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Porta Claudia und Riedboden

Wanderung von Scharnitz nach Mittenwald

Historisch interessant und landschaftlich wunderschön ist die Talwanderung von der Festungsanlage Porta Claudia in Scharnitz über den idyllischen Riedboden nach Mittenwald. Unterwegs kann man außerdem einen Abstecher in die spektakuläre Leutaschklamm unternehmen und bei einem alten Bergwerksstollen vorbeischauen.
Stand:

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Riedboden
Aussicht vom Riedboden auf das Karwendel mit dem Lindlähnekopf und dem Gerberkreuz.

Die Mittenwalder waren gar nicht begeistert, als die Tiroler ab 1632 die Talenge bei Scharnitz in mehreren Ausbau­stufen befestigten. Zu allem Überfluss bauten die Tiroler die nach Claudia von Medici benannte Porta Claudia auch noch auf Werdenfelser Gebiet. Das Werdenfelser Land mit den Hauptorten Garmisch, Partenkirchen und Mittenwald war damals eine reichs­unmittelbare Grafschaft im Besitz des Hochstifts Freising.Grund für die Befestigung war das Vorrücken der Schweden nach Süddeutschland.Zu dieser Zeit tobte bereits seit 14 Jahren ein schrecklicher Krieg zwischen Katholiken und Protestanten, der noch weiter 16 Jahre andauern sollte. Zwar blieb die Gegend um Mittenwald letztlich von direkten Kriegshandlungen verschont, doch die Bevölkerung litt stark unter den häufigen Truppendurchzügen und Einquartierungen. Die Soldaten nahmen sich einfach, was sie brauchten. Nicht selten schleppten sie Krankheiten ein.

Der Schwarzbau der Porta Claudia auf Mittenwalder Boden wurde später durch Tauschgeschäfte legalisiert. Das Karwendeltal blieb noch eine Zeit lang in Werdenfelser Hand. Doch schließlich fiel es als indirekte Folge des Festungs­baus an Tirol. Ohne die schwedische Bedrohung im Dreißig­jährigen Krieg würde das Tal heute vermutlich zu Deutschland gehören.Abgesehen von den Gebietsgewinnen bescherte die Porta Claudia den Tirolern wenig Glück.Der erste Angriff erfolgte 1703 durch bayerische Truppen während des Spanischen Erbfolgekriegs. Die Bayern eroberten die Anlage, hielten sie aber nur kurz. Kurfürst Max Emanuel ordnete die Sprengung an, bevor er angesichts einer anrückenden Übermacht von Mittenwald über das Loisachtal den Rückzug antrat. Infolge dessen kam es hinter Farchant zur Schlacht am Steinernen Brückl. Traurig ist das Schicksal des bayerischen Kommandanten Baron von Haydon, auch Heidon geschrieben, der Ehrenberg bei Reutte an die Tiroler verlor. Er traf beim Kurfürsten auf kein Verständnis. Dieser ließ ihn in Mittenwald hinrichten.

Im Jahr 1782 wurde die Porta Claudia auf Anordnung Kaiser Josephs II. zusammen mit weiteren teuren Festungen aufgelassen.

Zur Zeit der Napoleonischen Kriege reaktivierte man sie, wobei sie allerdings 1805 in feindliche Hände geriet. Die französischen Soldaten fielen damals über den Franzosensteig ins Leutaschtal ein, bemächtigten sich der Leutascher Schanz und konnten damit die Porta Claudia umgehen, so dass die Österreicher kapitulieren mussten. Die Festung wurde dann abermals in die Luft gejagt. Trotzdem blieb einiges erhalten und die Überreste sind durchaus beeindruckend.

Museumstipp: Das liebevoll gestaltete Museum Holzerhütte am Parkplatz Länd befasst sich mit der Holz­nutzung früher und heute. Besonders im Fokus steht die Holz­bringung im Gleirschtal. Die vier Ausstellungs­räume sind in einer original erhaltenen Holzer­hütte aus dem Gleirschtal untergebracht.

Tourcharakter und Schwierigkeit

290 340 hm 11 km2:40 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die gesamte Wanderung verläuft auf einfachen, befestigten und gut beschilderten Wegen. Sie ist damit auch bei durchwachsenem Wetter eine gute Option. Zu den Festungsanlagen der Porta Claudia und an der Leutaschklamm sind jeweils kurze, aber steile Anstieg zu bewältigen.

Wegbeschreibung

Kalvarienberg und Porta Claudia

Porta Claudia Kasematte
Kasematte auf der dritten Bergbastion.

Zu Beginn der Wanderung steht der Themenweg über die Porta Claudia auf dem Programm. Am besten startet man oben auf dem Kalvarienberg, wo der älteste Teil der Anlage stand. Dazu begibt man sich vom Bahnhof ins Zentrum von Scharnitz und biegt nach der Isarbrücke rechts in die Porta-Claudia-Straße. Sowohl die Porta Claudia als auch der Kalvarienberg sind beschildert. Entlang des Kreuzwegs wird schnell der Kalvarienberg1 mit der Kreuzigungs­gruppe und der Grabkapelle erreicht, welche an Stelle des geschleiften Forts St. Nikolo errichtet wurden. Schautafeln informieren über die Geschichte des Forts und des Kalvarienbergs. Von der Befestigung sind nur mehr wenige, stark überwachsene Mauerreste erhalten.
Am Kalvarienberg schlagen wir den linken, steileren Weg ein, der zu den mächtigen Bergbastionen der Porta Claudia hinaufführt. Von der obersten Bergbastion leitet der Themenweg über elf interessante Stationen wieder zurück ins Tal.

Über den Riedboden

Riedboden
Der Riedboden ist ein weitläufiges, zu Mittenwald gehöriges Weidegebiet mit einer Mischung aus Wald- und Lichtweiden.

An der Gabelung gleich hinter dem Parkplatz Ried halten wir uns links zum Riedboden.Wer mag, kann stattdessen aber auch geradeaus den sonnigeren Isarweg nehmen, wobei man dann nicht an dem alten Bergwerks­stollen vorbeikommt.Der liebliche Talgrund des Riedbodens wird seit alters als Viehweide genutzt. Mit den offenen Flächen, den Baum­gruppen und den lichten Wäldern hat die Land­schaft etwas von einem Park. So muss ein Ort für glückliche Kühe aussehen!
Nach gut eineinhalb Kilometern knickt der Weg nach rechts. Dort liegt ein kleiner Tümpel und es gibt ein paar Rastbänke.

Franz Adolf Zeche
Die Franz Adolf Zeche liegt in der Südwest­ecke des Riedbodens. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der Grube Blei und Zink gewonnen.

Zur ehemaligen Franz Adolf Zeche2 kann man links an dem Tümpel vorbei. Aus dem Stollenloch entspringt ein Bächlein. Betreten werden darf das ehemalige Blei-Zink-Bergwerk nicht. Rechter Hand fällt eine große Abraumhalde auf. In der unzugänglichen Felswand darüber liegen die Stolleneingänge zur zweiten und dritten Ebene.
Nach der Franz Adolf Zeche geht es immer geradeaus über den locker bewaldeten Riedboden. Zwischendrin wird auf einer Lichtung die Riedalm3 passiert. Bald danach nähert sich der Weg der Isar. Eine gute Gelegenheit, um sich die Wanderfüße abzukühlen!

Leutaschklamm

Leutaschklamm
Beeindruckend tost das Wasser durch die Leutaschklamm.

Am Ende des Riedbodens kann man noch einen Umweg über die Leutaschklamm machen. Die Abzweigung ist ausgeschildert. Über das Berggasthaus am Gletscherschliff schlängelt sich der Weg anstrengend durch den Wald bergauf. An einem Rastplatz wenden wir uns rechts und gelangen bald zur Panoramabrücke4, die einen großartigen Blick in die Klamm gewährt.
Wer die Tour noch verlängern möchte, könnte weiter zum oberen Klammausgang laufen und von da über die Ederkanzel zum Lautersee wandern. Nach Mittenwald geht es rechts über zahlreiche Stiegen empor und anschließend an einigen Infotafeln vorbei durch den lichten Wald hinunter zum Klammeingang. Lohnend ist der nur ein paar Hundert Meter lange Wasserfallsteig, der unmittelbar am tosenden Bach in die Klamm hineinführt.

Nach Mittenwald

Von der Leutaschklamm wandern wir entlang der Leutascher Ache zur Isarbrücke und dann auf der Innsbrucker Straße in den heraus­geputzten Ortskern von Mittenwald. Er lädt zum Bummeln ein. Sehenswert sind die Lüftlmalereien an den Hausfassaden und die Barockkirche St. Peter und Paul. Der Bahnhof befindet sich ungefähr 500 Meter östlich des Zentrums.

Museumstipp: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begründete der einheimische Handwerker Matthias Klotz den Mittenwalder Geigenbau. Das Traditions­handwerk wird bis heute ausgeübt. Näheres dazu erfährt man im Geigenbaumuseum Mittenwald, das im Zentrum neben der Kirche in einem schönen alten Haus untergebracht ist.