Steig zum Hennenkopf ist besser zu finden und kürzer. Gleich nach der Querung unter seinen Südabbrüchen kommt man rechts durch ein Trümmerfeld zum Gipfel5. Dieser bietet nochmals eine lohnende Fernsicht.
Abstieg nach Linderhof

Nach dem Hennenkopf leiten Serpentinen einen steilen Grashang abwärts zu dem bereits erwähnten Höhenweg vom August-Schuster-Haus. Dieser taucht bald in den Wald ein und führt am Dreisäuler Kopf unterhalb vorbei. Unweit der Brunnenkopfhütte mündet er schließlich in den ehemaligen Reitweg6 von König Maximilian II. Der Reitweg zu den Brunnenkopfhäusern ist ein sehr beliebter Wanderweg. Auf ihm gelangt man bequem hinab ins Graswangtal zu Schloss Linderhof.
Falls der Bus noch nicht gleich kommt, kann man sich im Schlosspark die Zeit vertreiben. Er ist auf jeden Fall einen kurzen Besuch wert. Für eine Besichtigung der kompletten Anlage benötigt man fast einen halben Tag.