1. Pfaffenwinkel
  2. Alpenvorland

Schnalzhöhlen am Kalkofensteg

Ammerwanderung bei Peiting

Die Schnalzhöhlen am Ammerknie sind die erstaunlichsten Sandstein­höhlen des Alpenvorlands. Man erreicht sie von Peiting aus in einer kurzen Wanderung über den Kalkofensteg. Gleich gegenüber gibt es außerdem noch eine weitere geologische Besonderheit, nämlich große Sinter­terrassen aus Quellkalk. Sie gehören zu den schönsten dieser Art in Bayern. Im Anschluss an die Exkursion lädt die Ammer mit ihren Kiesbänke zum Rasten ein. Insgesamt eine ausgesprochen abwechslungsreiche und auch lehrreiche Runde, die sich bei Interesse noch zum Weitfilz und dem Kohleflöz am Bühlach verlängern lässt.
Stand:

Zur Galerie (11)
Schnalzhöhlen
Die Halbhöhlen an der Schnalz wurden vermutlich von der Ammer ausgewaschen, als sie noch auf einem höheren Niveau floss.

Die Gegend bei Peiting im Pfaffenwinkel überrascht mit ihrer landschaftlichen Vielfalt. Interessant ist vor allem der Bereich um das Ammerknie, wo man nicht nur in die Ammer­schlucht, sondern auch in die jüngere Erdgeschichte eintauchen kann.
Ammer und Lech kommen sich bei Peiting bis auf wenige Kilometer nahe. Der Ort liegt genau dazwischen.Tatsächlich mündete die Ammer im Spätglazial nicht in den Ammersee, sondern nördlich von Peiting in den Lech.Damals blockierte die Vorlandzunge des Isar-Loisach-Gletschers den Weg nach Osten. Mit dem Abschmelzen der Gletscher konnte die Ammer sich dann ihr heutiges Fluss­bett zum Ammersee graben. Das Ammerknie war geschaffen.
Von Süden her durchfließt die Ammer bis zum Knie eine gut hundert Meter tiefe Schlucht. Für das Alpen­vorland ist das durchaus beachtlich. Hinter dem Ammerknie weitet sich das Tal zunehmen und entlässt den Fluss schließlich bei Peißenberg in die Ebene.

Tourcharakter und Schwierigkeit

200 hm 12 km3:10 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die erste Hälfte der Wanderung über den Kalkofensteg bis zum Waldhaus Schnalz ist überwiegend einfach. An den Schnalzhöhlen sollte man aber trittsicher unterwegs sein.
Auf dem zwar sehr reizvollen, jedoch teils schmalen, batzigen und unbezeichneten Weiterweg zum Weitfilz besteht die Gefahr, sich zu vertun. Selbst der GPS-Track bewahrt nicht zuverlässig vor einem Verhauer. Man kann diesen zweiten Abschnitt aber auch auslassen.

Wegbeschreibung

Von Peiting Ost zum Parkplatz an der Schnalz

Los geht die Wanderung am Bahnhof Peiting Ost. Nicht versehentlich in Peiting Nord aussteigen! Auf der Bahnhofstraße läuft man Richtung Westen bis zum Kreisverkehr und dort links in die Bergwerkstraße. Bei der nächsten Gabelung aufpassen und rechts die Zugspitzstraße nehmen. Bald schon liegen die letzten Häuser hinter uns.

Das kleine Industrie­gebiet zur Linken entstand auf dem Betriebs­gelände des Bergwerks Peiting. Bis 1968 wurde dort von den Bayerischen Berg-, Hütten- und Salzwerken Pechkohle gefördert. Der Förderschacht reichte 800 Meter in die Tiefe. Zeitweise waren nahezu tausend Menschen beschäftigt. Mit zunehmender Tiefe wurde der Abbau technisch immer aufwändiger, so dass er am Ende nicht mehr rentabel war. Denn Pechkohle besitzt im Vergleich zur Steinkohle einen viel geringeren Heizwert. Weitere südbayerische Kohlen­bergwerke gab es übrigens am Peißenberg, in Penzberg, in Großweil bei Kochel und in Hausham beim Schliersee.

Nach einiger Zeit kommt an der Südwestecke des Industrie­gebiets die Bundesstraße. Es gibt eine Unterführung. Drüben links auf der Schnalzstraße zum Wander­parkplatz.

Schlammweiher an der Berghalde

Peitinger Schlammweiher
Ein mächtiger Damm umfasst den Schlammweiher des ehemaligen Peitinger Kohlenbergwerks.

Gleich nach dem Parkplatz zweigt man rechts auf einen gekiesten Fußweg ab, der sich am Damm des ehemaligen Schlamm­weihers1 entlang­schlängelt. In dem Teich entsorgte das Bergwerk Peiting das schlammige Wasser, das bei der Reinigung der Kohle, der so genannten Kohlen­wäsche, anfiel. Auf den Damm führen Trampel­pfade. Seine beachtlichen Ausmaße werden erst von oben deutlich. Das Gelände entwickelte sich zum Biotop für Kreuzottern und Enziane. Der Schlammweiher selbst ist komplett mit Schilf bewachsen. Die teilweise abgerutschte Berghalde auf der linken Seite des Wanderwegs wurde durch Aufforstung renaturiert.

Sinterterrassen am Kalkofensteg

Sinterterrassen am Ammerknie
Kalkhaltiges Quellwasser ließ am Hang über dem Kalkofensteg schöne Sinterterrassen entstehen.

Am Ende des Schlammweiherwalls wandern wir wie beschildert zur Ammer hinab. Nebenan plätschert ein Rinnsal aus kalkhaltigem Grund­wasser, das aus dem Hang entspringt. Durch Ausfällung von Kalk bildete sich in der Folge eine Art steinerne Rinne. Unten am Kalkofen­steg entstanden außerdem sehr schöne Sinter­terrassen. Das sekundäre Sediment wird als Kalktuff oder Quellkalk bezeichnet. Es tritt ammer­aufwärts auch an den einzigartigen Schleier­fällen eindrucksvoll in Erscheinung. Überhaupt sind Kalk­tuff­vorkommen typisch für die Flusstäler des Alpen­vorlands. Man findet sie unter anderem auch im Mangfalltal und im Würmtal.

Kalkofensteg
Direkt am Ammerknie überbrückt der Kalkofensteg den Fluss.

Seit der Antike ist Kalktuff ein beliebter Baustoff. Er lässt sich gut bearbeiten und besitzt wegen seiner Porosität ein geringeres Gewicht als massiver Kalkstein.
Im Alpenvorland wurde das Gestein weitgehend ausgebeutet. Bei Polling gibt es den letzten aktiven Steinbruch. Den Peitinger Kalktuff nutzten schon die Römer. Die Vorkommen am Ammerknie sind recht ergiebig. Früher betrieb man dort einen Kalkofen zur Herstellung von Branntkalk. Heute stehen die Versinterungen unter Geotopschutz. Bitte nicht betreten.

Abstecher zu den Schnalzhöhlen

Schnalzhöhlen
In den Sandsteinwänden an der Schnalz reihen sich mehrere kleine Halbhöhlen aneinander.

Wir überqueren die Ammer am Kalkofensteg. Er ist die einzige Brücke weit und breit. Zu den Schnalzhöhlen sind es lediglich ein paar Minuten. Ein Abstecher der sich lohnt!
Der Weg kreuzt zunächst einen alten Triftkanal. Auf der Ammer fand der Holz­transport ausschließlich mittels Trift statt. Wegen verschiedener Hindernisse und Strom­schnellen, wie beispiels­weise dem Ammer­durchbruch an der Scheibum, war die Flößerei nicht möglich.
Etwa hundert Meter nach einer Rechts­biegung gibt es einen steilen Trampelpfade hinauf zu den Schnalzhöhlen2. Sie liegen in einer hoch aufragenden, senkrechten Sandstein­wand, die als wertvolles Geotop ausgewiesen ist. Der Sand stammt aus den Alpen. Er wurde im Teritiär in einem Fluss­delta abgelagert und über die Jahr­millionen zu Stein verfestigt. Vermutlich spülte die Ammer die Höhlen aus, als sie noch auf einem höheren Niveau floss. Bei genauer Betrachtung entdeckt man auch künstliche Bearbeitungs­spuren. In Kriegs­zeiten dienten die Höhlen der lokalen Bevölkerung außerdem als Verstecke.

Uferweg zum Waldhaus Schnalz

Ammer
Hinter dem Ammerknie weitet sich das Tal.

Vom Kalkofensteg folgt nun ein sehr schöner Abschnitt am Fluss entlang zum Waldhaus Schnalz. Angenagte Bäume zeigen, dass an der Ammer viele Biber leben. Große Kiesbänke säumen das Ufer. Bitte beachten, dass manche Bereiche vom 15. April bis 15. Juli zum Schutz der Kiesbrüter nicht betreten werden dürfen.
Nach einem Kilometer kommt das Schnalzwehr3. In den 1960er Jahren rutschte ein Teil der Berghalde am Ammerknie ab und schüttete die Ammer zu. Daraufhin erbaute man das Schnalzwehr, um zu verhindern, dass das Material weiter flussabwärts glitt. Das Ereignis veränderte auch den Flusslauf, was gut an dem Altwasser linker Hand zu erkennen ist.Vom Schnalzwehr gibt es übrigens ein Weg direkt zurück zum Parkplatz oben beim Schlammweiher, falls man nur eine kurze Wanderung unternehmen möchte.Nach dem Wehr verschwindet die Ammer hinter dem Auwald. Links sieht man auf einer Lichtung die Böschung eine Flussterrasse. Auf der nächsten Lichtung steht das Waldhaus Schnalz4. Bänke vor dem Haus laden zum Brotzeit­machen ein.

Schleichweg durch die Ammerleite

Ein reizvoller Wanderweg führt durch den schönen Mischwald an der Ammerleite.

Am Waldhaus Schnalz zweigen wir links auf einen beschilderten Steig ab, der teils über Stufen anstrengend bergauf führt. Kurz nach einer Spitz­kehre macht ein Schild auf die Richtungs­änderung des Wanderwegs aufmerksam. Wer sich daran hält, gelangt irgendwann zum Bahngleis und von da aus links nach Peiting.
Schöner, jedoch von der Orientierung her auch kniffliger ist es, dort geradeaus weiterzu­laufen. Es gibt verblasste blaue Punkte an den Bäumen. Der Steig schlängelt sich durch den Hang und taucht dann in den tief eingeschnittenen Graben des Weitfilzbachs5 ab. In diesem Bereich ist er etwas schmal und batzig. Nach dem Weitfilzbach geht es wieder aufwärts. Anschließend wird noch ein zweiter Graben gekreuzt. Nun aufpassen, wenn der Steig um eine Ecke herumbiegt. An dieser muss man auf einen Rückweg wechseln, der wenige Meter oberhalb beginnt und vom unten nicht zu sehen ist.Wenn die Spur immer undeutlicher und schlechter wird, hat man die Abzweigung bereits verpasst. In diesem Fall kann man einfach an geeigneter Stelle rechts den Hang hinaufsteigen, bis man auf einen Forst­weg trifft. An seinem Ende würde der blau markierte Steig ansonsten in die Schnalz­straße münden, welche zum Parkplatz Schnalz zurückführt.

Um das Weitfilz

Weitfilz
Typische Hochmoorvegetation im Weitfilz mit Spirken, Torfmoosen und Seggen.

Nach Verlassen des Steigs durch die nördliche Ammer­leite mündet der Rückeweg gleich in einen Forstweg, auf dem wir dann eine Kreuzung erreichen. Bei dieser schlagen wir geradeaus die Strecke um den Weitfilz6 ein. Also erst einmal nordwärts laufen.
Linker Hand, nur wenige Meter hinter dem Fichten­rand­wald, liegt ein großes Hochmoor. Trotz des ehemaligen Torfabbaus, der wohl nur in den Rand­bereichen stattfand, und der Entwässerung zur Ammer hin befinden sich die Kernbereiche in einem intakten Zustand. Die karge Vegetation besteht über­wiegend aus Spirken, Seggen und Latschen. Mittlerweile finden Renaturierungs­maßnahmen statt.
Der Weg beschreibt später einen weiten Linksbogen um das Moor. Die Vertiefungen zu beiden Seiten sind aufgelassene Torfstiche. Auf der Nordseite des Moors leitet der Weg durch die Schneise einer Hoch­spannungs­leitung zur Unterführung an der Bundesstraße.

Kohleflöz am Bühlach

Peitinger Pechkohleflöz
Am Bühlach bei Peiting wurde beim Straßenbau zufällig ein Pechkohleflöz angeschnitten und als wertvolles Geotop der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Drüberhalb der Bundesstraße liegt der Bühlach, ein kleiner Hügel der Vorland­molasse. Wir haben ihn bereits von allen Seiten gesehen. Oben steht ein Windrad. Geologisch ist der Bühlach hauptsächlich aus Sedimenten der Unteren Meeres- und Brackwasser­molasse aufgebaut, die vor 24 bis 36 Millionen Jahren abgelagert wurden. Damals herrschte im Alpen­vorland ein tropisches Klima. Weite Teile waren von einem flachen Meer bedeckt. Die fein­gliedrige Küstenlinie bestand aus Lagunen, Meeresarmen und Flussdeltas. Durch die Überflutung küsten­naher Wälder starben diese ab. Das Meer bedeckte das Holz schnell mit Sand, so dass es nicht verrottete und zu Braun­kohle wurde, die im Alpen­vorland als Pech­kohle bezeichnet wird. Durch das stete Vordringen und Zurück­weichen des Meeres entstanden so etwa 26 Kohleflöze übereinander. Sie weisen nur eine geringe Mächtigkeit von meist unter einem Meter auf.
Der Straßenbau legte am Bühlach ein Kohleflöz frei, das in einem eigens dafür geschaffenen Stollen­mundloch7 öffentlich zugänglich ist. Der Aufschluss der Peitinger Pechkohle am Bühlach zählt zu den schönsten Geotopen Bayerns.

Rückweg nach Peiting

Wer das Auto am Parkplatz Schnalz stehen hat, muss vom Bühlacher Kohleflöz neben der Bundesstraße Richtung Süden laufen. Zum Bahnhof geht es dagegen nach Norden und bei der ersten Gelegenheit den Bühlach hinauf. Die Bühlachstraße leitet dann schnurstracks zum Bahnhof.