Schleifmühlklamm und Wetzsteinbrüche
Spannender Rundweg bei Unterammergau
Die Wanderung durch die kleine, äußerst sehenswerte Schleifmühlklamm bei Unterammergau ist zu jeder Jahreszeit lohnende. Oberhalb der Klamm liegen aufgelassene alte Wetzsteinbrüche, deren gewaltige Ausmaße sehr beeindruckend sind. Ein Themenweg erläutert, was es mit den Brüchen und den Schleifmühlen auf sich hat. Vom Aussichtspunkt hoch oben an den Hinteren Zeilbrüchen genießt man außerdem einen fantastischen Blick über das Tal.
Stand:

Zwischen dem Schartenköpfel und dem Steckenberg bei Unterammergau zwängt sich die Schleifmühlenlaine durch eine mehrere hundert Meter lange Schlucht mit schönen Wasserfällen und Gumpen, die zu einer netten Wanderung einlädt. Trotz ihres Namens ist die Schleifmühlklamm allerdings streng genommen gar keine echte Klamm, sondern eine ganz normale Schlucht. Lediglich an einer einzigen Stelle verengt sie sich tatsächlich auf wenige Meter. Senkrecht hoch aufragende Klammwände existieren aber auch dort nicht.Im Bereich der Schleifmühlklamm betrieben die Unterammergauer früher zahlreiche Schleifmühlen zur Herstellung von Wetzsteinen.Bachabwärts gab es weitere Mühlen, außerdem an der Scherenauer Laine einige Kilometer nördlich. Auf dem Höhepunkt waren es etwa 30 Stück. Die meisten Wetzsteinmacher besaßen eine Einzelmühle, es gab jedoch auch Doppelmühlen. In mehreren teilmaschinellen Arbeitsschritten wurde darin das Rohmaterial zurechtgeschnitten und in die elliptische Form geschliffen, die speziell auf das Schärfen von Sensen ausgelegt ist.Mitte des 20. Jahrhunderts brach der Absatz ein und das Gewerbe der Wetzsteinmacherei verschwand.Manche der Mühlen verfielen, andere fanden als Sommerhäuschen eine neue Verwendung. Die restaurierte Schneiderla's Schleifmühle in der Klamm blieb original erhalten und wird gelegentlich museal betrieben. Eine zweite Unterammergauer Schleifmühle baute man im Freilichtmuseum Glentleiten wieder auf.
Das Handwerk der Wetzsteinmacher kam im 16. Jahrhundert von Ohlstadt in den Ammergau. Eine Wanderung durch die Ohlstädter Steinbrüche ist übrigens ebenfalls sehr interessant. Von Unterammergau gelangte das Wissen dann weiter nach Halblech und Schwangau.
Lange Zeit war der Zuschliff mühsame Handarbeit. Schleifmühlen wurden erst im 19. Jahrhundert erfunden.
Neben den technischen Kenntnissen benötigte man das passende Gestein mit den schärfenden Eigenschaften. Solche Vorkommen sind selten. Es gibt sie nur an wenigen Stellen innerhalb der Kalkgesteine der Ammergau-Formation, außerdem am Högl im Rupertiwinkel, wo die Menschen ebenfalls Wetzsteine herstellten. Die schärfende Wirkung stammt bei der Ammergau-Formation von den kieseligen Skeletten einzelliger Radiolarien.Um an die dünnen kieseligen Zwischenlagen zu kommen, musste viel taubes Gestein abgetragen werden, das sich im Lauf der Jahrhunderte in riesigen Halden ansammelte.Die Abraumhalden unter den Brüchen sind schon von Weitem zu sehen. Wie Geröllfelder ziehen sie sich die Hänge hinab. Nur sehr langsam erobert sie die Vegetation zurück, obwohl sie schon fast ein Jahrhundert so daliegen.
Museumstipp: Der Historische Arbeitskreis Unterammergau betreibt das Dorf- und Wetzstoa-Museum Unterammergau mit vielen Exponaten zur Wetzsteinherstellung sowie die Schneiderla's Schleifmühle in der Schleifmühlklamm. Die Öffnungszeiten werden auf der Internetseite des Arbeitskreises bekannt gegeben.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die mit Stahlstegen und Brücken erschlossene Schleifmühlklamm kann ganzjährig besucht werden. Die Steige an den Wetzsteinbrüchen sind teils schmal und steil, oftmals auch batzig. Insgesamt eine leichte, kurze Wanderung ohne alpine Gefahren, solange man sich nicht abseits der Wanderwege in die Steinbrüche begibt.Wegbeschreibung
Zum Wanderparkplatz Pürschling

Der Wanderparkplatz Pürschling1 liegt südwestlich von Unterammergau neben der Schleifmühlenlaine. Vom Bahnhof folgt man einfach immer der Pürschlingstraße, vorbei an schönen Bauernhäusern, dem Dorfplatz und dem Friedhof.
Oberhalb des Parkplatzes befindet sich die Schleifmühlkapelle. Die Wetzsteinmacher erbauten mehrere kleine Kapellen nahe ihrer Arbeitsorte, darunter auch die winzige Schartenkapelle und die größere Seekapelle tief in den Ammergauer Wäldern. Letztere diente zugleich im Notfall als Unterstand.
Bei der Schleifmühlkapelle stieg übrigens König Ludwig II. in seinen leichten, einspännigen Bergwagen um, wenn er hinauf zum Pürschlinghaus oben am Teufelstättkopf fuhr. Eine Bronzetafel erinnert daran.
Der Rundweg durch die Klamm und die Steinbrüche gehört zum Projekt Das Erbe der Wetzsteinmacher, das von den Gemeinden Ohlstadt, Schwaigen-Grafenaschau, Unterammergau, Halblech und Schwangau getragen wird. Zusammen richteten sie mehrere kleine Rundwege und einen mehrtägigen Themenweg zu den Originalschauplätzen ein. Auch einige Bauten wurden rekonstruiert. Am Parkplatz Pürschling gibt es einen Infopunkt mit einer ausführlichen Einführung in das Thema.
An der Schleifmühlenlaine
Gleich nach der Schleifmühlkapelle zweigen wir rechts Richtung Schleifmühlklamm ab. Ein zunächst noch breiter Weg verläuft entlang der Schleifmühlenlaine und wechselt mehrmals über den Bach. Es gibt ein paar Informationen über die Wetzsteinproduktion. Die Hütten sind alle Überbleibsel der Schleifmühlen. An der bereits erwähnten Schneiderla's Schleifmühle2 finden wie gesagt gelegentlich Vorführungen statt.
Viele Bäche und kleinere Flüsse im Gebirge heißen Laine. Der Gewässername ist aber nicht einfach als Synonym für Bach zu verstehen. Vielmehr könnte Laine mit Lahne, dem bayerischen Dialektwort für Lawine, verwandt sein. Gemeint wären somit Bachläufe, die Schlamm- und Gerölllawinen zu Tal befördern. Andere Deutungen führen Laine auf das mittelhochdeutsche Wort liunen für auftauen zurück. Eine Laine wäre dann ein Schmelzwasserbach. Mehr Info
Hintere Zeilbrüche

Genau vor der Schneiderla's Schleifmühle zweigen wir rechts auf den steilen Steig zu den Wetzsteinbrüchen ab. Man kann aber natürlich auch zuerst durch die Klamm wandern und danach zu den Brüchen.
Der Steig trifft gleich auf einen ausgeprägten Hohlweg, der sicher noch von den Wetzsteinmachern stammt. Hinter einem Graben kommt bald eine Wegkreuzung. Von da gelangt man rechts wie beschildert in die Hinteren Zeilbrüche3. Es geht vorbei an einer riesigen Abraumhalde, verwilderten Brüchen und verfallenen Kaltern. Die Kalter dienten als Zwischenlager für das Rohmaterial. Es musste feucht bleiben und vor Frost geschützt werden. Etwa eine Viertelstunde dauert es bis zum Aussichtspunkt. Von dort bietet sich ein schöner Blick über Unterammergau, zu den drei Hörnle und zum Großen Aufacker. Eine Schautafel erläutert, wie das Schleifen der Wetzsteine ablief.
Vordere Zeilbrüche

Als Nächstes sind noch die Vorderen Zeilbrüche dran. Wieder gibt es einen Abstecher. Von der besagten Kreuzung nimmt man dazu den westwärts steil ansteigenden Weg. Er schlägt zwei Haken, dann taucht der erste Steinbruch4 auf, der zu Demonstrationszwecken mit einer rekonstruierten Bruchhütte, einem Kalter und einer kleinen Gleisanlage ausgestattet wurde.Der schmäler werdende Steig passiert im Anschluss noch weitere Steinbrüche und eine gewaltige Abraumhalde, bis er im Bereich des Schartenköpfels immer undeutlicher wird. Weglos ginge es von da zum Gipfel des Rosengartens, einer wunderbaren Aussichtsloge. Die Tour durch die Zeilbrüche zum Rosengarten kann allerdings nur Erfahrenen empfohlen werden.Nach den beiden Abstechern in die Steinbrüche gelangt man schließlich zum dritten Mal an die Kreuzung und nimmt diesmal den vierten, letzten noch verbliebenen Weg. Er führt in den batzigen Fallgraben. Hinter dem Fallgraben erreicht man schnell eine kleine Lichtung mit mehreren Hütten, sicher auch ehemalige Mühlen. Dort geht es über die Brücke zur Kiesstraße Richtung Pürschling.
Durch die Schleifmühlklamm

Wir laufen wenige Meter die Kiesstraße bergab zu einem Platz, an dem wieder eine Infotafel zum Wetzstoaweg steht. Nun aufpassen und links auf den Klammsteig wechseln. Stufen leiten zu einem Steg hinab, der einen mehrstufigen Wasserfall überbrückt, den höchsten der Schleifmühlklamm.
Die anschließende Passage gleicht einer Reise durch die Erdgeschichte. Auf die Raibler Schichten an den ersten Kaskaden folgt rötlicher Radiolarit, unterbrochen von Kalkstein und Mergel der Ammergau-Formation. Am untersten Wasserfall gibt es ein schmales Band aus Hauptdolomit. Kurz nach der Geotoptafel vom Bayerischen Landesamt für Umwelt erreichen wir wieder die Schneiderla's Schleifmühle.