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Maria Eck bei Eisenärzt

Wanderung von Ruhpolding an der Traun

Auf dieser beschaulichen Wanderung geht es von Ruhpolding entlang der Traun nach Höpfling. Höhepunkt ist die Wallfahrtskirche Maria Eck oberhalb von Eisenärzt. Bei klarem Wetter hat man von dort einen wundervollen Blick auf die Chiemgauer Alpen und bis hinaus zum Chiemsee. Hungrige Wanderer können sich neben der Kirche im Klostergasthof stärken.
Stand:

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Wallfahrtskirche Maria Eck
Die Wallfahrtskirche Maria Eck stammt aus dem Frühbarock. Während der Säkularisation wäre sie fast zerstört worden.

Maria Eck ist der heilige Berg des Chiemgaus und tief im Leben der lokalen Bevölkerung verankert. Überregional bekannt ist die alljährliche Trachten­wallfahrt. Die Ursprünge von Maria Eck liegen im beginnenden 17. Jahrhundert. Damals erwarben die Seeoner Benediktiner die Alm am so genannten Vordereck. Das ehemalige Kloster der Benediktiner befindet sich auf der malerischen Seeoner Seenplatte im Norden des Chiemsees. Es wurde in der Säkularisation aufgelöst.1626 ließen die Mönche aus Seeon am Vordereck eine kleine Kapelle erbauen mit einer Kopie des Gnadenbilds Mariahilf von Lucas Cranach.Schnell entwickelte sich eine lebhafte Wallfahrt. Man benötigte also eine große Kirche, die 1636 fertig wurde. Bald kamen noch ein Gasthaus und ein Wohnhaus für die Priester dazu. Um ein Haar wäre Maria Eck dann Anfang des 19. Jahrhunderts der Säkularisation zum Opfer gefallen.Treibende Kraft dabei war der Siegsdorfer Pfarrvikar und spätere Pfarrer Joseph Lechner. Er schlachtete die Wallfahrts­kirche wie eine Kriegsbeute aus und ordnete den Abriss an. Als Verfechter der Aufklärung konnte er mit der ausufernden Marienverehrung und Frömmigkeit der Wallfahrer nichts anfangen. Ein paar beherzte Holzknechte verhinderten den Abriss in letzter Minute. Zeitweise beteten die Menschen vor der verschlossenen Kirche. Nur durch den beharrlichen Widerstand der Einheimischen und die Unterstützung von Kronprinz Ludwig, dem späteren König Ludwig I., konnte Maria Eck letztlich dauerhaft gerettet werden.

Neben dem religiösen Aspekt hat die Wanderung noch einen weiteren thematischen Schwerpunkt. Der südliche Chiemgau war nämlich einst ein wichtiger frühindustrieller Standort mit Bergbau­revieren, Kohlenmeilern, Schmelzöfen und Hammerwerken.
Große wirtschaftliche Bedeutung hatte neben der Montanindustrie auch die Soleleitung von Reichenhall über Siegsdorf nach Traunstein. Die aus Holzrohren, den so genannten Deicheln, bestehende Leitung wurde 1619 fertiggestellt. Für die damalige Zeit war sie ein absolutes Novum, weil die Sole auf mehreren Teilabschnitten bergauf gepumpt wurde. In den zuvor erstellten Leitungen floss die Sole nur bergab. Grund für den Bau der Soleleitung war der Brennholz­mangel im Raum Reichenhall.Die Chiemgauer Metallindustrie sowie die Salzgewinnung verschlangen Unmengen an Brennholz.Fichten wachsen nicht nur schnell, sondern lassen sich wegen ihres geraden Wuchses und ihres gegenüber anderen Hölzern geringeren Gewichts auch leichter triften. Die Holztrift war vor der Motorisierung die effizienteste Möglichkeit, um Baumstämme über größere Strecken zu transportieren. Auch auf der Traun wurde getriftet. Wegen der Bevorzugung der Fichte dominiert diese Baumart bis heute die Ruhpoldinger Berge. Die montanen Mischwälder mit Buche, Ahorn, Tanne und Ulme verschwanden.

Tourcharakter und Schwierigkeit

230 270 hm 11 km3:00 h

Anspruch ■■■■■■ T2
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■
Die Wanderwege an der Traun und nach Maria Eck sind überwiegend breit, einfach und bestens beschildert. Einige Stellen können batzig sein. Im Winter muss insbesondere entlang der Traun mit überfrierender Nässe gerechnet werden. Von der Länge her lässt sich die Strecke leicht an einem halben Tag schaffen und viele Höhenmeter sind es auch nicht.

Wegbeschreibung

Von Ruhpolding nach Bibelöd

Weiße Traun
Der Wanderweg von Ruhpolding nach Eisenärzt verläuft neben der Weißen Traun.

Wir laufen vom Bahnhof Ruhpolding ungefähr 200 Meter nach Norden zum Bahnübergang. Von da führt ein Fußweg durch die Wiesen in ein paar Minuten zur Weißen Traun. Man überquert die Weiße Traun dann entweder sofort oder spätestens bei Bibelöd1 ein Stück flussabwärts.
Die Weiße Traun hat ein riesiges Einzugsgebiet vom Hoch­gern bis zum Sonntags­horn. Deutlich kleiner ist dasjenige der Roten Traun. Sie entspringt östlich des Sulzbergs bei Inzell. Den Sulzberg kennt man vor allem wegen des Zinnkopfs, einem sehr ruhigen Berg zum Wandern. Nach dem Zusammenfluss der beiden Arme bei Siegsdorf heißt der Fluss nur noch Traun. Der Name Rote Traun hat damit zu tun, dass sie sich zum Teil aus Moorwasser speist. Solche Farb­differenzierungen bei alpinen Fließgewässern sind häufig. Der schneller fließende, stärker schäumende Arm wird meist als weiß charakterisiert.

Uferweg an der Traun

Nagelfluh
An der Weißen Traun sind unterschiedliche Gesteine aufgeschlossen, wie diese Nagelfluhwand mit mehreren Kleinhöhlen.

Hinter Bibelöd geht es über einen kleinen Kanal, der gleich darauf zurück in die Traun fließt. Nun verengt sich der bis dahin breite Weg zu einem Steig und leitet durch das Steilufer. Von der Seite plätschert ein Bach herab. An einigen Stellen tritt stark kalkhaltiges Wasser aus dem Hang aus, was zur Bildung von Quellkalk führt. Man sieht gut, wie sich der Kalk auf den Moosen ablagert und sie versteinert. Wir werden im Verlauf der Wanderung noch mehrere dieser Sinterablagerungen sehen.
Bald kommt eine äußerst interessante Felswand aus Nagelfluh2. Das verfestigte Konglomerat wurde von einem würmzeitlichen Gletscher abgelagert. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass der löchrige Sockel aus Raibler Rauwacke besteht. Auch die Nagelfluh weist Halbhöhlen auf. Die Löcher in der Wand spülte vermutlich die Traun aus, als sie noch auf einem höheren Niveau floss.
Der Weg weicht vor der Nagelfluhwand nach oben aus. Es folgen einige Hundert Meter auf einer Kiesstraße, von der man anschließend links auf den Traunsteig abzweigt. Durch Wald und Wiesen nähern wir uns dann Eisenärzt.

Eisenärzt

In Eisenärzt3 muss man links zur Traun hinab und wieder über den Fluss wechseln. Auf der anderen Seite stehen beim Bahnhof interessante Infotafeln, die sich mit der Ortsgeschichte und dem Kloster Maria Eck befassen.

Der Name Eisenärzt hat mit den Eisenerz­vorkommen am Scharamberg westlich des Orts zu tun. Sehr ergiebig waren diese jedoch nicht. Deshalb konzentrierte man sich in Eisenärzt seit dem Spätmittelalter auf die Metall­gewinnung und -verarbeitung. Die waldreichen Berge boten genug Brennholz. Zu Hochzeiten gab es in Eisenärzt drei Eisenhütten und mehrere Hammer­schmieden. 1878 wurde der letzte Hochofen stillgelegt.
Überall in der Gegend spielte die Montanindustrie früher eine wichtige Rolle. Worauf man sich jeweils spezialisierte, lässt sich noch heute an Ortsnamen wie Grub, Schmelz oder Hammer ablesen. Aus den Bergen rings um Siegsdorf, Inzell und Ruhpolding wurden bis ins 20. Jahrhundert verschiedene Erze gefördert, am Rauschberg beispielsweise Blei und Zink, am Kressenberg Eisen.

Maria Eck

Rauschberg
Vom Wallfahrtsweg nach Maria Eck hat man einen guten Blick zum Rauschberg.

Der Aufstieg von Eisenärzt über den Scharamberg nach Maria Eck ist bestens beschildert. Eine gute halbe Stunde braucht man für die 200 Höhenmeter. Der Weg verläuft teilweise im Freien mit etwas Aussicht in die umliegenden Berge. Schön zu sehen ist der wuchtige Rauschberg im Südosten, eine lohnende, wenn auch ziemlich anstrengende Tour. Der Scharamberg selbst gehört zu den nördlichen Ausläufern des Hochfellngebiets.
Das allerletzte Stück zur Wallfahrtskirche Maria Eck4 geht es entlang der Zufahrtsstraße.

Geotipp: Eine Kuriosität der Gegend sind die Maria-Ecker-Pfennige. Die flachen, runden Linsensteine sehen wie Münz­geld aus und wurden von den Wallfahrern zwischen Bergen und Adelholzen aufgelesen. Es handelt sich dabei um versteinerte Einzeller, die in der Fachsprache als Nummuliten bezeichnet werden. Nummuliten treten im Chiemgau vereinzelt am Alpen­nordrand in dem schmalen Streifen des Helvetischen Decken­systems auf, welches auf dem europäischen Urkontinent entstand. Das Geotop zum Nummuliten­kalk befindet sich im Höllgraben hundert Meter südlich von Adelholzen.

Brunnweg in Eisenärzt

Brunnweg bei Eisenärzt
Von Eisenärzt führte eine Aufschlag­wasser­leitung zum Brunnhaus an der Soleleitung in Siegsdorf. Der Brunnweg diente der Wartung.

Von Maria Eck nimmt man bergab nach Eisenärzt wieder den Hinweg. Kurz vor der Dorfstraße zweigt links der Brunnweg ab. Er diente ursprünglich zur Wartung der Aufschlag­wasserleitung für den Antrieb der Solepumpe im Brunnhaus Siegsdorf. Das Brunnhaus in Siegsdorf war Teil der zweiten bayerischen Soleleitung von 1810. Bis Siegsdorf verlief sie entlang der alten Leitung von 1619 und zweigte dort nach Rosenheim ab. Reste von Aufschlag­wasser­leitungen existieren noch vielfach in den Chiemgauer Alpen, beispiels­weise am Reifenberg bei Bernau oder beim Rottauer Wasserfall am Grießenbach. Der Begriff Aufschlag­wasser kommt aus der Mühlen­technik, weil das Wasser auf das Rad aufschlägt. In Siegsdorf trieb es aber kein Rad, sondern die Reichenbach'sche Wasser­säulen­maschine an.

Nach Höpfling

Am nördlichen Ortsrand von Eisenärzt endet der alte Brunnweg beim Forellenhof. Dort am besten noch geradeaus auf dem Maria Ecker Rundweg bleiben und erst hinter den Fischteichen rechts. Nach wenigen Schritten wandern wir dann an der Bahnlinie links auf dem Grubweg in die Traunauen hinein.
Etwa auf halber Strecke nach Höpfling ragt im Hang eine auffällige Felsmauer5 mit senkrecht gestellten Schichten empor. Es handelt sich dabei um eine zu Stein gewordene unterseeische Lawine aus Rotalgen­schutt. Rotalgen besitzen ein Kalkskelett und können Riffe bilden. Der Schutt stammt von mehreren, vermutlich immer wieder durch Stürme zerstörten Rotalgenriffen.
Kurz nach dem Geotop gelangen wir in die kleine Ortschaft Höpfling, wo es einen Bahnhof gibt.

Mammut-Fundstelle im Gerhartsreiter Graben

Mammut-Fundstelle bei Höpfling
Im Gerhardsreiter Graben bei Höpfling fanden 1975 zwei Schüler ein gut erhaltenes Mammutskelett. Es wird im Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf ausgestellt.

In Höpfling könnte man einen Abstecher zur Mammut-Fundstelle6 im Gerhartsreiter Graben machen. Das sind nur wenige Minuten. Dazu vom Bahnhof zur Hauptstraße vor und auf der anderen Seite links. Der Weg ist beschildert. Von der renaturierten Fundstelle darf man sich allerdings nicht zu viel erwarten. Immerhin gibt es eine ausführliche Infotafel mit der unterhaltsamen Fundgeschichte.
Zwei jungendliche Schulfreunde entdeckten 1975 die Mammutknochen im Gerhartsreiter Graben. Mehrere Wochen lang gruben sie unbemerkt zahlreiche Knochen aus und schleppten sie nach Hause. Aus welchen Gründen auch immer hielten sie den Fund 10 Jahre geheim. Nach dem Bekanntwerden kamen bei einer professionellen Nachgrabung weitere Mammutknochen und ein fast komplettes Höhlenlöwen­skelett zum Vorschein. Man fand auch Knochen von Wollnashorn, Urrind, Riesenhirsch und Wölfen. Vermutlich lag dort ein Schlammloch. Auf dem Weg zur Tränke blieben schwache Tiere im Morast stecken und verendeten. Ein gefundenes Fressen für die Hyänen, von denen zwar keine Knochen, jedoch Kotballen ausgegraben wurden.

Museumstipp: Das Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf ist eines der bedeutendsten seiner Art in Bayern. Die umfangreiche Sammlung veranschaulicht die geologischen Besonderheiten des Chiemgaus, seine Gesteine, Fossilien und die glaziale Überformung der Landschaft. Höhepunkt der Dauerausstellung sind die nahezu vollständig erhaltenen Skelette des Siegsdorfer Mammuts und Höhlenlöwen. Beide eine absolute Seltenheit!

Siegsdorf

Der Weiterweg von Höpfling nach Siegsdorf dauert in etwa 20 Minuten. Es gibt auf beiden Seiten der Traun einen Fußweg. Da die Strecke nicht mehr besonders schön ist, lohnt es sich eigentlich nur, wenn man noch das Naturkunde- und Mammut-Museum7 besuchen möchte oder den Zug verpasst. Für den Museumsbesuch sind mindestens zwei Stunden zu veranschlagen.