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Stuiben (1749 m) und Steineberg

Bergtour in der Nagelfluhkette

Schroffe Abbrüche nach Norden, steile Grashänge im Süden und bizarre Fels­rippen prägen das Erscheinungs­bild der Nagelfluhkette. Diese spannende Land­schaft garantiert jede Menge Abwechslung beim Wandern. Hat man erst einmal den Kamm erreicht, lässt sich ohne große Mühe ein Gipfel nach dem anderen abklappern.
Stand:

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Steineberg
Die Leiter am Steineberg kostet abwärts ein bisschen Überwindung.

Die Nagelfluhkette ist sicher eines der interessantesten Wander­gebiete in den Allgäuer Voralpen. Beliebt ist vor allem der lange Kamm vom Hochgrat zum Mittagberg. Mit Seilbahn­unter­stützung lässt sich dieser Abschnitt gut an einem Tag schaffen. Mindestens zwei Tage erfordert dagegen die komplette Überschreitung, welche übrigens auch zum Maximiliansweg gehört.
Die hier beschriebene Runde startet im Gunzesrieder Tal. Das stille Hochtal liegt im Süden der Kette. Gerade im Frühjahr sind die Wege aus dem Gunzesrieder Tal eine gute Wahl, weil dort dann schon alles blüht, während auf der Nordseite noch Schnee liegt.

Wie der Name schon sagt, besteht die Nagelfluhkette über­wiegend aus Nagelfluh­gestein, einem grobkörnigen Konglomerat, in dem Kiesel­steine fest miteinander verbacken sind. In der Nagelfluh können die unter­schied­lichsten Gesteinsarten enthalten sein. Eben alles, was von einem Fluss so mit­transportiert und irgendwo abgelagert wird. Allerdings dominieren in der Allgäuer Nagelfluh Gerölle aus Kalkstein. Die charakte­ristischen Felsrippen der Nagelfluh wurden durch die Abtragung weicher Zwischen­schichten herausmodelliert.Die Gesteine der Nagelfluhkette entstammen alpinem Erosions­material, das vor etwa 28 Millionen Jahren in riesigen Schotter­bänken abgelagert wurde.Damals begannen sich die Alpen zu heben, wodurch auch die Erosions­prozesse einsetzten. Viele Millionen Jahre später wurden die inzwischen zu Nagelfluh verfestigten Schotter­bänke durch die fortschreitende Auffaltung der Alpen emporgedrückt. So entstanden aus den alpinen Geröllen wieder neue Berge. Geologisch werden diese der Falten­molasse des Alpen­vorlands zuge­rechnet. Wegen ihrer Höhe zählen sie nach der natur­räumlichen Einteilung aber noch zu den Alpen.

Infotipp: Wer mehr über die wertvolle Natur- und Kultur­landschaft der Nagel­fluh­kette erfahren möchte, kann sich beim Naturpark Nagelfluh­kette informieren.

Tourcharakter und Schwierigkeit

920 hm 15 km5:00 h

Anspruch ■■■■■■ T4  A/B
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Der Kamm der Nagelfluhkette verlangt vielerorts nach Tritt­sicherheit und Schwindel­freiheit. Besonders zwischen Stuiben und Steineberg gibt es einige ausgesetzte, felsige Stellen, die aber alle gesichert sind. Echte Kletter­schwierigkeiten sind nicht zu bewältigen.
Die Nagelfluh mit ihren zusammen­gebackenen Flusskieseln bietet den Schuhen verglichen mit Kalkstein oder Granit einen schlechteren Halt. Hinzu kommt die lehmige Erde. Bei Nässe oder gar Schnee ist der Grat riskant und nur Bergerfahrenen anzuraten. Wenn Gewittergefahr besteht, unbedingt meiden.

Wegbeschreibung

Von der Gunzesrieder Säge über Wiesach zur Ornachalpe

Gunzesrieder Tal
Die Falkenalpe im Gunzesrieder Tal.

Bei der Bushaltestelle an der Gunzesrieder Säge über­quert man zunächst den Aubach, der sich dort mit dem Ostertal­bach zur Gunzes­rieder Ach vereint. Drüben rechts wenden und bei der nächsten Gelegenheit links zur Alpe Vorder­schönebuch. Genau vor dem Anwesen führt ein Steig durch Wald und Wiesen hinauf nach Wiesach. Zu dem kleinen Almdorf Wiesach1 gehören auch ein Jagdhaus und eine Kapelle.
Von Wiesach wandern wir dann gemächlich ansteigend auf einer langen, schmalen Lichtung westwärts über die Falkenalpe zur Ornachalpe2.

Aufstieg zum Stuiben

Gams
Diese Gams verliert gerade ihr Winterfell.

Direkt an der Ornachalpe zweigt rechts der Steig zum Stuiben ab. In einer bewaldeten Rinne gewinnt man im Zickzack schnell an Höhe und gelangt nahe der verfallenen Rothenalpe wieder ins Freie. In diesem Bereich halten sich gerne Gämsen auf. Darüber steilt das Gelände nochmals auf und ist bei Nässe unangenehm schmierig. Die Nagel­fluh­kette besteht eben auch aus Mergel, vor allem in den von den Almen bevorzugten Senken. Möglichst genau an den markierten Weg halten, um die arg mit­genommene Vegetation nicht noch mehr zu schädigen. Schließlich wird der Kamm im Sattel zwischen dem Sederer und dem Stuiben erreicht. Zum Stuibengipfel3 sind es von da nur wenige Minuten.

Zum Steineberg

Nagelfluhkette
Der Grat zwischen Stuiben und Steineberg ist teilweise recht exponiert.

Hinter dem Stuibengipfel wird es spannend. Seil­sicherungen helfen zunächst über eine Platte hinunter. Auf bzw. knapp unterhalb der Schneide windet sich der Steig romantisch um kleine Türme herum. Die Tiefblicke beider­seits sind faszinierend. So gehen fast 150 Höhen­meter verloren, bis man in den Sattel Am Eck4 gelangt. Von Süden stößt dort der Weg aus der Rauhen Schlucht hinzu sowie gleich darauf von Norden derjenige von der Alpe Gund.
Wir wandern vom Sattel Am Eck weiter in Richtung Steine­berg und steigen nun wieder bergauf. Dabei geht es durch die lang­gezogene Mulde der so genannten Graden Gasse. Anschließend folgt der Steig erneut dem felsigen Grat.
Kurz vor dem Steineberg kommt mit der Grauen Wand die vielleicht knackigste Stelle. Immerhin gibt es auf der geneigten Platte gute Tritte. Das Drahtseil dient eher zur psycho­logischen Unterstützung. Darüber wartet schon der Steineberg5, der sich von dieser Seite als sanfter Grasbuckel präsentiert. Das Gipfelkreuz steht nicht am höchsten Punkt, sondern ein Stück nordöstlich davon.

Bärenkopf

Silberwurz
Aurikel und Silberwurz sind genügsame Pflanzen.

Nordwärts bricht der Steineberg senkrecht ab. Wenn gerade keine Wanderer herauf wollen, lässt sich in der Nordwand eine 30 Meter hohe Leiter hinabturnen. Wen das abschreckt, dem steht eine einfache Umgehung zur Verfügung.
Als letzter Gipfel für heute kommt nach dem Steineberg noch der Bärenkopf dran. Dazu müssen wir nurmehr bergab. Der Weg ist breit, weicht bei Nässe aber schnell auf.
Der Bärenkopf6 ist ein unscheinbarer, gras­bewachsener Buckel. In den 1760er Jahren erlegte dort der Hofjäger Jakob Wechs aus Immenstadt einen Bären. Angeblich war es der letzte Bär, der im Allgäu geschossen wurde.Wer am Bärenkopf kein Interesse hat, kann bereits einige Hundert Meter vorher zur Vorderen Krumbachalpe absteigen.

Abstieg über die Vordere Krumbachalpe

Vom Bärenkopf nimmt man den Pfad nach Westen zum Fahrweg über die Vordere Krumbachalpe. Nach dieser netten Einkehr­möglichkeit geht es dem Fahrweg folgend über die Dürre­horn­alpe zur Winkel­wiesen­alpe7. Hinter der Winkel­wiesen­alpe nicht nach Wiesach laufen. Das wäre ein Umweg. Stattdessen wechselt man erst nach weiteren hundert Metern rechts auf einen Fußweg. Dieser mündet bald in einen Fahrweg, der zurück zum Ausgangspunkt führt.