Moosbergsee und Langer Köchel
Exkursion ins Murnauer Moos
Das Murnauer Moos ist die wohl eindrucksvollste Moorlandschaft Bayerns und bietet schöne Möglichkeiten zum Wandern. In der Südhälfte erheben sich längliche Hügel aus dem Moor, die so genannten Köchel. Früher wurde ihr begehrtes Hartgestein im großen Stil abgebaut, doch mittlerweile stehen sie unter Naturschutz und so herrscht wieder Ruhe im Moor.
Stand:

Steinbrüche sind wahrscheinlich so ziemlich das Letzte, was man in einem Moor erwarten würde. Und doch gibt es sie mitten im Murnauer Moos. Warum aber machte man sich die Mühe, das Gestein an den Köcheln im unzugänglichen Moor abzubauen und nicht in den umliegenden Bergen? Nun, Stein ist eben nicht gleich Stein.
Die Köchel des Murnauer Mooses sind insofern besonders, weil sie zum geologischen Deckensystem des Helvetikums gehören, das vor allem in der Schweiz verbreitet ist und vom ureuropäischen Kontinent stammt. In den bayerischen Alpen tritt das Helvetikum nur stellenweise als schmaler Streifen am Alpennordrand in Erscheinung. Der Steinköchel und der Weghauser Köchel fallen allerdings aus der Reihe. Sie bestehen aus Rhenodanubischem Flysch, der im Meer zwischen den Kontinenten abgelagert wurde.
Auffällig ist die rundliche Gestalt der Köchel, welche durch die glaziale Überformung entstand. Mit ihrem Hartgestein widerstanden sie den eiszeitlichen Gletschern, die unzählige Jahrtausende über sie hinwegflossen und sie zu den typischen Rundhöckern abschliffen.
Von Interesse war an den Köcheln vor allem eine Schicht aus hartem, frostbeständigem Grünsandstein. Dieser fand unter anderem für Pflastersteine und als Bahnschotter Verwendung.
Auch wenn das Hartsteinwerk inzwischen als Industriedenkmal von dem ein oder anderen nostalgisch verklärt wird, für das sensible Ökosystem des Moors waren die lauten, staubigen Steinbrüche samt der damit verbundenen Anlagen, Wege und Entwässerungsgräben ein schwerwiegender Eingriff.Die Naturschützer benötigten beim Murnauer Moos wie so oft einen langen Atem.Besonders hervorzuheben ist das großartige Engagement der Botanikerin Dr. Ingeborg Haeckel (1903–1994). Wer weiß, wie es ohne sie heute um diese wertvolle Landschaft bestellt wäre. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen zogen sich Jahrzehnte hin. Schließlich wurde 1980 mehr als die Hälfte des Murnauer Mooses unter Naturschutz gestellt. Der Abbau am Langen Köchel endete erst im Jahr 2000. Wegen der dort aufgeschlossenen Gesteinsschichten gilt der ehemalige Steinbruch am Langen Köchel als wertvolles Geotop.
Ausstellungstipp: Etwa einen Kilometer nordwestlich von Eschenlohe erinnert unter der Autobahnbrücke eine kleine Ausstellung an das Industriedenkmal Hartsteinwerk Werdenfels. Durch die Unterführung verlief einst die Materialseilbahn vom Langen Köchel zur Verladestation beim Eschenloher Bahnhof. Die Ausstellung kann nur zu Fuß oder mit dem Rad erreicht werden.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung verläuft überwiegend auf befestigten Wegen, wobei diese im Moor trotzdem batzig sein können oder auch mal ein paar Meter weit unter Wasser stehen. Also am besten wasserdichte, knöchelhohe Stiefel anziehen.Leider ist die Beschilderung etwas mager. Wirklich verlaufen kann man sich aber trotzdem kaum. Schatten gibt es nur wenig, also möglichst keinen zu heißen, sonnigen Tag wählen.
Übrigens kann man die Strecke genauso gut mit dem Fahrrad zurücklegen. Zu Fuß ist sie ja doch zum Teil etwas langatmig.
Wegbeschreibung
Über Weichs zur Loisach

Wir starten vom Bahnhof Ohlstadt Richtung Norden und laufen auf der Loisachstraße beim Sägewerk durch oder außen herum über die Alpspitzstraße, falls gerade Holz umgeladen wird. Anschließend geht es auch schon aus dem Ort hinaus. Gleich darauf an einem Wegkreuz nach links wenden. Ein paar Hundert Meter weiter führt die Straße bei Weichs1 unter der Bahnstrecke und der Autobahn hindurch.
Die Weichser Kirche St. Georg geht auf eine Gründung aus dem Jahr 740 zurück. Sie gehört damit zu den ältesten Kirchen des Alpenvorlands. Ein kleiner Abstecher lohnt sich also. Leider ist sie meistens geschlossen.
Für den Weg ins Moor gilt vorerst die Beschilderung nach Hechendorf und Murnau. Sie leitet uns von Weichs auf einem Teersträßchen zur Loisach. Dort geht es über die Brücke und rechts an der Loisach entlang.
Es fallen nun immer wieder die schönen Schilder für den Radrundweg Auf den Spuren der Römer auf, der auch ins Murnauer Moos führt.
Ehemaliger Steinbruch am Moosbergsee

Nach einem Kilometer neben der Loisach muss man links abzweigen und die Bundesstraße überqueren. Auf der ehemaligen Zufahrtsstraße für den Steinbruch gelangt man schnell zum so genannten Neuen Moosbergsee2. Der 80 Meter tiefe See nimmt den Platz des verschwundenen Moosbergs ein. Mit der Abtragung des Moosbergs gingen auch die Reste einer spätrömischen Siedlung verloren. Einige Funde konnten von den Archäologen in Notgrabungen noch geborgen werden.
Der natürliche Moosbergesee ist nicht zugänglich. Er liegt ein Stück weiter westlich und ist ein echter Moorsee. Möglicherweise handelt es sich bei ihm um einen letzten Rest des großen nacheiszeitlichen Murnauer Sees.
Betretungsregeln am Fügsee: Im Bereich des Fügsees besteht vom 1.3. bis zum 30.6. ein Betretungsverbot, weil sich dort die Brutplätze von Wiesenbrütern wie der Bekassine befinden. Die Verbindung vom Moosbergsee zum Köchelweg ist während dieser Zeit nur über Weghaus möglich.
Über das Fügseegebiet zum Köchelweg

Hinter dem Moosbergsee verläuft der Weg am Waldsaum neben einer Wiese entlang und biegt anschließend nach links über einen Bach, wo wieder eines der Schilder Auf den Spuren der Römer steht. Es folgt nun ein kurzes Stück Fichtenwald. Das Gelände ist dort am Heumoosberg3 leicht erhöht.
Später geht es im Freien weiter in südlicher Richtung auf die Alpensilhouette zu. Im Osten erhebt sich das Estergebirge und auf der anderen Seite das Ammergebirge.
Bevor wir auf den Köchelweg stoßen, schlägt der Weg ein paar Haken – zuerst links und gleich bei der nächsten Gelegenheit wieder rechts.Während der Wiesenbrüterschutzzeit ist dort aber wie oben erwähnt Schluss. Man muss dann bei der ersten Abzweigung links das Moor verlassen, unter der Autobahn hindurch und außen herum über Weghaus laufen.Geradeaus führt der Weg noch einen Kilometer direkt auf den Weghauser Köchel zu, der mit seinem einzeln stehenden Baum oben auf der Lichtung deutlich auffällt. Zu beiden Seiten erstrecken sich magere Streuwiesen, in denen zahlreiche Scheunen stehen, dahinter liegt irgendwo der verborgene Fügsee. Kurz vor der Autobahn dreht der Weg westwärts. Nach einem weiteren Kilometer schließt sich ein Trampelpfad an. Ein paar Bretter überbrücken einen Graben. Dann wird der betonierte Köchelweg4 erreicht.
Langer Köchel
Zu Fuß ist der Köchelweg ein ziemlicher Hatscher. Immerhin wachsen am Rand seltene Pflanzen wie der tiefblaue Teufelsabbiss, den man auf den ersten Blick mit der Witwenblume verwechseln könnte. Im Bereich des Weghausköchels liegt mit dem Rechtachfilz5 ein relativ intaktes Hochmoor.
Bald nach der Brücke über den Krebsbach, welcher aus dem großen Quellmoor um den Steinköchel entspringt, nähern wir uns dem Langen Köchel. In dem Wegeverhau um das mit Wasser gefüllte Steinbruchgelände kann man sich leicht verlaufen. Den besten Blick auf den Langen-Köchel-See6 hat man von der Westspitze.
Rückweg über das Gut Weghaus

Zurück bleibt man bis Weghaus auf dem Köchelweg, was sich ganz schön in die Länge zieht. Vor der Autobahnüberführung lag auf der rechten Seite früher ein Segelflugplatz. Er wurde 2011 nach Norden zwischen Murnau und Ohlstadt verlegt. Auf der ehemaligen Fläche des Flugplatzes wachsen inzwischen wieder schöne Wildblumenwiesen.
Nach der Autobahnbrücke kommt das Gut Weghaus7. Es diente bis 2009 als Gnadenhof für Pferde und wird heute landwirtschaftlich genutzt. Bei Weghaus überquert man die Bundesstraße und gelangt auf einem kleinen Pfad an die Loisach. Nun flussabwärts bis zur Partenkirchner Straße und auf dieser an der Bartlmämühle vorbei in wenigen Minuten zum Bahnhof.
Alternative über den Krebssee nach Eschenlohe

Wer mit dem Zug fährt, könnte die hatscherte Strecke nach Ohlstadt vermeiden und stattdessen den landschaftlich reizvolleren Weg nach Eschenlohe nehmen. Es wird allerdings aus Naturschutzgründen darum gebeten, ihn nicht zu nutzen. Doch die Fischer vom Krebssee halten sich ja auch nicht daran und außerdem werden schwere Maschinen eingesetzt, um das Schilf zu mähen. Man sollte aber auf jeden Fall beachten, dass der befestigte Kiesweg offenbar nicht mehr ausgebessert wird. Stellenweise kann er fast knietief unter Wasser stehen, wobei die Bereiche schon irgendwie zu umgehen sind. Ein hautnahes Moorerlebnis also, bei dem man sich garantiert dreckig macht.

Es geht zunächst beim Steinköchel vorbei, hinter dem der idyllische Krebssee8 liegt. Vorsicht, die Bretter des Stegs sind teilweise morsch und locker.
Im Zentrum vieler Moore liegen kleine Restseen, die so genannten Mooraugen. Der Krebssee ist so ein Moorauge. Wegen seiner Größte besitzt das Murnauer Moos gleich mehrere davon. Druckquellen halten den Krebssee frei, sonst wäre er wohl schon verlandet.
Nach dem Krebssee biegt der Weg ostwärts und macht vor einem mäandernden Bächlein einen Bogen nach Norden. Dort nicht Richtung Süden abzweigen, sonst verpasst man die Ausstellung unter der Autobahnbrücke. Schließlich gelangen wir in eine Viehweide, wo der Weg nach Süden dreht. Kurz darauf dann links zur erwähnten Ausstellung9 mit Teilen der ehemaligen Materialseilbahn. Hinter der Unterführung am besten geradeaus bis zur Bundesstraße und zuletzt rechts nach Eschenlohe hinein.
Weitere Wandervorschläge
Die beste Tour, um das Murnauer Moos erstmalig kennenzulernen, ist eigentlich nicht die hier beschriebenen zu den Köcheln, sondern der Moosrundweg durch den Langen Filz zum Ähndl. In der vom Landkreis Garmisch-Partenkirchen herausgegebenen naturkundlichen Wanderkarte gibt es noch weitere Vorschläge für Moorexkursionen.