Loisach-Kochelsee-Moore
Wanderung von Benediktbeuern nach Schlehdorf
Nördlich des Kochelsees erstreckt sich entlang der Loisach eine Moorlandschaft von europäischem Rang. Das Gebiet ist als Fauna-Flora-Habitat ausgewiesen. Viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten finden dort Zuflucht. Neben ihrem ökologischen Wert besitzt die reizvolle Gegend auch eine große touristische Bedeutung.
Stand:

Die Landschaft im Norden des Kochelsees gleicht einer Bilderbuchidylle. Den größten Teil der Fläche nehmen die wertvollen Loisach-Kochelsee-Moore ein. Sie entstanden durch Verlandung des einst um ein Vielfaches größeren Kochelsees. Auf den Schwemmkegeln der Gebirgsbäche rings um die Moore liegen liebenswerte Dörfer mit schmucken alten Bauernhäusern. Und im Süden erhebt sich die charakteristische Silhouette der Münchner Hausberge.
Kulturelle Mittelpunkte der Gegend sind die beiden barocken Klöster Benediktbeuern und Schlehdorf. Sie zählen zu den ältesten in Bayern. Ihre Gründung erfolgte bereits im 8. Jahrhundert. Die Klöster sollten das dünn besiedelte Land urbar machen und an dieser strategisch wichtigen Stelle die bayerisch-fränkische Herrschaft sichern. Im Lauf der Zeit entwickelten sie sich zu bedeutenden Wirtschaftszentren. Die prächtigen Anlagen zeugen vom einstigen Reichtum.
Trotz eines umfangreichen Entwässerungssystems ließen sich die Loisach-Kochelsee-Moore nie vollständig kultivieren. Heutzutage setzt man auf eine extensive Nutzung oder sogar Renaturierung der landwirtschaftlichen Flächen. So finden dort beispielsweise seltene Wiesenbrüter und bedrohte Insektenarten einen Lebensraum.
Für den Schutz der Moore engagiert sich besonders das Zentrum für Umwelt und Kultur im Kloster Benediktbeuern. Es unterhält auch die Lehrpfade und bietet Seminare zur Umweltbildung an.
Tourcharakter und Schwierigkeit
Die Wanderung durch die Loisach-Kochelsee-Moore verläuft auf befestigten, gut beschilderten Wegen. Entlang der Loisach kann es auch mal morastig sein. Bei Hochwasser kommt man dort unter Umständen gar nicht durch.
Da es wenig Schatten gibt, sollte es kein allzu heißer Tag sein. Durchwachsenes Wetter ist dagegen in Ordnung.
Wegbeschreibung
Betretungsregeln: Weite Bereiche der Loisach-Kochelsee-Moore stehen unter Naturschutz. Bitte die Betretungsregeln auf den Infotafeln beachten. Die hier beschriebenen Wege dürfen ganzjährig genutzt werden.
Seit März 2018 ist der Moosrundweg entlang der Loisach aus Sicherheitsgründen zum Teil gesperrt. Die Sperrung erscheint übertrieben und nicht nachvollziehbar. In der Praxis wird sie deshalb wenig beachtet.
Gehölzpfad zur Loisach

Bevor man losläuft, lohnt ein Blick in den Klosterhof und die prächtige Klosterkirche von Benediktbeuern. Anschließend startet die Wanderung auf dem Rundweg Nummer 1 bzw. dem Gehölzpfad in Richtung Moosmühle. Das gesamte Wandergebiet ist perfekt beschildert. Zahlreiche Infotafeln klären über den aktuellen Standort, die verschiedenen Rundwege sowie die Pflanzen- und Tierwelt auf.
Bis zur Loisach werden auf dem Gehölzpfad heimische Bäume und Sträucher behandelt. Zwischendrin zweigen vom Hauptweg mehrere unterhaltsame Lehrpfade ab. Die Zeit reicht aber kaum aus, um sich mit allen intensiver zu beschäftigen.
Hinter der Vogelstation Moosmühle1 bleibt man wie gehabt auf dem Rundweg Nummer 1, der nun tiefer in das eigentliche Moor eintaucht. Wer keine Angst hat, sich nasse Schuhe zu holen, kann es auf dem Moorpfad2 hautnah erleben. Vorsicht, die Holzbefestigungen sind teilweise morsch. Kurz nach dem Moorpfad wird dann die Loisach erreicht.
Uferweg an der Loisach

An der Loisach teilt sich der Weg auf. Für Schlehdorf muss man links, also flussaufwärts. Mehrere Kilometer begleitet der Weg nun die gemächlich dahinfließende Loisach – anfangs im Wald, später im Freien mit schönem Blick über Benediktbeuern zum Angerlkopf, der in den dicht bewaldeten Tölzer Flyschbergen liegt.
Aus den Flyschbergen kommt auch der Lainbach3 , der uns irgendwann von der Loisach wegdrängt. Das vor allem geologisch interessante Lainbachtal wäre übrigens ebenfalls ein lohnendes Wanderziel bei Benediktbeuern.
Der Lainbach mäandert heute durch das ursprüngliche Bett der Loisach. Diese wurde einst begradigt, um die Holztrift zu beschleunigen. Die geringe Fließgeschwindigkeit im flachen Moor war nämlich ein großes Problem.
An der Lainbachbrücke wird kurz der Prälatenweg tangiert, dessen letzte Etappe in Kochel endet. Wir verlassen dort den Moosrundweg Nummer 1 und halten uns Richtung Großweil. Gleich darauf geht es über die Loisach.
Am Triftkanal zum Eichsee

Auf der anderen Seite der Loisach wandern wir rechts zum ehemaligen Triftkanal4. Dieser wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegraben, um die weite Schleife der Loisach durch den Kochelsee abzukürzen. Die Zeitersparnis betrug einen Tag.
Man folgt nun dem stark verwachsenen Triftkanal fast auf seiner ganzen Länge. Rechter Hand erstrecken sich schöne Moorwiesen mit seltenen Pflanzen. Dahinter liegt die unzugängliche Kernzone, welche nicht betreten werden darf. Wenn nach einiger Zeit die erste Brücke kommt, wechseln wir entsprechend der Beschilderung für Schlehdorf über den Triftkanal. Auf der anderen Seite muss man wieder etwa einen halben Kilometer zurücklaufen, bis es rechts zum Eichsee5 geht. An dem idyllischen Moorsee gibt es einen gepflegten Badeplatz.
Nach Schlehdorf

Ab dem Eichsee wird es etwas hatschert und es gibt kaum noch Schatten. Auf geteerten Wegen wandert man südwärts zur Loisach. Dieser Arm der Loisach, welcher zum Kochelsee strömt, besitzt eine deutlich höhere Fließgeschwindigkeit, als derjenige im Moor. Am besten überquert man die Loisach gleich bei Unterau6. Auf der langen Unterauer Straße wird schließlich Schlehdorf am Kochelsee erreicht.
Einkehrmöglichkeiten sorgen in Schlehdorf für einen gemütlichen Ausklang der Wanderung. Die ehemalige Klosterkirche St. Tertulin kann nach mehrjähriger Sanierung seit Oktober 2021 wieder besichtigt werden. Das ursprünglich im Frühmittelalter bei Klais im Werdenfels gegründete Benediktinerkloster Scharnitz siedelte bald an den wirtlicheren Kochelsee um. Später übernahmen es Augustiner-Chorherren, welche die heutige Kirche im Stil des Barocks mit klassizistischen Elementen erbauten. Unterhalb der Kirche liegt ein großer, leicht verwilderter Permakulturgarten. Im Sommer lockt der Badeplatz nahe der Bootsanlegestelle.
Tipp: Auf dem Kochelsee verkehrt im Sommerhalbjahr ein Ausflugsboot. Während der Fahrt hat man eine schöne Perspektive auf die umliegenden Berge und erfährt interessante Details über den Kochelsee.