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Säuling-Überschreitung (2047 m)

von Pflach nach Hohenschwangau

Für die Wanderung auf den Säuling gibt es zwei Möglichkeiten, entweder von Pflach über das Säulinghaus oder von Hohenschwangau über die Wildsulzhütte. Beide Anstiege erfordern Erfahrung. Am abwechslungs­reichsten ist es, die zwei Möglichkeiten zu kombinieren und eine Überschreitung von Tirol nach Bayern zu machen, vorausgesetzt natürlich man nutzt die öffentlichen Verkehrsmittel. Alternativ kann man über den Rundweg auch wieder zum Ausgangspunkt zurück.
Stand:

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Säuling
Die Säulinggruppe mit dem Pilgerschrofen (links), den vielen Zacken der Zwölf Apostel, der flachen Gamswiese und dem wuchtigen Hauptgipfel.

Der Säuling wird namentlich bereits um 900 in der Lebensbeschreibung des heiligen Magnus von Füssen genannt. Er ist damit wohl der älteste schriftlich erwähnte Berg in den Bayerischen Alpen. Seine wuchtige und markante Erscheinung muss die Menschen seit jeher fasziniert haben. Vom Alpenvorland aus ist er ein echter Blickfang.
Nach allgemeiner Ansicht der Flurnamen­forscher soll sein Name schlicht und einfach Säule bedeuten. Das leuchtet ein, denn der Hauptgipfel erinnert je nach Blickwinkel tatsächlich an eine Säule.

Die Bedeutung des Säulings zeigen auch die Legenden und Geschichten, die sich um ihn ranken. Etwa über den heiligen Magnus von Füssen, dem ein Bär eine Eisenerzader gezeigt haben soll. Die Erzählung hat einen wahren Kern, denn von der lokalen Bevölkerung wurde in der Gegend tatsächlich in geringem Umfang Eisenerz abgebaut. Bei Pinswang ist eine Erzgrube bekannt.
Ganz geheuer scheint der Säuling den Menschen nicht gewesen zu sein. Oben auf der Gamswiese vermutete man Hexentänze, weshalb der Ort im Volksmund Hexabödele genannt wird. Da passt es gut ins Bild, dass der Säuling auch auf der Gipfelliste eines etwas verrückten bayerischen Königs steht.
Inzwischen befindet sich der Säuling fest im Griff ganz gewöhnlicher Bergwanderer, die diesen jedes Jahr zu Tausenden aufsuchen. Wer es sich einrichten kann, wählt am besten einen Werktag.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1200 1240 hm 13 km5:50 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Wie bei allen berühmten Bergen ist auch beim Säuling die Liste der schweren Unglücksfälle lang. Diese ereignen sich nicht nur beim Klettern über den anspruchsvollen 12-Apostel-Grat oder im weglosen Gelände beim Kleinen Säuling und der Lähngera, sondern auch auf den gut gesicherten Hauptwegen.
Eine gewisse Bergerfahrung nebst solider Trittsicherheit sollte vorhanden sein. Die Passage vom Säulinghaus zur Gamswiese sowie die Nordroute sind beide felsig und leicht ausgesetzt. Wegen der abgespeckten Felsen sind die Ketten und Drahtseile durchaus angenehm, obwohl es sich nur um kurze Ier-Stellen handelt.

Wegbeschreibung

Vom Bahnhof Pflach zum Wanderparkplatz

Am Bahnhof Pflach überquert man die Gleise und läuft unter der Fernpassstraße hindurch. Drüben sogleich rechts. Nach 300 Meter quert ein Sträßchen. Dort befindet sich links ein großer Wanderparkplatz, der den üblichen Startpunkt Richtung Säulinghaus und Säuling darstellt.

Säulingsteig zum Säulinghaus

Säulinghaus
Das Säulinghaus und links davon der Brunstgrat.

Wir nehmen am Wanderparkplatz nicht den Fahrweg, sondern folgen dem gut beschilderten Säulingsteig1. Er beginnt rechts hinter dem Parkplatz und kreuzt schon bald eine erste Forststraße. Auf dieser einige Meter nach rechts, bevor der Steig wieder links weiterführt. Anschließend die vielen Abschneider möglichst vermeiden, um die Vegetation nicht noch mehr zu zerstören.
Zwischendrin zweigt rechts der Weg über das Pflacher Älpele, auch Klemmtalalpe genannt, zum Koflerjoch am Jochberg ab. Der Säulingsteig quert noch mehrmals verschiedene Forststraßen und nähert sich dabei den düster aufschießenden Felswänden. Rechts ragt der Brunstgrat mit dem Kleinen Säuling empor. Schließlich gelangt man zum Säulinghaus2, das am Rande einer kleinen, ebenen Fläche errichtet wurde.

Südanstieg zum Säuling

Zwölf-Apostel-Grat
Aus der felsigen Südflanke unter der Gamswiese blickt man hinüber zum Zwölf-Apostel-Grat.

Vom Säulinghaus leitet der Steig durch ein Geröllfeld direkt in die Felsen. Entlang eines mit Ketten gesicherten, exponierten Quergangs überwindet er recht geschickt den von unten unbezwingbar wirkenden Felsaufschwung. Darüber erreicht man bei abnehmender Schwierigkeit durch steiles Schrofen­gelände die saftig grüne Gamswiese3. Sie bildet einen schönen Kontrast zu den schroffen Felswänden ringsum.
Im Schotter, der durch die vielen Wanderschuhe freigelegt wurde, geht es dann an den massigen Gipfel heran. Ganz zuletzt kraxelt man über ein paar Schrofen zum Kreuz4 hinauf. Dieses steht geringfügig unterhalb des höchsten Punkts, zu dem kaum jemand hinübersteigt.
Das Panorama vom Säuling ist großartig. Man sieht Schloss Neuschwanstein aus der Vogelperspektive, den lang­gestreckten Tegelberg und praktisch die komplette Hochplattengruppe.

Nordabstieg zur Wildsulzhütte

Beim Rückweg nehmen wir von der Gamswiese zur Abwechslung den Steig durch die Nordflanke. Dieser präsentiert sich durchaus alpin und ordentlich steil. Er ist mit einigen hilfreichen Stahlseilen versehen. Mehrere Hundert Höhenmeter tiefer trifft er auf den einfacheren Höhenweg. Auf diesem links zur Wildsulzhütte5.

Über das Älpele zur Marienbrücke

Pöllatfall
Die Marienbrücke überspannt die Pöllatschlucht mit dem eindrucksvollen Pöllatfall.

Wer zurück zum Auto nach Pflach muss, wandert nun von der Wildsulz­hütte mit Gegenanstieg um den Pilger­schrofen herum zum Säulinghaus.
Nach Hohenschwangau geht es statt­dessen weiter talwärts. Bald taucht die winzige Lichtung am Älpele6 auf, die in einer Karmulde liegt. Ab dem Älpele kommen wir dann auf den breiten, teils etwas letscherten Wegen flott voran.
Kurz vor Neuschwanstein lohnt sich ein Abstecher zur eleganten Marien­brücke7, was nachmittags allerdings zur Gedulds­probe werden kann. Manchmal ist die Brücke derart überfüllt, dass man warten muss. König Ludwig II. ließ die Brücke 1866 an Stelle eines hölzernen Stegs aus der Zeit seines Vaters errichten. Benannt hat er sie nach seiner Mutter.
Zwischen der Marienbrücke und Neuschwan­stein befindet sich der Aussichts­punkt Jugend, dessen Geschichte vor den Schlossbau zurückreicht. Schon zu Zeiten Maximilian II. genoss die königliche Familie, welche die Sommer auf Hohenschwangau verbrachte, dort die Aussicht. Heute herrscht an dem Fotospot meist ein ziemliches Gedränge.

Nach Hohenschwangau

Mehre Wege führen hinunter nach Hohen­schwangau. Am schönsten ist derjenige durch die Pöllat­schlucht. Am unteren Ende der Schlucht steht die verfallene und abgebrannte Gips­mühle, in der früher der Gips aus der Bleckenau zerkleinert wurde. Schade um das unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Alle Pläne, es herzu­richten und zu nutzen, verliefen bisher im Sande.

Pöllatschlucht erneut gesperrt: Der Weg durch die Pöllat­schlucht war 2014 wegen eines Fels­sturzes und permanenter Steinschlag­gefahr gesperrt worden und musste aufwändig saniert werden. Die Wieder­eröffnung verschob sich mehrmals und fand schließlich im Mai 2019 statt. Bereits ein Jahr später brachen abermals Felsen ab, so dass die Schlucht vorerst leider gesperrt bleibt. Immerhin sieht man von der Marien­brücke aus auch einiges.

Häufige Fragen

Wie lange braucht man auf den Säuling?

Der Aufstieg von Hohenschwangau oder Pflach zum Säuling erfordert Kondition und dauert gute drei Stunden, der Abstieg etwas weniger.

Wie hoch ist der Säuling?

Der Säuling misst laut der Bayerischen Vermessungsverwaltung 2047 Meter. Auf österreichischen Karten beträgt die Höhe 2048 Meter, weil diese nicht das Normalhöhennull, sondern den Pegelstand der Adria als Bezugsgröße verwenden. Das Gipfelkreuz steht etwas tiefer auf 2039 Metern.

Wie heißt der Berg hinter Neuschwanstein?

Der wuchtige Berg mit dem turmartigen Gipfel, der im Süden hinter dem Schloss Neuschwanstein aufragt, ist der Säuling in den Ammergauer Alpen.