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Naturjuwel Oberes Isartal

Wanderung von Vorderriß nach Krün

Das Obere Isartal ist die letzte alpine Wildfluss­landschaft Bayerns. Am besten erlebt man sie auf einer Wanderung von Vorderriß nach Krün. Viele fahren freilich mit dem Rad, doch nur wer sich zu Fuß aufmacht, kann unterwegs auch die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt entdecken, die so manche Rarität bereithält.
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Prallhang am Pfetterkopfgraben
Typisches Erscheinungsbild einer dynamischen Fluss­landschaft. Links gräbt die Isar den Prallhang ab, während sie auf der anderen Seite Kies ablagert.

Ein frei fließender Gebirgsfluss, der sein Bett ungehindert verlagern kann – solche Bilder kennt man sonst eher aus Kanada. Für Bayern ist der 16 Kilometer lange Abschnitt der Isar zwischen Wallgau und dem Sylvensteinspeicher dagegen etwas ganz Besonderes, allenfalls noch vergleichbar mit der natur­belassenen Pupplinger Au bei Wolfratshausen.
Wegen ihrer Einzigartigkeit wurde die Wildfluss­landschaft im Oberen Isartal vom Landesamt für Umwelt in die Liste der schönsten Geotope Bayerns aufgenommen und steht unter strengem Naturschutz. Die Wanderwege dürfen keinesfalls verlassen werden.Häufige Hochwasser­ereignisse, eine hohe Fließ­geschwindigkeit und der unablässige Nachschub an Geröll sorgen für einen dynamischen Flusslauf.Immer wieder werden die Kiesbänke von der Isar umgelagert. Die stark gefährdete Deutsche Tamariske ist auf genau diesen Lebensraum angewiesen. Als Pionierpflanze wächst sie auf frisch gebildeten Kiesbänken. Sie braucht viel Sonne und ist dadurch an anderen Standorten den übrigen Pflanzen unterlegen.
Im Kies brüten auch seltene Vögel wie der Flussuferläufer und der Flussregenpfeifer. Ihre Eier sind perfekt an die Umgebung angepasst und sehen wie Kieselsteine aus. Es besteht daher die Gefahr, sie beim Umherlaufen zu zertreten.
Ebenfalls gut getarnt ist die Rotflügelige Schnarrschrecke. Man würde sie wohl kaum sehen, wenn sie nicht durch ihr lautes Schnarren auf sich aufmerksam machen würde.

Tourcharakter und Schwierigkeit

210 120 hm 17 km3:50 h

Anspruch ■■■■■ T1
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■

Von Vorderriß bis Krün haben wir durchgängig breite, bequeme Wege, die auf Dauer jedoch etwas hatschert werden können. Am Markgraben gibt es einen kurzen Anstieg, ansonsten ist die Strecke praktisch bretteleben. Wegen der gut 17 Kilometer braucht man trotzdem ausreichend Kondition.

Vorsicht ist bei sommerlicher Hitze geboten. Es gibt kaum Schatten und man kann auch nur an wenigen Stellen an die Isar, um sich abzukühlen. Unbedingt genug zum Trinken mitnehmen.

Wegbeschreibung

Vorderriß

Rißbachmündung
Bei Vorderriß mündet der Rißbach in die Isar. Im Sommer führt der Rißbach manchmal wenig bis gar kein Wasser.

Bevor man loswandert, lohnt sich ein kleiner Rundgang in Vorderriß mit seinen geschichts­trächtigen Gebäuden. Anschließend geht es über die Isarbrücke und auf der Mautstraße Richtung Wallgau. Drüberhalb der Brücke zweigt nach wenigen Metern rechts der Kirchsteig zum Rißsattel ab – eine sehr lohnende Tour, wenn man die Isar von oben betrachten möchte. Linker Hand erstreckt sich an der Rißbachmündung eine weitläufige, kahle Kiesfläche, in der kaum Pflanzen wachsen. Der Rißbach mit seinem großen Einzugsgebiet verwandelt sich während der Schnee­schmelze oder nach Unwettern in einen wilden Sturzbach, der alles fortreißt.

Vorderriß besteht aus einem Gasthof, einer stillgelegten Sägemühle, einem Forstanwesen und dem ehemaligen königlichen Jagdhaus. Bekanntheit erlangte der Ort vor allem durch die Kindheits­erinnerungen des Schriftstellers Ludwig Thoma. Sein Vater war Oberförster in der Riß. Damals weilte auch König Ludwig II. häufig im dortigen Königshaus, das sein Vater Maximilian II. hatte errichten lassen. Mehr Info

Am Ochsensitz

Nach einem knappen Kilometer auf der Mautstraße kommt der Einödhof am so genannten Ochsensitz1. Diese Jachenauer Sölde gelangte um 1900 auf Grund von Wilderei in Staatsbesitz. Die Isar zieht dort eine schöne Schleife, wodurch ein langgezogener eleganter Prallhang entstand. Gleich hinter dem Hof befindet sich eine Brücke. Auf der anderen Seite beginnt dann der Radwanderweg entlang der Isar.

Radwanderweg über die Ölgräben

Kiefernwald
Auf den trockenen Schotter­terrassen an der Isar wachsen lichte, von Kiefern dominierte Nadelwälder. Viele Bäume bleiben kleinwüchsig.

Bald nach der Brücke am Ochsensitz entfernt sich der Kiesweg ein Stück von der Isar und verläuft oberhalb durch den bewaldeten Hang. Dabei werden wilde Gräben gekreuzt, die offensichtlich immer wieder den Weg zerstören. Später geht es über sonnige Schotter­terrassen, auf denen niedrige Büsche wie Wacholder, Latschen und Weiden wachsen. Beim Prallhang beim Pfetterkopfgraben2 bietet sich dann einer der besten Blicke über die mäandernde Isar.
Nach einiger Zeit fällt am gegenüber­liegenden Hang bei Schröfeln im Wald eine helle Felswand auf. In diesem Bereich stand im Tal früher ein großes Ölschiefer­werk, das kompett zurückgebaut wurde. Wir passieren die beiden Ölgräben, bei denen man das Ölschiefer­vorkommen fand. Ein paar Meter vor dem großen Schuttstrom des Oberen Ölgrabens3 gibt es eine Abzweigung zur Grube Kurt. Der Stollen ist verschlossen. Viel zu sehen gibt es nicht mehr.

Filmtipp: Im Isartal zwischen Vorderriß und Wallgau wurde bis in die 1960er Jahre Ölschiefer abgebaut und zu Steinöl verarbeitet. Die Sendung Zwischen Spessart und Karwendel des Bayerischen Rundfunks machte sich auf Spurensuche nach dem Steinöl aus dem Karwendel.

Durch den Markgraben zur Auhütte

Die Weite der Landschaft beeindruckt. Am Horizont ist das Estergebirge zu sehen.

Die Strecke wird nun bewaldeter. Vor dem Markgraben4 muss der Weg nach oben ausweichen, bis er den Graben an einer geeigneten Stelle überwinden kann. Die kleine Anstrengung bergauf wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt.
Der Name Mark erinnert an den alten Grenzverlauf zwischen dem Kurfürstentum Bayern und der reichs­unmittel­baren Grafschaft Werdenfels. Auf beiden Seiten der Isar gibt es auch jeweils einen Markkopf mit alten Grenzzeichen. Erst 1802 fiel die Grafschaft infolge der Säkularisation vom Hochstift Freising an Bayern. Wieder unten am Isarufer führt rechts ein Trampel­pfad zu einem der schönsten Altwerden­felser Grenzsteine. Er trägt als Wappen die bayerischen Rauten und den Freisinger Mohren.
Vom Markgraben sind es danach noch etwa zwei Kilometer bis zu der meist gut besuchten Auhütte5.

Nach Krün

Zwerg-Glockenblume
Leben im Kalkschutt, so gefällt es der Zwerg-Glockenblume, auch Zierliche Glockenblume genannt.

Hinter der Auhütte hat man zwei Möglichkeiten. Der linke Weg verläuft am Hochufer, der rechte näher an der Isar. Im Süden ist nun das Wettersteingebirge zu sehen.
Kurz nachdem der Weg zum Soiernhaus links abzweigt, überqueren wir bei Krün die Isar und anschließend den Obernachkanal. Dieser leitet einen Teil des Isarwassers über das Obernachkraftwerk zum Walchensee, wo es für das Walchensee­kraftwerk benötigt wird. Der natürliche Wasserzufluss des Walchensees reicht nämlich für den Betrieb des Kraftwerks nicht aus. Der Isar bleibt nur das Restwasser. Damit das Paradies an der Oberen Isar dauerhaft bewahrt werden kann, bräuchte der Fluss aber deutlich mehr Wasser, um stets genug Kraft zu besitzen, den Kies zu bewegen.

In Krün biegen wir dann bei der Kirche rechts in die Hauptstraße. Nach knapp 200 Metern kommt die Bushaltestelle am Gasthof Post.