Soinwand (1745 m) von Brannenburg
Große Rundtour im Wendelsteingebiet
Die Wanderung auf die Soinwand ist eine gute Alternative zum überlaufenen Wendelstein. An manchen Tagen hat man den Gipfel vielleicht sogar für sich allein und kann das prachtvolle Panorama ganz in Ruhe genießen. Ausdauernde Wanderer nehmen am besten die landschaftlich besonders vielfältige Route über die Mitteralm und die Soinalm.
Stand:

Bei der Soinwand bestätigt sich wieder einmal, dass man selbst in stark besuchten Wandergebieten noch Bergeinsamkeit finden kann. Denn obwohl die Soinwand zu den höchsten Gipfeln im Wendelsteingebiet zählt, haben sie viele gar nicht auf dem Schirm. Sie steht wahrscheinlich einfach zu nahe beim Hauptgipfel, nur getrennt durch die Zeller Scharte. Am ehesten kennt man die Soinwand noch wegen ihrer markanten Nordabstürze mit dem Soinwandpfeiler. Durch sie fährt die Zahnradbahn auf einer spektakulären Felspassage mit mehreren Tunneln und Brücken.
Der kürzeste Weg auf die Soinwand führt von Bayrischzell über die Wendelsteinalm. Hier soll es aber um die landschaftlich abwechslungsreichere, deutlich weniger begangene Route von Brannenburg über die Mitteralm und die Soinalm gehen.Dabei beeindrucken vor allem der wildromantische Felskessel des so genannten Gschwandts und das idyllische Kar mit der Soinalm.Auf dem zugegebenermaßen etwas langatmigen Anmarsch sorgen die Stationen des Brannenburger Künstlerwegs für Abwechslung. Er wurde 2020 zusammen mit vier weiteren Themenwegen am Wendelstein eröffnet.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung verläuft überwiegend auf breiten, befestigten Wegen, zum Teil auch auf schmalen Steigen, aber ohne alpine Schwierigkeiten. Bei der Orientierung muss man im Bereich der Soinwand ein bisschen aufpassen.Der eigentliche Knackpunkt der Tour ist die hohe konditionelle Anforderung, wobei selbst das nicht wirklich ein Problem darstellt, weil man ja bei Bedarf die Zahnradbahn nutzen kann.
Wegbeschreibung
Zum Talbahnhof der Zahnradbahn
Wer mit dem Zug anreist, darf sich vom Bahnhof Brannenburg bis zur Talstation der Zahnradbahn erst einmal gemütlich warmlaufen. Man folgt zunächst einen guten Kilometer lang dem Kirchbach. Nach Überqueren der Mühlenstraße wie beschildert links abzweigen. Auf Nebenstraßen und Fußwegen geht es am Friedhof vorbei Richtung Süden zum Talbahnhof der Zahnradbahn.
Bis Anfang der 1960er Jahre fuhr die Zahnradbahn übrigens genau entlang dieser Strecke. Als immer mehr Menschen mit dem Auto kamen, wurde der Abschnitt zurückgebaut.
Wendelstein-Ringlinie: Zwischen dem Bahnhof Brannenburg und der Zahnradbahn verkehrt der Bus der Wendelstein-Ringlinie. Weil der erste Bus erst relativ spät geht und es nur wenige Fahrten am Tag gibt, lohnt sich der zusätzliche Planungsaufwand für die kurze Strecke kaum.
Bergkirche St. Margarethen

Vor dem Talbahnhof nehmen wir den Steig nach rechts, der überwiegend im Freien an einzelnen Höfen vorbei zur Bergkirche St. Margarethen1 hinaufführt. Die gotische, in ihren Ursprüngen wohl romanische Kirche sieht so wunderschön aus, als hätte sie ein Maler in die Landschaft hineinkomponiert.
Vor der Kirche steht eine imposante alte Linde. Die Rundbank um die Linde entstand im Rahmen des Brannenburger Künstlerwegs. Sie trägt den Titel Perspektivwechsel, weil man auf ihr nach innen und außen sitzen kann.
Zum Aipl

Beim Wirtshaus hinter der Bergkirche wandern wir links auf der Straße zur Einöde Karpf und wechseln dort auf den Kiesweg Richtung Wendelstein. Dieser zieht sich längere Zeit durch den Wald. Zwischendrin kreuzt er die Wendelsteinbahn. Nahe den Quellen am so genannten Schwarzen Ursprung2 gibt es neben dem Mühlbach eine kreative Brotzeitbank mit Tisch, die einen Wasserlauf darstellen soll. Der etwas versteckte Standort dieses Werks am Künstlerweg ist ungünstig gewählt, weil man es im Aufstieg leicht übersehen kann.
Wenig später kommt dann der Haltepunkt Aipl.
Bike & Hike: Statt zu Fuß könnte man den Weg bis zur Zahnradbahn-Haltestelle Aipl auch mit dem Mountainbike zurücklegen. Die Strecke hat eine angenehme Steigung und ist einfach zu fahren. Weiter zur Mitteralm wird es sehr, sehr steil.
Mitteralm
Bei der Gabelung am Aipl schlagen wir links den Winterweg zur Mitteralm ein. Der Weg heißt so, weil er relativ lawinensicher ist. Nach der Brücke über den Reindlerbach geht es auf einem Steig anstrengend bergauf, immer noch überwiegend im Wald. Kurz vor der Mitteralm3 kann man zwischen den Bäumen hindurch einen Blick auf den Wasserfall des Reindlerbachs erhaschen.Durch das Gschwandt

Oberhalb der Haltestelle an der Mitteralm überquert der Steig das Gleis der Zahnradbahn und schlängelt sich dann eine Lichtung hinauf. Zeitweise taucht er in einen schattigen Wald mit viel Blockschutt ein. Über einer schwach ausgeprägten Karschwelle erreicht man bald das so genannte Gschwandt, einen abgeschiedenen, von Felswänden umrahmten Kessel mit flachem Boden. Der Name deutet darauf hin, dass die stets nachwachsenden Sträucher auf den Weideflächen dort regelmäßig geschwendet werden müssen.
Im Gschwandt sind des öfteren Seilschaften zu beobachten, insbesondere am Gschwandtpfeiler. Auf der Südseite fällt eine Wand mit dunkelblauen Tintenstrichen auf. Der schattige, feuchte Fels bietet den Blaualgen, welche diese Striche verursachen, ideale Bedingungen.
Soinalm und Soinwand

Vom Gschwandt windet sich der Steig die nächste Karstufe zur Soinalm4 empor. Das Erste, was man im Soin sieht, ist der grün schimmernde, bereits stark verlandete Karsee, den ein Lokalgletscher hinterließ. Von dem namenlosen See hat das Gebiet seinen Namen, denn Soin bedeutet nichts anderes als See. Neben dem See stehen die zwei Kaser der Soinalm.
In dem Gebiet leben zahlreiche Murmeltiere. Man hört sie pfeifen, dann huschen sie auch schon davon und verschwinden in einem Loch.
Ein Stück über der Soinalm kommt die stattliche Soinhütte der Bundeswehr. Sie dient als Stützpunkt für Alpinausbildungen. Der Klettersteig an der Soinwand mit dem roten Stiefel an der Felswand darf nur von der Bundeswehr genutzt werden.
Kurz vor dem Lachersattel muss man aufpassen und spitz rechts abzweigen. Es gibt keine Beschilderung zur Soinwand. Der Steig leitet um die Kesselwand herum und zwischen ein paar Latschen hindurch zum Gipfel5, der uns mit einem wunderbaren Panorama belohnt. Der Blick schweift vom Wildalpjoch über den Brünnstein bis ins Kaisergebirge.
Zeller Scharte
Von der Soinwand wandert man am einfachsten wieder zum Lachersattel zurück. An Stelle des Hinwegs schlage ich vor, nun in die Zeller Scharte6 an der Ostseite des Wendelsteins abzusteigen. An der Scharte gibt es verschiedene Optionen. Der Bergbahnhof der Zahnradbahn befindet sich nur ein paar Minuten entfernt, falls man knieschonend zurück ins Tal gelangen möchte. Zugreisende könnten außerdem den gegenüber Brannenburg deutlich kürzeren Abstieg nach Bayrischzell wählen.Rückweg über die Reindleralm und Mailalm

Zurück nach Brannenburg läuft man von der Zeller Scharte erst einmal nordwärts. Es geht bald unter der Zahnradbahn hindurch und dann ziemlich steil auf einem gut befestigten Steig zur Reindleralm7 hinab. Die Alm bleibt links liegen, außer man möchte dort einkehren.
Unterhalb der Reindleralm fällt eine beachtliche Großdoline auf. Es gibt in der Nähe auch einige Höhlenschächte, Relikte eines vor Jahrmillionen trocken gefallenen Karstgebiets.
An der Doline nehmen wir den breiten Fahrweg talwärts. Er führt ein Stück durch den Wald zur Lichtung der Mailalm8. An einer Biegung thront eine eindrucksvolle Adlerskulptur mit integrierter Sitzbank, noch ein Objekt des Künstlerwegs. Hinter der Mailalm wird es steil und steinig, bis wir schließlich beim Aipl wieder auf den Hinweg treffen.