Wandern in den Blaubergen
Wo die Tegernseer am schönsten sind
Ihr wildromantischer Charakter macht die Blauberge zu einem Paradies für Wanderungen aller Art. Es locken schöne Aussichtsgipfel, spannende Gratwanderungen und urige Almen. Am meisten jedoch faszinieren die zerklüfteten Schluchten mit ihren Wildbächen, Wasserfällen und Gumpen.
Stand:
Aktuelle Wandertipps, auch für Zug, Bahn und Bus

Schildenstein und Wolfsschlucht
Rundtour bei Wildbad Kreuth
Reitstein und Platteneck
Einsame Gipfel westlich der Blauberge
Siebenhütten und Große Wolfsschlucht
Wanderung bei Wildbad Kreuth
Blaubergkamm-Überschreitung zum Halserspitz
Gratwanderung mit fantastischer AussichtKurzbeschreibung zum Gebiet
Lage in den Tegernseer Bergen

Die Blauberge sind ein bis zu 1862 Meter hoher Gebirgszug in den südlichen Tegernseer Bergen an der Grenze zu Tirol. Mit ihren abwechslungsreichen Wegen, den netten Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie einer guten Busanbindung vom Tegernsee eignen sie sich hervorragend zum Wandern.Bergfahrten besitzen in den Blaubergen eine lange Tradition.Schon vor 200 Jahren suchten die Kurgäste von Wildbad Kreuth dieselben Orte auf wie wir heute, darunter die Große Wolfsschlucht oder die Einkehr auf der Königsalm1. In den alten Wanderführern findet man aber erstaunlicherweise auch Partien, die heute kaum mehr einer kennt, wie etwa den Weg über den Hohlenstein zur Hohlensteinalm2.
Ob die Blauberge tatsächlich so heißen, weil sie vom Tegernsee aus betrachtet auf Grund der Entfernung blau wirken, bleibt Spekulation. Sicher scheint immerhin, dass die Benennung von Norden her erfolgte. Das lässt sich aus den Landkarten ableiten. Denn der Name wird stets über der zerklüfteten Nordflanke und nicht etwa über der Südseite eingetragen. Bis um 1800 tauchte allerdings der ähnlich klingende Planberg bzw. Blanberg in den Karten auf, den bereits der Kartograf Philipp Apian (1531–1589) unter diesem Namen kannte. Entweder kam es später zu einer volksetymologischen Umdeutung, einem Schreibfehler oder es gab schon immer zwei Namen. Planberg könnte sich auf den langen geradlinigen Verlauf der Grenze beziehen.
Wege auf den Halserspitz
Als höchster Gipfel der Blauberge erfreut sich der Halserspitz großer Beliebtheit. Von Wildbad Kreuth führen drei Hauptwege auf den Halserspitz, wobei alle relativ weit sind.
Welcher der längste Aufstieg ist, hört man gleich am Namen. Er führt nämlich durch die Lange Au3. Wegen der schier endlosen Forststraßen wäre Bike & Hike bei der Langen Au eine sinnvolle Option. Im oberen Teil trifft der Weg aus der Langen Au auf denjenigen über die Wenigberghütte4. Das ist die kürzeste Strecke. Sie wird meistens für den Abstieg gewählt.
Die schönste der drei Route und für trittsichere, ausdauernde Wanderer unbedingt zu empfehlen ist die Kammüberschreitung vom Predigtstuhl zum Halserspitz. Dabei genießt man ein prachtvolles Panorama nach Süden in die Brandenberger Alpen mit dem herausragenden Guffert.
Wege auf den Schildenstein
Der Schildenstein ist neben dem Halserspitz der am meisten besuchte Gipfel der Blauberge. Man erreicht ihn von mehreren Seiten aus. Am besten kombiniert man die Wege über die Geißalm und durch die Große Wolfsschlucht zu einer Rundtour.
Als weitere Alternative bietet sich der Aufstieg von Klamm5 aus an. Dieser Weg führt über die Königsalm und trifft am Graseck auf denjenigen von der Geißalm. Im Winter gilt diese relativ lawinensichere Route als die allgemein empfohlene.
Der einsame Westen
Streng genommen gehört das Gebiet westlich des Schildensteins nicht mehr zu den Blaubergen. Trotzdem, thematisch passt dieser Bereich gut dazu, weil er zumindest eng mit den Blaubergen verzahnt ist. Gerade für Bergfreunde, die gerne abseits der ausgetrampelten Pfade unterwegs sind, eröffnen sich dort einzigartige Möglichkeiten, wie beispielsweise der nahezu unbekannte Reitstein. Markierte Wege existieren in seinem Umkreis keine, also genau das richtige für Pfadfinder mit Lust auf Entdeckungstouren.
Übernachten und einkehren
In den Blaubergen gibt es insgesamt drei Übernachtungsmöglichkeiten. Auf der Blaubergalm6 kann nach Voranmeldung eine geringe Anzahl an Personen im Lager nächtigen. An der Südostseite des Halserspitzes stehen außerdem die Bayerische Wildalm (DAV Selbstversorger)7 mit einigen Schlafplätzen und auf Tiroler Boden die geräumige Gufferthütte (DAV)8.
Weitere Gastronomie, aber ohne Betten, gibt es ansonsten vor allem bei Wildbad Kreuth, darunter Siebenhütten9 und die ganzjährig geöffnete Schwaigeralm10. Etwas abgelegener steht die bereits mehrfach erwähnte Königsalm ebenso wie die Bayralm11 hinten am Ende der Langen Au.
Winter in den Blaubergen
Die Route über die Königsalm zum Schildenstein ist wie gesagt auch im Winter machbar, allerdings nur, wenn auf der Rodelbahn bei Klamm nicht gerade trainiert wird.
Von der Wolfsschlucht und dem Halserspitz sollte man dagegen tunlichst Abstand nehmen. Es gab im Winter leider schon tödliche Bergunfälle. Besonders tragisch war ein Fall im Dezember 2008, als ein junger Mann bedingt durch einen Sturz bei der Wenigberghütte an Erschöpfung verstarb, während sein Begleiter noch versuchte, Hilfe zu holen. Bei Schnee und Eis also besser in der Langen Au wandern, dort sollte nichts passieren können.
Exkurs zur Geologie
Man muss kein Geologe sein, um zu erkennen, dass Nord- und Südseite der Blauberge einen sehr unterschiedlichen Charakter besitzen.
Die stark zerklüftete, in weiten Teilen unzugängliche Nordseite besteht fast ausnahmslos aus Hauptdolomit. Dieses Gestein verleiht den Blaubergen ihre reizvolle Wildheit.
Nach Süden fallen die Blauberge in eher sanften Platten ab, überwiegend bedeckt von großen Latschenfeldern. Praktisch direkt am Kamm geht der Hauptdolomit in den Plattenkalk über. Die Almen im Süden stehen auf fruchtbarem Mergel der Kössener Schichten.
Eine Besonderheit stellt die Bayerische Wildalm dar. Sie liegt am Rande einer Karstwanne oder Polje, ähnlich dem so genannten Eiskeller am Laubenstein in den Chiemgauer Alpen. Die Karstwanne wurde von einem Gletscher noch vertieft, der nach dem Abschmelzen feine Sedimente hinterließ. Auf dem so abgedichteten Boden konnte sich eines der wertvollsten Hochlagenmoore der Bayerischen Alpen entwickeln.