1. Ammergebirge
  2. Pfaffenwinkel
  3. Klammspitzkamm

Rosengarten (1425 m) über Schleifmühlklamm

Die Wetzsteinmacher von Unterammergau

Wo früher die Wetzsteinmacher schufteten, kann man heute auf einsamen Steigen von Unter­ammergau zum Rosengarten wandern. Der Weg führt durch die wilde Schleifmühlklamm und vorbei an verlassenen Steinbrüchen. Oben am Rosengarten schuf ein Windbruch eine große Freifläche mit toller Aussicht hinüber zum Klammspitzkamm.
Stand:

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Klammspitzkamm
Blick vom Rosengarten zum Klammspitzkamm mit Teufelstättkopf, Laubeneck, Hennenkopf und Klammspitze.

Der Aufstieg zum Rosengarten verläuft durch ein ehemaliges Bergbaugebiet. Bereits im 16. Jahrhundert oder vielleicht sogar noch früher begannen die Unterammergauer Bürger mit der Produktion von Wetzsteinen. Der Anstoß dazu kam aus Ohlstadt, wo ebenfalls Wetzstein­brüche betrieben wurden. Die Ohlstädter Wetzstein­brüche sind übrigens auch sehr sehenswert. Im Lauf der Zeit entstanden zwischen Unterammergau, Halblech und Schwangau immer neue Steinbrüche. Zu Hochzeiten sollen es nahezu hundert Stück gewesen sein.

Die Arbeit in den Steinbrüchen war hart und gefährlich. Um innerhalb der dünn­bankigen Kalkgesteine der Ammergau-Formation an die kieseligen, radiolarien­reichen Zwischen­lagen mit ihren schärfenden Eigenschaften zu gelangen, musste jede Menge taubes Gestein abgetragen werden. Alles wurde in Handarbeit erledigt. Mühsam war außerdem der Material­transport aus den oft abgelegenen Steinbrüchen zu den Schleifmühlen an der Schleif­mühlen­laine. Doch der Aufwand lohnte sich. Die Bevölkerung, welche ansonsten mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft lebte, erlangte durch den Verkauf der Wetzsteine einen bescheidenen Wohlstand.

Der jahrhunderte­lange Abbau hinterließ viele Spuren in der Landschaft. Selbst aus der Ferne sind die riesigen Abraumhalden an den Berghängen auszumachen. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach der Absatz ein und das Gewerbe erlosch.
Lebendig geblieben ist bis heute die Erinnerung an diesen lokal bedeutsamen Industriezweig. Unter dem Motto Das Erbe der Wetzsteinmacher richtete die Gemeinde Unterammergau zusammen mit mehreren Partnern einen interessanten Themenweg von Ohlstadt nach Hohenschwangau ein.

Museumstipp: Der Historische Arbeitskreis Unterammergau betreibt das Dorf- und Wetzstoa-Museum Unterammergau mit vielen Exponaten zur Wetzstein­herstellung sowie die Schneiderla's Schleifmühle in der Schleifmühlklamm. Die Öffnungszeiten werden auf der Internetseite des Arbeitskreises bekannt gegeben.

Tourcharakter und Schwierigkeit

680 hm 11 km3:40 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■

Die Steige zu den Wetzsteinbrüchen sind heute vielfach verfallen. Derjenige über die Vorderen Zeilbrüche gehört noch zu den besseren, obwohl er recht schmal, steil und oft rutschig ist. Im Halbdunkel des Waldes kann man ihn manchmal schlecht erkennen und zum Schartenköpfel verliert er sich teilweise ganz. Am Rosengarten gibt es ebenfalls keine Pfadspur, doch das weitgehend baumfrei Gelände ist immerhin recht übersichtlich. Ein guter Orientierungssinn muss in jedem Fall vorhanden sein.

Alternativ könnte man für den Aufstieg auch den beschriebenen Rückweg über die Kuhalm nutzen. Das ist einfacher.

Wegbeschreibung

Durch die Schleifmühlklamm

Schleifmühlklamm
In der Schleifmühlklamm bei Unterammergau gibt es ein paar nette Wasserfälle.

Am Bahnhof von Unterammergau geht es zunächst über die Deutsche Alpenstraße und die Ammer. Die Pürschling­straße leitet uns dann geradewegs hinauf zum Parkplatz Pürschling1, der neben der Schleif­mühlen­laine liegt. Am oberen Ende des Parkplatzes befindet sich die Kapelle der Wetzsteinmacher. Hinter dieser weist rechts ein Schild zur Schleifmühlklamm.
Auf einigen Tafeln wird über die Wetzstein­herstellung berichtet. An der Schneiderla's Schleifmühle, der letzten noch an Ort und Stelle original erhaltenen, finden außerdem gelegentlich Vor­führungen statt. Eine weitere historische Schleifmühle aus Unterammergau steht im Freilichtmuseum Glentleiten.
Nach der Schneiderla's Schleifmühle taucht man in die eigentliche Schleifmühlklamm2 ein, durch die ein gut gesicherter Steig mit Stahlstegen verläuft. Es gibt ein paar nette Wasserfälle und Gumpen zu sehen.

Zu den Wetzsteinbrüchen

Kalter an den Zeilbrüchen
Bei jedem Bruch gab es einen Kalter, in dem das Rohmaterial zwischengelagert wurde.

Am oberen Ende der Schleifmühlklamm trifft man wieder auf die Kiesstraße Richtung Pürschling. Rechts stehen ein paar Hütten, zu denen es eine Brücke gibt. Ein Wegweiser zeigt zu den Steinbrüchen.
Bei den Hütten beginnt ein Steig, der bis zum Fallgraben moderat durch den Hang quert und dann auf der anderen Graben­seite steil bergauf führt.
An einer Verzweigung den linken Ast nehmen. Rechts ginge es wie beschildert zu den Hinteren Zeilbrüchen, die durchaus einen Abstecher wert wären. Zum Rosengarten kommt man jedoch nur über die Vorderen Zeilbrüche.

Vordere Zeilbrüche

Ehemalige Bruchhütte
Die Bruchhütten wurden meist in Blockbauweise errichtet. Sie dienten als einfache Unterkunft mit Koch- und Schlafgelegenheit.

Einige Serpentinen über der Verzweigung tauchen bald die Wetzstein­brüche3 auf. Der erste wird derzeit als Schaubruch mit Bruch­hütte, Gleisanlage und Kalter hergerichtet.
Bei den folgenden Brüchen sind noch Reste originaler Kalter erhalten geblieben. In diesen Art Kellern wurde das Rohmaterial gelagert. Die Steine mussten bis zur Verarbeitung feucht gehalten und vor Frost geschützt werden.
Insgesamt ist alles ziemlich verwachsen und schwer zu überblicken. Beim Betreten der Brüche vorsichtig sein und die Steinschla­ggefahr bedenken. Oberhalb der etwa ein Dutzend Abbaustellen steht eine versteckte Hütte, vermutlich eine ehemalige Bruchhütte, die heute der Jagd dient.

Zum Rosengarten

Rosengarten
Ein Windbruch schuf am Rosengarten eine große Freifläche.

Nach der Jagdhütte zieht sich der Steig als dünne Linie durch eine große Abraumhalde. Anschließend wird er zusehends undeutlicher. Der westlichen Richtung treu bleibend, geht es in den Sattel am Schartenköpfel. Dort gibt es eine kleine Lichtung. Wer mag, könnte beim Schartenköpfel4 vorbeischauen. Das wären nur ein paar Minuten extra.
Doch das eigentliche Ziel ist ja der Rosengarten im Süden. Der kleine Pfad lässt sich ohne Schwierigkeit finden. Mit der Zeit wird der Wald lockerer und gibt schließlich die unbewaldete Gipfel­kuppe des Rosengartens5 frei.
Im Frühjahr blühen auf dem Rosengarten unzählige Alpen­blumen in allen Farben. Einige der umgefallenen Fichten ließen die Wald­arbeiter liegen. Ihre silber­grauen Skelette sehen wirklich zauberhaft aus. Einfach ein wunderschöner Ort.

Rückweg über die Kuhalm

Sonnenberggrat
Im Südosten ist der Sonnenberggrat zu sehen, der sich vom Kofel bis zum Pürschling zieht.

Vom Rosengarten ist es nicht weit zum westlich gelegenen Bremeneck. Spuren sind kaum zu sehen, aber man findet leicht hinüber. Einfach auf dem Höhenrücken am Waldsaum entlang.
Am Bremeneck6 schwenken wir nach Süden. Die Bäume stehen dort recht locker. Bald stoßen wir auf einen deutlichen Weg, der uns direkt zur Kuhalm7 bringt. Auf der Almlichte stehen ein Kaser und eine winzige Jagdhütte. Außerdem gibt es eine Wetterstation. Sie dient der Niederschlags­messung, um für das Ammertal die Lawinengefahr möglichst exakt vorhersagen zu können.Von der Kuhalm führt übrigens ein reizvoller Steig zum Teufelstätkopf hinauf. Knapp 400 Höhenmeter wären das noch.Für den Abstieg gibt es nun erst einmal zwei Möglichkeiten. Ob man die Kiesstraße oder links den etwas holprigeren Forstweg wählt, macht zeitlich keinen Unterschied. Weiter unten trifft man beim Speicherteich8 im Kurztal auf den breiten Pürschlingweg. Der naturnah angelegte See versorgt eine Turbine im Tal gleichmäßig mit Wasser und im Winter bei Bedarf auch die Schneekanonen am Steckenberg.
Dem Pürschlingweg folgend, geht es dann etwas hatschert wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung zurück.