Brünstlkopf (1814 m) und Schafkopf
Einsame Wanderung bei Farchant
Von Farchant führt eine schöne Wanderung über den Schafkopf zum Brünstlkopf, auch Brünstelskopf genannt. Bei entsprechender Ausdauer bieten sich nach der aussichtsreichen Kammüberschreitung verschiedene Möglichkeiten für den Weiterweg an. Sehr lohnen ist der etwas abenteuerliche Abstieg durch das stille Gießenbachtal mit seinen verwilderten Pfaden.
Stand:

Obwohl sich der Brünstlkopf fast genau im Zentrum der Kramergruppe befindet, sagt sein Name kaum jemandem etwas. Bekanntere Gipfelziele wie die Notkarspitze und natürlich der Kramer laufen ihm den Rang ab. Interessant ist der Brünstlkopf vor allem für ausdauernde Bergwanderer, die in seinem Umkreis teils recht einsame Steige entdecken können.
Der Kamm, in dessen Mitte der Brünstlkopf liegt, bildete früher die Grenze zwischen der Grafschaft Werdenfels und dem Herzogtum Bayern. Die Grafschaft Werdenfels gehörte 500 Jahre lang zum Hochstift Freising. Als reichsunmittelbare Herrschaft unterstand sie direkt dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Das Kloster Ettal auf der anderen Seite der Grenze war dagegen dem bayerischen Herzog untergeben.
Viele der ehemaligen Grenzmarkierungen der Grafschaft Werdenfels existieren noch heute. Engagierte Heimatforscher machten sie in den 1990er Jahren ausfindig. Am Kamm selbst wurden kaum Markierungen angebracht, da dieser ohnehin den Grenzverlauf eindeutig vorgab. Umstritten war die Grenzlinie unter anderem im Loisachtal und der Elmau, wo die Grenzsteine deshalb zahlreicher sind.
Zwischen den Werdenfelsern und dem Kloster Ettal kam es häufig zu Grenzstreitigkeiten. So dehnten die Werdenfelser ihre Jagdtätigkeit mitunter ins Gießenbachtal aus, welches von jeher zu Ettal gehörte. Die Ettaler ihrerseits fällten gerne ein paar Bäume am Heuberg auf Werdenfelser Gebiet. Letztlich konnte man sich aber immer gütlich einigen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Bis auf das letzte Drittel ist die Tour einfach. Der Steig durch das Gießenbachtal nach Oberau erfordert dann aber absolute Trittsicherheit. Die nur fußbreite Spur quert durch einen steilen Hang, auf dem man sich keinen Ausrutscher erlauben darf. Trotz guter Markierung scheint der Steig kaum begangen zu werden und ist deshalb zum Teil überwachsen. Ein schon länger zurückliegender Windbruch sorgt bis heute für Unordnung. Einige Stämme müssen umgangen werden.
Neben alpiner Erfahrung benötigt man vor allem auch eine exzellente Kondition, insbesondere wenn man wieder bis Farchant zurückmuss. Bahnfahrer haben es da ein wenig leichter.
Wegbeschreibung
Auf die Spielleite
Los geht es auf der Bahnhofstraße ins Dorfzentrum von Farchant. Schafkopf und Brünstlkopf sind dort bereits ausgeschildert. An der Kirche muss man sich rechts halten und folgt dem Spielleitenweg zum Waldrand. Die auffälligen, schön gestuften Felsen dort beim Spielplatz bestehen übrigens aus Plattenkalk.
Wir nehmen nun den beschilderten Steig links neben dem Spielplatz, der im Wald die Spielleite1 hinaufführt. Schon nach ein paar Metern kreuzt er ein Bächlein, bei dem ein Stück Gletscherschliff aufgeschlossen ist. Weiter oben, wo das Gelände abflacht, wäre links ein schneller Abstecher zur unscheinbaren Quelle des genannten Bächleins möglich, was sich jedoch nicht wirklich lohnt.
Auf dem Spielleitenköpfl oberhalb der Spielleite im Westen von Farchant befand sich ein bronze- und eisenzeitlicher Brandopferplatz. Im Zuge mehrerer Ausgrabungen wurde deutlich, dass das Spielleitenköpfl über viele Jahrhunderte kultisch genutzt wurde. Ein Besuch vor Ort ergibt allerdings keinen Sinn, denn auf der dicht bewaldeten Anhöhe gibt es nichts zu sehen. Mehr Info
Zum Schafkopf

Oberhalb der Spielleite wird die Forststraße aus dem Wassertal geschnitten, die Richtung Pflegersee und Ruine Werdenfels führt, eine nette kleine Wanderung übrigens. Ein paar Serpentinen höher kreuzt unser Steig einen untergeordneten Forstweg, bevor wir an der darauffolgenden Forststraße zum Schafkopf nach recht müssen.
Bereits an der ersten Forststraßenkurve dann geradeaus auf einen schmäleren Weg wechseln und nach wenigen Metern wieder links.
Damit wäre der eigentliche Steig zum Schafkopf erreicht. Dieser tangiert später nochmals kurz einen Forstweg. Zum Glück ist die Strecke wirklich prima beschildert, sonst hätte man mit den zahlreichen Abzweigungen ziemlich zu kämpfen. Gegen Ende wird ein abschüssiger Grashang gequert. Oben am Rücken rechts zum Ausblick mit Kreuz und Bank2.
Kammweg zum Brünstlkopf

Vom Schafkopf wandert man auf dem Reschbergrücken westwärts. Dabei geht es zunächst abwärts in den Gießenbachsattel3, bei dem der Gießenbacher Weg kreuzt.
Vom Gießenbachsattel steigen wir anschließend bergauf zum Brünstlkreuz. Die letzten Fichten müssen nun den Latschen weichen. Ganz am Schluss wird es etwas schrofig. Das Brünstlkreuz ist der schönste Rast- und Brotzeitplatz auf der gesamten Tour.
Vom Brünstlkreuz haben wir nicht mehr weit zum geringfügig höheren Brünstlkopf4. Die vielen Hinterlassenschaften der Schafe deuten darauf hin, dass diese gerne am Brünstlkopf lagern.
Roßalm über Hasenjöchl
Wir wenden uns am Brünstlkopf rechts zur Notkarspitze und steigen ins Hasenjöchl5 ab.Vom Hasenjöchl wäre es gar nicht mehr weit auf die Notkarspitze. Wer also noch Lust und Energie hat, könnte die Tour zur Notkarspitze verlängern.Der Steig über die Roßalm ins Gießenbachtal zweigt direkt am Hasenjöchl ab. Bald beeinträchtigen Latschen und Fichten die Aussicht. An der Gabelung beim Wassertrog rechts halten. Kurz vor der Roßalm werden rechter Hand mehrere große Dolinentrichter passiert.
Der Roßalm-Kaser6 wird heute als Diensthütte genutzt. Am Ostende der Almlichte befindet sich eine Jagdhütte in uriger Blockbauweise. Linker Hand steht dort ein Wegweiser in der Weide, welcher uns die Richtung nach Oberau zeigt. Geradeaus ginge es dagegen auf dem breiten Gießenbacher Weg zurück zum Gießenbachsattel.
Gießenbachtal

Wir werfen noch einen Blick über die Lichtung der Roßalm und tauchen schnell in den Wald ein. Bis zur Gabelung Ettal-Oberau bleibt die Strecke bequem. Während der leichtere Steig Richtung Ettal unten am Gießenbach entlangführt, zieht sich der unsrige nach Oberau durch einen abschüssigen Hang. Genau auf die roten Punkte achten, um die dünne Spur nicht zu verlieren. Der anfangs lichte Wald wir zunehmend dichter.
Nach über einer Stunde auf dem vergessenen Steig trifft man auf einen Forstweg und gelangt auf diesem zum Rabenkopflift7. Beim Lift kann man entweder dem Forstweg folgen oder direkt über die grüne Skipiste hinab nach Oberau.
Zum Bahnhof Oberau
Unten in Oberau laufen wir ostwärts am Kirchbichel vorbei bis zur Pfarrkirche St. Ludwig8. Sie wurde im 19. Jahrhundert neu erbaut. König Ludwig II. unterstütze den Bau finanziell. Auf der Anhöhe rechts davon steht noch eine weitere Kirche. Diese heißt St. Georg und besitzt einen sehenswerten Bergfriedhof.
Zum Bahnhof biegen wir bei St. Ludwig in die Alte Dorfstraße ein und wenden uns gleich danach rechts.
Alternativer Rückweg nach Farchant

Wer zurück nach Farchant muss, sollte gar nicht erst nach Oberau hinein. Stattdessen folgt man kurz vor dem Häuschen unten am Rabenkopflift der Beschilderung nach rechts zum Arbeiterkreuz auf dem Kirchbichel9. Oben am Kirchbichel dann bei der zweiten Möglichkeit rechts den Fahrweg bergab. Ein paar Hundert Meter weiter wechselt man wie beschildert spitz rechts auf den schmäleren Hirschbergweg nach Farchant. Dieser sonnige Talwanderweg bietet viele nette Ausblicke über das Loisachtal sowie zum Kramer und ins Wettersteingebirge.
Man kommt dabei auch an der so genannten Neuen Schanz10 vorbei, die auf dieser Seite der Loisach allerdings nur mehr schlecht auszumachen ist. Die Wallanlage der Neuen Schanz wurde von Bayern zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs als Verteidigung gegen Tirol angelegt. 1703 kam es zu einem Gefecht, bei dem sich die bayerischen Truppen der österreichischen Übermacht nach einigen Stunden ergeben mussten.