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Großer Rauher Kopf (1604 m) bei Bischofswiesen

Überschreitung zum Bannkopf

Der Große Rauhe Kopf ist ein schnell erreichbarer Aussichts­gipfel am Unters­berg bei Bischofs­wiesen nahe Berchtes­gaden. So richtig spannend wird die Tour, wenn man vom Rauhen Kopf noch die Überschreitung zum Bannkopf dranhängt. Nur selten trifft man dabei auf andere Wanderer. Die meisten kennen die Route gar nicht oder meiden die anstrengende Kamm­wanderung wegen ihrer vielen Kletter­stellen und der zahlreichen kleinen Gegenanstiege.
Stand:

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Großer Rauher Kopf
Hinter dem Großen Rauhen Kopf schauen der Berchtesgadener und der Salzburger Hochthron hervor.

Für sich genommen ist der Große Rauhe Kopf von Bischofs­wiesen aus kaum mehr als eine gemütliche Halbtages­unter­nehmung mit etwas alpinem Feeling und deshalb auch entspre­chend beliebt. Dank seiner strategisch günstigen Lage an der Südspitze des Unters­bergs überblickt man vom Gipfel den gesamten Berchtes­gadener Talkessel. Vom Hohen Göll im Osten über den Watzmann bis zum Hochkalter sind all die berühmten und beliebten Berge versammelt. Also möglichst einen Tag mit klarer Sicht wählen.
Wer mehr Zeit hat und nicht wieder auf demselben Weg zurück möchte, kann die Tour über den langen, felsigen Kamm zum Bannkopf hin verlängern. Für mich eine der schönsten Routen am Untersberg, sehr einsam und mit einer fantastischen Sicht nach allen Seiten. Natürlich kann die Strecke nicht ganz mit der großen Untersberg-Überschreitung vom Berchtesgadener zum Salzburger Hochthron mithalten, doch sie besitzt ihren ganz eigenen Charme. Außerdem begegnet man dort wie gesagt praktisch nie jemandem.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1215 hm 13 km5:50 h

Anspruch ■■■■■ T5  I  B
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Beim Großen Rauhen Kopf ist der Name durchaus passend. Bereits der Normalweg erfordert alpine Erfahrung. Die Überschreitung zum Bannkopf wartet dann mit zahlreichen leichten Kletterstellen auf. An der schwierigsten Passage wurde ein Drahtseil angebracht. Schwindelfrei sollte man dafür auf jeden Fall sein.

Bitte beachten, dass es an sonnigen Tagen zwischen den Latschen brütend heiß werden kann. Es gibt am Kamm kaum Schatten. Außerdem geht es andauernd auf und ab. Das kann einen ganz schön schlauchen. Unbedingt genug zum Trinken einpacken! Die beste Jahreszeit ist der Frühsommer oder Herbst.

Wegbeschreibung

Zur Kastensteinhöhe

Wir überqueren beim Bahnhof Bischofswiesen die Straße und halten uns vorerst an die Wegweiser zur Kasten­steiner­wand. Aber bald ist auch der Rauhe Kopf ausgeschildert. Zwischen Gärten geht es auf einem Fußweg zum Waldrand. Dort rechts und nach hundert Metern links auf einen Steig wechseln. Das ist eine Abkürzung zur Teerstraße auf die Kasten­stein­höhe. Geradeaus wäre eine Idee länger. Oben auf der Kasten­stein­höhe1 beginnt dann rechts neben einem kleinen Park­platz der Wanderweg zum Rauhen Kopf.

Normalweg über das Blaue Kastl

Ein teils schmaler Steig führt hinauf zum Rauhen Kopf.

Von der Kastensteinhöhe führt ein zunächst noch breiter, steiniger Weg im Wald steil bergauf. Später dreht er nach links und wird schmäler. Beim Bildstock Blaues Kastl2 kreuzt er eine Kiesstraße. Neben der Andachts­stätte plätschert ein Laufbrunnen. Die erste Hälfte des Aufstiegs wäre damit geschafft.
Vom Blauen Kastl folgen wir einem Steig, der nach gut hundert Metern scharf links schwenkt. Geradeaus wäre falsch und eine Sackgasse. Der Wald lockert nun langsam auf und das Gelände wird felsiger. Schließlich erreicht der Steig den Einschnitt zwischen dem Kleinen und dem Großen Rauhen Kopf. Mit etwas Felskontakt gewinnen wir den Vorgipfel und von da aus in wenigen Minuten den Hauptgipfel3.

Überschreitung Richtung Bannkopf

Bannkopf
Der unscheinbare Bannkopf und dahinter der Berchtesgadener Hochthron.

Die Überschreitung beginnt gleich anspruchs­voll. Über eine steile, erdige Stelle muss man einige Meter abklettern, wobei die Latschen Halt geben. Nach einer unange­nehmen Querung führt der Steig in leichtem Auf und Ab über den felsigen Grat. Bald kommt dann die Schlüsselstelle. Ein Drahtseil hilft dort beim Abstieg durch eine feuchte, rutschige Felsrinne. Die Sicherung ist in dem heiklen Gelände wirklich unabdingbar. Bereits wenige Minuten später steht man in einer Scharte. Danach leitet der Steig mit deutlichem Gegenanstieg auf den nächsten Felskopf. Dank der Latschen­gassen lässt er sich immer gut erkennen. Zum Teil gibt es auch verblasste Markierungen. Es folgen immer wieder kleinere Kletterstellen. Zuletzt geht es noch einmal durch eine tief eingeschnittene Scharte, bevor wir durch einen Weidezaun zum Bannkopf hinaustreten.

Zum Gatterl

Am Bannkopf4 breitet sich eine hügelige Hochfläche aus. Der Fichten­wald wurde durch Sturm und Borken­käfer stark ausgelichtet. Von der Almwirtschaft scheint die trockene Heide­landschaft kaum genutzt zu werden. Früher wurde das Gras am Bannkopf angeblich gemäht. Auf Grund des Wassermangels war der Bannkopf als Weide wohl ungeeignet.
Auf einem schwach ausgeprägten Pfad mit sporadischen Markierungen gelangt man nach mehreren moderaten Gegenanstiegen vom Bannkopf schließlich zum Sattel am Gatterl5, wo sich mehrere Wanderwege kreuzen.

Abstieg über den Reisenkaser nach Winkl

Markante Felswand aus Dachsteinkalk beim Abstieg über den Reisenkaser nach Winkl.

Beim Gatterl schlagen wir den Weg über den Reisen­kaser nach Winkl ein. Bischofs­wiesen ist noch nicht ausgeschildert. Schon nach kurzer Zeit wird die Senke mit der Reisenkaser-Diensthütte6 passiert. Die Almhütte existiert nicht mehr. Auf der Lichtung fällt ein Dolinen­trichter auf. Verglichen mit dem Hochplateau des Unterbergs ist das eine eher bescheidene Karsterscheinung.
Der Steig biegt hinter dem Reisenkaser nach rechts und taucht in eine von Felswänden flankierte Rinne ab. Die vielen Stufen erleichtern den Abstieg. Weiter unten schließt sich ein Forstweg an. Dort aufpassen und links Richtung Winkl abzweigen, sonst landet man bei Hallthurm. Kurz vor Winkl mündet der Steig in eine Kiesstraße.

Maximiliansreitweg nach Bischofswiesen

In Winkl7 halten vorne an der Hauptstraße die Busse Richtung Bad Reichenhall und Berchtesgaden. Oder man läuft von Winkl auf dem Maximilians­reitweg am Waldsaum entlang nach Bischofswiesen. Das zieht sich noch ein bisschen. Aufpassen, wann rechts der Bahnhof Bischofswiesen ausgeschildert ist.

Das zwischen dem Lattengebirge und dem Untersberg gelegene Bischofs­wiesen ist einer der ältesten Orte im Berchtes­gadener Land. Ursprünglich befand sich das Gebiet im Besitz des Erzbistums Salzburg, was den Namen erklärt. Im Jahr 1155 wurde es von Erzbischof Eberhard I. an das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden übergeben. Mehr Info