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Maiwand (1135 m) bei Flintsbach

Spitzer Felszahn für Kraxler

Wer bei Flintsbach im Unterinntal die beliebte Wanderung auf den Petersberg unternimmt, dem sticht bestimmt der spitze Zahn der Maiwand ins Auge. Im Gegensatz zu allen anderen Erhebungen ringsum ist an der Maiwand ohne ausreichend Bergerfahrung allerdings nichts zu holen.
Stand:

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Maiwand
Die Maiwand von Süden. Das Kreuz steht am vordersten Zacken, nicht auf dem höchsten Punkt.

Die Maiwand ist ein eher untergeordneter, sehr schwerer und vor allem gefährlicher Gipfel im Riesenkopf­gebiet bei Flintsbach am Inn. Die Berggruppe verfügt dank ihrer kleinteiligen Struktur über eine große landschaftliche Vielfalt. Man findet dort wilde Gräben mit zahlreichen Wasserfällen, romantische Steinschutt­wälder, sonnige Almweiden und einige vom Charakter her recht unterschiedliche Gipfel.
Neben dem langgezogenen Rücken des Riesenkopfs sowie den säulenartigen Kuppen des Petersbergs und des Großen Madrons scheint die Maiwand aus der Reihe zu tanzen. Mit ihren markanten Rippen und dem zackigen Kamm erinnert sie stark an den gegenüber­liegenden Heuberg. Und tatsächlich gehören Heuberg und Riesenkopfgebiet geologisch zusammen, obwohl sie durch das Inntal voneinander getrennt sind. Die Maiwand besteht aus hellem Kalkstein des Unteren und Mittleren Juras, ein Gestein, das auch im oberen Teil des Heubergs vorkommt.

Geotipp: Südöstlich von Flintsbach am Inn befindet sich nahe dem kleinen Ort Fischbach direkt neben der Autobahn ein sehenswerter Gletschergarten. Das Geotop entstand durch den Inn-Gletscher, der dort einen Riegel aus Wettersteinkalk abschliff. Der Gletscherschliff von Fischbach zählt zu den schönsten Geotopen des Bayerischen Alpenraums.

Tourcharakter und Schwierigkeit

820 hm 15 km4:50 h

Anspruch ■■■■■ T5  I
Kondition ■■■■■■
Orientierung ■■■■■■

Die Besteigung der Maiwand ist sehr anspruchsvoll, wobei es letztlich nur um einige kurze Stellen geht. Das Gipfelkreuz lässt sich schon fast mit den Händen greifen, da beginnen erst die eigentlichen Schwierigkeiten. Immerhin bietet ein Fixseil beim Abklettern in die Gipfelscharte Halt. Die Kletterstelle kann südseitig im Steilgras umgangen werden. Das ist zwar technisch einfacher, doch auch deutlich gefährlicher.
Schon öfters kam es im Bereich der Maiwand zu tödlichen Abstürzen. Tragisch ist ein Fall vom März 2022, als drei Mitglieder einer Vierergruppe gleichzeitig abstürzten. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Laut Bergwacht verließen sie an einer unübersichtlichen Stelle auf Grund einer App den Weg und gerieten in eine Steilgrasrinne.

Besonders heikel wäre der alternative Steig durch die Südflanke der Maiwand. Ob das Fixseil dort noch drinhängt und in welchem Zustand es sich befindet, kann ich nicht sagen. Allzu sehr sollte man auf derartige Seile aber ohnehin nicht vertrauen. Im Zweifelsfall lieber selber eines mitnehmen.

Wegbeschreibung

Um den Petersberg

Die Wanderwege beginnen südlich von Flintsbach bei der Burgruine Unter-Falkenstein1. Sie liegt nur ein paar Minuten vom Bahnhof entfernt und ist ausgeschildert. Die aufwändig sanierte Burganlage kann besichtigt werden.
Vom Wanderparkplatz Falkenstein steigen wir auf einer steilen Kiesstraße bergauf Richtung Petersberg und Hohe Asten. Die vermeintlichen Abkürzer rechter Hand ignoriert man am besten. Sie bringen nicht wirklich etwas. Wir kommen nun im so genannten Hundsgraben an netten Wasserfällen vorbei, bevor der Weg einen Bogen um den Petersberg macht. Das Plateau des Petersbergs war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt. Im Mittelalter gab es oben ein Kloster. Die romanische Kirche geht auf das Kloster zurück. Hinter dem Petersberg steht dann rechts das Gehöft vom Bauer am Berg2.

Verschlungene Wege zum Maigraben

Unterinntal
Blick über das Unterinntal zum Kranzhorn, dem bayerisch-tirolischen Grenzberg. Im Hintergrund ist das Kaisergebirge zu sehen.

Beim Bauer am Berg zweigt der so genannte Sommerweg ab. Er führt uns vom Bauernhaus über eine sumpfige Wiese in den Wald. Man darf sich nun von den unbezeichneten Querwegen nicht aus dem Konzept bringen lassen und orientiert sich konsequent nach links oben. Der meist feuchte, schlecht gepflegte Steig wird vorwiegend von ortskundigen Wanderern Richtung Hohe Asten oder Riesenkopf benutzt. Wer achtsam ist, sieht nach einiger Zeit vielleicht den vermoderten Baumstamm, auf dem der Riesenkopf mit Pfeil eingeritzt wurde. Das ist ein kleiner Abkürzer. Ansonsten erst bei der nächsten Gelegenheit rechts. Die Varianten treffen sich sowieso schnell wieder. Nahezu ohne Höhengewinn quert man dann auf einem breiten Weg mit Blick auf die Maiwand nach Nordwesten.Hinter einer Biegung fällt rechts ein stark verfallener Weg auf. Er leitet tief in den Maigraben hinein und endet an einer Bachverbauung. Seine alten Stützmauern sind an vielen Stellen weggebrochen. Zahllose Stämme versperren ihn. Vom Maigraben aus gäbe es einen gefährlichen Anschlusssteig durch die Südflanke der Maiwand.Sobald der Maigraben3 flacher wird und rechts die Bäume zurücktreten, springt man über das oft ausgetrocknete Bachbett. Auf der anderen Seite erstreckt sich die Lichtung der Riesenkopfalm.

Auf die Maiwand

Schlüsselstelle an der Maiwand
Diese Kletterstelle kurz vor dem Gipfel bildet die Schlüsselstelle an der Maiwand.

Der Einstieg zur Maiwand befindet sich in der nordöstlichen Ecke der Weidefläche, direkt auf dem Weg zum Riesenkopf. Ein Warnschild weist auf die Gefährlichkeit der Maiwand hin. Nicht zu Unrecht, denn es ereignen sich immer wieder tödliche Abstürze.
Der schmale Steig überschreitet zunächst einen unscheinbaren Vorbuckel. Danach nicht auf die nächste Erhebung (Sackgasse), sondern diese an der Nordseite queren. Das ist bereits recht abschüssig und heikel. Dahinter geradeaus zum grasbewachsenen Grat hinauf, rechts um eine Felsnadel herum und dann einen Abbruch (III) mit Fixseil­unterstützung in eine Scharte abklettern.
Alternativ kann der Bereich rechts im Steilgras umgangen werden. Vorsicht bei Nässe. Trittspuren leiten ein wenig bergab und queren unter einer Felswand zu der besagten Scharte. Die letzten Meter zum Gipfelkreuz4 sind luftig, aber ansonsten unschwierig.

Hohe Asten

Nach der Maiwand geht es zur wohlverdienten Einkehr in den Berggasthof Hohe Asten. Wir laufen dazu erst einmal über die Weidefläche der Riesenkopfalm5. Bei der Almhütte anschließend links in den Wald hinein. Ein breiter Weg führt von dort in einem weiten Bogen um eine Geländeschulter herum zu den beiden prächtigen Astenhöfen6.

Abstieg durch die Wolfsschlucht

Wolfsschlucht
In der Wolfsschlucht bei Fischbach gibt es ein paar schöne Wasserfälle.

Beim Rückweg könnte man zur Abwechslung noch die kleine Wolfsschlucht besuchen. Dazu von der Hohen Asten am einfachsten der Kiesstraße folgen. Wenn diese nach einigen Kehren die Lichtung beim Bauer am Berg erreicht, rechts auf eine weitere Kiesstraße abzweigen. Diese schlängelt sich in langatmigen Schleifen talwärts nach Fischbach am Inn. Zwar gäbe es an der Südseite des Großen Madrons einen deutlich kürzeren und außerdem sehr netten Steig, doch dieser ist bergab schlecht zu finden.Nach über zwei Kilometern auf der öden Kiesstraße beginnt an einer Brücke der Steig durch die Wolfsschlucht7. Es gibt einige wirklich schöne Wasser­fälle sowie ein paar Klein­höhlen in den dort vorhandenen Raibler Schichten. Der Steig endet an einer Reihe von Fischteichen.
Zuletzt wandert man am stillgelegten Kalksteinbruch Rauscher vorbei und im Tal über Falkenstein zurück nach Flintsbach.