Siebenhütten und Große Wolfsschlucht
Wanderung bei Wildbad Kreuth
Die wildromantische Wanderung über Siebenhütten in die Große Wolfsschlucht unternahmen bereits vor 200 Jahren die noblen Kurgäste von Wildbad Kreuth. Heutzutage wollen die meisten möglichst schnell hinauf in die Blauberge. Für die Schönheit der Strecke bleibt da wenig Zeit. Es lohnt sich daher, diesem Teilabschnitt einmal eine eigene Tour zu widmen. Gerade an heißen Sommertagen ist sie ein Genuss, weil es immer am Bach entlanggeht.
Stand:

Man würde es kaum für möglich halten, dass der beliebte Wanderweg von Wildbad Kreuth durch die Große Wolfsschlucht ein uralter Saumpfad ist, der schon im Mittelalter rege genutzt wurde. Er verband die Klöster Tegernsee und St. Georgenberg bei Stans in Tirol, die über diese Route Handel trieben. Schmuggler nahmen ihn sicher auch, Hirten natürlich und außerdem die bayerischen Jäger, die alle Hände voll zu tun hatten, die Tiroler Wilderer in Schach zu halten.
Bei so viel Betrieb blieb die Schwefelquelle am Hohlenstein wohl nicht lange unentdeckt. Wegen der heilsamen Wirkung des Wassers bei Hautkrankheiten und Gelenkleiden wurde das Kloster Tegernsee auf die Schwefelquelle aufmerksam. Das Gebiet um Wildbad Kreuth gehörte bis zur Säkularisation nämlich dem Kloster Tegernsee. Abt Heinrich V. ließ 1511 an der Quelle ein Badhaus errichten, aus dem ab 1818 unter König Maximilian I. das mondäne, von vielen noblen Gästen aufgesuchte Wildbad Kreuth hervorging.Schwefelquellen sind in den Bayerischen Alpen übrigens stets ein Indiz dafür, dass das Wasser durch gipshaltige Raibler Schichten fließt.Oberflächlich sieht man in der Gegend um Wildbad Kreuth allerdings fast ausschließlich Hauptdolomit. Dieses Gestein tritt in der Regel durch eine stark zerklüftete Landschaft in Erscheinung, welche der Wolfsschlucht ihren rauen Charakter verleiht. Unter dem Hauptdolomit lagern jedoch normalerweise die Raibler Schichten.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Der Weg über Siebenhütten in die Große Wolfsschlucht ist kurz und sehr einfach. Trotzdem sollte man festes Schuhwerk anziehen, denn der Steig führt teilweise direkt durch das steinige Bachbett der Felsweißach.
Wer sich spontan dafür entscheidet, vom Talschluss der Großen Wolfsschlucht doch noch den steilen, ausgesetzten Steig in die Blauberge hinaufzukraxeln, muss trittsicher und schwindelfrei sein.
Wegbeschreibung
An der Hofbauernweißach

Man kann die Wanderung entweder an der Bushaltestelle Wildbad Kreuth beginnen oder an der nächsten Haltestelle Siebenhütten. An beiden gibt es jeweils einen großen Parkplatz. Der Weg ist gut beschildert. Die beiden Alternativen treffen nahe der Herzoglichen Fischzucht1 bei der Brücke über die Hofbauernweißach zusammen.
Neben dem breiten Kiesbett der Hofbauernweißach laufen wir dann auf einem Fahrweg taleinwärts mit Blick auf die Silhouette des Blaubergkamms.
Von rechts sprudelt zwischendrin der Gerlosbach herab. Bachaufwärts findet man dort ein paar schöne Plätze und Gumpen.
Siebenhütten

Bereits nach kurzer Zeit taucht das idyllisch an einer Bachschleife gelegene Siebenhütten2 auf. Es ist die vielleicht urigste Wandereinkehr in den Blaubergen.
Ursprünglich war Siebenütten unter dem Namen Pförneralm bekannt, welche sieben Kreuther Bauern aus Pförn gehörte. König Maximilian I. erwarb die Alm Anfang des 19. Jahrhunderts. In der Folge bürgerte sich der Name Siebenhütten ein. Auf der Alm wurden fortan Geißen gehalten, denn Ziegenmolke war Teil der Kuranwendungen in Wildbad Kreuth. Heute stehen noch drei Originalhütten. Eine davon ist eine Doppelhütte, wie man aus der Flurkarte leicht entnehmen kann. Die vierte und kleinste Hütte wurde 2015 in traditionellem Stil in Form eines Getreidekastens neu errichtet.
Ins Tal der Felsweißach

Gleich hinter Siebenhütten entfernt sich die Hofbauernweißach und verschwindet in einem einsamen Tal. Einst lagen dort hinten eine Triftklause, eine Winterstube und die Hofbauernweißachalm. Aber alle Bauten sind schon seit Langem verfallen.
In die Wolfsschlucht nimmt man wie beschildert den rechten Weg. Er passiert bald die Blockhütte der Oberhofer Weißachalm3, früher Felsweißachalm genannt. Von der kleinen Almlichte ist der Blaubergkamm mit dem Halserspitz gut zu sehen. Am oberen Ende der Lichtung steht rechts die Königshütte, wohl eine ehemalige Jagdunterkunft von König Maximilian I. Wenig später verjüngt sich der Weg zu einem Steig, der direkt am Bachbett der Felsweißach verläuft, teilweise sogar mittendrin.
Das Tal wir zunehmend enger. Die Seitenhänge bestehen aus einer würmzeitlichen Moräne, schön erkennbar an den Prallhängen. Beachtenswert sind auch die vielfältigen Blumen. Man sieht unter anderem Graslilien und Händelwurzen. Im Schotter wächst die Zierliche Glockenblume, ein Spezialist für diesen kargen Lebensraum.
Kleine Wolfsschlucht

Nach einiger Zeit spaltet sich die Schlucht auf. Dort liegt an der Ecke ein alter, schon etwas verwitterter steinerner Wegweiser mit kunstvoll eingemeißelter Schrift. Links kommt man in wenigen Minuten in die Kleine Wolfsschlucht, in der es einen eleganten Wasserfall zu bestaunen gibt, der sich bestimmt über 20 Meter als helle Schnur die Felswand herabzieht. Der ringsum völlig unzugängliche, schroffe Talschluss imponiert, eine Hauptdolomitlandschaft par excellence. Trittsichere können auf der linken Seite die Felsen bis zur Gumpe unter dem ersten Wasserfall hinaufkraxeln.
Große Wolfsschlucht

Nach dem Abstecher in die Kleine Wolfsschlucht wandern wir dann noch in die Große Wolfsschlucht4. Reizvoll geht es durch das Felsbett des munter dahinplätschernden Bergbachs. Weit ist es nicht mehr.
An Ende gibt es ein paar kleine Wasserfälle und nette Gumpen. Im Gegensatz zur Kleinen Wolfsschlucht wirkt die Große weniger düster, ja je nach Wetter richtig hell und freundlich. Auf jeden Fall ein wundervoller Rastplatz, bevor man wieder zurückläuft! Oft herrscht allerdings reger Betrieb, weil viele Wanderer von da in die Blauberge aufsteigen.
Denkmal und Quelle am Hohlenstein

Auf dem Rückweg kann man von Siebenhütten zur Abwechslung rechts zum Hochufer hinauf. Es bietet einen tollen Blick über das felsige Bachbett der Hofbauernweißach.
Wer das Denkmal für Maximilian I.5 zu Füßen des Hohlensteins sehen möchte, muss an der ersten Gabelung rechts, also nicht dem Kiem-Pauli-Weg folgen. Nach etwa 200 Metern steht das Denkmal rechts im Wald. Daneben sprudelt eine Quelle.
Kurz darauf gelangen wir zum Alten Bad mit der Kapelle Zum heiligen Kreuz. Das heutige Gebäude entstand Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem das erste Badhaus abgebrannt war. Leider ist die Kapelle immer verschlossen. Vom Alten Bad führt ein Fahrweg zur Herzoglichen Fischzucht hinab. Ab da geht es auf dem Hinweg zurück.
Häufige Fragen
Wie lang ist die Große Wolfsschlucht?
Das Tal der Felsweißach spaltet sich am Oberlauf in die Große und Kleine Wolfsschlucht auf. Beide sind einige Hundert Meter lang und enden jeweils in einem felsigen Talschluss mit Wasserfällen.
Warum heißt die Wolfsschlucht so?
Die Wolfsschlucht war früher ein bekannter Aufenthaltsort von Wölfen in den Tegernseer Bergen. Wölfe machen sich Schluchten bei der Jagd zu Nutze. Ihre Beutetiere kommen dort zum Trinken an den Bach und das Rudel kann sie in diesem Gelände gut in die Enge treiben.