Hochlerch und Zwölferspitz (1633 m)
Einsame Bergtour bei Marquartstein
Mit Hochlerch und Zwölferspitz besitzt das Hochgerngebiet zwei interessante Nebengipfel, die eine sehr schöne Aussicht bieten. Trittsichere Geher, die vor schmalen, unbezeichneten Steigen nicht zurückschrecken, finden dort die Möglichkeit, ein wenig Wildnis und Einsamkeit abseits der Mainstream-Wanderwege zu erleben.
Stand:

Vom Hochgern streicht ein teils schmaler Kamm über den Zwölferspitz nach Westen. An seinem Ende liegt eine hervorspringende Felsnase, die Hochlerch genannt wird. Der exponierte Punkt bietet eine geniale Aussicht über das Achental.
Vermutlich verdanken wir die freie Sicht vom Hochlerch einem der größten Bergstürze der Bayerischen Alpen. Der Bergsturz bei Marquartstein ereignete sich irgendwann im Postglazial. Das Sturzmaterial schuf westlich des Orts eine kleine Hügellandschaft, welche überwiegend bewaldet ist.
Im Süden wird das Hochgerngebiet von mäßig steilen Hängen geprägt. Der Zwölferspitz tritt aus diesem Blickwinkel nur als unscheinbare, locker bewaldete Kuppe in Erscheinung. Im Norden dominieren dagegen eindrucksvolle Felswände, die über der Staudacheralm mehrere Hundert Meter emporragen. Schon von Weitem fällt die rote Färbung des Gesteins auf. Im Gegensatz zum hellen Wettersteinkalk im benachbarten Kampenwandgebiet ist der Hochgern vorwiegend aus bunten Jurakalken aufgebaut.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Der anspruchsvollere Teil der Tour beschränkt sich auf den Bereich um Hochlerch und Zwölferspitz. Dort sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ein Muss. Bei Nässe ist der steile Aufstieg zum Hochlerch unangenehm. Ein paar Minikletterstellen gibt es obendrein. Außerdem macht auf der besagten Strecke die Wegfindung mitunter Probleme. Es existieren nur gelegentliche Markierungszeichen, jedoch keine Beschilderungen. Meistens ist der Pfad aber gut erkennbar. Man muss halt den richtigen erwischen.Wegbeschreibung
Zum Mühlwinkl in Staudach
Beim Kreisverkehr nördlich der Bushaltestelle Zunfthof führt eine Brücke über die Tiroler Achen. Drüben sogleich rechts, ein paar Meter am Fluss entlang und danach links zur Marquartsteiner Straße. Bei der nächsten Gelegenheit links in die Hochgernstraße, die uns zum Wanderparkplatz beim Holzlagerplatz im Ortsteil Mühlwinkl1 leitet.
Bike & Hike: Statt zu Fuß von Staudach aufzusteigen lässt sich die Schnappenkirche auch gut von Marquartstein aus mit dem Mountainbike erreichen. Die Strecke hat eine angenehme Steigung und ist einfach zu fahren. Ab dem Hochgern-Parkplatz dem beschilderten Weg zur Schnappenkirche folgen. Am Anfang muss man aufpassen, um nicht versehentlich Richtung Hochgernhaus zu fahren. An der Kirche bleibt das Rad stehen.
Schnappenkirche

Unser erstes Etappenziel ist die Schnappenkirche. Es gibt von Staudach aus zwei Möglichkeiten. Wir nehmen die kürzere Variante, also nicht diejenigen durch das Alplbachtal. Dazu am Eingang des Alplbachtals bei der ersten Abzweigung rechts. Der Fahrweg verjüngt sich bald zu einem Steig, der in vielen Serpentinen schnell an Höhe gewinnt und direkt an der Schnappenkirche St. Wolfgang2 endet.
Der Weitblick von der Schnappenkirche über den Chiemsee ist fantastisch. Allein dafür lohnt sich die Tour schon. Im Süden sieht man das riesige Moorgebiet der Kendlmühlfilzen, in dem es reizvolle Wanderwege gibt.
Zwischen den Mooren und dem Chiemsee liegt der Westerbuchberg mit der romanischen Kirche St. Peter und Paul. Kaum zu glauben, dass der Westerbuchberg nach der Eiszeit zunächst eine Insel war. Der zwei- bis dreimal so große Chiemsee reichte ursprünglich bis ins Achental.
Der Legende nach steht St. Wolfgang am Schnappenberg dort, wo 1096 Graf Marquart von Hohenstein ermordet wurde. Wahrscheinlich entwickelte sich die einst rege Wallfahrt auf Grund eines Brunnens, dem man Heilkräfte zuschrieb. Die heutige barocke Kirche wurde 1639 fertiggestellt. Rätselhaft ist der Name Schnappen. Das Wort kann vieles bedeuten, wie Waldnessel (Ziest), Armbrust oder Wegelagerer. Mehr Info
Hochlerch

Von der Schnappenkirche wandern wir ein kurzes Stück ostwärts Richtung Staudacheralm und Hochgern. Es kommt bald eine winzige Lichtung, an der unser Pfad rechts abzweigt. Er passiert gleich den kleinen Felskopf der Madonna3 und biegt im Anschluss nach links. Deutlich sichtbar zieht er sich ohne viel Höhengewinn durch die teils felsige Flanke der Luchsfallwand. Wenig später an einer Gabelung spitz links und gleich wieder rechts. Bergab wäre falsch!
Auf einer Weide oberhalb der Staudacheralm verschwindet der Pfad dann vorübergehend. Beim blauen Pfeil nicht nach rechts queren, sondern an den Rücken halten, wo sich schon nach Kurzem erneut eine Steigspur abzeichnet. Der Rücken verengt sich mehr und mehr zu einem schmalen Grat, der links fast lotrecht abfällt. Recht steil und mühsam geht es so über viel Krummholz und unter einigen quer liegenden Stämmen hindurch zum Hochlerch4.
Zwölferspitz

Östlich des Hochlerchs gibt es einen Felsaufschwung, der üblicherweise von Norden her überwunden wird. Vorsicht an der abschüssigen Platte. Das Fixseil dort existiert nicht mehr. Alternativ kann man den Aufschwung (I) laut einem Leser auch direkt erklettern. Es gibt blaue Markierungspunkte, die jedoch nur im Sinne des Abstiegs angebracht wurden.
Oberhalb der Schlüsselstelle führt rechts ein Steig hinunter zum Hochgernhaus. Wir halten uns aber geradeaus. Die nächste Erhebung ist der Zwölferspitz, den man überschreiten kann. Leichtes Ier-Gelände. Zum Pausemachen eher ungeeignet. Hinter dem Zwölferspitz trifft man dann den breiten Weg vom Hochgernhaus und nähert sich dem Hochgernsattel5.
Abstieg über die Staudacheralm

Wer möchte, könnte vom Hochgernsattel en passant in etwa 20 Minuten auf den Hochgern wandern, mit einem wunderbaren Panoramablick. Ansonsten steigt man am Sattel in den halbtrichterförmigen Kessel ab. Anschließend geht es unter den Wänden des Zwölferspitzes längere Zeit im Zickzack abwärts. Die ehemaligen Weideflächen sind bereits stark verbuscht. Auf dem gut gedüngten Boden wachsen kräftige Stauden und viele junge Ahornbäume. Erst weiter unten wird auch heute noch beweidet.
Bei der Staudacheralm6 ignoriert man die beginnende Kiesstraße, außer das Bike wartet an der Schnappenkirche. Denn für den Abstieg nach Staudach nimmt man am besten denjenigen Weg, der nordwärts neben dem kleinen Graben durch den Wald abkürzt. Er ist leicht zu übersehen. Später schließt sich ein Stück Kiesstraße an, bevor man links ins Alplbachtal abzweigt und am Alplbach entlang zum Ausgangspunkt zurückkehrt.