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Hochschrutte (2247 m) aus dem Pitzental

Spannende Bergtour am Danielkamm

Die zum Teil weglose Route vom Pitzental auf die Hochschrutte ist nahezu unbekannt. Schließlich scheint der Talschluss eine Sackgasse zu sein. Imponierend und beklemmend zugleich! Doch in seinem Südostwinkel gibt es eine Schwachstelle, durch die man ins Wiesjoch hinaufschlüpfen kann.
Stand:

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Panorama von der Hochschrutte
Das Panorama von der Hochschrutte lässt keine Wünsche offen. Unten sind der Heiterwanger See und das Pitzental zu sehen, in der Ferne die Tannheimer Berge.

Die Hochschrutte, auch Plattberg genannt, liegt im mittleren Bereich des Danielkamms. Der Gipfel ermöglicht eine hervorragende Aussicht, wird aber trotzdem eher selten bestiegen.
Von Süden her ist der Danielkamm leicht zugänglich und mit vielen Wanderwegen erschlossen. Nach Norden brechen dagegen fast durchwegs zerklüftete Felswände ab, die nur wenige Durchgänge offen lassen. Einer davon ist die so genannte Schrutte, ein steiler Schuttstrom im hintersten Winkel des Pitzentals. Über diesen Schleichweg kann man von der Rückseite ins Wiesjoch gelangen und von da aus weiter zur Hochschrutte.

Dass der Berg zwei Namen besitzt, hat seinen Grund in dem sehr unterschiedlichen Charakter von Süd- und Nordseite. Die Südseite sieht tatsächlich wie eine schräg gestellte Platte aus. Die relativ ebene Oberfläche des Plattenkalks liegt teils offen da oder ist nur mit einer dünnen Grasnarbe bedeckt. Schrutte stammt dagegen von der Nordseite und bedeutet Felsabsturz, jäher Abhang, was sehr gut passt. Eine Verwandtschaft mit dem schwäbischen Wort Schrot für einen Felsabhang ist wahrscheinlich.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1300 1210 hm 17 km7:00 h

Anspruch ■■■■■■ T4  I
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Bis zur Hirtenhütte hinten im Pitzental trifft man auf keine nennenswerten Schwierigkeiten. Das steile Geröll der Schrutte erfordert dann sicheres Stehvermögen. Stöcke nicht vergessen!
Am Grat vom Wiesjoch zum Gipfel gibt es ein paar Ier-Stellen. Sie wären eigentlich kaum der Rede wert, doch das Gefahren­potenzial am ausgesetzten Grat ist hoch. Im Norden geht es fast senkrecht hinab und die spärlich mit Gras bewachsenen Kalkplatten auf der Südseite bieten kaum eine Chance, einen Ausrutscher noch einmal abzufangen.

Bitte nicht bei schlechter Sicht unternehmen. Hinten im Pitzental kann man sich wirklich schnell verlaufen, ganz zu schweigen von der kleinräumigen Geländebeurteilung, für die auch ein gewisser Überblick nötig ist.

Die beschriebene Tourrichtung hat den Vorteil, dass man die weglose Route im Aufstieg bewältigt. Wer die Tour trotzdem lieber andersherum macht, sollte wissen, dass das grobe Geröll in der Schrutte zum Abfahren ungeeignet ist.

Wegbeschreibung

Zur Zwirche am Heiterwanger See

Vom Bahnhof Heiterwang-Plansee sind es gut zwei Kilometer bis zum Heiterwanger See. Gerade am Morgen ist der See besonders stimmungsvoll. Man wandert am Südufer entlang, bis der Fahrweg nach Norden zur Zwirche1 abknickt. Bei der Zwirche handelt es sich um den Schwemmkegel des Pitzenbachs. Der Schwemmkegel trennt den Heiterwanger See vom Plansee. 1908 wurde ein Verbindungskanal gegraben.

Pitzental

Tauernberg
Heiterwanger See mit Tauern. Unten ist der Schwemmkegel des Pitzenbachs zu sehen.

Vor der Zwirche wechseln wir entsprechend dem Wegweiser rechts auf den Alpenrosenweg. Dieser legt mit einigen Serpentinen sogleich anstrengend los. Bald gibt es die ersten Tiefblicke zum Heiterwanger See, von dem sich der Steig mehr und mehr entfernt. An der Einbuchtung des Kaltwasserbachs2 kommt eine Verzweigung. Die meisten Wanderer folgen von da weiter dem Alpenrosenweg und steigen zur Kohlbergspitze auf. Wir wollen aber tiefer ins Pitzental hinein. Auf dem gepflegten Steig geht es nun relativ eben voran, wobei einige Bachläufe gequert werden. An einer Hirtenhütte3 ist die Ausbaustrecke dann vorbei.

Urtümlich und wild präsentieren sich die Ammergauer Alpen dort in dem abgeschiedenen Talschluss. Die karge Ödnis aus Geröll und Latschenfeldern erinnert an Bilder, wie sie aus Kanada bekannt sind. Eine raue Landschaft fern jeder alpinen Postkarten­idylle und dennoch reizvoll.

Durch die Schrutte ins Wiesjoch

Pitzenboden
Der Pitzenboden im hinteren Pitzental. Von hier wird die Geröllreise in der Bildmitte angepeilt.

Am Pitzenboden verlieren sich die feinen Trittspuren im Schotterbett des Pitzenbachs. Beim Blick zurück fällt auf der Nordseite oben im Hang eine Jagdhütte auf. Über diese führt ein versteckter Steig auf das einsame Lichtbrenntjoch.
Dem meist trockenen Bachbett folgend steuert unsere Route in einem weiten Rechtsbogen auf die kegelförmige Schuttreise in der Südostecke zu. Das Pizental fächert sich in mehrere Gräben auf. Der Richtige ist der einfachere Hauptstrang in der Mitte. Später geben die freien Streifen zwischen den Latschen die grobe Aufstiegsspur vor. An der Engstelle im mittleren Bereich der Schrutte wird es am steilsten. Das Vorankommen in dem rutschigen Geröll gestaltet sich ziemlich mühsam! Sobald die Felsen und Latschen zurückweichen, schwenkt man nach rechts in die flacheren Grasmatten und peilt das Wiesjoch4 an. Die kleinen Felsstufen stellen kein Hindernis dar.

Hochschrutte

Plattberg
Bei diesem Anblick wird klar, warum die Hochschrutte den Zweitnamen Plattberg trägt.

Der Name Wiesjoch könnte passender nicht sein. Das üppige Grasland wird als Schafweide genutzt. Für Kühe wäre das Terrain zu gefährlich. Vom Wiesjoch könnte man übrigens auch zum Pitzenegg hinaufsteigen. Aber die höhere Hochschrutte ist natürlich der attraktivere Gipfel. Am Anfang präsentiert sich der Grat noch gemütlich, wird dann jedoch schnell luftiger mit zwei kurzen Kletterstellen. Schön an die verblassten Markierungen halten und keine Ausflüge in die plattige Südflanke unternehmen. Der Grat verlangt bis zuletzt volle Konzentration. Am Gipfel5 ist nicht übermäßig viel Platz. Für die wenigen Besucher reicht es allemal.
Endlich öffnet sich nun auch die Perspektive nach Osten über den weiteren Kammverlauf zu Daniel und Upsspitze, zwei Gipfel, die man unbedingt einmal bestiegen haben sollte. Dahinter ragt das Wettersteingebirge empor.

Abstieg über das Pfuitjöchle

Das Gelände am Ostgrat ist ebenfalls steil und der Steig recht schmal. Erst am Kleinen Pfuitjöchle6 sind die Grasschrofen überstanden. Von da wandern wir auf einem kaum erkennbaren, nur spärlich markierten Pfad den sanften Südhang hinab. Manchmal weiden dort oben Pferde. An einem Wegweiser kreuzt der Alpenrosenweg. Wir bleiben stattdessen geradeaus auf dem Rücken der Farenegg und gelangen nach einiger Zeit an eine breite Almstraße.

Wiestal nach Lähn

Wer noch in der Bichlbacher Alm einkehren möchte, wendet sich auf der Almstraße nach links, wobei man sie genau dort bergab ein Stück abkürzen kann. In die andere Richtung führt die öde Straße in langen Schleifen nach Lähn hinunter. Direkter und außerdem schöner ist es dagegen, durch das Wiestal7 nach Lähn abzusteigen. Kurz nachdem die Almstraße bei der Unteren Wies den Oberlauf des Moosbachs quert, zweigt der beschilderte Steig ins Wiestal ab. Er verläuft entlang des Moosbachs, dessen Seite er immer mal wieder wechselt. Unten im Talgrund geradeaus weiter an einem Lawinen­schutzwall vorbei und schließlich links nach Lähn hinein.

Lähn im Außerfern hieß ursprünglich Mittewald, bis der Ort 1456 von einer Lawine (Lahne) zerstört und an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde. Im schneereichen Winter 1689 kam es erneut zu einem Lawinenunglück. Heute sorgen massive, meterhohe Wälle für einen zuverlässigen Lawinenschutz. Mehr Info