Lattengebirge
Wandern im Reich der Schlafenden Hexe
Das zwischen Bad Reichenhall, Berchtesgaden und Ramsau gelegenen Lattengebirge bietet Bergwanderern ein breites Betätigungsfeld mit gemütlichen bis anspruchsvollen Touren. Es begeistert vor allem durch seine Ursprünglichkeit, seine wildromantischen Gräben, die kühlen Bergbäche und die sonnigen Kiefernwälder. Dank der vielen abwechslungsreichen Steige ist jede Wanderung von Anfang bis Ende ein Genuss.
Stand:
Aktuelle Wandertipps, auch für Zug, Bahn und Bus

Steinerne Agnes
Sagenhafter Rundweg im Lattengebirge
Dötzenkopf und Spechtenkopf
Panoramarunde bei Bad Reichenhall
Hochplatte und Eichelberg
Schneeschuhtour bei Bayerisch Gmain
Hochschlegel und Dreisesselberg
Reichenhaller Gipfeltour im Lattengebirge
Waxriessteig zum Predigtstuhl
Spannende Felskulisse am Reichenhaller Hausberg
Freimahder Köpfl am Speik-Rundweg
Nette, kleine Wanderung bei Bayerisch GmainRuhige Wanderungen auf stillen Wegen
- Steinerne Agnes: Sagenhafter Rundweg im Lattengebirge
- Hochplatte und Eichelberg: Schneeschuhtour bei Bayerisch Gmain
- Freimahder Köpfl am Speik-Rundweg: Nette, kleine Wanderung bei Bayerisch Gmain
Kurzbeschreibung zum Gebiet
Lage und Charakter

Das Lattengebirge gehört zu den Berchtesgadener Alpen ganz im Südosten Bayerns. Es ist ein recht kompaktes Bergmassiv, das sich zwischen den Chiemgauer Alpen im Westen und dem Untersberg im Osten erstreckt, begrenzt durch das Saalachtal auf der einen und das Bischofswieser Tal auf der anderen Seite. Im Norden liegt der weitläufige Reichenhaller Talkessel, im Süden schließen sich die alpinen Gebirgsstöcke von Reiter Alm, Hochkalter und Watzmann an.
Angesichts dieser Umgebung wirkt die Höhe des Lattengebirges bescheiden. Am Karkopf erreicht es gerade einmal 1738 Meter.
Von dem mit Seilbahn, Bergrestaurant und Almeinkehr ausgestatteten Predigtstuhl einmal abgesehen wurde der zentrale Teil des Lattengebirges touristisch nur moderat erschlossen. Viele schöne Wanderwege gibt es aber natürlich trotzdem. Schutzhütten existieren keine. Die meisten Ausflugswirtschaften und bewirteten Almen liegen in dem niedrigen, landschaftlich eher unattraktiven Bereich um den Götschenkopf und den Toten Mann.
Spannende Steige, lohnende Gipfel
Im Lattengebirge gibt es relativ wenige Forststraßen. Auf den Wanderungen hat man daher meist von Beginn an reizvolle Steige oder allenfalls kurze Forststraßenpassagen. Für die bayerischen Alpen ist das schon wirklich ungewöhnlich. Sehr abwechslungsreich sind unter anderem der Alpgartensteig bei Bayerisch Gmain und der Waxriessteig bei Bad Reichenhall.
Der Predigtstuhl als bekanntester Gipfel der Gruppe wurde bereits erwähnt. Doch man muss für eine tolle Aussicht gar nicht mal so weit bergauf steigen. Der Dötzenkopf beispielsweise lässt sich in einer Halbtageswanderung erreichen, das Freimahder Köpfl ebenfalls.
Erlebniswege
Im Jahr 1817 wurde die Soleleitung von Berchtesgaden nach Bad Reichenhall eröffnet. Anders als die heutige Strecke über Hallthurm führte diese weiter westlich durch das Schwarzbachtal zwischen dem Lattengebirge und der Reiter Alm. Erst nach einer Grenzbereinigung mit Österreich konnte man sie auf die Ostseite verlegen. Entlang der alten Strecke verläuft bei Raumsau der aussichtsreiche Soleleitungsweg, der aus dem Betriebsweg zur Wartung hervorging.
Ebenfalls um das Salzwesen sowie um die Lokalgeschichte und naturkundliche Themen dreht sich der gemütliche Wald-Idyll-Pfad am Maisweg bei Bayerisch Gmain. Er ist gut für Familien mit kleinen Kindern geeignet.
Gleich mehrere urige Almen, teils mit Brotzeiten, liegen auf dem Almerlebnisweg, von dem man zugleich eine großartige Perspektive auf die wilde Berchtesgadener Bergwelt genießt. Auf jeden Fall eine der besten Wanderungen bei Ramsau.
Geologische Besonderheiten
Verantwortlich für die landschaftliche Vielfalt des Lattengebirges ist dessen geologischer Aufbau. Wie beim Untersberg und der Reiter Alm besteht der Unterbau aus Ramsaudolomit, der vom Dachsteinkalk überlagert wird.
Der spröde Ramsaudolomit verwittert ähnlich dem Hauptdolomit zu recht bizarren Türmen und Zacken, teilweise bildet er regelrecht kunstvolle Skulpturen aus, wie die so genannte Steinerne Agnes. Dieses außergewöhnliche Geotop sollte man unbedingt einmal gesehen haben.
Auf den trockenen, oft sonnigen Felsstandorten im Ramsaudolomit wachsen außerdem sehr schöne lichte Schneeheide-Kiefernwälder. Die Bestände im Lattengebirge zählen zu den umfangreichsten und bedeutendsten in Bayern.
Der Dachsteinkalk in der oberen Etage verkarstet sehr gut, ganz im Gegensatz zum Dolomit. Die Dolinenreihen auf der Anthauptenalm1 und die Karstgruben der Eheblößwiesen2 ganz im Süden lassen vermuten, dass der Untergrund stark unterhöhlt ist.
Weitere sehenswerte Geotope sind das Naturdenkmal Taubensee3 mit unterirdischen Quellen sowie der Bergsturz am Pass Hallthurm4, wo man neben den Sturzblöcken auch die ehemalige Grenzbefestigung Hallthurm besichtigen kann.
Exkurs zum Namen des Lattengebirges
Als Ursprungsort des Namens gilt der dicht bewaldete Lattenberg auf der Nordseite zwischen Weißbach und Rötelbach. Von dort übertrug sich die Bezeichnung auf den gesamten Gebirgsstock. Vermutlich ist Latte wörtlich zu verstehen und hängt mit der Waldnutzung zusammen. Laut dem Historiker Julius Miedel wuchs auf dem Berg vorwiegend Jungholz, das zu Latten und Stangen verarbeitet wurde.
Auf Grund seiner markanten Silhouette, die einer auf dem Rücken ruhenden Frau ähnelt, heißt das Lattengebirge im Volksmund auch Schlafende Hexe. Die Rotofenzacken im Nordosten bilden Nase, Kinn und Brust der Hexe. Der Große Rotofenturm für sich genommen wird außerdem Montgelasnase genannt, weil er an die Nase des bayerischen Staatsmanns erinnert.