Rosengarten (1425 m) über Schleifmühlklamm
Die Wetzsteinmacher von Unterammergau
Wo früher die Wetzsteinmacher schufteten, kann man heute auf einsamen Steigen von Unterammergau zum Rosengarten wandern. Der Weg führt durch die wilde Schleifmühlklamm und vorbei an verlassenen Steinbrüchen. Oben am Rosengarten schuf ein Windbruch eine große Freifläche mit toller Aussicht hinüber zum Klammspitzkamm.
Stand:

Der Aufstieg zum Rosengarten verläuft durch ein ehemaliges Bergbaugebiet. Bereits im 16. Jahrhundert oder vielleicht sogar noch früher begannen die Unterammergauer Bürger mit der Produktion von Wetzsteinen. Der Anstoß dazu kam aus Ohlstadt, wo ebenfalls Wetzsteinbrüche betrieben wurden. Die Ohlstädter Wetzsteinbrüche sind übrigens auch sehr sehenswert. Im Lauf der Zeit entstanden zwischen Unterammergau, Halblech und Schwangau immer neue Steinbrüche. Zu Hochzeiten sollen es nahezu hundert Stück gewesen sein.
Die Arbeit in den Steinbrüchen war hart und gefährlich. Um innerhalb der dünnbankigen Kalkgesteine der Ammergau-Formation an die kieseligen, radiolarienreichen Zwischenlagen mit ihren schärfenden Eigenschaften zu gelangen, musste jede Menge taubes Gestein abgetragen werden. Alles wurde in Handarbeit erledigt. Mühsam war außerdem der Materialtransport aus den oft abgelegenen Steinbrüchen zu den Schleifmühlen an der Schleifmühlenlaine. Doch der Aufwand lohnte sich. Die Bevölkerung, welche ansonsten mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft lebte, erlangte durch den Verkauf der Wetzsteine einen bescheidenen Wohlstand.
Der jahrhundertelange Abbau hinterließ viele Spuren in der Landschaft. Selbst aus der Ferne sind die riesigen Abraumhalden an den Berghängen auszumachen. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach der Absatz ein und das Gewerbe erlosch.
Lebendig geblieben ist bis heute die Erinnerung an diesen lokal bedeutsamen Industriezweig. Unter dem Motto Das Erbe der Wetzsteinmacher richtete die Gemeinde Unterammergau zusammen mit mehreren Partnern einen interessanten Themenweg von Ohlstadt nach Hohenschwangau ein.
Museumstipp: Der Historische Arbeitskreis Unterammergau betreibt das Dorf- und Wetzstoa-Museum Unterammergau mit vielen Exponaten zur Wetzsteinherstellung sowie die Schneiderla's Schleifmühle in der Schleifmühlklamm. Die Öffnungszeiten werden auf der Internetseite des Arbeitskreises bekannt gegeben.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Steige zu den Wetzsteinbrüchen sind heute vielfach verfallen. Derjenige über die Vorderen Zeilbrüche gehört noch zu den besseren, obwohl er recht schmal, steil und oft rutschig ist. Im Halbdunkel des Waldes kann man ihn manchmal schlecht erkennen und zum Schartenköpfel verliert er sich teilweise ganz. Am Rosengarten gibt es ebenfalls keine Pfadspur, doch das weitgehend baumfrei Gelände ist immerhin recht übersichtlich. Ein guter Orientierungssinn muss in jedem Fall vorhanden sein.
Alternativ könnte man für den Aufstieg auch den beschriebenen Rückweg über die Kuhalm nutzen. Das ist einfacher.
Wegbeschreibung
Durch die Schleifmühlklamm

Am Bahnhof von Unterammergau geht es zunächst über die Deutsche Alpenstraße und die Ammer. Die Pürschlingstraße leitet uns dann geradewegs hinauf zum Parkplatz Pürschling1, der neben der Schleifmühlenlaine liegt. Am oberen Ende des Parkplatzes befindet sich die Kapelle der Wetzsteinmacher. Hinter dieser weist rechts ein Schild zur Schleifmühlklamm.
Auf einigen Tafeln wird über die Wetzsteinherstellung berichtet. An der Schneiderla's Schleifmühle, der letzten noch an Ort und Stelle original erhaltenen, finden außerdem gelegentlich Vorführungen statt. Eine weitere historische Schleifmühle aus Unterammergau steht im Freilichtmuseum Glentleiten.
Nach der Schneiderla's Schleifmühle taucht man in die eigentliche Schleifmühlklamm2 ein, durch die ein gut gesicherter Steig mit Stahlstegen verläuft. Es gibt ein paar nette Wasserfälle und Gumpen zu sehen.
Zu den Wetzsteinbrüchen

Am oberen Ende der Schleifmühlklamm trifft man wieder auf die Kiesstraße Richtung Pürschling. Rechts stehen ein paar Hütten, zu denen es eine Brücke gibt. Ein Wegweiser zeigt zu den Steinbrüchen.
Bei den Hütten beginnt ein Steig, der bis zum Fallgraben moderat durch den Hang quert und dann auf der anderen Grabenseite steil bergauf führt.
An einer Verzweigung den linken Ast nehmen. Rechts ginge es wie beschildert zu den Hinteren Zeilbrüchen, die durchaus einen Abstecher wert wären. Zum Rosengarten kommt man jedoch nur über die Vorderen Zeilbrüche.
Vordere Zeilbrüche

Einige Serpentinen über der Verzweigung tauchen bald die Wetzsteinbrüche3 auf. Der erste wird derzeit als Schaubruch mit Bruchhütte, Gleisanlage und Kalter hergerichtet.
Bei den folgenden Brüchen sind noch Reste originaler Kalter erhalten geblieben. In diesen Art Kellern wurde das Rohmaterial gelagert. Die Steine mussten bis zur Verarbeitung feucht gehalten und vor Frost geschützt werden.
Insgesamt ist alles ziemlich verwachsen und schwer zu überblicken. Beim Betreten der Brüche vorsichtig sein und die Steinschlaggefahr bedenken. Oberhalb der etwa ein Dutzend Abbaustellen steht eine versteckte Hütte, vermutlich eine ehemalige Bruchhütte, die heute der Jagd dient.
Zum Rosengarten

Nach der Jagdhütte zieht sich der Steig als dünne Linie durch eine große Abraumhalde. Anschließend wird er zusehends undeutlicher. Der westlichen Richtung treu bleibend, geht es in den Sattel am Schartenköpfel. Dort gibt es eine kleine Lichtung. Wer mag, könnte beim Schartenköpfel4 vorbeischauen. Das wären nur ein paar Minuten extra.
Doch das eigentliche Ziel ist ja der Rosengarten im Süden. Der kleine Pfad lässt sich ohne Schwierigkeit finden. Mit der Zeit wird der Wald lockerer und gibt schließlich die unbewaldete Gipfelkuppe des Rosengartens5 frei.
Im Frühjahr blühen auf dem Rosengarten unzählige Alpenblumen in allen Farben. Einige der umgefallenen Fichten ließen die Waldarbeiter liegen. Ihre silbergrauen Skelette sehen wirklich zauberhaft aus. Einfach ein wunderschöner Ort.
Rückweg über die Kuhalm

Vom Rosengarten ist es nicht weit zum westlich gelegenen Bremeneck. Spuren sind kaum zu sehen, aber man findet leicht hinüber. Einfach auf dem Höhenrücken am Waldsaum entlang.
Am Bremeneck6 schwenken wir nach Süden. Die Bäume stehen dort recht locker. Bald stoßen wir auf einen deutlichen Weg, der uns direkt zur Kuhalm7 bringt. Auf der Almlichte stehen ein Kaser und eine winzige Jagdhütte. Außerdem gibt es eine Wetterstation. Sie dient der Niederschlagsmessung, um für das Ammertal die Lawinengefahr möglichst exakt vorhersagen zu können.Von der Kuhalm führt übrigens ein reizvoller Steig zum Teufelstätkopf hinauf. Knapp 400 Höhenmeter wären das noch.Für den Abstieg gibt es nun erst einmal zwei Möglichkeiten. Ob man die Kiesstraße oder links den etwas holprigeren Forstweg wählt, macht zeitlich keinen Unterschied. Weiter unten trifft man beim Speicherteich8 im Kurztal auf den breiten Pürschlingweg. Der naturnah angelegte See versorgt eine Turbine im Tal gleichmäßig mit Wasser und im Winter bei Bedarf auch die Schneekanonen am Steckenberg.
Dem Pürschlingweg folgend, geht es dann etwas hatschert wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.