Großer Rauher Kopf (1604 m) bei Bischofswiesen
Überschreitung zum Bannkopf
Der Große Rauhe Kopf ist ein schnell erreichbarer Aussichtsgipfel am Untersberg bei Bischofswiesen nahe Berchtesgaden. So richtig spannend wird die Tour, wenn man vom Rauhen Kopf noch die Überschreitung zum Bannkopf dranhängt. Nur selten trifft man dabei auf andere Wanderer. Die meisten kennen die Route gar nicht oder meiden die anstrengende Kammwanderung wegen ihrer vielen Kletterstellen und der zahlreichen kleinen Gegenanstiege.
Stand:

Für sich genommen ist der Große Rauhe Kopf von Bischofswiesen aus kaum mehr als eine gemütliche Halbtagesunternehmung mit etwas alpinem Feeling und deshalb auch entsprechend beliebt. Dank seiner strategisch günstigen Lage an der Südspitze des Untersbergs überblickt man vom Gipfel den gesamten Berchtesgadener Talkessel. Vom Hohen Göll im Osten über den Watzmann bis zum Hochkalter sind all die berühmten und beliebten Berge versammelt. Also möglichst einen Tag mit klarer Sicht wählen.
Wer mehr Zeit hat und nicht wieder auf demselben Weg zurück möchte, kann die Tour über den langen, felsigen Kamm zum Bannkopf hin verlängern. Für mich eine der schönsten Routen am Untersberg, sehr einsam und mit einer fantastischen Sicht nach allen Seiten. Natürlich kann die Strecke nicht ganz mit der großen Untersberg-Überschreitung vom Berchtesgadener zum Salzburger Hochthron mithalten, doch sie besitzt ihren ganz eigenen Charme. Außerdem begegnet man dort wie gesagt praktisch nie jemandem.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Beim Großen Rauhen Kopf ist der Name durchaus passend. Bereits der Normalweg erfordert alpine Erfahrung. Die Überschreitung zum Bannkopf wartet dann mit zahlreichen leichten Kletterstellen auf. An der schwierigsten Passage wurde ein Drahtseil angebracht. Schwindelfrei sollte man dafür auf jeden Fall sein.
Bitte beachten, dass es an sonnigen Tagen zwischen den Latschen brütend heiß werden kann. Es gibt am Kamm kaum Schatten. Außerdem geht es andauernd auf und ab. Das kann einen ganz schön schlauchen. Unbedingt genug zum Trinken einpacken! Die beste Jahreszeit ist der Frühsommer oder Herbst.
Wegbeschreibung
Zur Kastensteinhöhe
Wir überqueren beim Bahnhof Bischofswiesen die Straße und halten uns vorerst an die Wegweiser zur Kastensteinerwand. Aber bald ist auch der Rauhe Kopf ausgeschildert. Zwischen Gärten geht es auf einem Fußweg zum Waldrand. Dort rechts und nach hundert Metern links auf einen Steig wechseln. Das ist eine Abkürzung zur Teerstraße auf die Kastensteinhöhe. Geradeaus wäre eine Idee länger. Oben auf der Kastensteinhöhe1 beginnt dann rechts neben einem kleinen Parkplatz der Wanderweg zum Rauhen Kopf.
Normalweg über das Blaue Kastl

Von der Kastensteinhöhe führt ein zunächst noch breiter, steiniger Weg im Wald steil bergauf. Später dreht er nach links und wird schmäler. Beim Bildstock Blaues Kastl2 kreuzt er eine Kiesstraße. Neben der Andachtsstätte plätschert ein Laufbrunnen. Die erste Hälfte des Aufstiegs wäre damit geschafft.
Vom Blauen Kastl folgen wir einem Steig, der nach gut hundert Metern scharf links schwenkt. Geradeaus wäre falsch und eine Sackgasse. Der Wald lockert nun langsam auf und das Gelände wird felsiger. Schließlich erreicht der Steig den Einschnitt zwischen dem Kleinen und dem Großen Rauhen Kopf. Mit etwas Felskontakt gewinnen wir den Vorgipfel und von da aus in wenigen Minuten den Hauptgipfel3.
Überschreitung Richtung Bannkopf

Die Überschreitung beginnt gleich anspruchsvoll. Über eine steile, erdige Stelle muss man einige Meter abklettern, wobei die Latschen Halt geben. Nach einer unangenehmen Querung führt der Steig in leichtem Auf und Ab über den felsigen Grat. Bald kommt dann die Schlüsselstelle. Ein Drahtseil hilft dort beim Abstieg durch eine feuchte, rutschige Felsrinne. Die Sicherung ist in dem heiklen Gelände wirklich unabdingbar. Bereits wenige Minuten später steht man in einer Scharte. Danach leitet der Steig mit deutlichem Gegenanstieg auf den nächsten Felskopf. Dank der Latschengassen lässt er sich immer gut erkennen. Zum Teil gibt es auch verblasste Markierungen. Es folgen immer wieder kleinere Kletterstellen. Zuletzt geht es noch einmal durch eine tief eingeschnittene Scharte, bevor wir durch einen Weidezaun zum Bannkopf hinaustreten.
Zum Gatterl
Am Bannkopf4 breitet sich eine hügelige Hochfläche aus. Der Fichtenwald wurde durch Sturm und Borkenkäfer stark ausgelichtet. Von der Almwirtschaft scheint die trockene Heidelandschaft kaum genutzt zu werden. Früher wurde das Gras am Bannkopf angeblich gemäht. Auf Grund des Wassermangels war der Bannkopf als Weide wohl ungeeignet.
Auf einem schwach ausgeprägten Pfad mit sporadischen Markierungen gelangt man nach mehreren moderaten Gegenanstiegen vom Bannkopf schließlich zum Sattel am Gatterl5, wo sich mehrere Wanderwege kreuzen.
Abstieg über den Reisenkaser nach Winkl

Beim Gatterl schlagen wir den Weg über den Reisenkaser nach Winkl ein. Bischofswiesen ist noch nicht ausgeschildert. Schon nach kurzer Zeit wird die Senke mit der Reisenkaser-Diensthütte6 passiert. Die Almhütte existiert nicht mehr. Auf der Lichtung fällt ein Dolinentrichter auf. Verglichen mit dem Hochplateau des Unterbergs ist das eine eher bescheidene Karsterscheinung.
Der Steig biegt hinter dem Reisenkaser nach rechts und taucht in eine von Felswänden flankierte Rinne ab. Die vielen Stufen erleichtern den Abstieg. Weiter unten schließt sich ein Forstweg an. Dort aufpassen und links Richtung Winkl abzweigen, sonst landet man bei Hallthurm. Kurz vor Winkl mündet der Steig in eine Kiesstraße.
Maximiliansreitweg nach Bischofswiesen
In Winkl7 halten vorne an der Hauptstraße die Busse Richtung Bad Reichenhall und Berchtesgaden. Oder man läuft von Winkl auf dem Maximiliansreitweg am Waldsaum entlang nach Bischofswiesen. Das zieht sich noch ein bisschen. Aufpassen, wann rechts der Bahnhof Bischofswiesen ausgeschildert ist.
Das zwischen dem Lattengebirge und dem Untersberg gelegene Bischofswiesen ist einer der ältesten Orte im Berchtesgadener Land. Ursprünglich befand sich das Gebiet im Besitz des Erzbistums Salzburg, was den Namen erklärt. Im Jahr 1155 wurde es von Erzbischof Eberhard I. an das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden übergeben. Mehr Info