Rappenklammspitze (1835 m) und Wechselkopf
Pfiffige Bergtour bei Hinterriß
Die Besteigung von Rappenklammspitze und Wechselkopf bei Hinterriß im Karwendel ist eine gleichermaßen einsame wie anspruchsvolle Bergtour. Besonders die Überschreitung von Wechselschneid und Wechselkopf wird nur selten unternommen, lohnt sich für Bergerfahrene aber auf jeden Fall.
Stand:

Der Klassiker bei Hinterriß führt im Schatten der imposanten Torwände über die Torscharte ins Rohntal.
Weniger bekannt sind die übrigen Gipfel rings um das Rohntal. Obwohl beschildert, wird die Rappenklammspitze eher selten bestiegen. Noch einsamer ist es dann auf dem Kamm über die Wechselschneid und den Wechselkopf. Zwar drängt sich diese Überschreitung nach dem Besuch der Rappenklammspitze geradezu auf, doch die nicht ganz einfache Wegfindung sowie ein paar pfiffige Stelle schrecken wohl die meisten ab.
Wer mit dem Gelände zurechtkommt und gerne einmal abseits ausgetrampelter Wege wandert, für den ist das genau die richtige Tour. Bei moderater Anstrengung kann man dort eine wirklich großartige Landschaft mit rauer Felskulisse und einem idyllischen Hochtal genießen.
Über den Kamm von Wechselschneid und Wechselkopf verläuft seit 1802 die Grenze zwischen Bayern und Tirol. Davor gehörte das Werdenfelser Land nicht zu Bayern, sondern war eine reichsunmittelbare Grafschaft im Besitz des Hochstifts Freising. Auf dem Wechselkopf blieb ein alter Werdenfelser Grenzstein erhalten.Der Name Wechsel hängt damit zusammen, dass die Werdenfelser an dieser Stelle regelmäßig nach Tirol wechselten.Sie trieben ihr Almvieh nämlich von Mittenwald hinüber ins Rohntal und zum Ärger der Tiroler manchmal noch weiter. Der Sattel zwischen dem Wechselkopf und der Steinkarspitze dürfte einer der Übergänge gewesen sein, ein anderer führte wohl am Hochalplkopf vorbei über das Hochalpl. Wie wir von dem Schriftsteller Heinrich Noë wissen, pilgerten die Mittenwalder früher über die Vereiner Alm zur Wallfahrtskirche Maria Schmelz in die Hintere Riß. Welche Route sie nahmen, ist unklar.
Museumstipp: Das Naturparkhaus Hinterriß hat von Mai bis Oktober täglich geöffnet. Themen des Museums sind unter anderem der frühe Alpinismus, die Geschichte der Jagd sowie die einzigartige Flora und Fauna des Karwendels. Durch das innovative Konzept werden die Informationen überaus anschaulich vermittelt.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Neben der brüchigen Kletterei an der Rappenklammspitze stellt eine sehr luftige Stelle beim Übergang zum Wechselkopf die psychologische Schlüsselstelle dar. Dort ist eine Einschartung extrem erodiert, so dass nur ein fußbreiter Übergang bleibt. Das Gelände bricht auf beiden Seiten steil ab.
Mühsam zu gehen ist überdies der verfallene Steig unterhalb der Steinkarspitze, der die Trittsicherheit auf eine harte Probe stellt.
Zu den technischen Schwierigkeiten kommt noch die Wegfindung hinzu. Zwar sind grobe Verhauer kaum möglich, doch wo Spuren fehlen, benötigt man Übung in der kleinräumigen Geländebeurteilung.
Wegbeschreibung
Ins Rohntal
Der Bus hält in Hinterriß genau vor dem Naturparkhaus. Rechts neben dem Museum geht es zum Fahrweg Richtung Rohntalalm. An der ersten Abzweigung hält man sich links und lässt sich von der Spitzkehre dort nicht irritieren. Gemächlich ansteigend führt der Weg nahe dem Rohntalbach ins Tal hinein, bis nach etwa einer Stunde voraus die Rohntalalm1 auftaucht.
Zur Rappenklammspitze

Kurz vor der Rohntalalm zeigt ein Wegweiser rechts den Aufstieg zur Rappenklammspitze an. Es gibt kaum Markierungen, der Pfad ist aber gut erkennbar. Durch eine morastige Almweide gelangt man zu einer Jagdhütte und gewinnt dann im Zickzack recht schnell an Höhe. Auf einer Anhöhe mit kleiner Grasfläche scharf nach Norden, unterhalb des Hochalplkopfs weiter bergauf und schließlich in offenem Gelände hinüber zur Rappenklammspitze. Kurz vor dem felsigen Gipfelaufbau entfernt sich links der unbezeichnete Pfad zum Wechselkopf. Doch zunächst lässt sich rechter Hand etwas ausgesetzt und über splittrige Schrofen (I) der Gipfel der Rappenklammspitze2 erklettern.
Übergang zum Wechselkopf
Zurück bei der erwähnten Abzweigung wird es abenteuerlich. Dem stark zugewachsenen Pfad folgend, schlüpft man zwischen den Latschen hindurch, bis diese langsam Platz machen. Auf einem breiten Rücken geht es dann entlang der Landesgrenze unschwierig über die Wechselschneid3 auf den Wechselkopf zu. Kurz vor dem Anstieg gilt es eine sehr ausgesetzte, gefährlich erodierte Scharte zu überwinden. Es ist fraglich, wie lange diese noch machbar bleibt. Man klettert vorsichtig über die glatten Felsen ab und auf der anderen Seite links an den Latschen hinauf. Die Begehungsspuren verschwinden nun fast vollständig. Dennoch ist es kein großes Problem, zwischen den Latschengassen zum Gipfelbuckel des Wechselkopfs4 hinaufzufinden.
Abstieg in den Rohntalboden

Beim Abstieg vom Wechselkopf in den Sattel vor der Steinkarspitze möglichst links der Abbrüche halten. Ab dem Sattel gibt es wieder einen Steig, wenn auch arg verfallen und mühsam zu gehen. Er zieht sich durch das Geröll unter der Steinkarspitze. Man sollte dabei nicht zu weit um die Steinkarspitze herumlaufen, sondern rechtzeitig nach links in das große Grieß des Rohntalbodens abfahren.
Danach schlägt man sich die Latschen meidend weglos nach Norden zu einem breiten, meist trockenen Bachbett durch, dem man talauswärts folgt. An dessen Westseite taucht nach einiger Zeit ein Triebweg auf, der sich mit dem Steig von der Torscharte vereint. Bald darauf schließt sich der Kreis wieder an der Rohntalalm.