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Schmugglerweg zum Klobenstein

Wandern zwischen Kössen und Ettenhausen

Diese unterhaltsame Wanderung zwischen Kössen und Ettenhausen führt auf dem Schmugglerweg zum sagen­haften Klobenstein. Genau in der Mitte über­spannen an der Entenloch­klamm zwei luftige Hänge­brücken die Großache. Auf der anderen Seite stehen die berühmte Wallfahrts­kirche und das Traditions­gasthaus am Klobenstein.
Stand:

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Entenlochklamm
Die Engstelle am Entenloch maß früher weniger als vier Meter. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie erweitert, um bei Hochwasser einen Rückstau zu vermeiden.

Der grenzüberschreitende Schmuggler­weg verbindet Kössen mit Ettenhausen und durchquert dabei die spannende Schlucht der Großache. Er ist ein uralter Saumpfad, der in früheren Zeiten auch gerne für den illegalen Waren­transport genutzt wurde.
Heute verlaufen mehrere regionale und über­regionale Wander­routen durch die Schlucht, darunter der bekannte Chiemgauer Grenzenlos-Wanderweg. Er informiert uns unterwegs mit Schautafeln über Kultur und Natur der Gegend. Wem die Tour gefällt, der findet entlang des Grenzenlos-Wanderwegs weitere attraktive Tagesetappen.

Um den gesamten Schmugglerweg von Anfang bis Ende zu wandern, nutzt man auch bei einer Anreise mit dem Auto am besten die öffentlichen Verkehrsmittel vor Ort. Ansonsten müsste man auf dem Hinweg zurücklaufen. Die Busse zwischen Etten­hausen und Kössen verkehren regelmäßig.

Höhepunkt der Wanderung ist auf jeden Fall die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein. Sie steht oberhalb der Entenlochklamm.
Beim Klobenstein handelt es sich um einen gewaltigen Felsblock aus Oberrhätkalk, der in zwei Hälften zerbrochen ist. Durch den schmalen Spalt zwischen den Bruchstücken führt eine Treppe hinauf zur Kirche. Das Hindurch­schlüpfen hat in der Volks­frömmigkeit eine besondere Bedeutung. Man glaubt dabei Sünden, Krankheiten und Sorgen abstreifen zu können.

Der Klobenstein dürfte bereits in vor­christlicher Zeit kultische Bedeutung besessen haben. Das Errichten einer Kapelle oder Kirche an einem heidnischen Kultort war eine gängige Praxis, um diese zu christianisieren.
Im Fall des Klobenseins ging die Initiative aber von der Bevölkerung aus. Zunächst wurde an der Quelle neben dem Klobenstein ein Marienbild verehrt. Dem Quellwasser werden seit jeher Heilkräfte zugesprochen. Um 1700 entstand dann eine hölzerne Kapelle. Bald darauf siedelte sich ein Eremit an. Das Gasthaus neben der Kirche geht auf die ehemalige Einsiedelei zurück. Der starke Zustrom an Wallfahrern gab schließlich den Anstoß dazu, 1733 eine steinerne Kapelle zu erbauen. Heute besteht die Wallfahrtskirche aus zwei miteinander verbundenen Kapellen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

275 hm 10 km2:20 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die Wanderung auf dem Schmugglerweg ist wirklich einfach und gemütlich. Sie verläuft überwiegend auf breiten, befestigten Wege, die selbst bei Nässe nicht aufweichen. Die Beschilderung am Schmugglerweg ist sehr gut. Beim Rudersburger See könnten die Wegweiser aber klarer sein.
Insgesamt eine nette Halbtages­wanderung, die sich auch hervorragend für Familien mit kleinen Kindern eignet.

Wegbeschreibung

Zur Staffenbrücke in Kössen

Wir begeben uns in Kössen zum Kreis­verkehr und laufen von dort auf der Kloben­steiner Straße zur Großache. In Tirol heißt der Fluss Großache. Erst ab der bayerischen Grenze wird er Tiroler Achen genannt. Auf der eleganten Staffenbrücke1 geht es über die Großache. Die interessante Holzkonstruktion der 2004 neu gebauten Brücke kommt ganz ohne Stützpfeiler aus.

Ach, Ache oder Achen ist eine alte Bezeichnung für Bäche und kleine Flüsse, wobei man beachten muss, dass Achen auch als Singular­form verwendet wird. Das Wort kommt vor allem in den Flur­namen des bayerisch-öster­reichischen Alpen­raums vor. Die Ach stammt vom althoch­deutschen Wort Aha ab und ist wohl auch mit dem lateinischen aqua verwandt. Später wurde das Wort durch Bach abgelöst. Mehr Info

Schmugglerweg

Wallfahrtskirche Maria Klobenstein
Die Wallfahrtskirche Maria Klobenstein besteht aus zwei miteinander verbundenen Kapellen. Links, teilweise von den Bäumen verdeckt, liegt der Klobenstein. Davor steht eine kleine Lourdeskapelle.

Nach der Staffenbrücke müssen wir zweimal kurz hinter­einander rechts. Der Schmuggler­weg zum Klobenstein ist überall ausge­schildert. Am Waldrand leitet die neu errichtete Teufelsstiege2 vom Ufer der Großache zum Schmuggler­weg hinauf. Gemächlich ansteigend wandern wir nun auf diesem durch den Steilhang. Die Großache, welche unten durch eine wilde Schlucht fließt, wird anfangs von den Bäumen verdeckt.

Nach einiger Zeit kommt eine Gabelung. Während der Schmuggler­weg links weiter­läuft, nimmt man besser die rechte Variante über die Aussichts­plattform an den Kössener Schichten. Diese Gesteins­formation heißt so, weil sie in dieser Gegend erstmals geologisch beschrieben wurden. Sie besteht vor allem aus Kalkstein, Mergel und Tonstein. Weil die Kössener Schichten eher weich und erosions­anfällig sind, bildete sich dort eine breite Schlucht, im Gegensatz zu dem harten Gestein an der Entenloch­klamm flussabwärts.

Bald nach der Aussichts­plattform treffen wir wieder auf den Schmugglerweg und gelangen bei der nächsten Abzweigung rechts zur älteren der beiden Hängebrücken.

Maria Klobenstein

Hängebrücke beim Klobenstein
Über eine Hängebrücke geht es vom Schmuggler­weg zur Wallfahrts­kirche Klobenstein.

Bevor der Steig im Zickzack zur Großache hinabführt, passiert er einen Aussichts­punkt. Auf der anderen Seite der Schlucht ist die Wallfahrtskirche Klobenstein zu sehen. Tief unten liegt die Eibenschlucht.
Über den Fluss gelangt man wie gesagt auf der alten Hängebrücke. Zu beiden Seiten der Brücke fallen die senkrecht gestellten Plattenkalke auf. Nach Norden weitet sich die Schlucht ein wenig. Eine riesige Kiesbank lädt zum Rasten ein. Gleich dahinter liegt die Engstelle des so genannten Entenlochs. Bei genauer Betrachtung wird klar, dass sich das Gestein am Entenloch vom Plattenkalk bei der Hängebrücke unterscheidet. Es steht dort Oberrhätkalk an, ein besonders wider­stands­fähiger Riffkalk, der in der Oberen Trias entstand.
Auf der anderen Seite der Großache steigen wir dann den kurzen, steilen Weg am Gasthaus vorbei zur Wall­fahrts­kirche Maria Klobenstein3 hinauf, dem Höhe­punkt der Wanderung.

Hängebrücke über die Entenlochklamm

Seit 2021 gibt es über die Entenloch­klamm eine zusätzliche Hängebrücke, die im Rahmen eines von der EU finanzierten Interreg-Projekts entstand. Ob dieser massive Eingriff in die Natur unbedingt nötig war, bleibt dahingestellt. Auf jeden Fall hat man so einen eindrucks­vollen Blick in die Klamm.
Bei den Bauarbeiten wurden zufällig zwei Gletschertöpfe freigelegt. Gletschertöpfe entstehen am Boden von Gletschermühlen, den runden Schächten im Gletschereis, durch welche das Schmelzwasser von der Gletscher­oberfläche spiralförmig in die Tiefe rauscht.
An der Entenloch­klamm bildet sich bei extremem Hochwasser ein gefährlicher Rückstau. Obwohl die Engstelle durch Sprengung bereits verbreitert wurde, kann das Wasser noch immer bis auf Höhe der alten Hängebrücke ansteigen.

Zum Rudersburger See

Rudersburger See
Der stille Rudersburger See ist auf jeden Fall einen Umweg wert. Am Ufer wachsen viele Sumpf-Schwertlilien.

Von der Hängebrücke an der Entenloch­klamm geht es mit Gegenanstieg zum Schmugglerweg zurück. Wir folgen diesem nun weiter nach Norden Richtung Etten­hausen und über­schreiten bald die Grenze.
Interessante Schautafeln informieren über Geologie, Köhlerei, Grenz­streitigkeiten und archäologische Funde. Wir erfahren auch, was geschmuggelt wurde, nämlich Holzkohle.
Mit der Zeit wird der Schmugglerweg breiter. Im so genannten Retlgschöß oder Rötel­gschöß steht auf einer Lichtung die Huberalm4. Auf ihr weidet das Jungvieh des Huberbauern aus Ettenhausen.
Einen halben Kilometer nach dem Toter­mann­bach kommt rechts die Abzweigung zum Rudersburger See5. Den idyllischen Fischweiher sollte man sich nicht entgehen lassen. Südlich des Rudersburger Sees gibt es einen kleinen Wasserfall. Der Weg ist beschildert.

Nach Ettenhausen

Geigelstein
Parkähnliche Landschaft bei Ettenhausen mit Blick nach Süden zum Geigelstein, dem Chiemgauer Blumenberg.

Statt vom Rudersburger See direkt nach Etten­hausen zu wandern, kann man noch einen Bogen über den Bade­platz an der Tiroler Achen machen. Dazu von der Nord­seite des Sees den Pfad durch den Wald zur Schönen Aussicht nehmen. Zu sehen gibt es allerdings nicht wirklich etwas. Es ist alles ziemlich zugewachsen. Der Pfad endet unten an der Tiroler Achen auf einer Kies­bank, dem besagten Badeplatz6. Dort ein paar Meter am Fluss entlang, bis links wieder ein Weg auftaucht. Auf diesem hinaus ins Freie und durch herrliche Blumen­wiesen nach Ettenhausen. Die Bus­haltestelle befindet sich in der Ortsmitte in der Wagrainer Straße, also nach der Kapelle die erste Straße auf der rechten Seite.