1. Ammergebirge

Notkarspitze (1888 m) von Ettal

Rundtour auf spannenden Steigen

Für die beliebte Wanderung von Ettal auf die Notkarspitze gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer Lust auf eine Rundtour hat, steigt am besten durch das wilde, schattige Notkar auf und folgt beim Rückweg dem sonnigen Kamm nach Osten über Ziegelspitz und Ochsensitz. Eine tolle Überschreitung mit fantastischer Aussicht.
Stand:

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Notkar
Das Notkar mit dem wolkenverhangenen Ziegelspitz.

Zweifellos zählt die Notkarspitze zu den bekanntesten Bergen der Ammergauer Alpen und ist gleichzeitig ein Münchner Hausberg­klassiker. Die Aussicht ist auch wirklich umwerfend.
Aus allen Himmels­richtungen führen nette Wanderwege hinauf, darunter ein paar einfachere und ein paar schwierigere. Dadurch, dass es gleich mehrere Aufstiege gibt, verteilen sich die Wanderer und es ist nirgends überlaufen. Am Gipfel treffen dann natürlich alle wieder zusammen. Aber es gibt ja ausreichend Platz oben.

Vielleicht fragt sich der ein oder andere, warum die Notkarspitze so heißt?Ihr Name hat mit der Almwirtschaft zu tun. Wo sich heute die Bergfreunde tummeln, wurde früher jedes irgendwie brauchbare Fleckchen als Almweide genutzt. Die Namen Notkar und Notalm dürfen durchaus wörtlich genommen werden. Diese Weiden verwendete man nur in der Not. Wenn das Gras auf den sonnen­exponierten Südhängen im Hochsommer vertrocknet war, gab es auf der feuchten, schattigen Notalm noch frisches Grünfutter. So hatten die eigentlich eher schlechten Weidegründe in den steinigen Karkesseln doch ihren Sinn. Bewirtschaftet wurden die schwer zugänglichen Wälder und die kargen Almen auf der Nordseite der Notkarspitze vom Kloster Ettal.
Beim Blick in das Großkar, das eine Etage unter dem Notkar liegt, fragt man sich unwillkürlich, wie dort Almwirtschaft überhaupt möglich war. Das Risiko, dass Tiere abstürzten, war sicher hoch. Im Vergleich dazu wirkt das Notkar fast lieblich. Im benachbarten Kotalmkar weiter östlich dürften die Bedingungen kaum besser gewesen sein.

Und wie wurde das Vieh eigentlich in die Kare hinaufgebracht? Die schmalen, engen Steige, welche wir auf unserer Tour nutzen, sind dafür natürlich ungeeignet. Man musste die Tiere deshalb vom Ettaler Sattel über den Ochsensitz zu den Almen treiben.
Alles ziemlich mühsam für ein wenig Gras in gefährlichem Gelände. Kein Wunder, dass die Almen auf der Nordseite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts alle aufgelassen wurden.

Tourcharakter und Schwierigkeit

1150 hm 11 km5:10 h

Anspruch ■■■■■■ T3  A
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die hier beschriebene Route eignet sich ausschließlich für geübte, trittsichere Wanderer. Es kam an der Notkarspitze schon mehrfach zu tödlichen Bergunfällen!
Auf den schmalen, oft feuchten Steigen an der Nordseite ist große Vorsicht geboten. An besonders gefährlichen und ausgesetzten Stellen wurden Stahlseile angebracht. Wenn Schnee liegt, sollte man die Tour auf jeden Fall besser bleiben lassen.

Wegbeschreibung

Zur Ettaler Mühle

Sonnenberggrat
Blick von Ettal zum Sonnenberggrat. Ganz rechts steht der spitze, felsige Kofel bei Oberammergau.

Direkt gegenüber von Kloster Ettal führt der Notalmweg aus dem Ort hinaus und über eine Wiese zum Waldrand. Dort wenden wir uns nach rechts in Richtung Ettaler Mühle. Nicht davon irritieren lassen, dass die Notkarspitze links ausgeschildert ist. Dabei handelt es sich um die einfachere Strecke über den Ettaler Sattel.
Wir wandern nun längere Zeit im Waldschatten bis fast zur Ettaler Mühle1, zweigen aber kurz davor an der Kläranlage links ab. Ein paar Meter weiter beginnt dann der Steig über das Notkar zur Notkarspitze.

Notkarspitze via Großkar und Notkar

Notkarspitze
Nach 500 steilen Höhenmetern tritt die Notkarspitze ins Blickfeld.

Die ersten 500 Höhenmeter zieht sich der Steig gnadenlos steil bergauf. Immer wieder gibt es kurze gesicherte Stellen. Nebenan rauscht der Bach durch den Ziegelgraben. Ein paar Mal sieht man ins Tal hinab zum Ettaler Weidmoos.
Hinter einer Geländekante taucht dann völlig unerwartet die Notkarspitze auf, wobei sie noch ein ganzes Stück weit entfernt ist. Als Nächstes folgt eine lange Querung oberhalb des Großkars hinein ins höher gelegene Notkar2. Dieser Abschnitt ist teilweise leicht ausgesetzt.
Im flachen Boden des Notkars erinnert die üppige Lägerflur daran, dass dort vor langer Zeit Vieh weidete. Größtenteils sind die ehemaligen Weideflächen inzwischen mit Latschen bedeckt. An einigen Stellen erkennt man die typischen, vom Gletscher geschaffenen Rundbuckel, wie sie in vielen Karen vorkommen.
Im Notkar dreht der Steig nach rechts und erklimmt den Nordrücken der Notkarspitze. Durch eine Latschengasse geht es von da zügig auf den Gipfel3.Getrennt durch das Hasenjöchl fällt im Süden der Brünstlkopf auf. Wer über eine wirklich exzellente Kondition verfügt und nicht nach Ettal zurückmuss, könnte mit erheblichem Gegenanstieg durch das Hasenjöchl hinüberwandern. Vom Hasenjöchl gibt es außerdem reizvolle Steige durch das Gießenbachtal zum Ettaler Sattel sowie nach Oberau.

Gratwanderung über den Ziegelspitz

Ziegelspitz
Ein Latschenteppich bedeckt den Ziegelspitz. Im Hintergrund ist die Notkarspitze zu sehen.

Vom Gipfel der Notkarspitze laufen wir ostwärts immer am Kamm entlang durch ausgedehnte Latschen­felder mit einem schönen Ausblick nach allen Seiten. Zum Ziegelspitz4 gibt es einen kleinen Gegen­anstieg.
Der Latschen­teppich rings um den Ziegelspitz könnte durch Verbuschung ehemaliger Almweiden entstanden sein. Normaler­weise wäre auf dieser Höhe bei den eher flachen Hängen ein lockerer Fichten­wald zu erwarten. Doch die Latsche ist gegenüber der Fichte oft im Vorteil, wenn Almflächen nicht mehr beweidet und geschwendet werden. Aus Rinne heraus und vom Kamm herab kann sich die Latsche schneller ausbreiten als die Fichte von unten heraufkommt.
Nach dem Ziegelspitz werden die Latschen langsam weniger und wir erreichen bald den bewaldeten Ochsensitz5.

Abstieg nach Ettal

Östlich des Ochsensitzes liegt die winzige Lichtung der ehemaligen Notalm6. Hinter dieser findet sich links eine unauffällige Abzweigung. Das ist der schnellste Abstieg nach Ettal. Ein Schild warnt vor der Gefährlichkeit. In der Tat wird der Steig nach einem moderaten Start bald schmal und steil. Die paar felsigen Stellen sind gesichert. Insgesamt ist es etwas einfacher als der Aufstieg von der Ettaler Mühle. Unten im Tal trifft man wieder auf den Hinweg.
Alternativ könnte man an der verfallenen Notalm auch geradeaus weiterwandern. Dieser Weg über den Ettaler Sattel7 ist zwar bequemer, dafür aber auch mehr als doppelt so lang.