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Petersberg und Hohe Asten (1104 m)

Wanderung zum höchsten Bauernhof Deutschlands

Petersberg und Hohe Asten zählen zu den beliebtesten Ausflugszielen im bayerischen Unterinntal. Der einfache, nicht zu lange Aufstieg ist ideal für eine entspannte Halbtageswanderung und zu jeder Jahreszeit problemlos möglich. Obendrein sorgen gleich zwei herrlich gelegene Gasthäuser für gute Laune.
Stand:

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Petersberg
Die romanische Kirche auf dem Petersberg gehörte ursprünglich zu einem Kloster.

Der Weiler Hohe Asten besteht aus zwei Berg­bauern­höfen, die einst zur Propstei auf dem Petersberg gehörten. Sicherlich versorgten sie auch schon zuvor das im Jahr 1296 zerstörte Kloster auf dem Petersberg. Aus einem Bericht des Rosenheimer Bergsteigers Dr. Julius Mayr (1855–1935) geht hervor, dass der Vorderastenhof bereits Anfang des 19. Jahr­hunderts nicht mehr landwirt­schaftlich genutzt wurde. Inzwischen dient er offensichtlich als Feriensitz.
Anders der Hinterastenhof. Er gilt als höchster ganzjährig bewirtschafteter Bauernhof Deutschlands. Allerdings liegen die Zehrenhöfe bei Unterjoch im Allgäu noch ein paar Zehnermeter höher. Außerdem wird die Vordere Esterbergalm im Estergebirge seit Längerem als Bauernhof betrieben. Die Tiere bleiben dort ganzjährig auf 1260 Metern, also 150 Meter höher als die Hohe Asten. Mit Superlativen muss man eben vorsichtig sein.Asten sind normalerweise Voralmen mit Futterställen innerhalb eines gestaffelten Almsystems.Auf den Asten verbringt das Vieh die Übergangszeit vor und nach der sommerlichen Hauptsaison. Das erspart den Futter­transport ins Tal. Aus diesen Voralmen konnten sich Dauer­siedlungen entwickeln, wie es wohl im Fall der Hohen Asten geschah.
Früher wurde auf der Hohen Asten neben der Viehhaltung auch Ackerbau betrieben. Trotz der sonnigen Südlage dürften die Erträge mager gewesen sein, aber man versuchte sich so weit wie möglich selbst zu versorgen. Heute lebt der Hof von der Viehwirtschaft und und einem Berggasthof, in dem Gerichte aus der eigenen Produktion serviert werden.

Die Gegend um Flintsbach begeistert nicht nur mit ihrer schönen Landschaft, sondern ist auch historisch sehr interessant. Die Siedlungsspuren auf dem Petersberg, der Rachelburg und der Burgau unterhalb der Rachelburg reichen bis in die Bronzezeit zurück. Mehrere seit den 1990er Jahren durchgeführte Ausgrabungen, Hortfunde sowie Lesefunde durch Sondengänger belegen das.
Im Mittelalter bewachten verschiedene Burgen diese strategisch bedeutsame Stelle im Inntal. Während sich die wenigen Mauer­reste der hochgelegenen Burgruine Ober-Falkenstein schwer auffindbar im Wald verstecken, steht die besser erhaltene Burgruine Unter-Falkenstein direkt am Wanderweg zum Petersberg.

Geotipp: Einige Kilometer südöstlich von Flintsbach am Inn befindet sich neben der Auto­bahn der sehens­werte Fischbacher Gletscher­garten. Das Geotop entstand durch den Inn-Gletscher, der dort einen Riegel aus hartem Wetter­stein­kalk abschliff. Der Gletscher­schliff von Fischbach zählt zu den schönsten Geotopen des Bayerischen Alpenraums.

Tourcharakter und Schwierigkeit

715 hm 11 km3:40 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die einfache, familientaugliche Wanderung auf den Petersberg und zur Hohen Asten macht das ganze Jahr über Spaß. Im Winter vereist die Kiesstraße häufig und lässt sich dann nur schlecht gehen. Im Zweifelsfall Grödeln einpacken.
Wer die Burgruine Ober-Falkenstein und die Rachelschlucht sehen möchte, braucht eine Pfadfindernase. Ansonsten sind die Wege aber alle gut beschildert.

Wegbeschreibung

Über Falkenstein auf den Petersberg

Unter-Falkenstein
Der scheinbar gut erhaltene Falken­steiner Berg­fried wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahr­hunderts historisierend rekonstruiert.

Am Flintsbacher Bahnhof grüßt der Petersberg mit der Kirche oben bereits herab. Zu seinen Füßen thront die Burgruine Unter-Falkenstein1 über dem Inntal. Vom Bahnhof erreicht man sie in wenigen Minuten. Dazu am Maigrabenbach entlang, über die Kufsteiner Straße und dann links. Eine Besichtigung der aufwändig sanierten Anlage lohnt sich. Sie befindet sich seit 2009 im Besitz der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung im Landkreis Rosen­heim. Schautafeln informieren über die Geschichte.
Beim Parkplatz unterhalb der Ruine startet der steile Fahrweg durch den so genannten Hundsgraben Richtung Petersberg und Hohe Asten. Die vermeintlichen Abkürzer ignoriert man am besten, um sich nicht zu verlaufen.

Hundsgraben
Im Hundsgraben unterhalb des Petersbergs gibt es mehrere kleine Wasserfälle.

Wir kommen nun an ein paar netten Wasserfällen vorbei. Später beschreibt der Weg einen weiten Bogen um den Petersberg2, bis es schließlich spitz links zu selbigem hinaufgeht. Ursprünglich hieß die Kuppe übrigens einmal Kleiner Madron. Der benachbarte Große Madron überragt den Petersberg um hundert Meter.
Die romanische Wallfahrtskirche St. Peter am Madron stammt in ihrem Kern von dem hochmittelalterlichen Kloster ab. In der ehemaligen Propstei befindet sich ein Gasthaus.
Von der Wiese hinter dem Gasthaus hat man einen tollen Blick auf den Felssporn der Maiwand. Wer mag, könnte gleich von da auf einem schmalen, etwas ausgesetzten Steig vom Petersberg hinab. Das ist kürzer als der reguläre Weg. Die Stufen wurden sicher vor langer Zeit in den Fels geschlagen. Vielleicht war die Steinerne Stiege ein alter Fluchtweg?

Der seit 1163 urkundlich fassbare Madron oder Matron, bei Apian Madra, lateinisch Maderanus geschrieben, könnte einer der ältesten Bergnamen des Inn­tals sein. Anton Quitzmann, der kein Sprach­wissen­schaftler war, vermutete dahinter das althoch­deutsche Madal für einen Versamm­lungs­ort, ohne jedoch diese gewagte These plausibel zu begründen. Den Vorschlag von Anton Wessinger, der Name stamme von Mahder (Berg­wiese) ab, wider­legte Karl Finster­walder als volks­etymologisch und vermutete statt­dessen ein vor­romanisches Wort für eine schroffe Erhebung, das noch im ladinischen Matru und vielleicht auch in Matrei fortlebt. Mehr Info

Hohe Asten

Hohe Asten
Der prachtvolle Berggasthof Hohe Asten ist ganzjährig geöffnet.

Nach dem Abstecher zum Petersberg geht es auf dem Fahrweg weiter. Bald kommt das Gehöft vom Bauer am Berg3, an dem der so genannte Sommerweg rechts abzweigt. Ortsunkundige Wanderer übersehen diese Stelle häufig und bleiben auf dem längeren Fahrweg. Bei Nässe wird der Sommerweg schnell sehr morastig. Neben dem Bauernhaus führt der Sommerweg über eine sumpfige Wiese in den Wald hinein. Man darf sich nun von den unbezeichneten Querwegen nicht aus dem Konzept bringen lassen und orientiert sich konsequent nach links oben. Sobald der Weg ins Freie wechselt, rechts über eine Weide und an zwei großen Bäumen vorbei zur Hohen Asten4 hinauf. Die Lage der Höfe ist einmalig. Der Blick schweift über das Inntal zum Heuberg und zum Kranzhorn. Im Süden steht der Wildbarren. Allesamt lohnende Ziele für die nächste Wanderung.Wer noch Kraft hat und einen schönen Aussichtsgipfel besteigen möchte, könnte in etwa einer Stunde auf den Großen Riesenkopf wandern oder etwas näher auf den Rehleitenkopf.

Rückweg über den Wagnerberg

Beim Abstieg kann man zur Abwechslung den Weg über den Wagnerberg nehmen. Dazu an der Westseite des Petersbergs bei der spitzen Kurve links abzweigen. Die Strecke zum Wagner am Berg ist gut beschildert, was wegen der Querwege auch dringend nötig ist. Das denkmal­geschützte Bauernhaus am Wagnerberg5 steht recht idyllisch auf einer kleinen Lichtung.

Rachelburg und Rachelschlucht

Ober-Falkenstein
Nur wenige Mauerreste, vermutlich vom Berg­fried, sind von Ober-Falkenstein übrig geblieben.

Von der Wegbiegung kurz vor dem Wagner am Berg wäre ein Abstecher zu der schon erwähnten Burgruine Ober-Falkenstein oder Alt-Falkenstein möglich. Besser bekannt ist sie unter dem Namen Rachelburg. Historische Texte kennen dagegen nur den Namen Falkenstein ohne die heutige Differenzierung in die ältere obere und die jüngere untere Burg. Die obere Anlage war eine der wichtigsten Burgen der Grafen von Falkenstein, deren Geschlecht in der zweiten Hälfte des 13. Jahr­hunderts erlosch. Die Wittelsbacher beerbten sie.
Sehenswert ist neben dem Burgstall außerdem die schaurige Felskluft der Rachelschlucht. Der Eingang zur Schlucht wurde durch einen Felssturz versperrt, aber man kann von oben hineinblicken.

Rachelschlucht
Spannender Blick in den scheinbar bodenlosen Spalt der Rachelschlucht.

Zur Rachelburg und Rachelschlucht zweigt man an der genannten Biegung rechts auf einen untergeordneten Weg ab, läuft ostwärts über die Wiese des ehemaligen Burg­angers (Burgau) und biegt hinter einem Stadel links in den Wald. Vorsicht am Weidezaun. Nun entweder direkt zwischen den wild umher­liegenden Felsblöcken empor oder auf dem recht verfallenen alten Zugang.
Durch den westlichen Teil des Burgfelsens zieht sich die Kluft der Rachelschlucht. Am östlichen Ende befinden sich die wenigen Mauerreste der Rachelburg6. Sie diente beim Bau von Unter-Falkenstein wohl als Steinbruch und wurde nahezu komplett abgetragen. Raubgrabungen verursachten weitere Schäden.

Philosophenweg nach Flintsbach

Nördlich des Anwesens am Wagnerberg dreht der Wanderweg links in eine abschüssige Flanke, tangiert eine winzige Lichtung und zieht sich dann am Bachbett des Maigrabens talwärts. Rechter Hand den sehenswerten Philosophenfall beachten, der vom Wasser des Maigrabens gespeist wird. Unten im Tal wandert man auf dem Philosophenweg im Schatten der Rachelwand zum Ausgangspunkt zurück.