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Hohe Kisten (1922 m) über das Pustertal

Wanderklassiker im Estergebirge

Auf der Fahrt von Norden in Richtung Loisachtal fällt die Hohe Kisten mit ihrer markanten recht­eckigen Form schon von Weitem auf. Da bekommt man unwill­kürlich Lust, einmal hinaufzu­wandern. Von den verschiedenen Aufstiegen bietet sich wegen seiner land­schaftlichen Viel­falt besonders derjenige durch das Pustertal an.
Stand:

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Hohe Kisten
Perspektive von Osten auf die Hohe Kisten mit dem Pustertal­karl, durch das der Aufstieg erfolgt.

Für eine Wanderung auf die Hohe Kisten stehen gleich mehrere interessante Wege zur Auswahl, die jedoch alle ohne Ausnahme ziemlich weit sind. Die Via Alpina nutzt die Route durch das Pustertal. Damit liegt man also auf jeden Fall richtig. Ihren vollen Reiz entfaltet die Tour nach einem etwas letscherten Anmarsch allerdings erst ab dem idyllisch gelegenen Jagd­haus im Pustertal.Je höher man steigt, umso wilder, urtümlicher und zerklüfteter wird die Landschaft.Verantwortlich dafür ist der Unterbau des Ester­gebirges. Er besteht aus dem spröden Hauptdolomit, einem Gestein, das bizarre Fels­kulissen hervorbringt, aber auch für jede Menge Schutt sorgt, der das Voran­kommen stellen­weise beschwerlich macht.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1300 hm 19 km6:30 h

Anspruch ■■■■■■ T3
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Der mehrstündige Aufstieg durch das Puster­tal zur Hohen Kisten erfordert eine Top-Kondition. Immerhin gibt es auf der Nordseite viel Schatten. Auch sind die Wege alle gut beschildert und markiert.
Im Geröll des Pustertal­karls ist Tritt­sicherheit angenehm. Exponierte Stellen kommen keine vor. Nicht zu früh im Jahr unter­nehmen, weil oben im Pustertal­karl lange Altschnee drinliegen kann.

Wegbeschreibung

Zum Wanderparkplatz an der Urlaine

Hohe Kisten
Vom Loisachtal aus betrachtet ähnelt die Hohe Kisten ganz links tatsächlich einer Kiste.

Wir begeben uns vom Eschenloher Bahnhof erst einmal südwärts ins Dorf­zentrum. Dort lohnt eine Besichtigung der Rokoko­kirche St. Clemens. Sie ist eine der pracht­vollsten weit und breit.
Auf der anderen Seite der eleganten Loisach­brücke muss man dann zunächst geradeaus in die Krotten­kopf­straße und bei der darauf­folgenden Gabelung kurz vor dem Wengerer­hof rechts in die Schellen­berg­straße. Den Besuch an der Asamklamm heben wir uns besser für den Rückweg auf. In der Schellen­berg­straße befindet sich oberhalb der Urlaine ein Wander­parkplatz.

Hahnbichlsteig ins Pustertal

Pustertal-Jagdhaus
Am Pustertal-Jagdhaus lassen wir den Wald hinter uns.

Gleich nach dem Parkplatz kommt ein großer Holz­lager­platz1. Bei diesem wie beschildert spitz links in eine Forst­straße laufen. Also nicht durch das Kiesbett der Urlaine. Das wäre nämlich der Weg ins Archtal. Nach 200 Metern auf der Forst­straße heißt es rechts abzweigen.
Nun ist erst einmal Fleißarbeit angesagt. Mal breiter und mal schmäler, öfters auch batzig zieht sich der Hahn­bichl­steig2 durch einen recht eintönigen Fichtenwald. An den vielen Verzweigungen stehen zum Glück überall Wegweiser, sonst könnte man sich durchaus vertun.
Im Gebiet der schon lange aufgegebenen Schellen­berg­alm unterhalb des Elferköpfls biegt der Steig dann ins Pustertal, wo der Wald lichter wird. Es folgt noch eine längere Querung durch einen steilen Hang, wobei mehrere Gräben gekreuzt werden.

Im Zentrum des Pustertals steht das Pustertal-Jagdhaus3 auf einer einnehmend schönen Lichtung. Die beiden Gebäude gehen auf die Pustertal­alm zurück. Sie gehörte ursprünglich zu den heute nicht mehr vorhandenen zwei Höfen vom Weiler Wengwies.
Der Boden der kleinen Lichtung ist leicht eingesenkt. Geologisch handelt es sich dabei um eine typische Karmulde, die einst vielleicht von einem Karsee eingenommen wurde.
Im Westen des Pustertals liegt das Zwölferköpfl, ein sehr einsamer Berg für Pfadfinder. Voraus sieht man bereits das Tourenziel.

Hohe Kisten via Pustertalkarl

Michelfeld
Im Süden der Hohen Kisten erstreckt sich das karge, stark verkarstete Michelfeld. Der Berg dahinter ist der Krottenkopf.

Jenseits des Jagdhauses erstreckt sich ein großes Latschen­feld, das der Steig nun durch­queren muss. Wir befinden uns in einem weit­läufigen Kessel, von dessen brüchigen Fels­wänden sich ringsum riesige Schutt­reisen herabziehen. Eine hervor­springende Schulter teilt diese in zwei Stränge.
Der Steig zur Kisten wählt die linke Seite, auf welcher eine Schwach­stelle existiert. Durch diese geht es über die Kar­schwelle in das darüber­liegende, anfangs noch versteckte Pustertal­karl4, eine karge Geröll­wüste, in der selbst die Latschen kaum eine Chance haben. Im Zickzack gewinnt die Route am Nordrand des Pustertal­karls weiter an Höhe und quert danach im Schatten der Hohen Kisten in die Einsattelung an ihrer Ostseite.
Dort wird man von einem fantastischen Blick empfangen. Voraus breitet sich die stark verkarstete Hochfläche des Ester­gebirges aus mit dem Krottenkopf im Zentrum. Das ganze Gebiet ist sehr trocken. Wasser verschwindet sofort im Karst. Es gibt einige Schacht­höhlen und Dolinen sowie ausgedehnte Karrenfelder. Keine liebliche Landschaft, aber gerade deshalb so faszinierend.
Gerne möchte man da gleich an Ort und Stelle rasten, doch der Gipfel wartet. Schließlich sind es vom Sattel nur noch ein paar steilen Minuten zur Hohen Kisten5 hinauf.

Alternativen für den Rückweg

Kistenkar
Der anspruchsvollste Weg auf die Hohe Kisten führt durch das nordwestlich gelegene Kistenkar.

Wer mit den Öffentlichen fährt, hat für den Rückweg viel Auswahl.
So könnte man hinüber zur Weilheimer Hütte am Krotten­kopf wandern und dann über den Bischof­sattel und den Oberauer Steig nach Farchant absteigen.
Reizvoll ist außerdem die Route Richtung Osten am Simetsberg vorbei via Wildsee und Neugläger­alm nach Einsiedl.
Der schnellste Abstieg nach Eschenlohe verläuft durch das anspruchs­volle Kistenkar. Der Einstieg von oben hat es in sich. Es kam dort schon zu tödlichen Berg­unfällen.
Eher weniger zu empfehlen ist die bei den Mountain­bikern beliebte Forst­straße, die weit nach Osten ausholt, wo sie um die Kessel­köpfe und das Puster­taleck herum­führt. Zu Fuß eine rechte Hatscherei!

Asamklamm
Beim Rückweg kann man zum Schluss noch einen kleinen Abstecher zur Asamklamm machen.

Am einfachsten steigt man also wieder durch das Pustertal­karl ab und genießt diesmal den freien Blick nach Norden. Ein Stück hinter dem Jagdhaus kann man bei der Gabelung entgegen dem Hinweg den rechten Ast nehmen. Er mündet bald oberhalb der Puster­tal­laine in eine Forst­straße. Auf dieser geht es um den Schellen­berg herum zügig talwärts. Das ist bequemer und schneller als auf dem Hahnbichl­steig weiter oben. Etwa auf halber Strecke liegt die Lokalität Beim Taferl6, früher ein Andachts­ort am Viehtrieb ins Pustertal.
Am Ende der Wanderung sollte man noch bei der Asamklamm7 vorbeischauen. Vom Steg bietet sich ein großartiger Tiefblick in die düstere Kluft. Viel Wasser fließt lediglich während der Schnee­schmelze oder nach Stark­regen hindurch, so dass es manchmal möglich ist, von unten bis zum ersten Wasserloch vorzudringen.