Dreiländereck am Schwarzenberg (1200 m)
Kulturwanderung bei Füssen
Die landschaftlich wunderschöne Wanderung von Füssen über das historische Dreiländereck am Schwarzenberg steckt voller Überraschungen. Bei Unterpinswang etwa gibt es eine geheimnisvolle Höhlenburg zu sehen und man kann sich auf Spurensuche nach der römischen Via Claudia Augusta begeben. Mit dem Alpsee, dem Schwansee und dem Kalvarienberg folgen nach dem Schwarzenberg noch weitere Höhepunkte. Zahlreiche Orte erinnern dort an die bayerische Königsfamilie.
Stand:

Die Umgebung von Füssen und Schwangau gehört zu den berühmtesten Kulturlandschaften Bayerns. Als Erstes fallen einem dazu natürlich die Königsschlösser ein, die Füssener Altstadt oder die malerische Kirche St. Coloman. Doch auch abseits der spektakulären Touristenattraktionen hat die Gegend viel zu bieten, sofern man sich für ihre Lokalgeschichte interessiert.Fast an jeder Ecke trifft man auf Spuren aus der Vergangenheit.Sie reichen bis in die Römerzeit und sogar noch weiter zurück. Machen wir uns also auf die Suche nach dem Verlauf der Römerstraße Via Claudia Augusta, dem rätselhaften Schalenstein am Burgschrofen, der verfallenen Höhlenburg bei Unterpinswang, dem kunstvollen alten Grenzstein am Dreiländereck sowie den Lieblingsplätzen der Wittelsbacher Königsfamilie rings um Alpsee und Schwansee.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung verläuft überwiegend auf breiten, befestigten Wegen. Am Schwarzenberg sind die Steige zum Teil schmäler, außerdem oft morastig, jedoch stets ungefährlich.Kondition braucht man für die lange Runde auf jeden Fall, vor allem weil mehrere Gegenanstiege an den Kräften zehren.
Das Wandergebiet ist insgesamt sehr gut beschildert, nur der Schwarzenberg fällt etwas aus der Reihe. Wegweiser und Markierungen sind dort eher spärlich vorhanden, so dass eine gewisse Orientierungsfähigkeit von Vorteil wäre.
Wegbeschreibung
Zum Maxsteg am Lechfall und der Lechklamm

Wir spazieren vom Bahnhof erst einmal durch die Füssener Altstadt zur Lechbrücke und biegen dann beim Kloster St. Mang rechts in den Uferweg nach Bad Faulenbach.
In Bad Faulenbach nehmen wir den Ländeweg, der wegen des Steilufers nach oben ausweicht. Der Lech verengt sich dort zu einer kleinen Klamm. Die Strecke des heutigen Ländewegs wählten schon die Römer, als sie die Via Claudia Augusta bauten. Daran erinnert die Nachbildung eines römischen Meilensteins oberhalb des Lechfalls. Nach ein paar Hundert Metern geht es links über Stufen zum Maxsteg hinunter.
Der Maxsteg überspannt den Fluss genau zwischen dem Lechfall und der Lechklamm1, so dass man von der Brücke einen perfekten Blick auf die beiden wertvollen Geotope hat.
Am Lechfall gibt es übrigens bereits seit 1787 ein Wehr. Durch seinen gestuften Aufbau hat der Wasserfall trotz seines künstlichen Aussehens eine gewisse Attraktivität.
Auwald bei Ziegelwies
Nach Überqueren des Maxstegs wenden wir uns auf der anderen Seite flussaufwärts. Zum Glück müssen wir der stark befahrenen Tiroler Straße nur wenige Meter folgen und können uns dann in die stillen Lechauen begeben. Der Auwald wurde sehr liebevoll für Spaziergänger angelegt und bietet viele naturkundliche Informationen. Typisch für Auwälder ist, dass sie mehrmals jährlich überschwemmt werden. Bei Hochwasser kann man ihn also nicht betreten. Sobald die ersten Stelzen vom Baumkronenweg Ziegelwies auftauchen, läuft man links zur Tiroler Straße zurück.
GEOgrenzGÄNGER-Weg nach Unterpinswang

Der Weg Richtung Unterpinswang startet in Ziegelwies2 gegenüber dem Eingang zum Baumkronenweg. Nach einem kurzen Anstieg im Wald kommt eine Kiesfläche mit großen Holzinstrumenten zur Kinderunterhaltung. An dieser Stelle spitz rechts abzweigen.
Bis Unterpinswang gehört die Strecke auch zum GEOgrenzGÄNGER, einem Themenweg, der mit Schautafeln über die geologischen Besonderheiten der Gegend informiert.
Es geht zunächst mit etwas Auf und Ab unterhalb der Rotwand3 entlang, aus der früher bunte Jurakalke gewonnen wurden. Diese sehen ähnlich wie Marmor aus und fanden unter anderem in der Barockkirche St. Mang in Füssen Verwendung.
Beim so genannten Kratzer, der seinen Name von den Bremsgeräuschen der Fuhrwerke hat, biegt der GEOgrenzGÄNGER nach Süden in einen Sattel. Dahinter leitet links ein Fußweg an einem spätgotischen Bildstock vorbei in den Talboden von Unterpinswang. Genau diese Route am Kratzer soll die Via Claudia Augusta genommen haben.
Abstecher zur steinernen Altstraße

Vor dem Aufstieg zum Schwarzenberg wäre noch ein Abstecher zur steinernen Altstraße am Stiglberg möglich. Dazu folgt man bei dem erwähnten Sattel vor dem Bildstock etwa 300 Meter dem Forstweg, der einen Rechtsbogen um den Kratzer beschreibt. Bei der Gabelung zwischen Stiglberg und Kratzer rechts.
Der in den Fels geschlagene, gut hundert Meter lange Straßenabschnitt wurde früher von manchen Forschern für ein Originalstück der Via Claudia Augusta gehalten. Die typischen Spurrillen, wie man sie von der Via Raetia im Werdenfels kennt, fehlen aber. Außerdem scheint es zweifelhaft, dass die Römer diesen Umweg wählten. Vermutlich entstand die Trasse am Stiglberg bei einer Streckenverlagerung um 1540 zur Verringerung der Steigung. Nach allgemeiner Übereinkunft der Heimatforscher nahm die Römerstraße die Route über den Kratzer und passierte die Stelle, an welcher der Bildstock steht.
Höhlenburg Schloss im Loch

Östlich von Unterpinswang liegt am Waldrand ein Tümpel. Bei diesem beginnt der Aufstieg zum Schwarzenberg. Es lohnt sich auf jeden Fall, nach der ersten Kehre links an der Höhlenburg Schloss Loch4 vorbeizuschauen. Den felsigen Zugang entschärft eine Eisenkette.
Dass in Blickweite der ehemaligen Römerstraße bei Unterpinswang diese hochmittelalterliche Burg liegt, kann kein Zufall sein. Schließlich war die Straße auch lange nach den Römern eine wichtige überregionale Verkehrsverbindung.
Unterhalb der Höhlenburg erstreckt sich eine Wallanlage, die vermutlich der Straßensicherung diente. Von der Höhlenburg selbst sind ein paar Grundmauern erhalten geblieben.
Das Schloss Loch gehörte ursprünglich dem Allgäuer Geschlecht der Hohenegger. Anfang des 14. Jahrhunderts eroberte Tirol im Zuge seiner Machtausdehnung nach Norden die Höhlenburg. Die Hohenegger errichteten daraufhin die sehenswerte Burg Eisenberg im Füssener Alpenvorland.

An der höchsten Stelle in der Burg befinden sich in einer waagerechten Felsplatte drei napfartige Vertiefungen unterschiedlicher Größe. Solche Schalensteine kommen in den Alpen häufig vor. Ihren Zweck konnte bislang niemand abschließend klären. Datierungen sind schwierig. Die vor Witterung gut geschützten Näpfe könnten prähistorischen Ursprungs sein, aber auch erst aus dem Mittelalter oder der Neuzeit stammen. Eingeritzte christliche Kreuzsymbole lassen vermuten, dass die Menschen den als heidnisch interpretierten Schalenstein entzaubern wollten. Die Bedeutung des Schalensteins ist ebenso unklar wie der Grundriss der Burg. Der Ort dürfte bereits in der Steinzeit als Lager gedient haben. Eine genaue Erforschung steht noch aus.
Dreiländereck am Schwarzenberg

Nach der Höhlenburg schlängelt sich der Steig neben einer Felswand recht steil bergauf. Man hält sich stets an die Wegweiser zum Dreiländereck und ignoriert die Abzweigungen rechter Hand. Mit der Zeit wird der Steig flacher und führt durch einen grabenartigen, manchmal morastigen Einschnitt. Später muss man rechts im Zickzack zu einer Forststraße hinauf. Nach einigen Hundert Metern auf der Forststraße geht es links zum Gipfelkreuz5. Wenige Schritte südlich des Kreuzes steht am Dreiländereck ein kunstvoller alter Grenzstein. Dort trafen bis Anfang des 19. Jahrhunderts die Grafschaft Tirol, das Kurfürstentum Bayern und das Hochstift Augsburg zusammen. Der Grenzstein erfüllt bis heute seinen Zweck auf der Landesgrenze.
Reine Nadelwälder aus Tanne und Fichte wirken im Vergleich zu Misch- oder Laubwäldern sehr dunkel. Früher wurden sie deshalb als Schwarzwälder bezeichnet. Auf Grund der starken Verbreitung der Fichte gibt es viele Flur- und Bergnamen mit dem Bestimmungswort schwarz. In den Bayerischen Alpen wurden Schwarzwälder oft gezielt gefördert, besonders in den Saalforsten, weil sich Fichten- und Tannenstämme gut triften lassen sowie deren Holz beim Verbrennen die richtige, nicht zu starke Hitze für die Siedesalzproduktion lieferte. Mehr Info
Abstieg zum Alpsee

Vom Grenzstein am Dreiländereck folgt man einem sporadisch markierten, unscheinbaren Steig Richtung Osten, der bald nach rechts schwenkt. Nicht auf dem Rücken weiterlaufen. Der breiter werdende Steig führt die Südseite hinab. Auf halber Höhe schließt sich ein Forstweg an, der unten in die Fürstenstraße mündet. Auf dieser gelangt man zum Alpsee.
Am Westende des Alpsees befindet sich der beliebte Platz am Marienmonument6, den die bayerische Königin Marie von Preußen besonders liebte. Kein Wunder, die Aussicht ist einmalig. Ihr Gatte, König Maximilian II., hielt sich gerne weiter östlich am Pindarplatz auf.
Vom Alpsee zum Schwansee
Vom Marienmonument wandern wir am Nordufer des Alpsees entlang. Der Weg verläuft leicht ansteigend durch einen offenen Kiefernwald. Die sonnige, trockene Südlage auf Felsuntergrund gefällt den Kiefern. Andere Bäume haben damit Probleme.
Bei dem bereits erwähnten Pindarplatz gibt es nochmals einen tollen Blick über den See. Danach links zum tiefer gelegenen Schwansee wenden. Sein Wasser bezieht der Schwansee unterirdisch vom Alpsee. Das dort anstehende Kalkgestein ist stark verkarstet. Es kam sogar schon zu einem Erdfall, weil eine Karsthöhle im Untergrund einstürzte. Das Wasser tritt an Karstquellen wieder hervor und fließt in den Schwansee. Eine Quelle sprudelt direkt neben dem Wanderweg.
Beim Schwansee7 kann man je nach Belieben links oder rechts herum. Am Nordende gibt es einen Badeplatz. Der parkähnliche Charakter der Umgebung ist kein Zufall, sondern beruht auf dem einstigen Schlosspark, den Maximilian II. sich dort anlegen ließ.
Über den Kalvarienberg

Zwischen dem Schwansee und Füssen steht der Kalvarienberg. Die Aussichtsplattform oben bietet ein großartiges Panorama. Doch vorher müssen wir gut 150 Höhenmeter Gegenanstieg in Kauf nehmen.
Von der Nordwestecke des Schwansees zieht sich eine Kiesstraße bergauf. Nicht versehentlich der Königstraße eine Etage tiefer nehmen, außer man möchte den Kalvarienberg umgehen. Nach einiger Zeit zweigt von der Kiesstraße ein Steig ab, der sich durch einen lichten Kiefernwald zum Kalvarienberg8 hinaufschlängelt. Über der Grabkapelle wurde ein künstlicher Gipfel mit Kreuzigungsszene errichtet.
Der Kalvarienberg entstand zwischen 1837 und 1842. König Ludwig II. schätzte den Kalvarienberg sehr. Er besaß eine wenig bekannte religiöse Seite und betete öfters an den Kreuzwegstationen.
Vom Kalvarienberg geht es anschließend immer dem Kreuzweg folgend über die Nordseite nach Füssen hinunter. Auf halber Strecke steht die Marienkapelle. Ursprünglich war die Nordseite übrigens fast baumlos. Man muss vom Kreuzweg einen wirklich schönen Blick auf die Stadt gehabt haben.
Sehenswürdigkeiten in Füssen: Bei einem Bummel durch die romantische Altstadt von Füssen kann man die Wanderung gemütlich ausklingen lassen. Sehenswert sind die Kirchen St. Mang und Heilig Geist. Wer mehr Zeit hat, kann das Museum der Stadt Füssen im ehemaligen Barockkloster St. Mang oder das Hohe Schloss besichtigen.