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Obere Wettersteinspitze (2296 m)

Anspruchsvolle Bergtour bei Mittenwald

Diese spannende Bergtour führt von Mittenwald über den idyllischen Lautersee und den Gemsanger auf die Obere Wetter­stein­spitze. Am Gipfel wird der anstrengende und nicht ganz einfache Aufstieg mit einem großartigen Rundum­blick belohnt. Besonders beeindruckend ist die Perspektive auf die Nördliche Karwendelkette.
Stand:

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Wettersteinspitze
Blick vom Karwendel auf die Wetter­stein­spitze und den hervorstehenden Gemsanger.

Die Wettersteinspitze liegt am östlichen Ende des kilometer­langen Wetterstein­kamms. Aus Mittenwalder Perspektive ist sie nach dem leicht zu besteigenden Grünkopf der erste richtige Felsgipfel. Von Mittenwald aus sticht ihr form­schöner Kegel mit dem hervor­springenden Gemsanger auch sofort ins Auge und macht Lust hinaufzu­wandern. Trotzdem ist auf der Oberen Wettersteinspitze noch echte Gipfelruhe zu finden, was wohl vor allem an der Länge der Tour liegt.
Manche Wanderer begnügen sich daher mit dem Gemsanger und genießen auf dem herrlich gelegenen Hochplateau die Sonne. Keine schlechte Idee, denn schließlich hat man bereits von dort eine gute Aussicht.

Im Gegensatz zur Oberen Wettersteinspitze ist die Untere Wetter­stein­spitze nicht touristisch erschlossen. Normalerweise wird sie über den ausgesetzten, sehr brüchigen Verbindungsgrat von der Oberen Wetterstein­spitze aus erklettert. 2018 ereignete sich am Grat ein tragischer Unfall, bei dem eine Münchnerin 60 Meter in den Tod stürzte. Da die Untere Wetterstein­spitze keinen echten Mehrwert bietet, lohnt das Risiko eigentlich nicht.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1380 hm 16 km7:20 h

Anspruch ■■■■■ T5  I
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Bergtour auf die Obere Wetterstein­spitze erfordert viel Kraft, etwas Kletter­geschick und absolute Schwindel­freiheit. Das steile, felsige Gelände weist immer wieder ausgesetzte Stellen auf, und zwar schon zum Gemsanger, also noch bevor die eigentliche Kletterei beginnt. Dieses zieht sich dann über knapp 200 Höhen­meter bis zum Gipfel empor, wobei die Schwierigkeit kaum den ersten Grad erreicht.

Bei Nässe, Schnee oder Nebel muss von der Tour dringend abgeraten werden. Der tödliche Absturz eines 60-jährigen Berg­steigers im Herbst 2022 hatte vermutlich mit ungünstigen Wetter­bedingungen zu tun. Er war trotz Regen und schlechter Sicht aufgebrochen. Da er allein unterwegs war, gibt es zum Unfall­hergang keine genauen Erkenntnisse. Vorsicht außerdem an Tagen mit Gewitter­neigung, denn man ist dort oben dem Blitzschlag schutzlos ausgeliefert.

Wegbeschreibung

Anmarsch zur Ferchenseehöhe

Wegen der Länge der Tour ist es sinnvoll, beim Hinweg über die Ferchen­seehöhe die schnellste Möglichkeit wählen. Dazu begeben wir uns auf der Bahnhof­straße ins historische Dorfzentrum von Mitten­wald und wenden uns gleich nach der Kirche links. Über die Laintal­straße und den Lauterseeweg geht es hinauf zur Straße Richtung Ferchensee. Die ehemals gekieste Forststraße wurde anlässlich des G7-Gipfels 2015 geteert. Hinter dem Lautersee gelangt man auf ihr zur Einsattelung an der Ferchenseehöhe1.

Bike & Hike: Mit dem Mountainbike lässt sich der Hin- und Rückweg deutlich verkürzen. Dabei sollte man das Rad nicht schon an der Ferchen­see­höhe abstellen, sondern idealer­weise bis hinter zum Ferchensee fahren. Am Bahnhof Mittenwald gibt es einen Fahrradverleih.

Zum Gemsanger

Derartig exponierte Stellen sind charakteristisch für die Tour. Nur selten gibt es Drahtseile.

Bei der großen Kreuzung an der Ferchen­see­höhe wechselt man wie beschildert links auf einen Steig. Nach anfäng­lichem Höhen­gewinn quert dieser fast eben durch den dichten Wald zu Füßen der Ferchensee­wände. Später entfernt sich linker Hand der Franzosen­steig2, der am Grünkopf vorbei ins Leutaschtal führt. Kurz danach sind wir mit der Wettersteinspitze dran.
Zwischen Latschen und einzelnen Lärchen hindurch wird über der ersten Felsstufe mit Seilsicherung ein steiles Geröllfeld erreicht. Rings um den Karkessel ragen schroffe Felswände empor. Auf dem rutschigen Geröll­untergrund geht es am rechten Rand des Kars höher. Da freut man sich schon darauf, beim Abstieg über die Karmitte abfahren zu können.
Die näher rückende Schrofenflanke zum Gemsanger3 wirkt anspruchs­voll, doch der geschickt angelegte Steig überwindet diese Hürde problemlos. An besonders exponierten Stellen wurden Drahtseile angebracht.
Auf knapp 2000 Metern Höhe wird schließlich der Gemsanger erreicht und lädt mit seiner Grasfläche zum Rasten ein. Im Westen ist der kegelförmige Zirbelkopf zu sehen, ein interessanter, sehr einsamer Berg mit einem langen Zustieg.

Auf die Wettersteinspitze

Gemsanger
Der Gemsanger hoch oben auf einem kleinen Felsplateau ist ein paradiesischer Platz.

Die Route vom Gemsanger bis zum Gipfel der Wetterstein­spitze4 ist perfekt markiert. Bei schlechter Sicht trotzdem besser nicht weiter aufsteigen.
Ein mehrere Meter hoher Felsriegel aus dickbankig bis massigem Wetterstein­kalk begrenzt den Gemsanger nach oben. Der Riegel weist jedoch eine auffällige Schwach­stelle auf und lässt sich leicht bezwingen. Darüber leiten uns die Spuren im Geröll zu einer Rinne. Über der Rinne folgt ein steiles, mühsames Schuttfeldfeld. Die letzten 200 Höhen­meter zieht sich die Route dann gespickt mit kleinen Kletterstellen recht zielstrebig durch die Felsen hinauf. Auf Steinschlag achten!

Ferchensee und Lautersee

Buckelwiese
Im Werdenfelser Land existieren trotz teilweiser Einebnung bis heute die größten Buckel­wiesen­reste der Alpen.

Für den Rückweg lässt sich noch ein Abstecher zu den Seen einplanen, wo es auch Einkehr- und Bademöglichkeiten gibt. Dazu hält man sich am Schützensteig kurz vor der Abzweigung des Franzosensteigs links und wandert über schönen Buckelwiesen am Trommel­schlegel­graben hinunter zum Ferchensee5. Anschließend über die Ferchen­see­höhe zurück zum Lautersee und dort am Nord­ufer entlang. Hinter der Kapelle Maria Königin (erb. 1993/94) nimmt man am schönsten den Abstieg durch das romantische Laintal6 mit Mariengrotte und netten Wasser­fällen. In Mittenwald kommt man wieder auf der Laintalstraße heraus.