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Mitteralm (1190 m) und Arzmoos

Rundwanderung bei Brannenburg

Die Rundwanderung von Brannenburg zur gastlichen Mitteralm und durch das Arzmoos mit seiner malerischen Almlandschaft bietet überraschend viel Abwechslung. Es geht an Bächen entlang, durch kleine Schluchten und an zwei sehenswerten Wasserfällen vorbei. Auf dem Weg liegen außerdem alte Bergwerksstollen, eine mittelalterliche Bergkirche und noch so einiges mehr. Da lässt es sich verkraften, dass es auf der Tour keinen Gipfel gibt.
Stand:

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Großer Traithen
Blick von den Almen am Oberarzmoos über das Sudelfeld zum Großen Traithen.
Das Arzmoos gehört ohne Übertreibung zu den attraktivsten Almgebieten der Bayerischen Alpen. Mit seinen gepflegten Kasern, den kleinen Baumgruppen, der buckligen Flur, dem mäandernden Arzbach und den zerstreut umherliegenden Felsblöcken repräsentiert es perfekt das romantische Alpenbild. Einige der Hütten stehen schon seit mehreren Hundert Jahren. Hinter Baumreihen verborgen liegen wertvolle Hochmoore mit Mooraugen. Nach Süden weitet sich die Perspektive über das Sudelfeld bis zum Großen Traithen.Wie man am Namen hört, war das Arzmoos früher nicht nur eine Hochweide, sondern auch ein Bergbaugebiet.Laut Quellenlage wurde im Wendelstein­gebiet mindestens seit dem ausgehenden Mittelalter nach Erz geschürft. Die kleinen Erz­vorkommen der Bayerischen Alpen besaßen meist keine große Qualität. Doch Bayern benötigte eine Alternative, nachdem es im Zuge des Erbfolgekriegs die Herrschaften Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel samt ihrer reichhaltigen Bergwerke an Tirol hatte abtreten müssen. So rückten die zuvor nicht abbauwürdigen mageren Vorkommen der Bayerischen Alpen in den Fokus. Das Eisenerz aus dem Arzmoos wurde in den Hammerwerken bei Fischbachau verarbeitet. Der Ortsteil heißt bis heute Hammer.
Die meisten Stolleneingänge am Arzmoos sind verstürzt. Der längste erhaltene Stollen reicht knapp 20 Meter in den Berg. Er befindet sich am Wasserfall. Zum Teil sind noch Abraumhalden zu erkennen.

Tourcharakter und Schwierigkeit

900 hm 22 km6:00 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■
Orientierung ■■■■■■
Die Wanderung von Brannenburg ins Arzmoos ist zwar ziemlich weit, ansonsten aber sehr einfach. Die Wege sind perfekt beschildert und überwiegend breit. Auf den beiden schmäleren, manchmal feuchten Steigabschnitten, insbesondere an der Steinernen Stiege, braucht man eine gewisse Trittsicherheit. Ausgesetzte Stellen kommen keine vor.

Wegbeschreibung

Zum Talbahnhof der Zahnradbahn

Ursprünglich fuhr die Zahnradbahn direkt am Bahnhof in Brannenburg ab. Bei ihrer Inbetrieb­nahme 1912 kamen die Fahrgäste noch alle mit dem Zug. Da seit den 1950er Jahren aber immer mehr Menschen mit dem Auto anreisten, wurde der Strecken­abschnitt zur Verkürzung der Fahrzeit, wegen fehlender Parkplätze und weil er die Staatsstraße kreuzte, 1961 stillgelegt.
Unser Weg folgt exakt der ehemaligen Gleistrasse, zunächst auf der Wendelsteinstraße und dann einen Kilometer am Kirchbach entlang. Spätestens nach Überqueren der Mühlenstraße unbedingt auf die Südseite des Bachs wechseln, von dem wir uns nun entfernen. Der Weg beschreibt einen Linksbogen zum Friedhof. Drüberhalb der Dientzen­hofer­straße geradeaus zum Talbahnhof. Das ist alles gut beschildert, zieht sich aber etwas.

Wendelstein-Ringlinie: Zwischen dem Bahnhof Brannenburg und der Zahnradbahn verkehrt der Bus der Wendelstein-Ringlinie. Weil der erste Bus erst relativ spät geht und es nur wenige Fahrten am Tag gibt, lohnt sich der zusätzliche Planungs­aufwand für die kurze Strecke kaum.

Bergkirche St. Margarethen

Bergkirche St. Margarethen
Hoch über Brannenburg steht die gotische Bergkirche St. Margarethen. Sie wurde mehrmals umgebaut und erweitert. Die auffälligen Treppengiebel am Turm sind neugotisch. Sie stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Das nächste Zwischenziel ist die Bergkirche St. Margarethen. Dazu muss man genau vor dem Talbahnhof spitz rechts durch ein kleines Waldstück bergauf. Dahinter führt ein nettes Weglein an Vieh­weiden vorbei und über zwei Bergbauernhöfe nach St. Margarethen1. Von dort oben genießt man bereits eine gute Aussicht über das Inntal.
In den Quellen taucht die Flintsbacher Filialkirche St. Margarethen erstmals 1447 auf. Sie dürfte jedoch bedeutend älter sein, in ihrem Kern vielleicht sogar romanisch. Der Turm wirkt für die Kirche über­proportional massiv, vor allem wenn man bedenkt, dass die Kirche ursprünglich kleiner war. Es gibt deshalb immer wieder Spekulationen, der Turm könnte von einer abgegangenen Burg stammen.
Im schlichten Inneren blieben Reste der gotischen Fresken erhalten. Auf dem Friedhof stehen kunstvolle schmiedeeiserne Grabkreuze.

Aus einem der alten Bergbauern­höfe bei St. Margarethen stammt die berühmte bayerische Künstler- und Baumeister­familie Dientzenhofer. Mitglieder der Familie wirkten während der Barockzeit über drei Generationen hinweg unter anderem in Bamberg, Fulda und Prag. Sie errichteten Kirchen und Schlösser von europäischem Rang wie die Neue Residenz in Bamberg, die Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen oder St. Maria Magdalena in Karlsbad.

Aipl über den Schwarzen Ursprung

Haltepunkt Aipl
Die Zahradbahn passiert den Haltepunkt Aipl zwischen Brannenburg und der Mitteralm.

Von St. Margarethen läuft man ein paar Hundert Meter auf der Straße zur Einöde Krapf. Dort entsprechend der Wegweiser an der Gabelung rechts wenden. Auf dem unteren Weg kommen wir am Ende der Tour zurück. Bei gemächlicher Steigung wandern wir nun längere Zeit im schattigen Wald bergauf. Einmal führt der Weg unter dem Gleis der Zahnradbahn hindurch.
Bei den Quellen am so genannten Schwarzen Ursprung2 weist an einer verfallenen Brücke, von der nur mehr die Stahlträger übrig sind, ein altes Schild über den Mühlbach zum Arzmoos. Dieser wenig lohnende Abkürzer wird heute kaum mehr genutzt. Vor langer Zeit war es der übliche Aufstieg ins Arzmoos. Wir marschieren lieber weiter geradeaus zum Aipl, einem Bedarfshalt der Zahnradbahn.

Mailalm und Mitteralm

Mailkapelle
Auf der Mailalm steht diese Gedenkkapelle für die verstorbenen Kameraden der Rosenheimer Gebirgsschützen.

An der Verzweigung beim Aipl nimmt man besser den rechten Ast statt des Winterwegs, der so heißt, weil er lawinensicher ist. Zwar käme man auf dem Winterweg schneller ins Arzmoos, würde aber die idyllische Mailalm, die schöne Aussicht sowie die Einkehr auf der Mitteralm verpassen.
Wegen der Felswand unterhalb der Mailalm muss der Weg in die Bergflanke ausweichen. Er ist breit, aber ziemlich steil. Oberhalb der Felswand plätschert der Bach dann plötzlich wieder neben dem Weg. Gleich darauf taucht voraus der heimelige Kessel der Mailalm3 mit ihren drei Hütten und der Mailkapelle auf.

Von der Mailalm sind es nur noch ein paar Minuten zur Mitteralm mit Unterkunftshaus und Haltestelle der Zahnradbahn. Die Aussicht reicht bis ins Inntal hinaus. Außerdem hat man einen guten Blick auf die Hochsalwand, ebenfalls eine lohnende Tour. Von der Mitteralm gibt es sowohl einen Wanderweg zum Wendelstein als auch einen durch das Soin zur Soinwand.

Ins Arzmoos

An der Mitteralm wechseln wir vom Fahrweg endlich auf einen Steig. Er schlängelt sich im Wald zunächst ein Stück bergab. Zwischendrin gibt es einen kurzen Blick durch die Bäume zum Wasserfall am Reindlerbach, der die Steilstufe herabfällt, die wir vorhin auf der anderen Talseite umgingen. Bald kommt auf einer kleinen Lichtung eine Verzweigung. Zum Arzmoos muss man rechts.
Der Steig kreuzt das Gleis der Wendelsteinbahn und verläuft entlang eines Grabens, teils über Stufen hinauf ins Arzmoos, wo der Weg auch schon wieder breiter wird.

Hochmoor im Arzmoos

Latschenfilz im Arzmoos
Gut versteckt hinter einem Fichtenrandwald liegt im Arzmoos dieser Latschenfilz mit Moorauge.

Die erste Alm nach Verlassen des Waldes heißt Kronberger Alm4. Dort kann man einen Schlenker über eines der Hochmoore im Arzmoos machen. Dazu bei der Kronberger Alm nicht auf dem Fahrweg weiterlaufen, sondern rechts diagonal über die feuchte, batzige Weide. Aus dieser entspringt übrigens der Arzbach, dessen Wasserfall wir später noch sehen werden.
Der Pfad ist anfangs kaum zu erkennen. Nach 300 Metern liegt links ein Latschenfilz mit mehreren Mooraugen.
Der Geländeform nach handelt es sich um ein klassisches Sattelmoor, eine absolute Seltenheit für das Mangfall­gebirge. Das Moor besitzt einen lehrbuch­haften Aufbau. Ein auf dem Wasser aufliegender Schwingrasen umgibt das zentrale Moorauge. Den eigentlichen aufgewölbten Hochmoor­bereich prägen wenige Spezialisten, die mit der Nährstoff­armut zurecht­kommen, vor allem Torfmoose, Moosbeeren, Heidelbeeren und Latschen. Wegen der klimatischen Bedingungen des montanen Standorts ersetzen Seggen und Binsen teilweise die Torfmoose. Ringsum, wo es trockener ist, wächst ein typischer Fichtenrandwald. Bitte in dem sensiblen Biotop nicht herumtrampeln.

Oberarzmoos und Unterarzmoos

Wasserfall im Arzmoos
Im Unterarzmoos kann man einen Abstecher zu diesem Wasserfall machen.

Gleich hinter dem Moor muss man auf der Weide links zum Fahrweg zurück. Geradeaus wäre falsch, da geht es ins Sudelfeld. Wir erreichen schnell das Oberarzmoos mit der Kernalm und der Wasserburger Hütte, die der DAV-Sektion Wasserburg gehört.
Hinab ins Unterarzmoos macht der Weg drei Kehren. Nach der letzten gibt es links oberhalb im Hang einige Mundlöcher zu den verstürzten Bergbau­stollen. Auffälliger sind am steilen Hang gegenüber die hoch hinaufreichenden Viehgangeln, die ganz offensichtlich Erosions­problemen mit sich bringen. Die Alm­idylle hat auch ihre Schattenseiten. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass Viehgangeln im Winter die Schneedecke stabilisieren und die Gefahr von Gleitschnee reduzieren, was wiederum die Grasnarbe schützt.

Vor dem Rückweg über die Steinerne Stiege lohnt sich noch ein Abstecher zum Wasserfall am Arzbach, von dem viele Wanderer offenbar gar nichts ahnen. Dazu spitz rechts zu den Almhütten am Unterarzmoos. Bei der dritten führt ein Feldweg in wenigen Minuten zum Wasserfall5. Die Fallhöhe dürfte gut 20 Meter betragen. Neben dem Wasserfall klaffen mehrere Stolleneingänge.

Abstieg über die Steinerne Stiege

Großer Riesenkopf
Ungewohnte Perspektive von Westen auf den Großen Riesenkopf und den Rehleitenkopf. Die drei Rippen dazwischen gehören zum Hirschnagel.

Nach dem Abstecher zum Wasserfall laufen wir zurück zur Biegung nahe der eingefallenen Stollen, wo wir auf einen untergeordneten Weg Richtung Osten abzweigen. Dieser verläuft leicht ansteigend durch einen Geländeeinschnitt. Rechter Hand liegt eine Moräne mit einer großen trichter­förmigen Blaike. Bald geht es dann im Wald eine kleine Schlucht hinab.
An einer Felswand knickt der Steig nach links zur Steinernen Stiege6. Vermutlich wurden die Stufen einst von den Knappen in den Fels geschlagen, um die Engstelle leichter passieren zu können. Vorsicht, die Stufen sind extrem rutschig. Gut, dass es ein Drahtseil gibt. Unterhalb der Steinernen Stiege trifft man wenig später auf eine Forststraße.
Nach einem Kilometer auf der öden Kiespiste zweigt vor einem Graben ein unbezeichneter Steig ab, der leicht zu übersehen ist. Weiter der Forststraße zu folgen, wäre zwar nicht falsch, jedoch ziemlich letschert. Unten kommt der Steig hinter dem kleinen Stausee7 am Förchenbach heraus. Die Stauanlage gehört zum Wasser­kraftwerk Hinterkronberg, das für den Betrieb der Zahnradbahn gebaut wurde.

Über die Maiermühle nach Margarethen

Nördlich des Stausees stößt von links die Forststraße dazu, welche wir von weiter oben schon kennen. Dort muss man auf den ausgetrampelten Pfad durch die Viehweide wechseln. Nun am besten links des Förchenbachs bleiben und an die Beschilderung nach St. Margarethen halten. Alle Alternativen wären länger oder komplizierter.
Im Wald versteckte liegt am Mühlbach die ehemalige Maiermühle, inzwischen offenbar ein Jagdhaus. Jenseits des Wald­streifens gelangen wir über den Ponyreithof in Gembachau wieder zurück zum Hinweg. Wo bei Gembachau die Straße unter dem Gleis der Zahnradbahn hindurchführt, gab es ursprünglich einmal einen Haltepunkt.