Kofel (1342 m) über Marxersteig
Wanderung bei Oberammergau
Der markante Kofel gilt als Wahrzeichen von Oberammergau. Entsprechend beliebt ist die Wanderung. Den versteckten Marxersteig kennen allerdings nur die wenigsten. Nach der Gipfelrast kann man anschließend noch zu den Ammerquellen ins Graswangtal absteigen und die Bärenhöhle besuchen.
Stand:

Felsige Bergspitze bedeutet Kofel. Ein wirklich passender Name! Obwohl er recht abweisend wirkt, lässt er sich problemlos besteigen. Vom üblichen Startpunkt am Parkplatz beim neuen Friedhof aus gelangt man in kaum mehr als einer guten Stunde hinauf. Eine stille Gipfelrast ist also nicht zu erwarten, zumal man von oben echt eine prächtige Aussicht hat. Immerhin gibt es Alternativen zu dem oft überlaufenen Normalweg.
Ein weniger bekannter Aufstieg zum Kofel ist der wildromantische Marxersteig. Um einen echten Geheimtipp handelt es sich dabei aber schon lange nicht mehr. Sein Name geht wohl auf den Münchner Lehrer Leo Marxer zurück, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Oberammergau zog.
Der Marxersteig verläuft auf der Nordwestseite entlang der Einstiege zu den Kletterrouten und durch die kaminartige Schlucht der so genannten Kofelküche. Der Sage nach hauste an diesem geheimnisvollen Ort das Kofelweib oder die Kofelhexe. Die Leute vermuteten, dass die Hexe in der Kofelküche eine fürstlich ausgestattete große Höhle besaß. Den Kindern erzählte man, das Kofelweib würde die Babys bringen, weshalb in Oberammergau die Hebamme früher auch Kofelweib genannt wurde.
Noch einsamer als der Marxersteig ist der vergessene, überwiegend weglose Abstieg über die verschwundene Kofelalm und Weglalm zu den Ammerquellen. Dieser lohnt sich vor allem deshalb, weil man so vom Kofel direkt zu den idyllischen Quelltöpfen der Kleinen Ammer kommt.
Museumstipp: Das sehenswerte Oberammergau Museum befasst sich mit dem lokalen Schnitzhandwerk, den Passionsspielen sowie den antiken Funden vom Döttenbichl und Rainenbichl. Gezeigt werden unter anderem einige sehr schöne Krippen, Holzspielzeug, religiöse Figuren und römische Waffen.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Sowohl der Marxersteig als auch der kurze Klettersteig am Kofelgipfel erfordern Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Vorsicht, die Felsen am Kofel sind arg glattpoliert. Auf Steinschlag achten. Ein Helm kann nicht schaden. Die übrige Tour ist technisch einfach.Wegen des unbezeichneten Auf- und Abstiegs sollte man sich auf Orientierungsprobleme gefasst machen. Während der Marxersteig dank der Kletterer gut ausgetrampelt ist, stellt sich die Lage auf der Südseite hinab zu den Ammerquellen komplizierter dar. Im oberen Bereich sind die Steige bestenfalls stark verwilderte, zum Teil sogar ganz verschwunden. Also unbedingt das GPS-Gerät mitnehmen.
Wegbeschreibung
Zum Grottenweg

Vom Bahnhof Oberammergau laufen wir als Erstes zur Talstation der Kolbensesselbahn, die sich südwestlich des Orts befindet. Bei den Liftanlagen links wenden und im Waldschatten zum Fahrweg der Kolbenalm. Auf diesem einige Meter links abwärts und gleich wieder rechts in den Grottenweg1. Das ist der Talwanderweg um den Kofel, der seinen Namen von einer Mariengrotte hat.
Der Kofel rückt schnell näher und man passiert eine Gruppe mächtiger Felsblöcke. Rechts liegt eine kleine Durchgangshöhle unter den Blöcken, links ragt der so genannte Malenstein auf. An seiner dem Weg zugewandten glatten Seite gibt es viele Felsritzbilder, die teils Jahrtausende alt sind. Das berühmte Römerkopfprofil im oberen Teil stammt allerdings aus der Neuzeit.
Marxersteig

Bevor der Grottenweg nach dem Malenstein dicht an die Nordwand des Kofels heranführt, zweigt an einem deutlichen Graben rechts der Marxersteig2 ab. Es gibt keine Beschilderung, doch es hat jemand rote Punkte angebracht. Nahe der Kofelwände geht es im Zickzack aufwärts. Einmal schmiegt sich der Steig an den Felsen entlang, meist hält er jedoch respektvoll Abstand. Hindernisse werden links umgangen.
Weiter oben kommt man an ein Geröllfeld, das Ausgangspunkt einiger Kletterrouten ist. Der Marxersteig bleibt neben dem Schutt im Wald. Gegen Ende des Geröllfelds spaltet sich der Fels und gibt die schmale Schlucht der Kofelküche frei. Man wagt sich zwischen die aufschießenden Wände hinein und steht nach einer kleinen Halbhöhle vor einer etwas schmierigen Felsstufe. Eine Eisenkette entschärft die Kletterstelle, die ohne Sicherung ein leichter IIer wäre. Wer absolut schwindelfrei ist, könnte im Anschluss links den Grat hinausbalancieren und von oben in die Schlucht blicken.
Kofelgipfel
Wenige Meter über der Felsstufe am Marxersteig wird dann der reguläre Wanderweg erreicht. Von da turnen wir am Drahtseil in ein paar Minuten zum Kofelgipfel3 hinauf. Der Rundumblick reicht vom Hörnle und dem Aufacker im Norden über den Laber bis zur Notkarspitze im Süden.Wilder Abstieg über die ehemalige Weglalm

Bis zum Kofelsattel nehmen wir den gut gesicherten Normalweg. Am Kofelsattel4 verzweigen sich an einem Unterstand mehrere Wege.Links leitet ein Steig im Zickzack zur Kälberplatte hinab. Das wäre der schnellste und bequemste Abstieg.Zu den Ammerquellen muss man den westlich ansteigenden Weg wählen, welcher nicht bezeichnet oder markiert ist. Anfangs kaum erkennbar verläuft er etwa hundert Meter parallel zum tieferen Königssteig und schwenkt dann auf der Lichtung der aufgelassenen Kofelalm nach Osten. Damit weicht er dem Vorderen Rappenkopf aus. Die Spuren werden nun immer schwächer. Bald folgt eine Kehrtwende Richtung Westen in eine sumpfige Quellmulde, wo es früher eine Viehtränke gab. Linker Hand stehen Felsen. Bei diesen südwärts durch einen dichten Fichtenwald steil hinab zu einer langgestreckten Lichtung. Aus ihrem feuchten Boden entspringt ein Bächlein. Einst lag dort das Weidegebiet der Weglalm5.
Im Westen der Lichtung landet man zunächst auf einem holprigen Grünweg, der sich schließlich in eine Kiespiste verwandelt. Auf dieser geht es hinunter ins Graswangtal zu den Ammerquellen.
Kleine Ammerquellen
Die Ammerquellen6 liegen im Naturschutzgebiet Ettaler Weidmoos. Das Wasser, welches hinten im Graswangtal beim Lindergries versickert, sprudelt dort mitten in den Streuwiesen wieder hervor. Ein wirklich wundervolles Naturschauspiel. Übrigens fließt das Linderwasser nicht nur in die Ammer, sondern zum Teil auch durch tiefere Schichten bis zur Loisach.Ettaler Weidmoos

Wir wandern nun an mehreren idyllischen Quelltöpfen der Kleinen Ammer vorbei und gelangen bald an eine Nebenstraße. Auf dieser kurz links und gleich wieder rechts Richtung Ettal halten.Weiter der Nebenstraße zu folgen, wäre ebenfalls möglich, aber nicht so schön. Man käme dann bei der Kälberplatte am Döttenbichl zurück zum Grottenweg.Wer bei der Ammerbrücke am orografisch linken Ufer bleibt, sollte bedenken, dass bis Oberammergau keine Brücke mehr kommt. Ein Teil des Quellwassers wird bei der Brücke abgezweigt und mit Hilfe eines Dükers7 als Mühlbach unter der Ammer hindurchgeleitet. Diese interessante alte Technik funktioniert ganz ohne Pumpe nur durch den natürlichen Wasserdruck.
Hinter der Brücke beim Düker könnte man einen Abstecher zum Gasthof Ettaler Mühle machen.
Nach Oberammergau muss man aber den linken Weg einschlagen. Dieser Abschnitt entlang der Ammer ist landschaftlich besonders reizvoll. Birken säumen den Wanderweg und zu beiden Seiten erstrecken sich die artenreichen Feuchtwiesen des Ettaler Weidmooses.
Bärenhöhle

Etwa auf halber Wegstrecke von der Ettaler Mühle nach Oberammergau liegt am Fuße des Labers die Bärenhöhle8, früher auch Bärenloch genannt. Durch ihr mächtiges Portal fällt sie schon von Weitem auf. Wegen der andauernden Steinschlaggefahr wurde der offizielle Zugang zurückgebaut. Die Höhle darf auf eigenes Risiko hin jedoch betreten werden. Keinesfalls im Eingangsbereich verweilen, vor allem nicht, wenn dort geklettert wird.
Die domartige Halle ist sehr beeindruckend. Sie entstand durch Bergzerreißung, ist also eine Klufthöhle. Auf einem Podest steht im vorderen Bereich eine kunstvoll geschnitzte und gefasste Figur des Auferstandenen, aufgestellt wohl um 1900 oder früher.
Nach dem Besuch der Bärenhöhle bleiben wir bis zum Oberammergauer Bahnhof weiterhin an der Ammer. Dieses letzte Stück ist nicht mehr so schön, unter anderem wegen der lauten Deutschen Alpenstraße.