Pflasterbachhörndl und Rabensteinhorn (1373 m)
Rundtour am Müllnerberg bei Bad Reichenhall
Im Südwesten von Bad Reichenhall liegen mit dem Pflasterbachhörndl und dem Rabensteinhorn zwei besonders ruhige und schöne Wandergipfel. Sie sind Teil des langgestreckten Müllnerbergs, der sich dort an der Ostgrenze der Chiemgauer Alpen über dem Saalachtal erhebt.
Stand:

Noch herrscht am Müllnerberg Ruhe. Doch der in Naturschutzfragen wenig zimperliche Unternehmer Max Aicher forciert seit Jahren ein Pumpspeicherkraftwerk am gegenüberliegenden Poschberg. Dies würde einen massiven Eingriff in eine ökologisch wertvolle Landschaft bedeuten, ganz zu schweigen vom Lärm durch die Sprengungen und die Bauarbeiten. Das Projekt hätte für Max Aicher zwei Vorteile. Er könnte damit seine Lech-stahlwerke mit Strom versorgen und würde außerdem das abgebaute Dolomitgestein bekommen. Das darin enthaltene Magnesium ist für die Stahlherstellung essenziell. Den Bad Reichenhallern bliebe dagegen nur der Dreck Tausender Lastwagen, die durch die Stadt fahren müssten. Für den Tourismus wäre das sicherlich sehr ungünstig.
Weil es mit dem Pumpspeicherkraftwerk nicht voranging, beantragte Aicher in einem zweiten Anlauf den Abbau von Dolomitgestein im Bereich der Rothofenrinne. Diese liegt oberhalb des Kieswerks am Saalachsee. Der Gemeinderat Schneizlreuth lehnte den Antrag im April 2015 ab. Die Pläne für das Kraftwerk sind dagegen nicht endgültig begraben und die schöne Landschaft noch immer in Gefahr. Zwar gäbe es für die Aussicht vom Predigtstuhl und den Waxriessteig nahe der Rothofenrinne keine Beeinträchtigung, vom Müllnerberg wäre das Bauwerk jedoch schon zu sehen.
Museumstipp: Ein Highlight für technisch Interessierte ist in Bad Reichenhall die Alte Saline. Sie wurde nach dem Stadtbrand von 1834 entsprechend der Vorstellung von König Ludwig I. als repräsentative Anlage erbaut. Das Industriedenkmal kann im Rahmen einer Führung besucht werden. In der Saline befindet sich außerdem das Salzmuseum.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Auch wenn die Wege überwiegend breit und ungefährlich sind, wird für die Tour doch eine solide Bergerfahrung benötigt. Denn bei der Querung durch die Südflanke des Rabensteinhorns und am Gipfelgrat muss man absolut trittsicher sein. Das steile, felsdurchsetzte Grasschrofengelände ist insbesondere bei Nässe heikel. Es gab schon schwere Unfälle!
Wegbeschreibung
Kirchberg
Am Bahnhof Bad Reichenhall-Kirchberg geht es zunächst durch die Unterführung und auf der Luitpoldbrücke über die Saalach. Auf der anderen Flussseite liegt der Ortsteil Kirchberg. Wir folgen dann der Thumseestraße bis zum Saalachkraftwerk1, einem der ältesten noch in Betrieb befindlichen Kraftwerke Deutschlands. Das Wasser für die Turbinen fließt vom Saalachsee durch einen Stollen. Beim Kraftwerk muss man nach dem Kanal links zum Waldrand hinter.
Zum Paul-Gruber-Haus

Wir halten uns vom Saalachkraftwerk an die Wegweiser zum Paul-Gruber-Haus und dem Pflasterbachhörndl. Bereits nach ein paar Metern weist eine Tafel auf den Burgstall Vager hin. Bei Ausgrabungen im Jahr 2001 wurden Mauerreste gefunden. Oberflächlich ist nichts mehr erkennbar. Mehr über die zahlreichen Burgen, Ruinen und Burgställe der Gegend erfährt man auf dem Reichenhaller Burgenweg.
Die Strecke verläuft im Waldschatten überwiegend auf einem Fahrweg. Bei gemütlicher Steigung passieren wir bald den Kugelbachbauer2.
Nach insgesamt etwa einer Stunde erreichen wir dann die Lichtung der Kugelbachalm mit dem Paul-Gruber-Haus3, einer Selbstversorgerunterkunft der Naturfreunde.
Die seltsamen Namen Pflasterbach und Kugelbach haben wohl damit zu tun, dass dort früher runde Bachkiesel, auch Bachkugeln genannt, zum Pflastern von Straßen gewonnen wurden. Vermutlich handelte es sich beim Pflasterbach um den heutigen Schindlbach bei Ulrichsholz in Schneizlreuth oder es war der Zweitname des Kugelbachs. Ein Zusammenhang mit den früher in der Gegend verbreiteten Kugelmühlen ist unwahrscheinlich. Aus der Landtafel 23 von Philipp Apian geht hervor, dass das Gebiet schon im 16. Jahrhundert Kuglberg hießt. Damals entstanden gerade erst die ersten Kugelmühlen. Ebenfalls wenig plausibel erscheint eine Herleitung von der Form, weil der Berg eher wie eine kegelförmige Spitze aussieht, nicht wie eine Kugel.
Um das Rabensteinhorn

Beim Paul-Gruber-Haus zweigt man links Richtung Pflasterbachhörndl ab.Die Beschilderung ist etwas verwirrend. Denn der Wanderweg führt eigentlich auf das Rabensteinhorn und nicht zum Pflasterbachhörndl, geschweige denn zum schwer zugänglichen Müllnerhörndl.Es geht nun erst einmal um das Rabensteinhorn herum auf die Ostseite des Müllnerbergs. Der zunächst noch breite Weg tangiert dabei eine Felswand und biegt nach dem Einschnitt östlich des Scharnrückens scharf links in die steile, felsdurchsetzte Südflanke. Dort wird es schmal und ausgesetzt. Zur Beruhigung läuft ein Drahtseil mit. Gleichzeitig ändert sich die Landschaft. Knorrige Kiefern krallen sich in dem trockenen, warmen Hang fest. Der lockere Baumbewuchs erlaubt einen schönen Blick zur Reiter Alm sowie ins Saalachtal. Ein Stück weiter flacht das Gelände wieder ab. Der Weg schlängelt sich nun im dichten Wald durch ein unübersichtliches Felslabyrinth. Also genau auf die Markierungen achten.
Pflasterbachhörndl und Rabensteinhorn

An der Lichtung der ehemaligen Müllnerbergalm4 wenden wir uns beim Wegweiser links. Die Weiden der Müllnerbergalm dürfte wegen der vielen Trümmer und Felsstufen karg gewesen sein. Von der kleinen Lichtung zieht sich der Steig zielstrebig zum Grat empor. Die offizielle Wanderroute lässt dabei das Pflasterbachhörndl5 rechts liegen. Wer mag, kann aber in ein paar Minuten unschwierig hinaufwandern.
Der Steig verläuft nun kurz am Grat entlang und weicht dann wegen einiger Felsen in die Flanke aus. Wenig später wird der Rabensteinhorn Nordgipfel erreicht.
Zwecks der Aussicht sollte man noch den Spuren am Grat bis zum höchsten Punkt am Rabensteinhorn6 folgen, wo ein kleines Holzkreuz steht. Der tiefer gelegenen Südgipfel, den ebenfalls ein Kreuz ziert, lohnt sich eigentlich nicht mehr.
Rückweg über den Saalachsee

Bis zur Lichtung der Müllnerbergalm geht es auf dem Hinweg hinab. Anschließend schlagen wir die Strecke über Kibling am Saalachsee nach Bad Reichenhall ein. Wir treffen bald auf einen Forstweg, der uns bis ins Tal erhalten bleibt.
Im Bereich der so genannten Almhütte7 gibt es noch eine historische Besonderheit. Dort kreuzt eine Bruchsteinmauer, die den Unterbau für eine Holzriese zum Transport von Baumstämmen bildete. Die aufwändige Holzriese am Müllnerberg war viele Jahrhunderte in Gebrauch.Bereits ziemlich weit unten gäbe es die Möglichkeit, links den Steig über die Bürgermeisterhöhe zu nehmen. Der ist zweifellos romantischer als der Forstweg, allerdings auch deutlich länger und mit Gegenanstieg.Der Weiler Kibling8 liegt direkt an der Sperre, die den Saalachsee aufstaut. Das Bauwerk gehört zum Saalachkraftwerk, dient aber auch dem Hochwasserschutz. Von Kibling gelangt man entlang der Saalach in wenigen Minuten zum Ausgangspunkt zurück.