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Predigtstuhl (1975 m) bei Mittenwald

Spannende Bergtour im Karwendel

Der Abstieg von der Bergstation der Karwendelbahn durch das imposante Dammkar nach Mittenwald ist ein Klassiker im Karwendel. An manchen Tagen wandern Hunderte Berg­begeisterte durch diese überwältigende Landschaft. Doch nur die wenigsten beziehen den Predigtstuhl mit ein, so dass man dort oben in aller Ruhe Brotzeit machen kann.
Stand:

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Tiefkarspitze
Die schwer zu besteigende Tiefkarspitze über dem Dammkar. Der Predigtstuhl ist der grüne Absatz ganz links am Grat.

Die Fahrt mit der Karwendelbahn ist wirklich spektakulär. Selbst Seilbahn­gegner können da schwach werden. In wenigen Minuten taucht man aus dem beschaulichen Isartal in die raue, zerklüftete Welt des Karwendels ein. Über 1300 Höhenmeter geht es mit der zweit­höchsten Seilbahn Deutschlands hinauf. Aus der Gondel genießt man erstaunliche Tief­blicke und eine einzigartige Perspektive auf die Westflanke des Karwendels mit der hervor­stechenden Viererspitze.

Was kaum jemand ahnt, im Hintergrund tobt seit Jahren ein erbitterter Rechtsstreit um die Karwendelbahn. Die Eigentümer, darunter die Gemeinde Mittenwald, sind zerstritten. Immer wieder steht die Existenz der Bahn auf der Kippe. Sollte der Betrieb tatsächlich irgend­wann eingestellt werden, dann dürfte es stiller werden im westlichen Karwendel. Auch die hier beschriebene Tour wäre ohne Seil­bahn­unterstützung als Tages­unternehmung für viele nicht mehr zu schaffen.

Der Abstieg von der Bergstation durch das Dammkar zählt aus gutem Grund zu den Klassikern im Karwendel. Das schutt­gefüllte Kar wird zu beiden Seiten von imposanten Felswänden und unzugänglichen Gipfel flankiert. Die Szenerie ist unglaublich! Ohne Kletterei gibt es allerdings kaum etwas zu holen, vom Predigtstuhl einmal abgesehen, wobei es sich bei diesem nicht um einen Gipfel im eigentlichen Sinne, sondern lediglich um einen Absatz im Westgrat der Tiefkarspitze handelt. Doch die Verlängerung aus dem Dammkar über den Predigtstuhl lohnt sich trotzdem. Man hat dort eine schöne Aussicht und einen meist einsamen Rastplatz.

Ausstellungstipp: Neben der Bergstation ragt ein riesiges Fernrohr über die Felskante hinaus. Darin ist das Informationszentrum Bergwelt Karwendel untergebracht. Die Dauerausstellung widmet sich dem alpinen Ökosystem und dem Lebensraum im Gebirge.

Tourcharakter und Schwierigkeit

360 1690 hm 12 km4:40 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I  A/B
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Während den breit ausgebauten Steig durch das steile Dammkar auch weniger Geübten problemlos begehen können, erfordert die Route über den Predigtstuhl eine solide Berg­erfahrung. Vor allem der Abstieg zum Mitterkar hin darf nicht unterschätzt werden. An der schwierigsten Passage (II-) hängt ein Drahtseil drin. Immerhin besteht dank der exzellenten Markierung keine Gefahr, sich zu versteigen.

Bitte beachten, dass der schier endlose Abstieg eine enorme Belastung für die Bein­muskulatur darstellt und entsprechendes Training erfordert. Stöcke nicht vergessen!

Wegbeschreibung

Hinteres Dammkar über Dammkarscharte

Obere Dammkarscharte
Blick von der Oberen Dammkarscharte Richtung Südosten zur Karwendelhauptkette jenseits des Karwendeltals.

An der Bergstation der Karwendelbahn wartet die erste Überraschung. Für die Skifahrer wurde eigens ein Tunnel hinüber ins Dammkar gesprengt. Oben drüber führt ein etwas felsiger, stellenweise gesicherter Steig. Er beginnt links hinter den Gebäuden bei der so genannten Karwendelgrube. Zunächst geht es nördlich um die Westliche Karwendelspitze herum zur Oberen Dammkarscharte1.Die Westliche Karwendelspitze (2385 m) könnte man zuvor noch mitnehmen, jedoch nicht überschreiten. Der Anstieg ist teils drahtseil­versichert und dauert etwa 20 Minuten. Oft herrscht viel Andrang, so dass es zu Wartezeiten kommt.Von der Oberen Dammkarscharte leiten Stufen hinab ins Hintere Dammkar2. Dabei wird auch der Ausgang des erwähnten Tunnels passiert. Im Hinteren Dammkar steigt man bis zur Bergwachthütte ab.

Predigtstuhl

Bei der Bergwachthütte vereinigen sich das Vordere und Hintere Dammkar. Dort zweigen wir rechts vom Hauptweg ab und queren durch das Geröllfeld hinüber zum Predigtstuhl3, wobei es bereits davor Gamswechsel gäbe, mit denen sich etwas Höhenverlust sparen ließe. Man kann diese schon von weit oben als feine Linien im Kar ausmachen.
Während der Querung hat man einen fantastischen Blick in das Vordere Dammkar und zur Kreuzwand, ebenfalls eine lohnende Tour, wenn auch ziemlich schwer. Auf der anderen Seite des Geröllfelds sind es dann nur noch wenige steile Meter durch Grasschrofen hinauf zu dem kleinen Absatz am Predigtstuhl.

Abstieg ins Mitterkar

Predigtstuhl
Die Nordseite des Predigtstuhls mit der Abstiegsroute ins Mitterkar.

Der perfekt markierte Steig auf der Nordseite des Predigtstuhls verläuft durch recht anspruchs­volles Gelände. Einige Meter sind mit Drahtseil gesichert. Nach einer splittrigen Felsrinne gelangt man ins Mitterkar, das zu Füßen des Wörners liegt, einem der lohnendsten Karwendel­gipfel der Gegend. In der Latschen­zone kommt bald eine Gabelung. Wer einkehren möchte, könnte rechts zur Hochlandhütte4 laufen. Ansonsten links wenden, wo der Weg im Wald unten um den Predigtstuhl herum muss, bis schließlich die Ausläufer des Dammkars erreicht werden.

Ochsenbodensteig nach Mittenwald

Am Bankerl5, beim unteren Ende des Dammkars, entstand durch Abkürzer ein Gewirr aus Wegspuren. Das kann einen leicht durch­einander­bringen. Der Transportweg für die Materialseilbahn der Dammkarhütte wäre nun zwar der bequemste Abstieg, doch abwechslungs­reicher ist der Steig über den Ochsenboden. Die offizielle Route führt links herum. Der scheinbare Abkürzer rechts bringt nichts außer zusätzliche Höhenmeter. Bis zum Ochsenboden gibt es einen letzten Anstieg. Danach geht es auf dem langen, aber schönen Ochsenbodensteig6 zurück zur Talstation.