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Schattenberg und Seeköpfle (1920 m)

Gratwanderung bei Oberstdorf

Die Schattenberg-Überschreitung ist eine ausgesprochen spannende und vielseitige Gratwanderung. Während der Aussichtspunkt am Schattenberg­kreuz noch relativ regelmäßig besucht wird, erlebt man auf dem wilden Schattenberg­grat zum Seeköpfle Bergeinsamkeit pur.
Stand:

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Seeköpfle
Oft fotografiert, aber selten bestiegen – das Seeköpfle am Seealpsee.

Beim Schattenberg denken wohl die meisten zuerst an die berühmte Schattenberg­schanze. Als Wanderziel kennen ihn dagegen vorwiegend die Einheimischen. Sie schätzen die ruhige Halbtages­tour zum Schattenberg­kreuz und die wunderbare Aussicht auf Oberstdorf.
Wer mehr Zeit mitbringt, kann vom Schattenberg auf einem fast vergessenen Steig über den Schattenberg­grat weiter zum Seeköpfle wandern.

Das Seeköpfle sagt eigentlich jedem etwas, der schon einmal bei Oberstdorf einen Wanderurlaub verbrachte. Zusammen mit dem Seealpsee bildet es eine fotogene Szenerie, die auf unzähligen Postkarten und Prospekten immer wieder abgedruckt wird.
Bestiegen wird das Seeköpfle allerdings extrem selten. Vom Gipfel genießt man einen einmaligen Blick auf das idyllische Hochkar mit dem türkisgrünen Seealpsee. Unter all den herrlichen Allgäuer Bergseen gilt der Seealpsee mit seinen 42 Metern als der tiefste. Ausgelotet wurde er 1911 von Adolf Reissinger. Aktuellere Messdaten existieren nicht. Angesichts seiner Tiefe dürfte er tektonischen Ursprungs sein. Die eiszeitlichen Gletscher haben ihn sicher noch ein wenig mehr ausgeräumt, jedoch nicht geschaffen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1300 hm 17 km6:20 h

Anspruch ■■■■■■ T4
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■
Die Tour ist kräftezehrend und auch bezüglich der Wegfindung nicht ganz einfach.
Technisch am schwierigsten gestaltet sich der Schattenberg­grat. Vertrautheit mit steilen Grasschrofen und Schwindelfreiheit sind ein Muss. Die oft nur fußbreite Spur quert sehr abschüssige Hänge. Auf keinen Fall bei Nässe unternehmen!Zur Sicherheit seien außerdem noch die tückischen Seewände unterhalb des Seealpsees erwähnt.Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, dort weglos abzusteigen. Von oben erscheint das Oytalhaus bereits zum Greifen nahe. Doch das täuscht. Der verlockende Grashang wird immer steiler und endet über einer Felswand. Ein vermeintlicher Abkürzer, der schon für allzu viele Menschen mit einem tödlichen Absturz endete.

Wegbeschreibung

Zum Kühberg

Direkt am Bahnhofsvorplatz in Oberstdorf beginnt die Fußgängerzone. In der Fußgängerzone biegt man an der ersten Kreuzung links in die Nebelhornstraße und läuft auf dieser bis zur Nebelhornbahn. Dort geht es bei der Mühlenbrücke über die Trettach. Auf der anderen Seite führt rechts beim Parkplatz an der Oybele-Festhalle ein Fußweg im Zickzack zum Kühberg hinauf. Der Fußweg mündet oben beim Gasthaus Kühberg1 in die Oytalstraße.

Auf das Schattenbergkreuz

Schattenbergkreuz
Der Aussichtspunkt am Schattenbergkreuz. Im Hintergrund befindet sich das Gottesackerplateau mit dem Hohen Ifen.

Wir bleiben am Kühberg ein paar Hundert Meter auf der Oytalstraße, bis links ein Feldweg im spitzen Winkel abzweigt. Auf diesem zu einer Rastbank, die unterhalb einer Baumgruppe steht. Von da durch die Weide bergauf zum Waldrand.
Es zeichnet sich schnell ein deutlicher Pfad im Gras ab, der von der Bank unten nicht wirklich zu erkennen war. Der Pfad taucht südwärts in den Wald ein und zieht sich gemächlich durch den Hang. Dabei kreuzt er einige Lawinenbahnen. Später biegt er im Bereich eines Windbruchs nach links und wird steiler. Nach einiger Zeit kommt ein kleiner Absatz auf einem Felsvorsprung. Diese Aussichtskanzel bietet einen schönen Blick über Oberstdorf und das Illertal. Das letzte Stück zum Schattenbergkreuz2 wird dann zunehmend mühsam mit brösligem Untergrund und hinderlichem Wurzelwerk.

Schattenberggrat zum Seeköpfle

Schattenberggrat
Gefährlich erodierte Stelle am Schattenberggrat.

Hinter dem Schattenberg­kreuz geht es anfangs durch eine recht enge Latschengasse. Nach Auskunft eines Oberstdorfers liegt es schon Jahrzehnte zurück, dass diese zuletzt mit der Motorsäge freigeschnitten wurde. Später verläuft die Route mehr im Freien, und zwar meistens am Grat oder knapp darunter in der Südflanke. Es folgt ein munteres Auf und Ab über mehrere namenlose Erhebungen, obwohl man zuerst den Eindruck haben könnte, es gäbe nur eine einzige. Die zweite Erhebung bildet die höchste Stelle am Schattenberg3.
Das Gelände wird im weiteren Verlauf tendenziell anspruchsvoller. Besonders die letzte Scharte vor dem Seeköpfle macht Probleme. Sie ist stark erodiert und es gibt keine Latschen zum Festhalten. Kurz nach dieser heiklen Angelegenheit wird das Seeköpfle4 erreicht. Der einsame Gipfel ist der schönste Rastplatz auf der Tour.

Abstieg über Seealpsee und Gleitweg ins Oytal

Höfats
Vom Gleitweg hat man einen fantastischen Blick hinab ins Oytal und zur Höfats, dem formschönsten Allgäuer Berg, der aber sehr schwer zu besteigen ist.

Vom Seeköpfle folgen wir noch ein wenig den Begehungsspuren Richtung Hüttenkopf, bis das Gelände zum Seealpsee hin abflacht. Ab da weglos zum See hinunter, wobei man am besten die Fischerhütte am Ostufer anpeilt.Die Grat­fortsetzung über den Hüttenkopf zum Zeigersattel, wäre nur sinnvoll, wenn man Richtung Nebelhorn möchte.Bei günstiger Routenwahl ist der Abstieg wirklich einfach. Die kleinen Latschenfelder und Steilstufen sind leicht zu vermeiden.
Direkt am Seealpsee5 treffen wir auf einen beliebten Wanderweg, der über das so genannte Gleit ins Oytal führt. Der Abstieg auf dem ausgesetzten, stellenweise gesicherten Steig dauert länger, als es zunächst aussieht.

Zurück nach Oberstdorf mit optionaler Rollerfahrt

Schaut man nach dem Abstieg unten vom Oytalhaus6 die Seewände hinauf, fällt der hohe, mehrstufige Wasserfall des Seebachs auf, der sich aus dem Seealpsee ergießt. Er gilt als zweit­höchster Wasserfall Deutschlands.
Vom Oytalhaus nach Oberstdorf wäre es zuletzt noch ein langer Fußmarsch von über einer Stunde. Zum Glück gibt es Leihroller. Fast ohne Anschubsen fährt man damit auf der Oytalstraße in maximal 25 Minuten bequem zur Talstation der Nebelhornbahn. Manchmal sind auch Pferdekutschen unterwegs. Die sind allerdings langsamer und teurer.